Preisexplosion bei MP3-Playern

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Avenger_Zero
Stammgast
#1 erstellt: 25. Mai 2008, 13:02

Laut einem Bericht von IT-Business verlangt die Zentralstelle für private Überspielungsrechte (ZPÜ) von Apple die Zahlung von 1 Euro Urheberabgabe pro Gigabyte Speicherplatz auf importierte iPods. Das würde einen iPod-Classic mit 160-GB-Festplatte inklusive Mehrwertsteuer um fast 200 Euro verteuern.
Wie IT-Business berichtet will die mit der Erhebung von Urheberabgaben auf Leermedien und Speichergeräte betraute Zentralstelle für private Überspielungsrechte (ZPÜ) die Abgabensätze drastisch erhöhen. Hersteller von MP3-Playern mit eingebauter Festplatte wären davon besonders betroffen. Bisher zahlte Apple laut IT-Business pro nach Deutschland importiertem iPod Classic mit 160-GB-Festplatte 2,41 Euro (netto) Urheberabgabe an die ZPÜ. Die ZPÜ soll nun rückwirkend zum Jahresbeginn drastisch erhöhte Abgaben fordern: 1 Euro Urheberabgabe pro Gigabyte Festplattenspeicher. Bei einem empfohlenen Verkaufspreis von 329,- Euro für den iPod Classic mit 160-GB-Festplatte würde das eine Preissteigerung von knapp 200,- Euro auf über 500,- Euro bedeuten, da die Urheberabgabe auch noch mehrwertsteuerpflichtig ist.

Ob es zu einer derart drastischen Preissteigerung tatsächlich kommen wird, ist noch offen. Durch die zu Jahresbeginn in Kraft getretene Urheberrechtsnovelle wurden die gesetzlich festgelegten Urheberabgaben ungültig. Stattdessen sollen Rechteinhaber und Hersteller von Vervielfältigungsgeräten angemessene Abgabensätze untereinander aushandeln. Die Verhandlungen zwischen der ZPÜ und Apple sowie anderen Geräteherstellern laufen noch. Betroffen ist nicht nur Apple sondern alle Hersteller, die so genannte vergütungspflichtige Produkte anbieten.

Die Liste mit den laut GEMA abgabepflichtigen Produkten ist lang und umfasst unter anderem Audiokassetten, CD- und DVD-Rohlinge sowie Blu-ray- und HD-DVD-Leermedien, CD-, DVD-, HD-DVD- und Blu-ray -Brenner, Festplatten, Kassettenrekorder, MP3-Player, MP3-fähige Handys, Sat-Receiver mit Festplatte und/oder DVD-Rekorder, Speicherkarten aller Art sowie Videokassetten und Videorekorder.

Die Hersteller lassen bisher wenig Neigung erkennen, die von der ZPÜ geforderte Abgabenerhöhung mitzumachen. Sollte keine Verhandlungslösung erzielt werden, müssen sich am Ende die Gerichte mit dem Streit befassen. Da für beide Seiten so viel auf dem Spiel steht, würde ein solcher Streit wohl bis hoch zum Bundesgerichtshof ausgefochten werden.


Quelle: Golem.de

Finde ich cool, zum Glück wohne ich in Österreich
mehlsack
Ist häufiger hier
#2 erstellt: 26. Mai 2008, 12:49
Das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen, dass da die Hersteller von MP3-Playern mitmachen. Einige Player würden sich dann ja gar nicht mehr verkaufen.

Ich liebe diese unrealistischen Starts von Verhandlungen

LG
holo_san
Stammgast
#3 erstellt: 27. Mai 2008, 11:59
Der geneigte Nutzer bezahlt ja schon jetzt sinnlos die im Endpreis enthaltene Lizenzgebühr für jeden gekauften Rohlinng und jeden CD/DVD-Brenner, obwohl ihm dann anschließend das Kopieren der Inhalte von CD und DVD rechtlich untersagt und mit allerlei Taschenspielertricks erschwert wird.
Verhindern können es die standfesten DRM-verliebten Medienrechtsmonopolisten allerdings nicht, da technisch nicht umsetzbar.

Vor diesem Hintergrund halte ich dann aber auch diese nächste Abzockoffensive für gar nicht mal chancenlos, da auch hierzulande in letzter Zeit rechtlich relevante Rahmenbedingungen im Sinne der Medienindustrie verändert wurden.
Es wird gar gemunkelt, dass deren Rechtsverdrehertreter am Gesetzesentwurf mitgefeilt haben - so wie bei der letzten Novelle des Energiegesetzes (u.a. bzgl. der erneuerbaren Energieen). Da wurde der, natürlich völlig uneigennnützig ausformulierte, Vorentwurf von RWE-Lohnempfängern sogar direkt als Grundlage des parlamentarsichen Abstimmungsprozesses verwendet. Das es danach mit den preisen nur bergauf, mit dem Wettbewerb aber diametral bergab ging, war dabei natürlich nicht abzusehen, wer kann den soetwas ahnen.

