BAP - Schluss, Aus, Vorbei

25. März 1983, Stadthalle Hagen: BAP geben zu Beginn des Konzertes bekannt, dass die Band an diesem Abend die Aufnahmen für ihr geplantes Live-Album startet.

Die Halle tobt. Das Konzert beginnt. Das Publikum singt. Tanzt. Feiert.

Bei "Stell' dir vüür" kommt es dann zu einem spontanen Publikumschor, der die Band offenbar so sehr beeindruckt, dass genau dieses Stück und diese Momente auf dem Album landen und so für die Nachwelt festgehalten wurden. Wolfgang Niedecken hat das im Begleitheft zu "Bess demnähx" entsprechend beschrieben.

Ich war dabei. Mein erstes und bisher einziges Album, an dem ich künstlerisch aktiv mitgewirkt habe.

Ich werde diesen Abend nie vergessen.

Danke fürs Erinnern, Micha.

Ivo

Danke für den Bericht, Ivo. Stell dir vüür gehört zu den besten BAP Stücken überhaupt und jetzt weiß ich auch, warum mir Bess demnähx Version so gut gefällt...

Ich selbst war am 16.11.2011 bei den Aufnahmen zu Övverall in der Köln-Arena dabei, was vermutlich erklärt, dass dieses Album zum meinen absoluten Favoriten der BAP-Neuzeit gehört.

Das "interessanteste" Konzert war mal vor 8 oder 9 Jahren in Bamberg. Das Publikum war "höflich", wirkliche Begeisterung oder gar Textsicherheit hat man aber vergeblich gesucht....

Die Unplugged Tour habe ich mir gespart - Niedecken war zwar in Nürnberg, aber für Bestuhlung in irgendeinem Kronleuchtersaal bin ich dann noch nicht alt genug

Ob ich noch mal zur BAP Resterampe gehe? Wohl eher nicht...

Gruß
michael

PLOS (Beitrag #1) schrieb:

...vermutlich habe ich es wieder als Letzter mitbekommen...

Ja, lieber Plos (Michael), so ist das. "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben."
Nun, da ich regelmäßig Niedeckens Logbuch auf der BAP-Homepage (klick) verfolge, war ich zeitnah informiert, aber nicht wirklich überrascht.
Schon bei der Zieht-den-Stecker-Tour war das Fehlen von Helmut Krumminge nicht wirklich nachvollziehbar. Dafür gab es während der Tournee einfach zu viel personelles Hin-und-Her auf nahezu allen Poritionen. Das wurde zwar alles erklärt - aber dann hätte Krumminga auch den ein oder anderen Gig spielen können. Wie ich dann (selbst aus der Diaspora) mitbekommen habe, war er stattdessen lieber mit anderen - z.B. Köster und Hocker - auf der Bühne. Also da konnte man schon dran fühlen und die weitere Entwicklung absehen.
Bei Jürgen Zöller mache ich mir allerdings keine Gedanken. Der ist mittlerweile 67 Jahre alt, ist in seiner neuen Heimat Durlach bestens integriert (weiß ich von meiner Tochter, die auch in Karlsruhe lebt ), macht noch - halblang - in regionalen Kapellen und hat wohl keinen großen Bock mehr auf ständiges Reisen und/oder auf Hotelbetten.
Ja und die Mucke? Ist halt so. Am Classic-Rock-Stammtisch wird z.B. immer wieder darüber diskutiert, ob die alten Helden, die mittlerweile im Rentenalter angekommen sind, noch wie das Jungvolk über die Bühne hüpfen sollen/müssen oder ob sie es nicht besser bleiben lassen. So gesehen verstehe ich Wolfgang Niedecken sehr gut. Vor allem nach dem gewaltigen Schuss vor´n Bug (Schlaganfall), den er hinter sich hat.
Außerdem war da schon zu Majors Zeiten zusehends die Luft raus. Bis auf einige einzelne Songs kam schon seit der Ahl Männer, aalglatt eigentlich nicht mehr viel. Was wohl auch daran lag, dass Niedecken sich weniger als Rock´n´Roller sieht, sondern eher als Songwriter à la Dylan. Das war zu Beginn so (man höre sich nur die erste Platte, ...rockt andere kölsche Leeder, an) und wurde nur durch (gute bis geniale) Mitspieler überdeckt. Riesenerfolg, Superkonzerte usw. haben dann dazu geführt, dass er diese, seine eigentliche Richtung hintan gestellt hat.
Und jetzt ist er tatsächlich fast wieder da, wo er vor Jahrzehnten aufgebrochen ist...

