Sechs Oscar für The Hurt Locker. Pro und Contra Diskussionsfred.

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Mimi001
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 08. Mrz 2010, 09:28

die SECHS Oscar u.A. in den wichtigsten Kategorien Bestern Film, Beste Regie, Bestes Drehbuch waren hochverdient.

Eine aus meiner Sicht vollkommen unverständliche Entscheidung !

Der Film ist grottenschlecht und dazu pseudokritisch.
Die Botschaft hier : Es ist zwar Scheiße im Irak, der Job scheint den Jungs auch nicht wirklich gut zu tun aber der Job muss getan werden und unsere Jungs tun ihn, und sie tun ihn natürlich noch sehr sehr gut !

Ein Action-Film der sich hinter der Fassade eines pseudo- kritischen Psycho-Dramas bzw Anti-Kriegsfilmes versteckt.
Letztlich sind es aber Cowboy- Attitüden und entsprechende Szenen und Charaktere die gezeigt werden, da nützen auch die 5 min an vermeintlich kritischer Betrachtung nichts.
Die Szene in der der Hauptdarsteller eingeführt wird war eigentlich symptomatisch: Cool und ultra-hart, so sind die Jungs bei der Army ...
Deshalb ist die Entscheidung irgendwie doch verständlich, da der Film keine richtige Kritik beinhaltet und niemandem wirklich weh tut.


Gruss


[Beitrag von Mimi001 am 08. Mrz 2010, 09:29 bearbeitet]
Väinämöinen
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 08. Mrz 2010, 10:07
Leider ist The Hurt Locker u.a. genau der Film, den ich bisher nicht gesehen habe (werde ich schnellstmöglich nachholen), weshalb ich dir jetzt auch nur schwer antworten kann. Wieso soll ein Kriegsfilm eigentlich überhaupt irgendwie kritisch sein, warum kann er nicht einfach völlig wertungsfrei die Geschichte von Soldaten erzählen?
Die Frage, ob und wie die Soldaten ihren Job erledigen, ist doch erstmal völlig unabhängig von Politik und genereller Kritik am jeweiligen Krieg.
andisharp
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 08. Mrz 2010, 10:18
Die Oscars gehen so in Ordnung. Gut, dass der Spektakelfilm Avatar nur ein paar technische Nebenoscars bekommen hat.

The Hurt Locker kann man natürlich auf zweierlei Weise sehen. Für mich war er eher das Psychogramm eines Bombenentschärfers, der im normalen Leben nicht mehr zurecht kommt und deshalb seinen Kick bei waghalsigen Aktionen sucht.


Die Botschaft hier : Es ist zwar Scheiße im Irak, der Job scheint den Jungs auch nicht wirklich gut zu tun aber der Job muss getan werden und unsere Jungs tun ihn, und sie tun ihn natürlich noch sehr sehr gut !


Das kann man eigentlich nicht behaupten, wenn man den Film aufmerksam gesehehn hat.
RoA
Inventar
#4 erstellt: 08. Mrz 2010, 10:36

andisharp schrieb:
Für mich war er eher das Psychogramm eines Bombenentschärfers, der im normalen Leben nicht mehr zurecht kommt und deshalb seinen Kick bei waghalsigen Aktionen sucht.


Japp, so habe ich es auch wahrgenommen. Allerdings war das Verhalten, das da an den Tag gelegt wurde, so hemmungslos überzogen und Realitätsfern, dass ich nicht damit gerechnet hätte, das der Film mit Oskars überhäuft wird. Hurt Locker war für mich bestenfalls nur Durchschnitt. In der OFDB wird der Film mit einer guten 7 bewertet - wie 1.000 andere Filme auch.
Mimi001
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 08. Mrz 2010, 11:12

Für mich war er eher das Psychogramm eines Bombenentschärfers, der im normalen Leben nicht mehr zurecht kommt und deshalb seinen Kick bei waghalsigen Aktionen sucht.

Ich weiß nicht was Du unter Psychogramm verstehst, aber ich fand dies alles sehr sehr flach und, wenn überhaupt, nur ganz am Rande angedeutet.
Grade der Hauptdarsteller wirkt mit einer derartigen Auslegung seiner Rolle mehr als überfordert.


Wieso soll ein Kriegsfilm eigentlich überhaupt irgendwie kritisch sein,

Muss er überhaupt nicht.
Wenn ein Film dann aber schnell noch 5 Minuten Kritik einfließen lässt, so wirkt das auf mich sehr merkwürdig .
The Hurt Locker zeichnet sich durch eine Akribie in Sachen Action ( Schusswechsel in der Wüste / Stadt / sonstwo , Bombenentschärfung etc. pp. ) aus, diese Szenen sind sehr gelungen und gefallen auch mir !
Der Film und die Regisseurin behaupten aber, das es um mehr geht.
Nur: Davon habe ich wenig gesehen.
Die Zeichnung der Charaktere ist leider weniger sorgsam und völlig unglaubwürdig. Die Kritik irgendwie diffus.
Reine Action- oder Kriegspektakel sind mir dann doch lieber.

