Lautsprecher: Raumakustik Hinweise aus AUDIO brauchbar?

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Trolls
Schaut ab und zu mal vorbei
#1 erstellt: 11. Feb 2014, 08:12
Ich bin neu in der HiFi-Welt und möchte mir gerne ordentliche Lautsprecher kaufen. Ich habe schon einiges gelesen und mir ist klar, dass ich selbst probehören muss. Jetzt gibt es aber so viele Lautsprecher, dass man ja eine Vorauswahl treffen muss.
Dazu jetzt meine Frage: In der Zeitschrift Audio wird bei den Lautsprechern die präferierte Raumakustik angegeben. Sind diese Einschätzungen nach Euern Erfahrungen zutreffend? Wenn ein Raum z.B. Laminatboden und eine große Fensterfront hat, würde es dann Sinn machen vor allem Lautsprecher zu testen, die laut AUDIO für trockene Räume geeignet sind? Ähnliches gilt für die wandnahe und die wandferne Aufstellung. Sollten diese Einschätzungen beim Kauf ernst genommen werden?
Klyner
Stammgast
#2 erstellt: 12. Feb 2014, 20:26
In 90 Prozent aller Räume und Hörsituationen ist ein gleichmäßig (!) und stark (!) bündelnder Lautsprecher vom Vorteil. Das sorgt für wenig Kurzzeitreflexionen (schärfere Abbildung) und unverfärbten Diffusschall (homogener Klang). Wenn die Hörplätze sehr weit auseinander liegen ist ein gleichmäßiger und breit abstrahlender Lautsprecher von Vorteil - welcher dann aber die Raumakustik deutlich stärker anregt.

Äußerliche Merkmale für gleichmäßiges und starkes bündeln:
Schallführungen: Waveguides, Hörner oder Koaxchassis
Sehr breite Schallwand und viel Volumen

90 Prozent der Hifi-Lautsprecher sind nicht besonders breit und haben keine besonders durchdachten Schallführungen. Werden aber gerne mit sehr hübschen Furnieren ergänzt und mit Beulen im Frequenzgang auf einen tollen Klang getrimmt. Lautsprecher mit schmaler Schallwandbreite von unter 30cm sind fast immer reine Nahfeldlautsprecher und im Wohnzimmer ein Kompromiss (wobei einige Zeilenstrahler oder Dipole... lassen wir die Ausnahmen an der Stelle raus).

Technisch sehr gute Lautspreche sind derzeit z.B. die 3-Wege Lautsprecher von Genelec, MEG oder Neumann - der letzte Hersteller hat auch umfangreiche Messungen auf der Homepage veröffentlicht.

Eine der besten verfügbaren Zusammenfassungen im Internet ist: http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&ved=0CDAQFjAA&url=http%3A%2F%2Fmehlau.net%2Faudio%2FGrundlagen_der_Aufzeichung_von_Schallereignissen_und_deren_Reproduktion.pdf&ei=rcj7Upu2EMjDtAawyYGoBQ&usg=AFQjCNEWjrJYgsLGm3QECCQL2apgiZ7nug&sig2=XQBA1BItbjTDHJmNoJnxiw&bvm=bv.61190604,d.Yms&cad=rja
audiophilanthrop
Inventar
#3 erstellt: 14. Feb 2014, 17:17
Wobei HiFi-LS zuweilen auch nicht fürs Nahfeld geeignet sind, da dann die Chassisabstände wieder zu groß ausfallen oder ein "Dappo" für zu starke (und meist auch zu ungleichmäßige) Bündelung sorgt.

Aber nochmal zur Frage des OP:

1. Laminat und Fensterfront ist das genaue Gegenteil von trocken.

2. Wie auch mein Vorredner schon andeutete, kannst du bei der Vorauswahl nach relativ schlichten physikalischen Kriterien vorgehen. Das wären z.B. Schallwandbreite, Treiberdurchmesser, Position der BR-Öffnung(en), Präsenz und Ausprägung von Waveguides, Volumen.

Letztlich ist die Schallwiedergabe eine rein physikalische Angelegenheit. Davon muß man gar nicht mal so besonders viel wissen. Wichtig wäre allerdings der Zusammenhang von Bündelung im Fernfeld und Abmessungen bezogen auf die Wellenlänge (je größer bezogen auf die Wellenlänge, desto stärker - daher die Sache mit der Schallwandbreite). Außerdem sollte man sich einmal mit dem Thema Grenzflächen und Anregung von Raummoden auseinandergesetzt haben, denn da spielt die BR-Öffnung eine Rolle (wenn hinten raus, dann sollte man besser nicht zu nah an die Rückwand kommen). An der Membranfläche hängen wiederum so Sachen wie Kennschalldruck und Maximalpegel, gerade im Tiefton.