Ach so: Meine BAP-Live-Erlebnisse sind reichhaltig. Auch wenn sich nix auf Tonträgern wiederfindet.
Das ging in Mainz los, als die Band noch mit einem einzigen Transporter in der Transit-Klasse unterwegs war. (Unvergessslich, weil eine Zuschauerin in ihrer Begeisterung von der Fensterbank (!) gefallen war und sich das Bein gebrochen hatte.)
Dann irgendwo im Rhein-Main-Gebiet, weiss aber nicht mehr wo.
Danach beim 10-jährigen Jubiläums Konzert auf der Kölner Uni-Wiese, als es nach einem herrlichen Sommer-Vormittag wie bekloppt geschüttet hat.
In Wiesbaden habe ich sie Jahre später im Rahmen der 40-Jahre-Hessen-Feierlichkeiten bei einem - für ihre Verhältnisse - sehr kurzen Open-Air Konzert gesehen.
Nicht viel später, im Rahmen der "bestuhlten" Tour in einem prunkvollen Saal des Wiesbadener Kurhauses. (Das ging von der Instrumentierung schon in die Richtung der aktuellen Tour. Ohne Major, dafür mit vielen neuen Gesichtern nach dem umfangreichen Besetzungswechsel) Da hat Niedecken seine Lateinkenntnisse rausgeramt und sich an der Übersetzung der (lateinischen) Wand-Sprüche versucht.
Nach ein paar Jahren BAP-Pause dann das bislang eindrücklichste Erlebnis: Auf dem Roncalli-Platz (vor´m Kölner Dom). Das Konzert fing an, als die Domglocken ausklangen.
Und schließlich - in diesem Sommer - wieder vor einem Dom. Nur dieses Mal in Mainz...
Leider hat sich keine Gelegenheit ergeben, Niedecken auf seiner Lesereise zu sehen. Da hat er wohl aus seiner Autobiografie gelesen und zwischendrin gesungen... - hätte mich schon interessiert...

Gruß
Jugel

moin jugel

danke für deine ausführungen - du hast sicher recht in bezug auf niedecken und seiner rückkehr zu seinen wurzeln. ich hab natürlich keine einsicht in die vorgänge bei BAP, aber man kann schon den eindruck gewinnen, dass andere kreative einflüsse, als die von niedecken nicht (mehr) erwünscht sind.... interessant ist dabei auch, dass die marke BAP nicht aufgegeben wird, wobei dass natürlich häufiger so gehandhabt wird

gruß
michael

Hallo PLOS (Michael),

Nochmal zu Niedecken bzw. zu seiner musikalischen Entwicklung.
In den Tiefen des Netzes bin auf der Homepage der Klaus-"Major"-Heuser-Band über einen Lebenslauf des Gitarristen gestossen (klick), der - natürlich - auch ausgiebig auf den BAP-Frontmann eingeht. Nix wirklich Neues, aber allemal interessant...
... und wenn man diesen Faden, angefangen von der Trennung der beiden über die aktuelle Neuausrichtung (eben ohne "gleichberechtigten" Musiker) in die Zukunft projeziert, darf man nix Spannendes mehr von BAP erwarten und muss sich wohl auf eine im Rock-Sinne langweilige weitere Entwicklung einstellen...

Schade? Einerseits, also musikalisch, auf jeden Fall. Andererseit wird Niedecken wahrscheinlich auch weiterhin immer wieder auf seine pointierte Art die richtigen Worte finden. Und dass er das Herz am rechten Fleck hat, steht - trotz seiner "Begeisterung" für z.B. Horst Köhler oder seiner erschreckend häufigen Talk-Show-Auftritten - für mich außer Frage...

Gruß
Jugel

Habe oft und gerne Bap gehört. Das erste mal live in Wursteln. Das muß 82 gewesen sein. Aber nach Ahl Männer, aalglatt war es bei mir mit Bap vorbei. Die Platten danach sind nicht mein Ding. Köster und Hocker gefielen mir zu Zeiten von Piano has been drinking auch besser als heute. Bei Brings hab ich auch nach Su lang mer noch am Laffe sin abgehakt. Wurde alles zu kommerziell

Ich kann die musikalische Entwicklung von BAP/Niedecken sehr gut nachvollziehen und finde durchaus Gefallen am eingeschlagenen Kurs. Und mit Ulrich Rode hat er einen mehr als passablen Ersatz für Werner Krumminga gefunden.

