Wie findet man den richtigen Phonovorverstärker?

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Niho33
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 28. Dez 2021, 16:57
Hallo allerseits,
Ich habe vor einigen Monaten einen Dual 731 Q bekommen (ULM 60 E an TK 260), es macht auch viel Spass mit anzusehen wie sich das ding dreht und leise Töne von sich gibt, trotzdem würde ich ihn gerne an meinen Denon AVR x1400 anschliessen. Nun ergibt sich allerdings das Problem, dass der besagte Verstärker keinen Phonoeingang bietet und ich deshalb auf einen externen Entzerrer zurückgreifen muss.

Ich habe nun versucht mich ein wenig schlau zu machen, komme aber nur sehr langsam voran.
Dual TVV47 scheint das zu sein was man damals genommen hätte, ansonsten habe ich von gebrauchten NAD Verstärker gelesen, ART DJ Pre oder Behringer PP400 gefunden (alles recht niedrigpreisig).

Aber nach welchen Kriterien sucht man hier aus?

Gibt es irgendwelche Innenwiderstände die man sich zusammen suchen muss oder Kapazitäten die der Induktivität des Tonabnehmers entgegenstehen?
Oder nimmt man einfach einen der ähnlich teuer ist wie der Plattenspieler und behauptet das der viel besser ,,Klingt" als der aus dem nächsten Mediamarkt?

Würde was bis 200€ suchen (weniger wäre auch schön), im Zweifel auch gebraucht.

Bedanke mich über eure Beiträge schonmal im voraus
MfG
Niho
GP-Torsten
Ist häufiger hier
#2 erstellt: 28. Dez 2021, 17:18
Ich persönlich würde aktuell auch den DJ Pre nehmen.

Teurere Geräte würde ich nur in Betracht ziehen, würde ich MC-System oder eine veränderbare Kapazitätslast (so einen habe in Einsatz) wollen.


[Beitrag von GP-Torsten am 28. Dez 2021, 17:24 bearbeitet]
akem
Inventar
#3 erstellt: 28. Dez 2021, 18:55
Grundsätzliches zur Technik:
- Ein Phono-Vorverstärker verstärkt nicht nur das leise Tonabnehmersignal auf Line-Level sondern invertiert auch die RIAA-Kennlinie. Das ist eine genormte Kennlinie, nach der das Tonasignal vor dem Schneiden des Plattenrohlings vorverzerrt wird: tiefe Frequenzen werden abgesenkt, damit die Nadel den Auslenkungen noch folgen kann und um auch Platz auf der Platte zu sparen, und hohe Frequenzen werden angehoben, damit sie nicht im Rillenrauschen untergehen. Bei der Wiedergabe wird das wieder rückgängig gemacht und das Frequenzgang stimmt wieder. Ein Qualitätskriterium für Phonostufen ist also die Einhaltung dieser Kennlinie (was aber kein Hexenwerk ist).
- Der Eingangswiderstand für MM-Eingänge sind de facto auf 47 Kiloohm genormt. Abweichungen kommen vor, sind aber entweder vernachlässigbar klein oder gewollt und schaltbar.
- Die Eingangskapazität ist leider nicht genormt und leider reagieren MM-Tonabnehmer darauf mit Frequenzgangsänderungen. Beispiel Shure: http://www.tnt-audio.com/sorgenti/shure_m97xe_e.html (bischen runterscrollen) Hier sieht man schön, wie sich der Frequenzgang ändert abhängig von der Abschlußkapazität. Das variiert von Tonabnehmermodell zu Tonabnehmermodell und der Hersteller gibt normalerweise eine Empfehlung, in welchem Bereich die Abschlußkapazität liegen sollte. Dein Tonabnehmer ist noch von der "alten Sorte", die noch nicht gar so kritisch auf die Abschlußkapazität reagieren. Gerade die Ortofon OMs waren immer mit 200-600pF angegeben (und die standen ja Pate für die Dual-ULMs). Dennoch ist es eine gute Idee, ein Modell mit einstellbarer Abschlußakapzität zu wählen oder zumindest mit sehr geringer Abschlußkapazität - man kann diese nämlich durch externe Beschaltung erhöhen aber nicht verringern. Erhöhen geht so: Cinch-Y-Adapter nehmen und an dem einen Eingang das Kabel vom Plattenspieler anstecken und an den zweiten Eingang einen Cinchstecker mit eingelötetem Kondensator.

