Vinyl contra CD

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TheFreak
Schaut ab und zu mal vorbei
#1 erstellt: 18. Jul 2002, 12:55
Hi Leute!


Wie der Titel schon ahnen läßt: Was klingt nun besser? Was bevorzugt ihr? Ich weiß es nicht, da ich nur mit CDs aufgewachsen bin und die Sache deshalb nicht beurteilen kann. Eure Meinungen dazu würden mich sehr interessieren!

Tschüss
TheFreak
Interpol
Gast
#2 erstellt: 18. Jul 2002, 18:42
kennt ihr den c't artikel:

Um kein anderes Schallspeicherverfahren rankten sich so viele Mythen und Legenden wie um die Schallplatte. Jenseits der Naturwissenschaft und aller menschlicher Ratio konnte die NF-Branche selbsternannten HiFi-Kennern jahrelang geheimnisvolle Tinkturen für die Steckverbinder, sauerstofffreie Netzkabel und Abtastnadeln zum Preis eines Gebrauchtwagens andrehen (:D), alles im Dienste des vollkommenen Klangs natürlich. Fakt hingegen ist: Die Schallplatte ist ein ausgesprochen unvollkommenes Medium, wenngleich ihre Faszination wohl gerade von ihren Schönheitsfehlern lebt.

....


Auf Abtasterseite gehen die Probleme weiter: Nadelklemmung und Rillentiefenverzerrung (siehe Bild) addieren sich zu einem Klirrgrad, der bei 4 kHz nur noch 30 dB unter dem Nutzsignal liegt [1]. Zum Glück handelt es sich hierbei vornehmlich um die zweite Harmonische (k2), die das Ohr nicht als sehr störend empfindet - Röhrenverstärker klingen durch k2 gar erst richtig `warm´. Zudem kann der Tonarm die Nadel nicht in jenem Winkel zur Platte halten, den der tangential aufgehängte Schneidstichel innehatte (Spurfehlwinkel). Ein weiteres Problem ist dieradiusabhängige Relativgeschwindigkeit der Nadel zur Rille; zum Ende einer LP sind die Schallinformationen gut dreimal so dicht gepackt wie beim ersten Stück ganz außen.

Den `Rest´ besorgt dann noch der Entzerrer-Vorverstärker, der die Schneidkennlinie durch einen reziprok nichtlinearen Frequenzgang wieder ausgleichen muß. Zwar ist die Schneidetechnik heute so fortgeschritten, daß sie selbst nichtlinearen Verzerrungen durch entsprechende Maßnahmen entgegenwirken kann, doch bleibt dieses letztendlich ein Herumdoktern an den Symptomen. Es klingt wie ein Wunder, daß nach dieser nicht enden wollenden Aneinanderreihung von Unwägbarkeiten tatsächlich Musik aus den Lautsprechern ertönt - eigentlich schön, daß es so etwas noch gibt.

ROFL

alles nachzulesen hier:

"Edisons Erben
Hardware-Tücken beim Überspielen von Audio auf CD
c't 21/98, S. 120 Audio-Quellen analog und digital Seite"


mein vorschlag: einigen wir uns darauf, dass gerade die kleinen unvollkommenheiten die faszination ausmachen, genau wie bei den frauen
wer will schon eine perfekte replikantin?

gruss
shoemaker_alt
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 19. Jul 2002, 11:07
Hallo TheFreak; Interpol.

Ich benutze sowohl CDs also auch Schallplatten.
Gerade bei älteren Aufnahmen bevorzuge ich oftmals die warme, nicht 100% perfekte unsterile Version. Denn hier kommt die Stimmung oft besser zum tragen als von CD. Besonders, wenn die Aufnahme ohnehin schlecht ist und man bei der CD den schlechten Klang kritisieren würde, kann
die Schallplatte mit ihrer nicht perfekten aber in diesem Falle 100%ig passenden Wiedergabe punkten.

Bei neueren Stücken hingegen, bei denen ich wirklich das kleinste bisschen Klang herauskitzeln will, kommt das Laufwerk zum Einsatz.

Für mich ist die Kombination von beiden Medien die optimale.

Interpol: Ich gebe Dir teilweise recht, eine perfekte und vollkommen sterile Replikation ist in den meissten Fällen unerwünscht, doch gerade im Bereich der Musik will ich oftmals eine perfekte Replik der unvollkommenen Interpretation eines musikalischen Meisterwerks (D.h. ich will die lebende Interpretation möglichst originalgetreu hören können.).

Beste Grüße Horst.
John
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 20. Jul 2002, 13:04
Ich selbst höre gar keine Schallplatten, wiel mir der Klang einfach nicht genügt. Genau die kleinen Fehler nerven mich nämlich gewaltig. Viel "runder", da analog, klingt die Musik auch nicht. Also ich schwöre auf die CD und bin froh, dass sie Vinyl abgelöst hat!

