Messmikrofon

Das UMIK-1 ist beliebt und einigermaßen günstig, und wird in REW unterstützt, ARTA weiß ich grad nicht. Das AV Receiver Mic würde ich nicht nehmen, es sei denn du hast die exakten Daten und evtl einen Kalibrierungsbericht, und selbst dann ist dein Laptop-Eingang eine unbekannte Größe. Ein USB Mic liefert schon digitale Daten, da kann nichts mehr schiefgehen.

Um richtig messen zu können, brauchst du ein 2-Kanal-System (1 Kanal Messmikrofon, 1 Kanal Referenz). Mit der Soundkarte im Laptop oder einem USB-Mikro kommst du da nicht weit. Ein günstiges USB-Interface (UR22 und Konsorten) plus Messmikrofon mit analogem Ausgang ist die passende Wahl. Das ECM8000 kann man durchaus verwenden. Ich nutze es selbst, inzwischen inklusive Kalibration von Hifi-Selbstbau. Die damit korrigierten Abweichungen sind in meinem Fall aber überschaubar.
Es gibt allerdings keine Angabe, welchen maximalen Schalldruck das Mikrofon verträgt bzw. unverfälscht aufnimmt. Willst du daher genaue Messungen bei hohen Pegeln (> 120 dB SPL unbewertet) machen, lohnt es sich, höher ins Regal zu greifen. Sehr beliebt und noch recht preiswert ist aktuell ist das ISEMcon EMX-7150

Mit einer zweikanaligen Messung kalibriert man sowohl den Einfluss von Endverstärker als auch Interface / D/A-Wandler auf den Amplituden- und Phasenfrequenzgang raus. Beide sind abseits des wissenschaftlichen Bereichs vernachlässigbar - alle Elektronikgeräte abseits von absoluter Diskontware spielen im Frequenzbereich der uns interessiert (meist angegeben mit 20 Hz bis 20 kHz, realistisch eher 30 Hz bis 15 kHz) essentiell flat. Bzw. ist es für den Praxiseinsatz sogar vorzuziehen, den Rest der Signalkette nicht rauszukalibrieren - beim abspielen von Musik über die Signalkette ist dieser ja ebenfalls vorhanden.

Ein weiterer Vorteil der zweikanaligen Messung ist die Timing-Referenz. Auch dieser Vorteil ist nicht praxisrelevant - korrekte Phaseninformation lässt sich auch aus einer einkanaligen Messung rausholen.

Kurzum: für 99% der Anwender hat die einkanalige Messung keinerlei Nachteile, und man sollte nicht zusätzlich Geld ausgeben für etwas das man nicht braucht.


Kommentar zum Umik: wenn dieses Mikrofon, wie ich meine herauszulesen, sogar pegelkalibriert ist, UND, wie laut Datenblatt, einen SPL @ 1 % THD von 133 dB bietet, ist das fürs Geld ja ein grenzwertig guter Deal.

Wobei Erfahrungsberichte wie diese wieder eine andere Sprache sprechen:

https://www.minidsp....ifferent-from-umik-1
https://www.minidsp....increased-spl-levels

Sehr interessant! Wobei es sich um Fehler im Messprotokoll und Software Bugs des Umik-2 zu handeln scheint.

Die Erwähnung des Umiks und der darauffolgende Blick ins Datenblatt hat auf jeden Fall neugierig gemacht. Und, siehe da, nun liegt auch schon eins bei mir herum :



Was man sieht war jetzt eigtl. nur mal quasi ein Funktionstest. Ergebnisse können wir als Preview trotzdem schonmal teilen. Schwarze Kurve EMX-7150, kalibriert, pegelkalibriert mit SC-1; rote Kurve Umik, Messung in REW (weil dort automatisch Kalibrierung & Pegelkalibrierung geladen wird), importiert in ARTA:



Sieht für ne quick & dirty Messung schonmal extrem vielversprechend aus - Pegelkalibrierung ist on point!

Ein Bericht in Qualität und Umfang wie von mir gewohnt geht demnächst auf meinem Youtube Kanal online. Wen das Umik interessiert, gerne schonmal vormerken: Stoneeh @ Youtube

Danke dass du dir die Zeit nimmst das zu messen und die Ergebnisse zu teilen - belastbare hard facts sind so selten zu finden.

Bericht fertiggestellt & hier zu finden:

http://www.hifi-foru...um_id=137&thread=935