Banding-Effekte mit Dithering beheben

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FoLLgoTT
Stammgast
#1 erstellt: 13. Apr 2016, 12:01

madshi (Beitrag #96) schrieb:
Sieht also so aus, als ob das Shadow-Detail zwischen 10bit SDR (BT.709) und 10bit HDR (PQ) in etwa vergleichbar ist. Was heißt, daß es bei UHD Blu-Ray HDR etwa 4x mehr Detailstufen im Shadow-Detail geben sollte als bei herkömmlichen 8bit SDR.


Danke, den Link kannte ich.

Ja, viermal mehr in den unteren Stufen und bis 100 Nits nur doppelt so viele. Das heißt effektiv sind es 9 Bits im Y-Kanal für den herkömmlichen Bildinhalt. In den Farbdifferenzkanälen sind es wahrgenommen noch mal weniger, weil der Gamut größer ist. Die neue Gammakurve ist also dafür verantwortlich, dass bei HDR überhaupt noch so viele niedrige Stufen vorhanden bleiben wie bei BT.1886 mit 10 Bit. Würde man die Kurve nur bis 100 Nits anwenden, wären es noch mal doppelt so viele.

Wie auch immer, Banding entsteht nicht nur in dunklen Szenen, sondern auch in Szenenüberblendungen. Daran ändert auch eine hohe Wortbreite nichts, solange das Quellmaterial bei 24 FPS stehen bleibt...


___________________________________________
Hinweis der Moderation:
Ein Thema wurde aufgeteilt und einige themenfremde Beiträge wurden hierher verschoben. Das alte Thema lautet:
Sony VPL-VW5000ES


[Beitrag von George_Lucas am 14. Apr 2016, 19:59 bearbeitet]
madshi
Inventar
#2 erstellt: 13. Apr 2016, 13:24
Also für mich sind die 24fps Szenenüberblendungen eigentlich ok, solange die einzelnen Frames kein Banding haben. Leider sind viele Blu-Ray ohne Dithering encodiert, was sich dann besonders bei Fade-To-Black bemerkbar macht. Das Problem ist da aber das Banding innerhalb der einzelnen Frames, bzw bei Fade-To-Black wandert die Position der Banding-Streifen von Frame zu Frame, was das ganze noch auffälliger und häßlicher macht. Ich denke aber nicht, daß das viel mit 24fps zu tun hat.
max25game
Stammgast
#3 erstellt: 13. Apr 2016, 14:31
Hi,

ist das mit dem Dithering beim Bluray-Mastering eigentlich sehr aufwändig oder teuer?
mir fallen solche Szenenüberblendungen mit Banding, eigentlich fast ausschließlich bei kleineren Labels ins Auge.

Gruß
Master468
Inventar
#4 erstellt: 13. Apr 2016, 15:33

Die neue Gammakurve ist also dafür verantwortlich, dass bei HDR überhaupt noch so viele niedrige Stufen vorhanden bleiben wie bei BT.1886 mit 10 Bit. Würde man die Kurve nur bis 100 Nits anwenden, wären es noch mal doppelt so viele.

Wir müssen hier ohnehin aufpassen. Die Diskussion um die HDR-Tonwertkurve wird auf Basis sehr synthetischer Rahmenbedingungen geführt. An vorderster Front das schon der Dicom Spezifikation zugrundeliegende Barton-Modell, das auch für die HDR-Definition mehr oder weniger direkt Pate stand. Hier wird aus meiner Sicht oft zu wenig reflektiert. Denn die Helligkeitsverteilung in CIELAB, die ebenfalls Anspruch auf visuelle Gleichabständigkeit erhebt, verläuft gänzlich anders, ist in den absoluten Tiefen gar linear (!). Und dabei wird im Hinblick auf HDR doch gerne darauf verwiesen, dass schon ein Gamma 2.2 in den Tiefen zu grob auflösen würde - ein Widerspruch?

Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte. Das Barton-Modell berücksichtigt lokale Differenzen unter entsprechenden Bedingungen. Das ist recht weit von realen Szenarien entfernt. Ein Graukeil, der auf einem Monitor mit Dicom Tonwertkurve wiedergegeben wird, ist in den Tiefen sehr stark überbetont, während ein mit L* (also der Helligkeitsverteilung in CIELAB) kalibriertes Gerät hier eine visuell sehr gleichmäßige Darstellung liefern wird. Betrachten wir dagegen nur einen Ausschnitt in den Tiefen bei mäßigem oder gar nicht vorhandenem Umgebungslicht, werden bei beschränktem Tonwertumfang deutlichere Helligkeitssprünge bei L* sichtbar, während Dicom noch sehr fein bzw. unmerklich auflöst.

Tonwertkurven, die sich an das Barton-Modell anlehnen, bieten daher bei ausreichendem Tonwertumfang guten Schutz gegen Tonwertabrisse auch in ungünstigen Situationen. Aber sie führen keinesfalls zur einer grundsätzlich idealen Verteilung (= maximale Kodierungseffizienz). Allerdings kommt bei HDR noch ein sehr wichtiger Faktor hinzu. Das Histogramm unterscheidet sich erheblich, die durchschnittliche absolute Helligkeit ist nicht wesentlich erhöht. Damit bleibt über weite Strecken auch der Adaptionszustand des Auges gegenüber einer heute üblichen Wiedergabe unverändert. Schon aus diesem Grund muss also in den Tiefen feiner aufgelöst werden. Würden wir einfach SDR mit hohen Leuchtdichten wiedergeben, ergäbe sich eine veränderte Situation - trotz des hohen Dynamikumfangs des Auges.

Mit ausreichendem Tonwertumfang wird die Gammakorrektur des Materials dann irgendwann auch nebensächlich. Aber das erreichen wir mit 10bit pro Farbkanal eben noch lange nicht, gerade wenn die HDR-Rahmenbedingungen hinzukommen.

Gruß
Denis


[Beitrag von Master468 am 13. Apr 2016, 22:34 bearbeitet]
RealJEDI
Stammgast
#5 erstellt: 14. Apr 2016, 10:13

max25game (Beitrag #99) schrieb:
ist das mit dem Dithering beim Bluray-Mastering eigentlich sehr aufwändig oder teuer?


Hmm?
Ein Dithering (Floyd-Steinberg oder Jarvis) mit Errordiffusion ist in 10min implementiert und wenn man es auf der Grafikkarte laufen laesst, dann braucht es fuer einen ganzen Film nicht allzu lang.
Ueberleg mal: der Oppo macht gutes Dithering (von 36 auf 30 oder 24bit) in Echtzeit so nebenbei.

Alex
max25game
Stammgast
#6 erstellt: 14. Apr 2016, 10:50
Hi,
ja, das mit dem Oppo weiss ich, ich hab das auch mal beim Radiance angewendet, aber es gab keine Verbesserung beim Banding.
Vielleicht dürfen kleinere Labels nicht grossartig ins Master eingreifen....oder was auch immer da passiert.

Gruß
Markus
madshi
Inventar
#7 erstellt: 14. Apr 2016, 10:58
Error Diffusion auf der GPU ist ziemlich schwierig, weil es ein sequenzieller Algorithmus ist (die Pixel müssen einer nach dem anderen berechnet werden, man kann nicht alle "gleichzeitig" berechnen). Ich bezweifle daß der Oppo das macht. Wenn der wirklich Dithering macht (keine Ahnung) dann wird es entweder Random oder Ordered Dithering sein.

GPUs sind dafür gebaut, jeden Pixel des Frames parallel ("gleichzeitig") zu berechnen. Deshalb ist Error Diffusion schwer für GPUs umzusetzen. Auf CPUs aber überhaupt kein Problem.

Problematisch beim Dithering beim Blu-Ray-Mastering ist, daß das die Bitrate hochtreibt. Sollte trotzdem gemacht werden, weil's sonst halt Banding-Artifakte gibt. Aber viele Encoding-Houses lassen Dithering weg, damit sie mit weniger Bitrate auskommen (oder vielleicht weil sie keine Ahnung haben).

Dithering beim Playback (madVR, Lumagen, Oppo) ist sinnvoll, behebt aber *nicht* Banding-Artifakte, die durch das Blu-Ray-Encoding verursacht wurden. Dithering beim Playback stellt nur sicher, daß durch das Playback-Processing keine weiteren/neuen Banding-Artefakte entstehen.