Imho empfehlenswerte Modelle:
- Musical Fidelity VLPS (gibt's nur noch gebraucht) oder V90LPS (der Nachfolger des VLPS)
- Creek OBH8 (auch gebraucht)
- Graham Slee Audio GramAmp 2 Communicator (neu ca. 210€)
- Project PhonoBox S2 (neu ca. 140€); Nachteil: hat einen Soft-Netzschalter und wenn man die Anlage zentral einschaltet (Schalter an der Netzleiste), muß man den Project nochmal extra einschalten . hinter der Anlage verschwinden lassen geht also nicht; dafür kann er auch MC und ist flexibel einstellbar

Gruß
Andreas
Niho33
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 28. Dez 2021, 21:14
Heißt also das es im Prinzip egal ist, da alles relevante genormt ist und ich im Zweifel nen passendes Kabel löte?
Würde dann zu nem V90 PLS als gebrauchten schauen, ist am günstigsten...
Klangliche Unterschiede sind eher homöopathisch oder wie kann ich das sehen?

Danke auf jeden Fall schonmal
8erberg
Inventar
#5 erstellt: 28. Dez 2021, 21:30
Hallo,

das ganz feine Ohr reagiert auf unpassende Abschlußkapazitäten oder Widerstand. "klassische" japanische Verstärker haben noch die alte 50 kOhm-Norm.

Zu den Kapazitäten: die ULM-s von Ortofon sind in der Hinsicht gutmütig, wer selber löten möchte kann auch
https://phonoclone.com/diy-pho5.html
freggeln.

Die was von Wahnsinnsunterschieden zwischen Phonopres erzählen haben im Blindtest bisher immer bei elektrisch passendem Abschluß heiter herumgeraten, also don´t panic.

Peter
akem
Inventar
#6 erstellt: 28. Dez 2021, 21:36
Naja, homöopatisch ist relativ...
Es gibt schon gewisse Unterschiede. Welten tun sich da aber jetzt nicht auf, wenn der Pre nicht ausgesprochen mies ist. Meiner Erfahrung nach gibt es auch keinen direkten Zusammenhang zwischen Preis und Performance. Die kleinen Musical Fidelity VLPS (gebraucht liegen die wohl bei rund 80€) machen zum Beispiel einen Lehmann Black Cube SE oder einen Trigon Vanguard II ziemlich naß. Einziger Nachteil: der VLPS ist nicht auf den Tonabnehmer einstellbar, was die anderen beiden können. Dafür können die anderen beiden klanglich vor lauter Kraft nicht laufen. Viele behaupten, die zwei müßten Tag und Nacht an der Steckdose zuzeln dürfen, um dann irgendwann so richtig betriebswarm zu sein und dann würde die viel zitierte Sonne aufgehen... Sorry, wenn das Ding nicht spätestens 15min nach dem Einschalten voll da ist, ist es ne Fehlkonstruktion (meine Meinung)

Der V90 LPS soll schaltungsmäßig identisch sein ggü dem VLPS. Einzige Unterschiede:
Pro: sieht schicker aus, Ein- und Ausgang sind beide hinten, Ein-/Aus-Schalter vorne
Contra: das Steckernetzteil kann zu Störungen führen (kann - muß nicht), da haben sie wohl ggü dem Vorgänger gespart

Gruß
Andreas
frank60
Inventar
#7 erstellt: 28. Dez 2021, 21:52
Also mein Vanguard II läuft nach 5 Sekunden, schneller bekomme ich die Nadel nicht auf die Platte, ganz normal. Mit "vor Kraft kaum laufen können" kann ich nichts anfangen, ich kann nur sagen, daß er sich meßbar und klanglich kein Bißchen von meinen anderen PreAmps unterscheidet, allerdings ein deutlich stärkeres Leerlaufrauschen als meine Eigenbauten und die integrierten PreAmps von Yamaha und Marantz hat. Da dieses Rauschen bei der Simulation in LT-Spice und Tina-TI nicht auftritt, und auch nicht, wenn ich die OpAmps direkt aus einem Labornetzteil versorge, scheint es in der internen Stromversorgung zu entstehen, die aus der unsymmetrischen Spannung des externen Netzteils eine symmetrische macht.
8erberg
Inventar
#8 erstellt: 28. Dez 2021, 22:13
Hallo,

das ist das was bei einigen der günstigen Phono-Pres halt ein Mangel ist: die Netzteile...

Die Aufgabe selber ist absolut keine Raketentechnik...Phonotechnik ist eh bei Hifi die "schlappste" aller Quellen und böse Zeitgenossen sprechen daher auch von "Effektgeräten".
Spaß macht es trotzdem und meine mit Blut, Schweiß und Tränen erworbenen Platten aus den 70er Jahren hör ich halt besonders gerne.

