Wer kennt die alte Maxell UD XL ll Audiokassette?

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Kassettler
Neuling
#1 erstellt: 02. Jan 2006, 17:19
Hallo!
Bin soeben auf dieses Forum gestossen. Ich habe eine Frage die die Älteren unter Euch vielleicht beantworten können. Ich habe neulich auf dem Flohmarkt zwei Schachteln à 12 Kassetten des Typs Maxell UD XL II gefunden. Auf der Packung steht Hi-Level Bias 70(mju)Sec. Das Gehäuse ist schwarz mit goldfarbener Etikette. Made in Japan. Mich interessiert aus welchem Jahr die Dinger wohl stammen und in welcher Qualitätsklasse die anzusiedeln sind. War das ein eher teures Band? Vom Design her schätze ich die Dinger sind aus den 70ern. Klanglich finde ich sie ziemlich gut. Würde mich freuen wenn jemand was über diese Kassette erzählen kann. Wie ist das eigentlich mit der Alterung vom Band, wird das mit der Zeit spröde oder so? Und was ist "Azimut"? Habe noch BASF Reference Maxima Kassetten die mit Top Präzision Azimut auf der Packung beworben werden. So, hoffentlich kennt sich bei euch noch jemand mit dieser alten Technik aus.
hifi-privat
Inventar
#2 erstellt: 02. Jan 2006, 17:34
Yepp,

die Bänder kenne ich. Waren sehr ordentliche Bänder, soweit ich mich erinnern kann. Mittleres Preissegment. Muss mal schauen was ich da an Aufnahmen drauf habe, dann kann ich auch ungefähr sagen von wann die sind.

Bandalterungserscheinungen gibt es viele. Kommt ganz aufs Band an - das würde ein längerer Exkurs ;).

Azimut ist ganz allgemein eine Winkelgröße. Beim Kassettendeck bezieht sich das auf den Winkel des Tonkopfes zum Band. Dieser muss bei Aufnahme und Wiedergabe gleich sein. Sonst gibt es dumpfen Klang. Das ist auch der Grund weshalb oft Aufnahmen von Fremddecks dumpf und muffelig klingen - dann ist der Azimut bei den beiden Decks unterschiedlich eingestellt.
Das ganze hängt aber auch von der Qualität der Kassette ab, die mit ihrem Gehäuse ja einen Teil der Bandführung übernimmt. Je präziser das ist, desto größer die Chance, dass bei Aufnahme und Wiedergabe das Band im gleichen Winkel am Tonkopf vorbeihuscht.
robernd
Stammgast
#3 erstellt: 07. Jan 2006, 16:15
Hi,
nachdem ar noch nicht alle seine Weisheit verteilt hat, will ich als alter Tonbandbastler auch noch meinen Senf dazu geben.

Bias ist bei Tonbändern die sog. Vormagnetisierung, also die Überlagerung eines Hochfrequenzsignals (100 kHz) über das eigentliche Audiosignal. Eine Technik, die das Ruherauschen reduziert. Je größer die Bias (HF-Leistung) ist, desto leiser werden die hohen Töne aufgezeichnet (und umgekehrt). Die Bias muss also richtig gewählt werden, damit der Frequenzgang einigermaßen linear ist.

Beim Thema Azimut (Senkrechtstellung des Kopf-Spaltes) im Zusammenhang mit Tonbandkassetten werde ich immer etwas aggressiv und wünsche auch die teuersten Tape-Decks auf den Kompost. Ach, wenn sie doch nur verrotten täten
Warum gibt es bei einem Kassetten-Deck praktisch nie einen Umschalter von Stereo auf Mono? Weil er dank der Instabilität des Azimuts kaum realisierbar ist.
Im Idealfall müssen alle Spalte aller Magnetspulen (für jeden Kanal eine) eines Kopfes exakt senkrecht zur Laufrichtung des Bandes ausgerichtet sein, damit die hohen Frequenzen laut genug wieder gegeben werden. Weil es Fertigungstoleranzen gibt, lässt sich meistens nur ein Kanal optimal einstellen.
Es bietet sich deshalb an, den Kopf so einzustellen, dass das (Mono-)Signal eines Justierbandes mit gleicher Phasenlage auf beiden Stereokanälen wiedergeben wird. Das funktioniert bei großen Spulentonbandgeräten und hohen Geschwindigkeiten recht gut. Bei Kassetten erlebt man sein Blaues Wunder. Der Bandlauf ist so schlampig, dass praktisch keine definierte Phasenlage erkennbar ist. Man muss das akzeptieren, und sucht sich eine halbwegs brauchbare Einstellung.
Würde man jetzt das Signal beider Kanäle parallel schalten (das tut ein Umschalter auf Mono), gäbe es durch die Phasenverschiebungen zwischen rechts und links Auslöschungen bei einigen Frequenzen. Durch die miese Mechanik ändern diese sich ständig, und es kling so richtig grausam
"Top Azimut" kann nur eine Eigenschaft eines bespielten Bandes sein. Falls das auf einem leeren vermerkt ist, meint der Hersteller im günstigsten Fall einen präziesen Bandlauf. Eigentlich ist es Betrug.

Wie ar schon andeutete, ist das Altern von Tonbändern ein weites Thema, dass hier schon häufiger diskutiert wurde. (Wenn doch nur die Suchfunktion etwas benutzerfreundlicher wäre!) Deshalb nur das Wichtigste. Zunächst müssen wir das mechanische Altern (Zerbröseln, Ablösen der Magnetschicht) von dem magnetischen Altern (Nachlassen und Mischen der Magnetisierung) unterscheiden.