Ja, das Ganze erinnert schon ein wenig an südfruchtexportierende Länder. Aber nur ein wenig, man lebt ja schließlich nicht in Äquatornähe und muss daher viel mehr heizen.

Und aus dem o.g. Anlass gibt es bald wohl mal wieder Bananen satt...
Ob Österrich sich diesem zurzeit noch ungebremst anhaltenden Lobby-Trend wiedersetzen kann, wie das kleine gallische Dorf, bleibt abzuwarten. Schön wäre es aber allemal, nicht nur für Österreicher.
Momentan werden von dort z.B. nicht unerhebliche Mengen an hierzulande selbst für die Klasse +18 zensierte Spiele eingeführt, diese Wirtschaftsbeziehungen könnten ja weiter wachsen.
Bookutus
Stammgast
#4 erstellt: 29. Mai 2008, 08:50
Nicht zu Ende gedachter Schwachsinn!
Warum wird mir als Musikliebhaber ständig unterstellt, daß ich meine Songs aus dem Netzt ziehe?
Ich bessitze eine große CD-Sammlung, und zwar alles ---- aufgepasst!!!! ---- ORIGINALE!!!!
Ich mag halt keine Musik nur in Form von Bytes & Co.
Für mich gehört ein Booklet und eine CD irgendwie dazu...
Und ich denke, ich bin da nicht der einzige, sonst gäbe es die gesamte Musikindustrie wohl längst nicht mehr...
Durch den CD Kauf habe ich doch wohl dem Künstler und der gesamte Industrie damit ausreichend Kohle abgerückt.
Warum soll ich nun NOCHMAL (wenn auch indirekt) dafür bezahlen, nur wenn ich diese Sammlung auf meinem Porti hören will???
holo_san
Stammgast
#5 erstellt: 29. Mai 2008, 11:41
Die Frage nach dem Warum (die Konzerne all dies machen und behaupten) lässt sich doch sehr einfach beantworten, nämlich in Analogie zu der Frage, warum sich der Hund im Schritt leckt: weil er es kann.

Und weil es bislang gut funktioniert - daher zahlt "König Kunde" bei jedem CD/DVD-Rohling und jedem Brenner Lizenzgebühren, im Endpreis enthalten.
Da sich CD und DVD aber nicht wirklich sicher verschlüsseln lassen und der Kunde an sich, in den feuchten Träumen der Medienbosse, gar keine Digital-Kopien auf seinem Rechner etc. anfertigen und betreiben (können) soll und weil zudem die pauschalisierte Betrachtung des Kunden als Raubkopierer und MP3-Dealer so gut funktioniert hat - s.u.a. Änderungen der Rechtslage in verschiedenen europäischen Ländern aufgrund guter Lobbyarbeit - versucht man es eben nun zusätzlich mit "Lizenzgebühren" für die potentielle Nutzung "nicht offiziell gekaufter" Digitalmusik etc. auf Speicherelemente von Mediaplayern.
Zur Kategorie "nicht gekauft" zählen die Konzerne nach der ihnen eigenen Lesart auch Digitalkopien eigener, selbst gekaufter Scheiben, weil man ja nur die CD gekauft hat, nicht den Mehrwert von Digitalkopien. Dieses Rechtsverständnis konnten sie zu ihrem großen Bedauern zwar noch nicht überall durchsetzen, aber man bleibt diesbezüglich natürlich am Ball.
Denn das hat ja bei Laufwerken, Brennern und Rohlingen auch schon so schön geklappt, diese Quellen sprudeln unaufhörlich und v.a. ohne eine einzigen Cent eingene Investitionen im Vorfeld - der Traum eines jeden Kaufmanns.

Und die Kosten für die massive Anti-Raubkopiererwerbung ("Wo ist Papi?" etc.) sowie die ständige Entwicklung neuer, von Haus aus überwindbarer Kopierschutzmechanismen trägt natürlich auch der Kunde, durchschnittlich sind das etwa 1,8 Euro pro CD. Der Künstler erhält dabei m.W. durchschnittlich ca. 60 Cent pro Scheibe, die gesamten Produktionskosten belaufen sich auf max. 70 Cent pro CD, eher weniger. Wo der Rest bleibt, ist leicht zu erraten. Natürlich immer noch viel zu wenig, wenn man den Konzernbosssen glauben will.
Sony setzte dem Kopierschutzwahn im letzten Herbst 2006 die Krone auf: CDs mit bestimmten Kopierschutztechniken installierten ohne Vorwarnung versteckte Software auf dem Rechner des Käufers und rissen damit Sicherheitslücken auf. Sony wurde mehrfach für ihr Rootkit verklagt, Patches und Deinstallationsprogramme ließen wochenlang auf sich warten.