Peter
mkoerner
Inventar
#9 erstellt: 29. Dez 2021, 08:56
Wenn du das Problem Phonopre ziemlich abschließend behandeln willst empfehle ich die ifi Audio Zen Phono. Bis 500€ gibt es aktuell nichts besseres und flexibleres (nicht nur imho). Dieser Pre lässt sich selbst für exotische Tonabnehmer korrekt konfigurieren und ist sehr rauscharm. Darüber hinaus ist er klanglich neutral und hat eine gute Räumlichkeit und Transienten-Wiedergabe. Bei den beiden letzten Parametern geht dann bei manchen Vorstufen der 700++ € Klasse noch etwas mehr.

Mike


[Beitrag von mkoerner am 29. Dez 2021, 09:04 bearbeitet]
Holger
Inventar
#10 erstellt: 29. Dez 2021, 10:52

mkoerner (Beitrag #9) schrieb:
Wenn du das Problem Phonopre ziemlich abschließend behandeln willst empfehle ich die ifi Audio Zen Phono.


Falls Interesse besteht... ich habe eine abzugeben.
8erberg
Inventar
#11 erstellt: 29. Dez 2021, 11:23
Hallo,

wenn es in Zukunft evtl.was kapazitätsempfindlicheres werden sollte (z.B. AT) kann ich nur abraten.
Die Eingangskapazität kann beim ifi nicht eingestellt werden.

Peter
mkoerner
Inventar
#12 erstellt: 29. Dez 2021, 14:31
In der Theorie hast du recht, in der Praxis spielt das nur für unter 40 Jährige eine Rolle, da sich das ganze im Bereich >10Khz abspielt und damit nicht wesentlich zum Eindruck des Durchschnittsforisten beiträgt.

Mike
Niho33
Ist häufiger hier
#13 erstellt: 29. Dez 2021, 18:30
Ajajaj, habe ich ja ne ganze Menge verpasst...
Selber löten an sich ist kein Problem, habe theorethisch sogar nen 3D drucker und n Case sogar schon da, aber das mit der Teile zusammensucherei ist so ne Sache...

Beim ifi Audio Zen Phono kann man 4 Gainstufen einstellen, hat nen Balance anschluss und nen Subsonic filter, Abschlusskapazitäten könnte ich also wieder ,,nur" über nen Y Kabel einstellen?

Bei was wäre man denn da so preislich @Holger?

Unter 40 wäre ich und Sinusfrequenzen bis 17k Hz nehme ich auch noch wahr.
Holger
Inventar
#14 erstellt: 30. Dez 2021, 01:08
Das hier isser >>> http://www.hifi-foru...ead=28607&postID=1#1

Aktueller Neupreis ca. 180 Euro.

Seit dem Bericht nur sehr wenig gelaufen, vielleicht einen Monat... 110 Euro inkl. versichertem Versand.
Burkie
Inventar
#15 erstellt: 30. Dez 2021, 01:28

akem (Beitrag #3) schrieb:

Imho empfehlenswerte Modelle:


Dynavox TC-2000 für ca. 50 - 60 €.

Habe ich mal für einen Freund gekauft und ausprobiert, und kann nichts schlechtes darüber sagen.



Grüße
RO55
Stammgast
#16 erstellt: 30. Dez 2021, 11:17

Burkie (Beitrag #15) schrieb:
Dynavox TC-2000 für ca. 50 - 60 €.
Habe ich mal für einen Freund gekauft und ausprobiert, und kann nichts schlechtes darüber sagen.


Den hatte ich mir die Tage bestellt (brauchte spontan einen MC Pre) und gestern direkt wieder zurück geschickt. Der rauschte wie ein Gebirgsbach! Vielleicht hatte ich ein Montagsgerät, aber das ging echt gar nicht klar. Habe jetzt einen gebrauchten NAD PP2 von einem Freund bekommen und alles ist gut...

Gruß
André
8erberg
Inventar
#17 erstellt: 30. Dez 2021, 13:57
Hallo,

eigentlich rauscht der Dynavox nicht, das war wirklich ein Montagsgerät.

Peter
M_K_F
Stammgast
#18 erstellt: 06. Jan 2022, 23:31
Ich kann zum Gebrauchtpreis von Holger nix sagen, aber den ifi pre finde ich (neu)preis-leistungsmäßig schon klasse, hat mir hier gut gefallen.

M. E. ein No-Brainer in der 200 € Klasse.

Allerdings bekommt man in dieser Preisregion (und auch günstiger) bereits gute Vintage Vollverstärker (bspw. habe ich den Yamaha A 960 hier), was in Verbindung mit einem Vintage Dreher wie dem Dual natürlich auch einen Charme hat...

VG

Marcus
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