PM1 - Oberfläche wird klebrig

Das ist ein Problem, das nicht so einfach zu lösen ist. Das Vorder- und Oberteil des LS ist ein Kunststoffspritzgußteil. Dieses ist mit einem sogenannten Softlack lackiert. Dieser enthält in der Regel Polyurethanfasern (PU), die die Mattigkeit und den weichen „Griff“ erzeugen. Leider ist diese Art von Lack oft nicht langzeitstabil. Das PU zersetzt sich und wird bröckelig oder schmierig – ein Problem, das auch bei vielen Autoschaltern oder Blenden vorkommt. Du findest in Autoforen Diskussionen, wie man das abwischen oder abkratzen kann.
Mit wirklich scharfen Lösungsmitteln wie Aceton kann man den zersetzten Lack entfernen – aber nur, wenn man den darunter liegenden Kunststoff kennt !! Wenn dieser sich gleich mit auflöst,ist die Katastrophe perfekt. Es werden in Foren Backofenreiniger und bestimmte Industriereiniger empfohlen. Allen ist gemeinsam, dass sie auch Kunststoffe angreifen können. Ich schätze, dass es sich bei der Lautsprecherverkleidung um ABS handelt, dann wird es sehr schwer.
Meine Empfehlung ist:
1. versuchen, die Verkleidung zu demontieren um auf der Rückseite die eingeprägte Kunststoffart festzustellen, man sieht dann auch welche Farbe und Oberfläche unter dem Lack hervorkommen wird; in Fachgeschäften nach Reinigern suchen, die für diesen Kunststoff (und die Entlackung von Softlack) geeignet sein könnten; auf der Rückseite der Blende diese Reiniger probieren, wenn die Oberfläche nicht beschädigt wird, versuchen an einer lackierten Stelle den Lack abzulösen und dann weiterarbeiten. Ich persönlich rate davon ab. Bei solch einem Dekorteil ist das Ergebnis mit großer Wahrscheinlichkeit unbefriedigend. Es muss auf jeden Fall neu lackiert werden!
Deshalb: 2. Bei B&W versuchen, Ersatzteile zu bekommen. Das kann nach bisherigen Erfahrungen mit der neuen Firmenstruktur eine knifflige Sache werden – muss aber nicht.
Gruß
Rainer

danke für die ausführlichen Informationen, ich dachte mir schon dass das nicht einfach wird.
Das Problem werden wohl viele oder alle Besitzer der PM1 haben, vielleicht melden sich ja noch einige Besitzer.
Ich werde demnächst mal B&W anschreiben und fragen ob das der Qualitätsanspruch von B&W ist, Lautsprecher zu verkaufen, die nach 7 Jahren einfach nur noch schäbig aussehen.

Hi, evtl. hilft dir das auch weiter: https://www.youtube.com/watch?v=6JSdH3-73ZE
Bzw. lt. Kommentar Frosch Grapefruit Fett-Entferner - da genauso wirksam und weniger gefährlich.

Gruß

Dies ist ein gutes Video, das zeigt wie eine Säuberung von Softlack gelingen kann.

Dazu habe ich mehrere Anmerkungen. Hier handelt es sich um die S-Klasse! Die Schalter unterliegen strengen Spezifikationen. Insbesondere muss bereits der Farbton des Kunststoffs und die Oberfläche des unlackierten (!) Teils genau zu den umliegenden Teilen passen. Die Zulieferer, die solche Teile liefern, wissen genau, welchen Aufwand eine Softlackierung benötigen würde, die so haltbar ist, wie die Oberfläche der umliegenden Teile. Aber sie werden auf eine Spezifikationen (und einen Preis !) verpflichtet, der diesen Aufwand nicht erlaubt. Entsprechend ist das Ergebnis, das in der Regel erst der Zweit- oder Drittbesitzer bewundern kann.
Das Problem ist keinesfalls typisch für Mercedes, sondern betrifft praktisch alle Automarken. Angefeuert wurde dieses Problem nicht zuletzt durch die Testzeitschriften, die unlackierte Kunststoffoberflächen als „billige Plastikteile“ verunglimpften. So wurden z.T. im Serienanlauf mancher Modelle noch Softlackoberflächen „nachgeschoben“, die aber „nichts“ kosten durften.
Sorry für diese Bemerkungen etwas am Thema vorbei, aber meine Sympathie gehört den Zulieferern!