Immerhin hat EMI, als einer der großen 4 Musikrechtemonopolisten, in 2007 den DRM-Wahn für digitale Musik aufgegeben - und schon schnellten die Absatzzahlen für ihre plötzlich überall problemlos laufenden MP3 (nun auch in ausreichend hoher Qualität) in die Höhe. Völlig überraschend...


[Beitrag von holo_san am 29. Mai 2008, 11:58 bearbeitet]
Paesc
Inventar
#6 erstellt: 30. Mai 2008, 11:27
Willkommen im Club, in der Schweiz werden seit 01.09.2007 auch Gebühren auf Speichermedien erhoben; sogar auf DVD-Recorder! SD-Karten und PC-Festplatten sind zum Glück noch ausgenommen...

Greez
Paesc
holo_san
Stammgast
#7 erstellt: 30. Mai 2008, 12:10
Wieso sogar auf XY-Recorder - jedes Gerät und Medium, das zur Vervielfältigung allein originalgekauft seelig machender Medieninhalte geeignet ist, ist per se Satanswerk und gehört daher zumindest mit Strafgebühren belegt, so steht es in der DRM-Scharia. Steinigen ist nicht profitabel genug, denn man könnte jeden Stein nur einmal verkaufen, da nach Benutzung entweiht.

Und ein DVD-Recorder eröffnet sogar die lästerliche Möglichkeit, die Filmschnipsel zwischen den Werbesendungen auszusortieren und zeitversetzt am Stück anzusehen, darauf muss also unbedingt eine besonders hohe Strafabgabe entrichtet werden. Eine moderne Variante des "Zehnten"...

Speicherkarten und Festplatten werden in der EU m.W. schon flächendeckend mit DRM-Gebühren belegt - "in Deutschland beträgt die Urheberrechtsabgabe auf einem MP3-Player 2,56 Euro, unabhängig von der Grösse des Speichers".
Das ist allerdings viel zu wenig, wurden diese pösen Medien im Laufe der Jahre doch immer größer und schneller.


Hier mal ein aktueller Artikel zur Diskussion über Urheberrechtsabgaben.


DRM-verschnupfte Grüße


€dit: der letzte Absatz ist eigentlich der wichtigste...
Toll, dass iTunes ist, was und wie es ist - das bemerkt ja ohnehin kaum ein Durchschnittsanwender, Hauptsache "schön einfach" zu bedienen.


[Beitrag von holo_san am 30. Mai 2008, 12:20 bearbeitet]
Paesc
Inventar
#8 erstellt: 31. Mai 2008, 06:38

holo_san schrieb:
Wieso sogar auf XY-Recorder - jedes Gerät und Medium, das zur Vervielfältigung allein originalgekauft seelig machender Medieninhalte geeignet ist, ist per se Satanswerk und gehört daher zumindest mit Strafgebühren belegt, so steht es in der DRM-Scharia.


Ist doch irgendwie voll plausibel: Für jedes Speichermedium GEMA-Gebühren erheben, aber das Kopieren immer mehr einschränken. Also für etwas bezahlen, das man ohnehin nicht in vollem Umfang nutzen kann bzw. darf. Zudem wird ja garantiert jede CD-R und DVD-R für bösartige Tauschbörsen-Downloads verwendet. Niemand brennt anderen Inhalt auf diese Speichermedien. Hallo?!


holo_san schrieb:
Speicherkarten und Festplatten werden in der EU m.W. schon flächendeckend mit DRM-Gebühren belegt - "in Deutschland beträgt die Urheberrechtsabgabe auf einem MP3-Player 2,56 Euro, unabhängig von der Grösse des Speichers".
Das ist allerdings viel zu wenig, wurden diese pösen Medien im Laufe der Jahre doch immer größer und schneller.


Och, 2.56 Euro sind ja richtig niedlich... Das hier sind unsere Gebühren... In Euro umgerechnet ergibt sich für Musik-Player mit Flash-Speicher folgendes Bild:

4 GB: 11.75 Euro
8 GB: 13.75 Euro
16 GB: 17.70 Euro
32 GB: 25.65 Euro
64 GB: 41.55 Euro

Für Festplatten werden erstaunlicherweise tiefere Gebühren für die gleiche Speichermenge erhoben...

Greez
Paesc
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