Ich sagte ja: Ein Film der keinem wirklich weh tut.

Gruss
andisharp
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 08. Mrz 2010, 11:19
Ich kann nun wirklich nicht erkennen, wo der Film auch nur ansatzweise Partei ergreift. Der Film kommt sehr distanziert und dokumentarisch daher und übt auch keinerlei Kritik an irgendeiner Seite. Er überlässt dem Zuschauer die Beurteilung.
Schili
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 08. Mrz 2010, 11:44
Gerade weil der Film überhaupt keine Partei ergreift, sondern die Soldaten als das zeigt, was sie sind, wirkt er auf mich authentischer und ehrlicher als der übliche Army-Schmonz. Im Grunde greift THL das auf, was mit Jarhead schon angedeutet wurde: gelangweilte GIs suchen sich den Kick in der Gefahr.Kein Gutmenschentum. Keine Regimekritik. Keine Heulsusenbotschaft.
Gradlinig und ehrlich.
In Anbetracht des wirklich sehr schmalen Budgets erachte ich den Film zudem überdurchschnittlich sorgsam und detailverliebt bei den Actionsequenzen inszeniert.
Kleinere dramaturgische Schwächen halte ich einem Unterhaltungsfilm nicht vor.
Dazu ein toller Score. Ich persönlich bin der Ansicht, dass die Academy diesmal einen würdigen Film zum Besten gekürt hat.

Mimi001
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 08. Mrz 2010, 12:23

In Anbetracht des wirklich sehr schmalen Budgets erachte ich den Film zudem überdurchschnittlich sorgsam und detailverliebt bei den Actionsequenzen inszeniert.

Billig auch deshalb weill alle Stars nach 1 min sterben müssen.

... wirkt er auf mich authentischer und ehrlicher als der übliche Army-Schmonz

Auch das !

Nur:
Der Film will die Auswirkungen des Themas Krieg auf die menschl. Psyche schildern resp darstellen, er hat eigentlich ja auch nur dies als Handlung, neben den nicht zusammenhängenden Action-Sequenzen.
Zu behaupten dies sei überhaupt kein kritischer Film halte ich für falsch.
Die Regisseurin hat sich ja genau dieses Themas angenommen und nicht etwa einen Film über die Schlümpfe gemacht.

Der Hauptcharakter reagiert beispielsweise völlig anders, fasst schon suizidhaft, als der Rest seiner Einheit auf Erlebnisse / Bedrohungen.
Das wird schon so beabsichtigt thematisiert.
Ebenso wird ja auch gezeigt dass er in den USA mit Kind / Frau nichts mehr anfangen kann und zurück geht / muss ...
Leider misslingt genau dieser Teil, der über die reine Action hinaus geht, vollkommen.
Weder sind die Rollen sorgfältig und glaubhaft ausgearbeitet, noch kommen die Schauspieler gut mit ihnen zurecht. Das wirkt alles nicht.

Trotzdem aber ein Film der eigentlich niemanden weh tut, weill irgendwie von allem was drinne ist und das möglichst nur angedeutet und ohne wirklich direkt und auf irgendeiner Ebene mal schonungslos zu sein.

Ich fand ihn deshalb miserabel und ärgerlich,aber
wenn er Euch gefällt , bitte !



Gruss
HiFi-Frank
Moderator
#9 erstellt: 08. Mrz 2010, 17:56
@Mimi001

Da du offensichtlich so bitterlich enttäuscht bist über die Vergabe der diversen Oscars für THL - welchem Film / welchen Filmen hättest du denn die jeweiligen Trophäen zugestanden? Rein interessehalber

istef
Inventar
#10 erstellt: 08. Mrz 2010, 23:44
Mimi001, nichts gegen deine Meinung. Man muss den Film ja nicht mögen. Nur mit deiner Argumentation komme ich persönlich nicht wirklich klar. Die meisten deiner Kritikpunkte empfinde ich genau gegenteilig.

THL ist nunmal ein Film, der nicht in bewährter Hollywood-Manier alles fixfertig hinklatscht und damit dem Zuschauer die ganze Arbeit abnimmt. Schon der mysteriöse (Original-)Titel deutet an, dass mehr dahinter steckt. THL will kein klassischer Antikriegsfilm sein. Und genau so kommt es auch.

Deine Interpretation
Die Botschaft hier : Es ist zwar Scheiße im Irak, der Job scheint den Jungs auch nicht wirklich gut zu tun aber der Job muss getan werden und unsere Jungs tun ihn, und sie tun ihn natürlich noch sehr sehr gut !
erachte ich als grundlegend falsch, was natürlich zur Folge hat, dass der gesamte Film in deinen Augen versagt.