Um Banding-Artifakte zu entfernen, die auf der Blu-Ray encodiert sind (durch fehlendes Dithering), benötigt es einen "debanding" Algorithmus. Ich glaube, manche Sony-Projektoren haben sowas mit drin? Allerdings fressen diese Algorithmen außer dem Banding auch gerne mal etwas Detail mit weg. Jedenfalls wurde mir berichtet, daß der Debanding-Algo in madVR da wohl bei gleicher Debanding-Stärke deutlich weniger Details verliert, als der Algo, den Sony in ihren Geräten verwendet...
max25game
Stammgast
#8 erstellt: 14. Apr 2016, 11:16
aha...danke für deine Erkäuterung.
Die neueren JVC Projektoren haben auch sowas, können starkes Banding aber nicht beheben.

Dann kann man Dithering also prophylaktisch aktivieren, gut zu wissen
Impatient
Stammgast
#9 erstellt: 14. Apr 2016, 11:55

madshi (Beitrag #103) schrieb:

Um Banding-Artifakte zu entfernen, die auf der Blu-Ray encodiert sind (durch fehlendes Dithering), benötigt es einen "debanding" Algorithmus. Ich glaube, manche Sony-Projektoren haben sowas mit drin? Allerdings fressen diese Algorithmen außer dem Banding auch gerne mal etwas Detail mit weg. Jedenfalls wurde mir berichtet, daß der Debanding-Algo in madVR da wohl bei gleicher Debanding-Stärke deutlich weniger Details verliert, als der Algo, den Sony in ihren Geräten verwendet...

Bei Sony heißt dieses Feature "Smooth Graduation". Auszug aus dem Manual:

Sony manual HW65ES schrieb:
Smooths the gradation of the flat parts of images.
High/Middle/Low: You can adjust the smooth gradation effect.
Off: The smooth gradation function is not applied.

Schönes Beispiel sind die Himmelszenen im Intro der House of Cards BluRay vs. Netflix Streaming. Ohne Smooth Graduation sehe ich beim 2K Streaming störende Banding Effekte. 4K Streaming sah diesbezüglich in einer Vorführung auch nicht besser aus. Mit Smooth Graduation auf Low verschwinden diese Kompressionsartefakte bei meinem HW65ES. Bei Low hatte ich bisher auch nicht das Gefühl, dass ich dafür sichtbar Details opfere. Da ich viel über Netflix streame, ist diese Funktionalität für mich ein echter Mehrwert.


[Beitrag von Impatient am 14. Apr 2016, 11:57 bearbeitet]
RealJEDI
Stammgast
#10 erstellt: 14. Apr 2016, 13:52

madshi (Beitrag #103) schrieb:
...Deshalb ist Error Diffusion schwer für GPUs umzusetzen...


Fuer Echtzeit bestimmt. Ich meinte aber eher beim Encoding. Ich wuerde da nen "dummen" Ansatz waehlen: die Frames in Texturen packen (uU. gleich pixelgenau auf Billboards) und dann im Fragment-Shader draufrumwerkeln. Und das mit so vielen Video-Frames, wie ich Recheneinheiten habe (und Texturspeicher). War aber nur so laut dahergedacht, ich weiss ja, dass Du der Experte bist!

Alex

PS: Finde die Implementierung von "Smooth Graduation" im VW500 auch ganz angenehm und hab sie immer an.


[Beitrag von RealJEDI am 14. Apr 2016, 13:53 bearbeitet]
mule
Hat sich gelöscht
#11 erstellt: 14. Apr 2016, 14:59
Kodi hat in der V17-Alpha ja inzwischen auch eine Dithering-Funktionalität erhalten. Ich weiß aber nicht welcher Algorithmus hier zum Einsatz kommt außer das zur Berechnung auch Shader eingesetzt werden.
madshi
Inventar
#12 erstellt: 14. Apr 2016, 15:02
Was, jetzt erst? Ich sag jetzt nix weiter dazu...
FoLLgoTT
Stammgast
#13 erstellt: 14. Apr 2016, 16:12

madshi (Beitrag #108) schrieb:
Was, jetzt erst? Ich sag jetzt nix weiter dazu... :L