Die Ur-BAP hab' ich 3x live gesehen (1983, 1984 und 1988 ), die "neuen" BAP im Jahre 2006, dann Niedecken & Co. Unplugged (2010), Niedecken auf Lesetour 2012 und zuletzt im April diesen Jahres mit gezogenem Stecker.

Dass er jetzt einen Pool an Musikern um sich schart, aus dem er sich je nach Bedarf bedient, finde ich nicht weiter verwerflich und dass die ein oder andere Trennung, aus welchen Gründen auch immer, vollzogen wird, vollkommen normal. Freuen wir uns doch, dass Niedecken weiter Musik macht, es hätte auch ganz anders kommen können.

TKCologne (Beitrag #7) schrieb:

Habe oft und gerne Bap gehört. Das erste mal live in Wursteln. Das muß 82 gewesen sein. Aber nach Ahl Männer, aalglatt war es bei mir mit Bap vorbei. Die Platten danach sind nicht mein Ding. ...... Bei Brings hab ich auch nach Su lang mer noch am Laffe sin abgehakt. Wurde alles zu kommerziell

Geht mir genauso. Nur die ersten 5 Alben waren richtig gut, und natürlich die Live Sachen.
Oft lese ich, BAP war früher besser. Der Grund ist IMO aber nicht, dass sie jetzt langweiliger oder weniger rockig (oder was auch immer) spielen,
für mich sind es einfach die Songs von früher, die brillant sind.

Wenn BAP "heute" manchmal die alten Sachen spielt, haut es mich fast um so gut sind die dann. Einfach weil Krumminga, Nass und co. tolle Musiker sind, die Technik und Aufnahmen sind besser als früher etc. Aber die Magie liegt in den alten Songs.

Mein absolutes Paradebeispiel ist die Jupp Version auf "Volles Programm" live Die Klassiker. Unfassbar gut. Da kommen auch alte Versionen nicht mit.
Oder auch einige neue Versionen von "Helfe kann dir keiner", mit dem neuen Gitarren Thema von Krumminga, toll. Oder wie Michael Nass manche Songs wunderbar verfeinert. Und noch einige andere mehr.

Der Major war wohl einfach ein begnadeter Song Schreiber. Bzw. die aller ersten Niedecken Songs waren eben aus ihrer Zeit heraus gut und wurden dann noch vom Major veredelt, eben wie Helfe kann dir keiner.
Es gibt ganz wenige Ausnahmen von neuen Songs die fetzen. Noh Gulu live gespielt zB., der hat was.

Und Brings.... wer mal hören will was die Jungs drauf hatten, muss nur auf dem 1997 Live Album "Ali" laut hören. Das ist so dermaßen geil.
Was die heute z.T. machen, zum davon laufen.
Verständlich dass Major, ihr Entdecker, heute oft mit dem Kopf schüttelt.

Tja. BAP und auch Brings haben Lieder geschrieben, die das Leben erzählt hat. Heute nur noch Kommerz.

Brings waren mal ne ernsthafte Kombo - heute noch als Karnevalstruppe unterwegs, was fast noch "trauriger" als BAP ist... bringt halt Kohle...

Brings kannte ich bisher wirklich nur als seichte Stimmungs-Kombo. Habe mir gerade mal ihr Album Hex'n Sex angehört.

Da haben die aber wirklich mal neine Veränderung hingelegt. Sehr schade sowas, aber für die die von der Musik leben wollen oder müssen, manchmal nicht zu ändern.

Bei Brings spielt mE ein Aspekt eine wichtige Rolle. Klaus "Major" Heuser war zu Beginn ihrer Karriere bei drei (?) ihrer Alben als Produzent beteiligt...
Ähnlich wie bei BAP ist mit seinem "Weggang" eine deutliche Änderung bei der Musik zu verzeichnen.
Für die Major-Fans ist dann halt Schluss mit der gesamten Kapelle...

