Frequenzweiche Canton ct 90

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gst
Inventar
#1 erstellt: 24. Mrz 2022, 18:38
Dies ist ein "halbe" Fortsetzung vom Thread aus 2015
http://www.hifi-forum.de/viewthread-225-3349.html
aber leider doch einiges anders:
Am Montag Nachmittag hatte ich überraschenderweise eine Auktion bei ebay für ein Pärchen Canton ct 90
für 89,- Euro gewonnen. Der Verkäufer beschrieb: "Haben bis zur Außerbetriebnahme funktioniert, leider diverse Kratzer auf dem Gehäuse."
Natürlich nur Selbstabholer.
Also, ich heute die 300 km nach Neukirchen zurückgelegt. Im Gepäck hatte ich mein Notebook und einen meiner Yamaha-Receiver RX797.
Dort angekommen, wollte ich die Boxen doch vor Mitnahme testen. Als hätte ich es geahnt,
eine Box klang relativ normal, die andere ganz dumpf. Also nur die verdächtige Box betrieben, und am Hochtöner kam gar nichts raus, und
für den Mitteltöner wollte ich es nicht beschwören. Der Tieftöner wirkte auch flauer als ein anderer Kollege.
Eigentlich wollte ich den Kauf rückgängig machen, aber Sprit für 600km verdattelt, da habe ich den Verkäufer noch um 15 Euro runtergehandelt und
bin mit den Boxen losgefahren.
Nach einer Beruhigungspause habe ich die Boxen im Keller angeschlossen, bei der einen gab weder der Hochtöner noch der Mitteltöner
irgendetwas von sich. Wohl beide durchbrannt - Hochtöner herausgeschraubt, noch an der Frquenzweiche dran und kurze Ohm-Messung
ergab: 0,6 Ohm. Aha - ein Kabel abgelötet und der Hochtönter zeigte brav 4,7 Ohm und die Frequenzweiche blieb bei 0,6 Ohm. Jetzt war
meine Neugier erregt und ich schraubte den Tieftöner heraus. Ein netter Anblick eröffnete sich mir:

P1100722

Die weißen Aufkleber sind von mir von wg. Verkabelung merken.

Die Unterseite etwa so:

P1100721

ich habe dann alle drei Lautsprecher separat kurz überprüft und erstmal keine Mängel festgestellt.
Der eine Kondensator "2379" hatte sich von seinem gesamten Inhalt befreit und die anderen Elkos sehen alle herbe angegriffen aus.
Langer Rede kurzer Sinn: Hatte denn jemand von Euch das Schaltbild von der ct 90? Im alten Thread von 2015 ist offenbar eine andere
Version der Frequenzweiche abgebildet, aber kein Schaltbild.
gst


[Beitrag von gst am 24. Mrz 2022, 18:43 bearbeitet]
ehemals_Mwf
Inventar
#2 erstellt: 25. Mrz 2022, 02:35
Hi,

du hast doch ein zweites Exemplar an dem du alles nachgucken kannst.

Einen Schaltplan habe ich auch gefunden:
https://www.opweb.de/Manuals/picsBig/Canton-12740-m1.jpg

Falls der nicht mit deinem Exemplar übereinstimmt, kann man die Canton-Bauteilcodes anhand dieser Liste entschlüsseln:
https://audiokarma.o...rence-thread.740362/

Bei der heftigen Überlastung (lang-andauernde Quälerei im Partybetrieb ) müssen zuerst Chassis Schaden genommen haben. Evtl. hat der Vorbesitzer die schon getauscht, hoffentlich sind die richtigen Varianten drin ?.
Evtl. ist auch die Weiche nicht original.

Also du hast jetzt eine richtige Baustelle, hier im Forum aber auch erfahrene Hilfe.


Gruss,
Michael

-------------------
p.s.:
Lt. Bildern im Netz scheint es zwei Varianten der CT 90 gegeben zu haben:
Single- und Bi-Wiring, die dann auch verschiedene Weichen gehabt haben müssten wg. der getrennten Schaltkreise ...


[Beitrag von ehemals_Mwf am 25. Mrz 2022, 02:54 bearbeitet]
gst
Inventar
#3 erstellt: 25. Mrz 2022, 10:19
Hallo mwf,
danke für deine Antwort.
Der verlinkte Schaltplan ist leider nicht mit meiner Frequenzweiche identisch. R4 ist z.B. bei mir nicht vorhanden, sondern ein direkter
Übergang zum HT. Trotzdem hat diese Frequenzweiche 5 Widerstände, aber teilw. an anderer Stelle mit anderen Werten.
Die Verlinkung zum audiokarma-Artikel mit dem Autor Bratwurst7s hatte ich noch nicht gesehen, obwohl ich mich gerade gestern bei audiokarma angemeldet hatte - das war echt hilfreich.
Wenn ich mir die abgebrannte Platine so ansehe, wären normalerweise der MT und der HT längst defekt verschmolzen oder die Wicklung im Luftspalt verklemmt sein oder abgebrannt sein.
Zu meiner großen Überraschung sind beide noch in Ordnung - sonst würde ich wahrscheinlich nicht so einen Aufwand treiben.
Ich suche das Schaltbild hauptsächlich als Kontrolle meiner Aufzeichnungen - Frequenzweichen sind nicht immer sofort ersichtlich in ihrer
Verdrahtung aufgebaut.
Wie man am zweiten Photo rechts oben erkennen kann, ist die Frequenzweiche original.
Es wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben, als eine neue Frequenzweiche zu zeichnen und zu ätzen.
gst
Ingor
Inventar
#4 erstellt: 25. Mrz 2022, 13:13
Die Platine ist doch noch völlig in Ordnung, nur ein bisschen verschmutzt. Mach die doch einfach sauber und dort, wo dann etwas durchbrannt sein sollte, kannst du ja mit Draht überbrücken. Viel wichtiger ist, dass du die Spulen durchmisst und prüfst, ob diese auch verschmort sind. Ich glaube aber, dass die großen Ferrit-Kern-Spulen noch ok sind, da die ja im TT Kreis liegen sollten.
ehemals_Mwf
Inventar
#5 erstellt: 25. Mrz 2022, 13:33