Die Bigelow war schlau genug um zu wissen, dass die Welt nicht den millionsten Antikriegsfilm mit zwar ehrenhafter, aber nicht unbedingt neuer Aussagekraft braucht.


Trotzdem aber ein Film der eigentlich niemanden weh tut, weill irgendwie von allem was drinne ist und das möglichst nur angedeutet und ohne wirklich direkt und auf irgendeiner Ebene mal schonungslos zu sein.


Muss denn ein Film über Krieg immer schonungslos sein um etwas Sinnvolles zu vermitteln? Ich glaube nicht. Und wie ich oben schon sagte, will THL ja gar nicht im bewährten Stil direkt und schonungslos wirken. Sonst hätte er das auch getan. Die Voraussetzungen wären ja nahezu ideal gewesen! Eine subtile Erzählstruktur kann eben viel tiefer gehen als jeder kriegerische Gewaltexzess und vor allem tiefer als jede oberflächlich erzählte Moralgeschichte.

Ich denke der Oscar geht mehr als in Ordnung, auch wenn ich persönlich den Oscar nie als Massstab angesehen habe.

istef
andreasy969
Inventar
#11 erstellt: 09. Mrz 2010, 00:07

Schili schrieb:
Gerade weil der Film überhaupt keine Partei ergreift, sondern die Soldaten als das zeigt, was sie sind, wirkt er auf mich authentischer und ehrlicher als der übliche Army-Schmonz. Im Grunde greift THL das auf, was mit Jarhead schon angedeutet wurde: gelangweilte GIs suchen sich den Kick in der Gefahr.Kein Gutmenschentum. Keine Regimekritik. Keine Heulsusenbotschaft.
Gradlinig und ehrlich.
In Anbetracht des wirklich sehr schmalen Budgets erachte ich den Film zudem überdurchschnittlich sorgsam und detailverliebt bei den Actionsequenzen inszeniert.
Kleinere dramaturgische Schwächen halte ich einem Unterhaltungsfilm nicht vor.
Dazu ein toller Score. Ich persönlich bin der Ansicht, dass die Academy diesmal einen würdigen Film zum Besten gekürt hat.

:prost

Dem würde ich mich anschließen. Wie man, wenn man den Film gesehen hat, zu der Aussage kommen kann, daß hier Partei ergriffen wird, oder die Amis als die coolen Typen dargestellt werden, erschließt sich mir auch nicht. Der Film hatte für mich durch den dokumentarischen Stil eher einen sehr distanzierten Charakter. Statt Coolness habe ich eher psychische Probleme gesehen. Der Film war spannend, hatte gute Action und meiner Meinung Substanz. Ob er realistisch war, kann ich nicht beurteilen, ich fühlte mich jedenfalls durchaus anspruchsvoll unterhalten.

Ich habe von den nominierten bis jetzt The Hurt Locker, Avatar, Basterds und Disctrict 9 gesehen. IMHO ist The Hurt Locker ein würdiger Sieger. Mein persönlicher Favorit wäre bis jetzt zwar District 9 gewesen, aber das ist sicher subjektiv (mit einem Sieg von District 9 hätte ich ohnehin nicht gerechnet).

Eine Auszeichnung von Avatar als bester Film wäre für mich aber das selbe gewesen, wie wenn ein Independence Day diesen Preis gewonnen hätte, da ich die Filme als ähnlich stumpfsinnig ansehe. Ja, Avatar ist gute (oder von mir aus auch sehr gute) Unterhaltung, aber IMHO ist er eines Oscars für den besten Film aufgrund der inhaltlichen Defizite schlicht unwürdig. Die Technikoscars seien ihm natürlich gegönnt. Auch den Regieoscar hätte ich evtl. noch akzeptieren können (ich will die Riesenarbeit von Cameron nämlich in keinster Weise herab setzen) , aber bester Film? Nein.

IMHO eine richtige Entscheidung der Jury.


[Beitrag von andreasy969 am 09. Mrz 2010, 18:34 bearbeitet]
andisharp
Hat sich gelöscht
#12 erstellt: 09. Mrz 2010, 00:31
Mein Favorit wäre ebenfalls District 9 gewesen, aber einer Debutarbeit wollte man wohl keinen Oscar geben. Mit The Hurt Locker kann ich aber auch gut leben. Ich habe ihn mir am Freitag das zweite mal angeguckt und fand ihn nach wie vor sehr gut.
bigscreenfan
Inventar
#13 erstellt: 14. Mrz 2010, 10:14
Ich finde The Hurt Locker ist ein guter, aber kein Oscar würdiger Film. Die gleiche Meinung habe ich über Avatar.
Von den 10 nominierten Filmen kenne ich zwar nicht alle, aber unter den mir bekannten sehe ich Inglorious Basterds als den besten an, District 9 muss ich mir erst noch ansehen.

Gruß alex
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