Britten: Hörspiel goes Oper: The Turn of the Screw - Höreindrücke?

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Torquato
Stammgast

#1 erstellt: 10. Mrz 2005, 23:33

"… ein wunderbar eindrucksvolles, aber schrecklich unheimliches und gruseliges Stück",
notierte der neunzehnjährige Britten 1932 in sein Tagebuch, nachdem er eine Hörspiel-Fassung der Erzählung "The Turn of the Screw" von Henry James im Radio gehört hatte.

Aus dem Hörspiel seiner Jugend machte Britten später eine Oper. Ich kenne sie nicht, würde mich aber als Hörspielfreak interessieren

. Könnt Ihr mir mit Euren Höreindrücken den Mund wäßrig machen?

Grüße,
Torquato

p.s.: eine gute CD-Ausgabe, die gleich auch eine deutsche Übersetzung zum Mitlesen hat, gibts das?

GiselherHH
Ist häufiger hier

#2 erstellt: 14. Mrz 2005, 12:44

Hallo Torquato,

ich habe zwei Aufnahmen der Oper, die ich vorbehaltlos empfehlen kann. Einmal die Einspielung mit Britten und Pears als Quint von 1955 (Decca, Mono) und die vor drei Jahren unter Harding mit Bostridge (Virgin) erschienene. Harding hat auch ein komplettes Textheft mit dem deutschen Text.

Aber das in der Oper gesungene Englisch ist nicht so schwierig, als daß man es nicht mit guten Schulkenntnissen verstehen könnte. Britten hat das Stück kammermusikalisch gestaltet (13 Musiker), auf den ersten Blick leuchtend, klar und farbenreich, doch dann steigt im Laufe der Handlung eine Art "Nebel" auf, die Dinge werden zweideutig und unheimlich (harmonisch verzerrte Kinder- und Volkslieder). Man merkt zwar instinktiv und hört es auch, daß der Beziehung zwischen dem geisterhaften Quint und Miles etwas Unnormales, ja "Krankes" anhaftet, aber ausgesprochen werden diese Dinge auch musikalisch nicht. Man ahnt zwar, daß etwas Schreckliches geschehen sein muß, aber vieles bleibt in der Schwebe und Britten fällt keine endgültigen Urteile über Motive und Handlungen seiner Figuren. So bleibt man am Ende als Hörer ein wenig irritiert und verstört zurück.

Grüße

GiselherHH

[Beitrag von GiselherHH am 14. Mrz 2005, 12:46 bearbeitet]

Torquato
Stammgast

#3 erstellt: 14. Mrz 2005, 23:43

GiselherHH schrieb:

unter Harding mit Bostridge (Virgin) erschienene. Harding hat auch ein komplettes Textheft mit dem deutschen Text.

Aber das in der Oper gesungene Englisch ist nicht so schwierig, als daß man es nicht mit guten Schulkenntnissen verstehen könnte.

Hallo GiselherHH,

gerade fremdsprachiger Gesang macht mir immer etwas Probleme. Gut das es eine empfehlenswerte Ausgabe mit deutschem Textheft gibt. Danke für den Tipp.

Britten hat das Stück kammermusikalisch gestaltet (13 Musiker), auf den ersten Blick leuchtend, klar und farbenreich, doch dann steigt im Laufe der Handlung eine Art "Nebel" auf, die Dinge werden zweideutig und unheimlich (harmonisch verzerrte Kinder- und Volkslieder). Man merkt zwar instinktiv und hört es auch, daß der Beziehung zwischen dem geisterhaften Quint und Miles etwas Unnormales, ja "Krankes" anhaftet, aber ausgesprochen werden diese Dinge auch musikalisch nicht. Man ahnt zwar, daß etwas Schreckliches geschehen sein muß, aber vieles bleibt in der Schwebe und Britten fällt keine endgültigen Urteile über Motive und Handlungen seiner Figuren. So bleibt man am Ende als Hörer ein wenig irritiert und verstört zurück.

Mir schwebt da ein gemütlicher Abend vor - die Erzählung lesen, die Oper hören - könnte doch ein verstörend-betörendes Erlebnis werden - ich hoffe jedenfalls