Was die B&W LS betrifft, so befürchte ich eben, dass der Kunststoff nicht die hochwertige Qualität der Schaltermodule hat und auch die Oberfläche nicht perfekt ist. Das kann schon nach langwierigem Entlacken eine Enttäuschung sein. Ich bitte darum bei lösungsmittelhaltigen Reinigungsmitteln wirklich gut auf Durchlüftung zu achten, der Verbrauch dürfte relativ hoch sein bei dieser großen Oberfläche.
Gruß
Rainer

Mit Kontakt WL und einem alten Putzlappen bekommt man den Schmant auch runter. Der Lerneffekt ist auf jeden Fall enorm: kein Gedöns mehr mit Softlack.

Falls es ABS als Kunststoff ist würde ich DOWANOL (https://de.wikipedia.org/wiki/1-Methoxy-2-propanol ) als Lösungsmittel zum Reinigen empfehlen! Es ist bei Speziellieferanten erhältlich. Der Vorteil aller DOWANOL Typen ist die Mischbarkeit/Abwaschbarkeit mit Wasser. Datenblatt immer lesen!
Gruß
Rainer

Das geht mit Terpentinersatz ab. Terpentinersatz hat den Vorteil, dass es nur sehr langsam verdunstet. Und es greift die meisten Kunststoffe nicht an. Wiederholtes Aufpinseln und dann Abreiben. Anschliessende Reinigung mit Spiritus. Falls die Oberfläche danach etwas stumpf ist, mit Cockpitspray drüber gehen.

Von Terpentinersatz rate ich für diese Anwendung aus Gesundheits- und Umweltgründen ab. Das ist ein Gemisch von Kohlenwasserstoffen (Alkanen) das für bestimmte Lackrohstoffe als Verdünner dienen kann. Es ist brennbar und kann über die Lunge aufgenommen werden. Die Entsorgung des verschmutzen Materials kann nur in verschlossenen Behältern in Schadstoffsammelstellen geschehen. Als „Allzweckreiniger“ sollte Terpentinersatz daher sowenig wie andere Verdünner und „Pinselreiniger“ verwendet werden.

Für das Anquellen von teilvernetzten Lacken mit hohen Schichtdicken wie den Softlacken ist Terpentinersatz schlecht geeignet. Dafür sind Lösungsmittel, die Ether- und Alkoholgruppen enthalten (z.b. Glykole wie in Bremsflüssigkeit) wirksamer.

Alkohol wirkt bei schmierigen Resten des Softlacks gar nicht und Brennspiritus ist in den meisten Anwendungen völlig überflüssig.

Das sogenannte „Cockpitspray“ ist ebenfalls völlig entbehrlich. Es enthält geringe Mengen Lösungsmittel, Emulgatoren, Detergentien, Geruchsstoffe und in der Regel Wachse oder Silikone, die (kurzfristigen) Oberflächenglanz und Versiegelung mit antistatischer Wirkung bewirken. Für Hartkunststoffoberflächen, die eventuell noch aufgerauht oder lackiert werden sollen, ist das absolut schädlich.

Gruß
Rainer

danke für eure Tips und Hinweise. Das YouTube Video ist schon sehr interessant.
Ich hatte noch Orangenreiniger (Konzentrat) stehen und hab es damit versucht:

- unverdünnt dünn aufgetragen, kurz einwirken lassen
- erst mit einem Mikrofasertuch in eine Richtung den Klebekram hingerieben
- mit einem Stahlmaß dann den angelösten Klebekram weggespachtelt
- mit verdünntem Orangenreiniger dann die letzten Reste weggerieben

Ist noch nicht perfekt und leider auch ein paar Macken reingemacht, aber die verdeckt der Hochtöner später.
Ich werde an dieser Box noch etwas nacharbeiten und bei der anderen noch vorsichtiger zu Werke gehen.

Aber ich finde das Ergebnis jetzt schon besser als vorher.

Gruß
Reggie

Das sieht ja viel besser aus, als ich befürchtet hatte! Gut hinbekommen. Ich wusste gar nicht, dass es diese Orangenölreiniger noch gibt. Der muss ja jetzt wirklich "frisch" riechen! Ich würde es so lassen. Mit etwas Hausstaub als "Mattierung" sieht alles aus wie früher.

Gruß
Rainer