RGB-Gain und RGB-Cut

Ich kenne zwar die Panasonics nicht, aber ich würde mal tippen, dass mit "Cent" Center gemeint ist, also der Mittelpunkt. Sprich mit Gain verändert man die Steigung der Kurve und mit Cent den Arbeitspunkt (weiter oben oder unten).

Gruß,

Hagge

Ahja,

das bedeutet also, dass ich mit z.B. G-Gain das Grün im Bild verstärke und mit G-Cent bestimme, wie das Grün "aussieht", also welche Färbung es hat.

Das macht es (mir) ja fast unmöglich, ein brauchbares Bild einzustellen. Denn wie soll ich rausbekommen, was für ein "Grün" ich einstellen muss, um ein natürliches Bild zu erhalten (und das in Korrelation zu den Werten bei R-Cent und B-Cent).

Oder gibt es da Tricks/Hilfsmittel, mit denen man ein "amtliches" Grün einstellen kann?

Gruß
mojoh

PS: Die Parameter tauchen im Servicemenue im Untermenue "WB-Adjust" auf. Auch hier frage ich mich, für was WB steht: WhiteBalance-Adjust oder WhiteBlack-Adjust.

Du musst Dir das so vorstellen: mit diesen Einstellungen stellst Du für jede Farbe eine Linie ein, wie die eingehenden Farbwerte (0-255) tatsächlich angezeigt werden. Wenn Du alle Werte auf Null lässt, hast Du sozusagen eine 1:1-Zuordnung. Also 0 bleibt 0 und 255 bleibt 255 und alles dazwischen bleibt auch. Wenn Du nun den GAIN-Wert anhebst, machst Du die Kurve steiler. Das heißt beispielsweise dass schon alle Werte unter 10 zu 0 werden, alle Werte über 245 zu 255 und dazwischen wird gleichmäßig gespreizt. Schiebst Du die Linie nun mit dem Arbeitspunkt nach oben oder unten, dann verrutschen sozusagen alle Werte um eine Konstante nach oben oder unten. Schiebst Du z.B. etwas nach oben, könnte man beispielsweise eine Abbildung erreichen, die 0 wieder zu 0 werden lässt, aber dafür schon alles über 235 zu 255 werden lässt. Schiebt man nach unten könnte man eine Abbildung erreichen, bei der alles unter 20 zu 0 wird und dafür 255 wieder 255 bleibt. Machst Du den Gain-Wert kleiner, wird die Linie flacher. Also z.B. dass aus dem Wert 0 der Wert 10 wird, aus dem Wert 255 der Wert 245 und dazwischen eben abgestuft alle Zwischenwerte.

Was erreicht man damit? Ist eine Farbe bei allen Helligkeiten zu stark vertreten, dann schiebt man die Linie einfach nur nach unten. Ist eine Farbe immer zu schwach vertreten, schiebt man sie nach oben. Passt aber eine bestimmte Farbhelligkeit, aber bei helleren Farbtönen kommt die Farbe zu kräftig, dann macht man die Linie flacher. Ist die Farbe bei einem helleren Farbton zu schwach, macht man die Linie steiler.

Um zu wissen, welche Farbe man verstellen muss, muss man sich über die Farbmischungen im Klaren sein. Rot, Grün und Blau sind die Grundfarben. Rot+Grün gibt Gelb, Rot+Blau gibt Magenta (also Pink) und Grün+Blau gibt Cyan, also ein grünblau. Alle Farben insgesamt, also Rot+Grün+Blau ergeben Weiß. Durch diese Einstellungen verändert man letztendlich immer den Weiß-Farbton, weshalb diese Justierung auch Weißabgleich oder auf englisch White Balance heißt.

Beispiele:
- Zu viel grün im Bild: grüne Kurve absenken oder alternativ rot und blau anheben (Arbeitspunkt)
- Zu viel gelb im Bild: grün und rot absenken oder alternativ blau anheben (Arbeitspunkt)
- Zu starke Farbsättigung: alle Farben leicht nach unten (im Gain)
- dunkle Farben tendieren zu blau, bei hellen Farben passt es aber: Blau-Gain leicht steiler und Arbeitspunkt etwas runter nehmen

Letztendlich braucht man eine Reihe Testbilder, um das richtig einzustellen. Einfarbige Bilder kann man leicht mit einem Grafikprogramm selbst erstellen und als JPG abspeichern. Praktisch alle Fernseher können heute ja solche Bilder von einem USB-Stick anzeigen. Daran kann man die Grundfarben schon ganz gut justieren. Ansonsten einfach mal bei Google "Testbild" eingeben, dann findet man auch jede Menge Bilder, die für die Kalibrierung geeignet sind. Am besten, man kauft sich eine Test-DVD oder Test-BD, da einem dort sogar noch die Reihenfolge der Schritte erklärt wird und auf was man achten muss.

Will man es wirklich richtig machen, muss man das Bild einmessen. Das heißt dann braucht man einen Fotosensor, den man auf das Display setzen kann (hält meist über Saugnäpfe) und wo der Messwert in ein Computerprogramm einfließt, das einem nach und nach die Schritte vorgibt. Am Ende der Prozedur hat man dann ein halbwegs eingemessenes Bild. Das ist alles sehr zeitaufwendig und es gibt sogar Firmen, die solche Kalibrierungen professionell durchführen.

Wie weit man so eine Präzision zum reinen Fernsehen im Privatbereich braucht, sei mal dahingestellt. Ich finde, wenn man ein Bild hat, mit dem man halbwegs zufrieden ist, dann ist das schon ganz gut. Speziell hier im Forum gibt es ja üblicherweise Themen, die sich mit der Einstellung bestimmter TV-Modelle befassen und wo andere Leute schon ihre Erfahrungen und Einstellungen gepostet haben. Wenn man da mal ein paar dieser Einstellungen ausprobiert, findet man recht schnell eine Kombination, die für einen selbst ganz gut passt.

Gruß,

Hagge

@hagge,

vielen Dank für deinen umfangreichen und detaillierten Ausführungen.

Damit werde ich mich mal an die Justierung heranwagen.

Im Moment zögere ich noch etwas, da die letzte Einstellungsorgie schon zu einem besseren Bild geführt hat (dummerweise habe ich mir die eingestellten Werte diesmal ausnahmsweise nicht aufgeschrieben) und bei Betreten des Servicemenü wieder alles auf "Default" steht.

Werde berichten, wenn es ein positives Ergebnis gibt.

mojoh

So,

ich habe mir nun nochmal viel Zeit genommen.
Zuerst habe ich (am SAT-Receiver) kurze Aufnahmen von Szenen bei unterschiedlichen Sendern gemacht, die mir wegen ihrer unnatürlichen Farben aufgefallen sind. Hintergrund ist, dass ich diese dann abspielen und anhalten kann (sozusagen als Standbild).

Dann habe ich das Servicemenü aufgerufen und solange an den Parametern "geschraubt" (dank hagge in die richtige Richtung ), bis ich ein "besseres" Bild hatte. Dann eine andere Szene genommen und querverglichen, Parameter an dieser Szene nochmal angepasst usw.

Zum Schluss dann nochmal Hand an Kontrast, Helligkeit und Farbsättigung angelegt.

Insgesamt eine recht zeitintensive Beschäftigung.

Aber es hat sich gelohnt.

Das Bild ist nicht perfekt (mir fallen immer noch bestimmte farbliche Ungereimtheiten in Innenräumen auf). Aber es ist das beste Bild, seitdem ich diesen TV besitze. Zwar immer noch nicht auf dem Niveau meines Gerätes im Wohnzimmer - aber damit kann ich leben.

mojoh