gst (Beitrag #3) schrieb:
... Wie man am zweiten Photo rechts oben erkennen kann, ist die Frequenzweiche original. ...

... Original Canton, ja,
aber ich meinte mit nicht-Original eher, dass die verbrannte Weiche nicht mit den intakten Chassis zusammen gespielt hat, d.h. sehr wahrscheinlich wurden die Chassis schon von früheren Besitzern getauscht und könnten aus der anderen Version oder anderen Canton-Modellen stammen.

Du solltest also auch deine intakte Box öffnen um diese Fragen klären zu können.
gst
Inventar
#6 erstellt: 25. Mrz 2022, 16:14
@Ingor:
Über die Verwertbarkeit der Platine kann man schon unterschiedlicher Ansicht sein...

FW-ct-90
Die eine Ferrit-Kern-Drossel sitzt im böse mitgenommen Mitteltöner-Teil, aber die Wicklung hat es überlebt.
Ich hatte mir überlegt, ob die die Drosseln noch ablöte, aber gegen Porto-Erstattung sende ich dir die Platine zu



@Mwf
Ich werde die zweite Box auch noch öffnen, aber ich würde schon eine Wette eingehen, dass die Original Canton ct 90 sind. Die Werte sind
im Vergleich zu dem bekannten Schaltbild zwar leicht, aber nur wenig geändert. Ein sehr guter Kenner der Canton Boxen meinte
auf audiokarma, die Enwickler hätten teilweise alle halbe oder ganzes Jahr Veränderungen an den Weichen vorgenommen.
Für mich habe ich das Schaltbild mal aufgezeichnet.

Schaltbild ct 90

In der vorhandenen Box hat ziemlich sicher keiner "herumgelötet". Der Vorbesitzer hat als Kfz-Händler sicherlich eine natürliche Begabung
für ... äh... Anpassungen, aber mit Elektrik hatte er nichts am Hute und einer mit Ahnung hätte bei den cts sicher mehr rausgeholt.
Die Drosseln habe ich bei Strassacker bestellt, wollen mal sehen, wann die kommen. Jetzt wo ich das schreibe, fällt mir ein: hätte ich auch
bei Conrad testen können, die sind vermutlich genauso teuer.

gst


[Beitrag von gst am 25. Mrz 2022, 18:28 bearbeitet]
gst
Inventar
#7 erstellt: 28. Mrz 2022, 12:23
Ergänzung:
die Frequenzweiche der zweiten Box sieht ähnlich, aber nicht ganz so schlimm aus.
Ein Mitglied im Forum audiokarma.org hat mir das Schaltbild "meiner" ct90 zukommen lassen,
es ist die Version canton ct 90/3 aus November 1989.
Auch in dieser Box sind Hoch-und Mitteltöner in Ordnung. Ein von mir wegen Ätzen neuer Platinen
angesprochener RFT-Meister meinte, Gleichspannung von dem seinerzeit betriebenen Verstärker
müsste die Ursache sein. Kann icht nicht so nachvollziehen, müsste dann der Basslautsprecher
alles "weggesaugt" haben. Aber egel, wenn ich neue Platinen hinbekommen sollte, die FW kriegen
neue Cs und Ls und Rs eingesetzt und gut ist...
gst.
ehemals_Mwf
Inventar
#8 erstellt: 28. Mrz 2022, 13:54

gst (Beitrag #7) schrieb:
... hat mir das Schaltbild "meiner" ct90 zukommen lassen,
es ist die Version canton ct 90/3 aus November 1989. ...

Den Plan bitte HIER (im HF) einstellen.

btw:
In dem von dir gezeichneten Plan fehlt der Elko "2379" (15 µF; ist das der explodierte ?), er liegt direkt parallel zum Glockenkern 1873.


... Ein von mir wegen Ätzen neuer Platinen angesprochener RFT-Meister meinte, Gleichspannung von dem seinerzeit betriebenen Verstärker müsste die Ursache sein. ...