Kodi/XBMC war eben nie auf maximale Qualität ausgelegt, sondern eher auf Features für den Alltag. Deswegen bleibe ich auch weiterhin bei meiner Speziallösung MovieManager + MPC-HC + madVR.
mule
Hat sich gelöscht
#14 erstellt: 14. Apr 2016, 20:04
Da hat sich mit der Kodi17 und den Bemühungen von Fritsch einiges getan. Außerdem war auch schon einiges per Addon möglich. Jede Software hat andere Schwerpunkte. Aber Kodi17 halte ich inzwischen für einen guten Kompromiss aus Funktionalität, Qualität und Komfort. Aber die Prios muss jeder für sich selber setzen. Ich habe aber extra mehrere unterschiedliche Clients für verschiedene Aufgaben. Für den "Alltag" kommt aber Kodi zum Einsatz.


[Beitrag von mule am 14. Apr 2016, 20:05 bearbeitet]
little-endian
Stammgast
#15 erstellt: 10. Dez 2017, 09:55
Aus aktuellem Anlass will ich diesen Thread hier hervorholen.


madshi (Beitrag #7) schrieb:
Problematisch beim Dithering beim Blu-Ray-Mastering ist, daß das die Bitrate hochtreibt. Sollte trotzdem gemacht werden, weil's sonst halt Banding-Artifakte gibt. Aber viele Encoding-Houses lassen Dithering weg, damit sie mit weniger Bitrate auskommen (oder vielleicht weil sie keine Ahnung haben).


Ja, mit einigem Argwohn sehe ich selbst bei Top-Produktionen wie "Planet Erde 2" bereits während des Intros bei der Blu-ray-Fassung sichtbares Banding, während mir bei der UHD nichts dergleichen auffällt. Letzeres bei Sichtung via madVR und Konvertierung von HDR auf SDR mit ganzen 6-Bit und Dithering: keine Spur von Banding und ganz so, wie es sein soll. Das ist schon sehr ärgerlich, zumal ich mir nicht vorstellen kann, dass enkodiertes Ditherrauschen jegliche Formatkapazitäten sprengen würde, zumal ja auch etliche Filmquellen schon mindestens diesen Rauschteppich mitbringen (fast ironischerweise hat man da dann auch kein Bandingproblem) und wundersamerweise auch irgendwie Platz finden. Man denke an Filme wie "Collateral" mit kräftig hohen ISO-Werten beim Dreh.


Impatient (Beitrag #9) schrieb:
Schönes Beispiel sind die Himmelszenen im Intro der House of Cards BluRay vs. Netflix Streaming. Ohne Smooth Graduation sehe ich beim 2K Streaming störende Banding Effekte. 4K Streaming sah diesbezüglich in einer Vorführung auch nicht besser aus.


Für mich ein absoluter Aberwitz - einerseits ergeht man sich im 4K-Gedöns mit je nach Abstand und Größe im wahrsten Sinne im Vergleich eher überschaubarer Verbesserung und andererseits mutet man den Leuten dann Blockartefakte und Banding wie aus einem versautem Aquarium zu. Ich halte das für ähnlich sinnvoll wie SACDs oder 96/24 Downloads, deren effektiver Dynamikumfang dank idiotischem Mastering dann unter dem CD-Pendant aus den 80er liegt.


madshi (Beitrag #96) schrieb:
Sieht also so aus, als ob das Shadow-Detail zwischen 10bit SDR (BT.709) und 10bit HDR (PQ) in etwa vergleichbar ist. Was heißt, daß es bei UHD Blu-Ray HDR etwa 4x mehr Detailstufen im Shadow-Detail geben sollte als bei herkömmlichen 8bit SDR.


Sollten etwaige Detailstufen abgesehen vom schlechteren Signal-/Rauschverhältnis nicht völlig unabhängig von der Bittiefe sein, wie madVR in der Praxis eindrucksvoll beweist? In Anlehnung an meinen Thread bei beisammen.de dürfte die Bittiefe die Auflösung ausschließlich "nach unten hin" begrenzen, da durch das erforderliche Dithering dann kein komplettes Schwarz mehr erzielbar ist (analog zum Grundrauschen bei Audio).
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