Gruß
Jugel

Hab die Jungs von Brings in ihren Anfangszeiten oft live gesehen, ob in Köln oder in Droove. Damals war es Leidenschaft. Heute ist es eine reine Geldmaschine. Allerdings müssen die Jungs wie andere Bands davon leben. Das klappt mit Karneval natürlich besser. Auf der Live ist ist die Leidenschaft zu hören.

Nix mit Schluss, Aus, Vorbei...

Nach einer ausgiebigen Pause geht es bald weiter. Aktuell heisst es auf der BAP-Homepage: "2016 geht die Band wieder auf Tour und wird die beliebtesten Lieder aus der 40-jährigen Bandgeschichte auf die Bühnen bringen. Auch der ein oder andere Song vom neuen Studioalbum, das im Januar 2016 veröffentlich wird, wird dabei nicht fehlen." (klick)

Na, da bin mal gespannt...

Gruß
Jugel

"Der Countdown läuft: Am 15. Januar wird „Lebenslänglich“ mit 14 neuen Songs erscheinen. Hier schon mal ein kleiner akustischer Appetithappen, kombiniert mit ein paar optischen Impressionen aus dem Hamburger GaGa-Studio", heisst es aktuell auf der BAP-Homepage. (klick)

Gruß
Jugel

EDIT:

danke für die Info, Jugel ich werde mir das Album erst mal in Ruhe anhören, die Zeiten, in welchen ich BAP Alben blind gekauft sind tatsächlich Schluss, Aus, Vorbei

gruß

michael

In den Jahrzehnten, die Wolfgang Niedecken mittlerweile im Geschäft ist, hat er auch die PR-Klaviatur kennengelernt. Also kommt die BAP-Homepage im neuen Gewand und mit ersten konkreten Ausblicken auf das anstehende Album daher: klick
Steigt die Spannung?

Gruß
Jugel

die Spannung steigt jedenfalls habe ich Karten für das Konzert in Nürnberg gekauft - eine Primäre für mich: ein BAP Konzert mit vollständiger Bestuhlung! Auch das Publikum wird offensichtlich nicht jünger..

gruß

michael

PLOS (Beitrag #19) schrieb:

... ein BAP Konzert mit vollständiger Bestuhlung! ...

Hat's alles schon gegeben.
Vor ca. 15 Jahren, nach dem Weggang vom Major (und der - im weiteren Sinne damit verbundenen - umfangreichen Neubesetzung der Band) war eine bestuhlte Tour angesagt. Hier die (damalige örtliche) Location.
Das ist - zumindest für mich - aber in die Hose gegangen, denn spätestens nach einer Stunde hat keiner mehr gesessen und nix ist so ätzend wie Stehen zwischen Stuhlreihen ohne sich recht bewegen zu können; ausserdem ausnahmslos nebeneinander...
Sitzen ging aber auch nicht, weil man dann rein gar nix mehr gesehen hat...
Musikalisch war das Konzert zwar voll okay, in der Gesamtwertung aber leider zum Vergessen.

Gruß
Jugel

moin

so - trotz aller Beteuerungen hatte ich die neue Platte "Lebenslänglich" vorbestellt..

Nach einem Durchgang kann ich noch nicht viel sagen, doch bin ich zumindest nicht enttäuscht (ist ja auch was). Es überrascht nicht, dass die großen Rock Songs fehlen. Musikalisch und stimmlich wird eher mit angezogener Handbremse gearbeitet, wie sich das für einen älteren Herrn wohl auch eher geziemt Dafür sind die Texte wieder halbwegs relevant.

Schaun ´mer mal, wie sich die Scheibe entwickelt, ein wenig Sorge, dass es schnell langweilig werden könnte habe ich allerdings schon

Gruß

michael

Ja, das sehe ich auch so: Musikalisch (und gesanglich) grundsolide aber wirklich nicht der Bringer. So wie die Kapelle eben seit dem Ausstieg vom Major daherkommt.
Die Texte finde ich teilweise ausgezeichnet - zumindest für Gutmenschen, die des Kölschen mächtig sind.

Ein Glücksgriff war wohl die Entscheidung für die "Limited Deluxe Version", die neben ein paar (m.E. verzichtbaren) Bonustracks auch eine DVD mit reichlich Live-Futter (zB eine unter-die-Haut-gehende Akustik-Version von Kristallnaach) enthält; da lohnt sich der kleine Aufpreis gegenüber der Normalversion.

Gruß
Jugel