Sieht man dann noch einen Lautsprecher mit großem Mitteltöner (z.B. 180 mm) plus Hochtöner gänzlich ohne Waveguide, der laut technischen Daten z.B. erst bei 3 kHz getrennt wird, dann darf man mal die kritische Frage stellen, wie es mit der frequenzabhängigen Bündelung aussehen mag. Der MT wird dann nämlich im Bereich der Übernahmefrequenz schon deutlich bündeln, der viel kleinere HT aber normalerweise noch gar nicht besonders. Es gibt zwar die Möglichkeit, das durch Chassisposition und -abstände etwas abzufangen, aber man kann meistens davon ausgehen, daß eine solche Konstruktion unter Winkel nicht mehr die allerneutralste Wiedergabe haben wird und von Seitenwänden besser fernzuhalten ist.


[Beitrag von audiophilanthrop am 14. Feb 2014, 17:27 bearbeitet]
Trolls
Schaut ab und zu mal vorbei
#4 erstellt: 15. Feb 2014, 23:14
Vielen Dank für die ausführlichen Antworten. Also Laminat und Glasfront sind hallig, (sorry, nicht trocken). Vielleicht könnt ihr meine Frage noch einmal genauer beantworten. Das sollte bedeuten, dass ich einen Lautsprecher brauche, der von Audio mit Halligen Raum empfohlen wird. Das sind vor allem Lautsprecher von KEF und Cabasse, sowie der Focal Aria 926 und der Magnat Quantum 805. Seht ihr das auch so?
Crazy-Horse
Inventar
#5 erstellt: 16. Feb 2014, 09:36

audiophilanthrop (Beitrag #3) schrieb:
Außerdem sollte man sich einmal mit dem Thema Grenzflächen und Anregung von Raummoden auseinandergesetzt haben, denn da spielt die BR-Öffnung eine Rolle (wenn hinten raus, dann sollte man besser nicht zu nah an die Rückwand kommen).

Genau das ist falsch, es ist völlig egal ob die Öffnung unten, hoben, vorn oder hinten ist.

http://www.visaton.de/de/techn_grundlagen/wandnah.html
Crazy-Horse
Inventar
#6 erstellt: 16. Feb 2014, 09:39

Trolls (Beitrag #4) schrieb:
Vielen Dank für die ausführlichen Antworten. Also Laminat und Glasfront sind hallig, (sorry, nicht trocken). Vielleicht könnt ihr meine Frage noch einmal genauer beantworten. Das sollte bedeuten, dass ich einen Lautsprecher brauche, der von Audio mit Halligen Raum empfohlen wird. Das sind vor allem Lautsprecher von KEF und Cabasse, sowie der Focal Aria 926 und der Magnat Quantum 805. Seht ihr das auch so?

Halliger Raum = scheiß Raumakustik

Da kannst dann mit sehr dumpfen LS auch nix mehr retten, da der Nachhall einfach nur scheiße ist.

Die LS müssen gewisse Sachen richtig machen, Fgang, Abstrahlverhalten, hier ist aber auch ein gleichmäßiges von Vorteil, extrem bündelnde LS bringen dann wieder andere Nachteile mit.

Elektronik ist, vom guten Einmesssystemen abgesehen fast egal, das wichtigeste ist der LS und vor allem die Raumakustik.

Nicht umsonst basten wir Freaks uns wohnraumtaugliche Absorber hinter Bildern, hinter Schränken.
Legen Teppich an Position x, bringen ein Deckensegel an usw.......
ehemals_Mwf
Inventar
#7 erstellt: 16. Feb 2014, 14:17
Hi,
Crazy-Horse (Beitrag #6) schrieb:
...Nicht umsonst basten wir Freaks uns wohnraumtaugliche Absorber hinter Bildern, hinter Schränken.
Legen Teppich an Position x, bringen ein Deckensegel an usw.......


@Trolls
...die Empfehlungen v. AUDIO stellen da eine extreme Verkürzung akustischer Grundlagen dar, die dich fälschlicherweise glauben lassen, Akustik-Maßnahmen seien nicht notwendig.
Heutige Wohnkultur (Cool...) ist leider für eine gute (= angenehme) Akustik wesentlich ungünstiger als die "Wohnhöhlen" früherer Generationen...

Die Schaffung einer hochwertigen Audio-Beschallung ist ungleich schwieriger als die einer "tollen" Video-/TV-Wiedergabe...

Gruss,
Michael


[Beitrag von ehemals_Mwf am 16. Feb 2014, 17:47 bearbeitet]
Klyner
Stammgast
#8 erstellt: 16. Feb 2014, 14:43
Die Mischung aus Sofa, Teppich, Gardine, einigen Pflanzen... auch ein "cooler" Wohnraum kann hifitauglich sein. Stark bündelnde Lautsprecher und Raumeinmessung erleichtern die Sache natürlich erheblich.

Für gehobene Ansprüche sind raumakustische Maßnahmen natürlich unumgänglich.

In einem sehr halligen Raum ist Hifi nur mit Kopfhörern möglich.
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