Da ist was dran.
Wenn man die Brandspuren auf der Platinenunterseite den Widerständen im Plan zuordnet,
und daraus folgert dass der große Elko parallel zum TT, ebenso der 22µF parallel zum MT einen kompletten Kurzschluss produziert haben müssen(*) , und dann ein Teil des DC-Stroms an TT und MT vorbei geleitet wurden.
Trotzdem erstaunlich dass sie diesen GAU überlebt haben.

-------------------------
(*) = Spannungs-mäßig mit 35 bzw. 23 VAC offensichtlich unterdimensioniert, so haben sie quasi die Chassis gerettet.
Als Ersatz empfehle ich trotzdem keine Glattfolien mehr, sondern simple Elkos bipolar 100 V-.


[Beitrag von ehemals_Mwf am 28. Mrz 2022, 14:25 bearbeitet]
gst
Inventar
#9 erstellt: 29. Mrz 2022, 07:27
Mwf schrieb:

btw:
In dem von dir gezeichneten Plan fehlt der Elko "2379" (15 µF; ist das der explodierte ?), er liegt direkt parallel zum Glockenkern 1873.

Ja, das ist der explodierte, das ist mir danach auch aufgefallen, dass ich ihn vergessen hatte. Das scheint der Elko zu sein, der bei beiden Frequenzweichen den vollen Offenbarungseid geleistet hat.
Das Abzeichnen vom Platinenlayout auf ein Schaltbild ist mit Fehlern verbunden, das nächste Mal werde ich alle per Aufkleber markieren, wenn sie in der Schaltung eingezeichnet worden sind.
Wenn Gleichspannung die Ursache gewesen wäre, hätte der Hochtonzweig (abgetrennt durch einen WIMA 3,9µF) das völlig unbedeindruckt überleben können. Aber auch die Drossel parallel zum Hochtöner ist angeschmolzen. Dass beide Endstufen auf einmal mit Gleichspannungsfehler sterben, ist unwahrlichscheinlich, und ein vom Verkäfer angegebener Yamaha AX-900 schafft schon etwas (der angeblich noch funktioniert und nur ein Fehler im Input-Schalter haben soll).

gst
ehemals_Mwf
Inventar
#10 erstellt: 29. Mrz 2022, 23:57

gst (Beitrag #9) schrieb:
... Wenn Gleichspannung die Ursache gewesen wäre, hätte der Hochtonzweig (abgetrennt durch einen WIMA 3,9µF) das völlig unbedeindruckt überleben können. Aber auch die Drossel parallel zum Hochtöner ist angeschmolzen....

Der blaue Wima-Foko wurde sichtbar schwer geschädigt vom direkt daneben glühenden(*) 1.8 Ohm-Widerstand.
Unterbrechung der internen Kontaktierung könnten zum Ausfall des HT-Kreises geführt haben.


... Dass beide Endstufen auf einmal mit Gleichspannungsfehler sterben, ist unwahrlichscheinlich, ...

Ein Defekt im Netzteil hat in vielen Verstärkern auf allen Kanälen Folgen.


------------------------------
(*) = zementierte Drahtwiderstände erreichen bei Nenn-Belastung eine Oberflächentemperatur von typ. 300°C und halten ggfs. noch mehr aus bevor sie selbst defekt gehen.
Diese extremen Temps dürften ebenso zur Explosion des 15 µF-Elkos sowie zum Anschmelzen des schon etwas entfernten KST-Spulenkörpers (wird i.d.R. ab 80°C weich) geführt haben.
Der 10 W-Widerstand wiederum kann nur so heiß werden wenn vorher der große 150 µF-Elko per innerem Kurzschluss (Überspannung) das DC-Signal durchlässt. Per AC-Musiksignal (Mittelton) halte ich das für nicht möglich ohne dass auch TT und MT defekt gehen.

Auf DC als Ursache deutet auch die Hitzeentwicklung des kleinen Widerstandes (68 Ohm ?) parallel zum MT-Eingangs-C hin, der kann eigentlich nur durch DC erwärmt werden. In der Folge dann der weiteren MT-Widerstände bzw. -Elkos.


[Beitrag von ehemals_Mwf am 30. Mrz 2022, 00:00 bearbeitet]
gst
Inventar
#11 erstellt: 02. Apr 2022, 06:30
Nach einigem Hin und Her und Ersatz von WIMA 3,9 µF durch zwei andere
WIMAs mit Standardwerten habe ich es halbwegs gebacken bekommen. Eine Drossel musste noch
ein paar Windungen mehr drauf bekommen, um den gewünschten Wert zu erreichen, und dann war alles gut.

CT-90-3 -Crossover neu

Es ist keine geätzte Platine geworden. Normale kupferkaschierte Epoxy-Platinen haben nur 35µm Stärke,
da habe ich die Verdrahtung auf der Rückseite mit 1,5mm Kupferdraht vorgenommen.
Wegen der kleineren Größe der neuen Elkos habe ich sogar mehr Platz gehabt. Durch die Befestigung
über die Glockenkerndrosseln ist das Format aber festgelegt gewesen, und für größere Änderungen des
Layouts war ich zu faul.
Schönes WE wünscht
gst


[Beitrag von gst am 02. Apr 2022, 06:33 bearbeitet]
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