Mechanisches Altern. Ich kann mich erinnern, dass Sony vor ungefähr 20 Jahren einmal mitgeteilt hat, dass Videokassette kaum länger als 15 Jahre halten. Ich bin gerade damit beschäftigt, jede Menge alter Aufzeichnungen auf aktuelle Medien zu kopieren. An meinen Kassetten aus den 80er Jahren (des letzten Jahrhunderts ) ist kein Qualitätsverlust erkennbar.

Zu Tonbandkassetten sage ich nichts Ich konnte sie nie als vollwertige Tonträger akzeptiert. Stattdessen habe ich mich lange an Tonbändern auf großen Spulen festgehalten und bin ziemlich früh auf Digitalaufzeichnungen umgestiegen (zuerst PCM-Ton auf VHS-Kassetten).
Sehr lange Erfahrungen habe ich deshalb mit Spulentonbändern. Zumindest meine Bänder aus den 60ern sind noch ganz rüstig. Mein Vater hatte 1953 sein erstes Tonbandgerät gebastelt. Auch seine alten Bänder existieren noch und sehen ganz intakt aus.

Magnetisches Altern. Auf alten Aufnahmen hört man oft ein Voraus-Echo. Während der Ruhe vor einem lauten Knall hört man den schon einmal leise vorweg. Das liegt daran, dass im Laufe der Jahre sich die magnetische Information von einer Lage des Bandwickels zur nächsten kopiert. Speziell dann, wenn das Band in einem etwas stärkeren Magnetfeld bewegt wird. Je dünner das Band ist, desto schlimmer ist dieser Effekt. Man könnte auf die Idee kommen, so ein Band deshalb öfter einmal umzuspulen (dann liegen die Lagen etwas anders aufeinander). Nur nicht! Bei jedem Umspulen verliert das Band etwas von seiner Magnetisierung.
Wenn man also noch alte Bänder hat, muss man sie ruhig und nicht zu warm liegen lassen. Und dann irgendwann schnell zuschlagen. Das Band in einem Durchgang auf ein neueres Medium oder in den PC kopieren. Jedes Üben und Testen verschlechtert die Qualität.
corcoran
Inventar
#4 erstellt: 20. Jan 2006, 23:53
Hi,

Das Chrom-Dioxyd-Band war meine Reverenz in den 80igern bevor ich dann mit den Metallbändern experimentierte.
Es war der "Geheimtipp" schlechthin, bekam nur beste Testnoten und behauptete sich auch gegen die Metallbänder, die meist sehr höhenlastig waren.
Sie waren auch schon gehobene Preisklasse und zählten zu den bestverarbeitesten Cassetten! (Norm)
andisharp
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 21. Jan 2006, 00:05
robernd hat eigentlich schon alles erschöpfend erklärt. Diese Maxell-Kassetten wurden eigentlich bis tief in die 80er produziert, genau wie die TDK-SA. Nur die Verpackung wurde öfters mal dem Zeitgeschmack angepasst. Kassetten waren damals übrigens nicht gerade billig. Ein 90-Minuten Band kostete in guter Qualität ca. 6-7 DM. Wenn es mal einen Zehnerpack für 50 DM gab, bin ich ganz schnell hingefahren und hab mich eingedeckt.
fritzmüller
Ist häufiger hier
#6 erstellt: 21. Jan 2006, 00:11
ist schon lange her, aber die Maxell UD XL ll und TDK waren auf jeden fall die bessere qualität und angesagt.
ich hab sie immer noch benutzt, als ich anfang der 90' mein toptape kaufte, das Kenwood KX-1100 HX ,
mit dem man alles einmessen konnte und die aufnahmen zumindest für die zeit, grandios waren.
Vinyl_Tom
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 21. Jan 2006, 23:45
Hi,

war damals sehr zufrieden mit den Cassetten!!
Fahre heute noch die XL-IIS von Maxell!
Muss aber dazu sagen, daß ich meinen Recorder speziell darauf einmessen, bzw. einstellen lassen habe.
..Wg. Azimut etc.
gdy_vintagefan
Inventar
#8 erstellt: 03. Dez 2006, 19:13
Hallo,

dies ist zwar schon ein recht alter Thread, aber vielleicht interessiert es dennoch.

Die Maxell UD XL II mit dem goldfarbenen Label wurde von etwa 1978 bis 1982 hergestellt. Zeitgleich war diese Kassette auch unter der Bezeichnung Hitachi EX im Programm, die Hitachi hatten ein bräunliches Papier-Label, aber es war exakt dasselbe Kassettenmaterial.

Dieser Kassettentyp war meine absolute Lieblingskassette. Als ich 2003 das Kassettenformat ganz aufgab, waren meine ca. 22 Jahre alten Exemplare alle noch wie neu, bei guten Aufnahmegeräten galt das auch für die Aufnahmen darauf. Diese Kassette war einfach unverwüstlich.

Ab 1983 war der Nachfolger dann die XL II, die war auch sehr gut und gefiel mir fast genau so gut wie die UD XL II. Wie schon ein Vorredner sagte, gab es bis Ende der 80er lediglich diverse Faceliftings. Erst ab 1988 wurde die XL II in einem anderen Gehäusetyp (großes ovales Sichtfenster) angeboten, welcher schon etwas "billiger" auf mich wirkte, es blieb dennoch eine noch recht gute Kassette.

Die UD II (ab 1985) war die etwas einfachere Variante, die fand ich aber auch nicht schlecht, sie war ebenfalls sehr zuverlässig.
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