@Interpol: Mit den Frauen gebe ich Dir recht, allerdings sollten sie auch nicht zu viele Fehler haben!
UweM
Moderator
#5 erstellt: 24. Jul 2002, 09:02
Hi Freak,

Ich denke, dass der von manchen als angenehmer empfundene Klang das Plattenspielers im wesentlichen von den sympathischen Schwächen des Systems herrührt.
In fast allen Tonabnehmertests, die ich in letzter Zeit gelesen habe, auch bei Systemen, die fünfstellige Beträge kosten, fällt mir auf, dass offenbar kein Interesse besteht, einen linearen Frequenzgang zu erzielen. Vielmehr scheint man die vorhandenen Abweichungen sogar gezielt anzustreben, um sich mit "schönem" analogen Klang von der Digitaltechnik abzuheben.

In der Regel sieht das so aus: Leichte Bass- und Grundtonanhebung (bis zu 1dB) gefolgt von einer Präsenzsenke von bis zu 2dB und schon klingt es "wärmer" und "unaggressiver". Danach lässt man oberhalb 10kHz die Höhen um 3-8db (!) ansteigen - voilá, da ist die "bessere" Hochtonauflösung. Addiert man noch ein paar heftige, aber subjektiv angenehm klingende Verzerrungsprodukte der mechanischen Antastung, dann hat ein nüchtern und korrekt reproduzierendes Gerät wie ein Cd-Player keine Chance.

Ich kenne auch eine Reihe von Fällen, in denen die CD-Erstveröffentlichung der LP nicht das Wasser reichen konnte. Warum gibt es denn oft so dramatische Unterschiede zu remasterten Versionen? Das Problem liegt sicher nicht beim Medium CD, sondern bei den mehr oder weniger sorgfältig arbeitenden Studios.

Ich erinnere mich an ein Interview mit Michael Dabringhaus vom renommierten Plattenlabel Dabringhaus & Grimm. Sinngemäß stand darin folgendes: (ich schreibe aus dem Gedächtnis, also nagelt mich nicht auf Details fest):

"Erst mit der CD gibt es einen Tonträger der genau das wiedergibt, was auf den Masterbändern gespeichert wurde. Um einen ordentlichen Rauschabstand zu erreichen wurden Analogbänder immer möglichst hoch ausgesteuert, bis hin zu Klirrfaktoren von >1%. Da letzterer hpts. aus gutmütigem k3 besteht, klingt das sogar recht angenehm. Bei der LP-Wiedergabe addieren sich jedoch k2-Abtastverzerrungen, was in Summe sehr unangenehm klingt.
Die Toningenieure waren daher früher bemüht, diesen Effekt durch besondere Mikrofonaufstellung (und sonstige Maßnahmen) schon bei der Aufnahme zu kompensieren, damit die LP ordentlich klingt. Speichert man so ein Masterband jedoch auf CD, dann fällt die Kompensation weg und das ganze klingt entsprechend unnatürlich. Produziert man ausschließlich für CD, dann kann man sich die ganze Trickserei bei der Aufnahme sparen und erreicht unterm Strich ein besseres Ergebnis. (hier schlagen bei einer LP-Pressung natürlich wieder deren Fehler durch)"

Bei der leidigen Frage, ob denn nun LP oder CD besser klingt, sollte man objektiverweise nicht beide miteinander sondern beide jeweils mit dem zugrunde liegenden Masterband vergleichen. In den wenigen Vergleichstests, die so durchgeführt wurden und mir bekannt sind, hat ausnahmslos die LP den kürzeren gezogen.
Auch sollte man nicht vergessen, dass sehr viele LPs, vor allem natürlich jüngeren Datums, von digitalen Masterbändern erstellt wurden. Interessanterweise werden auch diesen in der Regel "analogtypische Vorteile" zugesprochen. Ein klarer Beweis dafür, dass nicht etwa die Digitaltechnik per se schlecht klingt, sondern dass die LP das Signal in einer Weise verändert, die einem kleinen Kundenkreis als angenehmer erscheint.

Kurzum: Spaß beim Musikhören kann man mit beidem haben. "Schöner" für manche Ohren ist die LP, "richtiger" die CD.

Grüße,

Uwe
Revel,Heinz
Ist häufiger hier
#6 erstellt: 28. Jul 2002, 15:35
Also ich höre ab und an sehr gerne Vinyl, meistens jedoch CD. Bei manchen Songs braucht man einfach etwas nostalgische Stimmung - und die hat man nur auf Vinyl.

Auf CD höre ich fast ausschließlich Klassik, Pop-CDs habe ich nur ca. 50...


MFG
Revel,Heinz
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