Die Audio Kennzahl vs Hifi Forum User

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ckrohm
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 07. Sep 2010, 08:42
Ich hab da mal ein paar Fragen, die vielleicht provozierend rüberkommen könnten, aber gar nicht so gemeint sind.
Vorab: Meine Ohren können sehr gut klangliche Unterschiede heraushören, ich spiele und mische auch selber Musik, allerdings bin ich technisch ein absoluter Laie.

Mir fällt Ihr immer wieder auf, daß sehr viele (aber nicht alle) etablierten User hier an vielen Lautsprechern wie z.B. Kappa 9a, B&W 800, 801 und 802 nur Vor-und Endstufenkombis heranlassen würden.

Mir als Laie steht als Anhaltspunkt, ob ein Verstärker technisch und powermäßig (klanglich ist eine ganz andere Geschichte) paßt, eigentlich nur die Audio Kennzahl zur Verfügung.

Während ich verstehen kann, daß eine Kappa 9a mit einer AK von 80 an einem Vollverstärker nicht ihr volles Potenzial auspielen kann, ist es für mich daher unverständlich, wie man bei einer alten B&W 800 N, die eine AK von nur 53 hat, grundsätzlich Vor und Endstufen empfiehlt.

Im Gegenzug hat die alte, kleinere 802N eine AK von 57 und da halten die meisten hier einen Vollverstärker für ausreichend.

Lt. Audio geht es bei der Audio Kennzahl darum, daß die Endstufe eines Verstärkers genug Leistung hat, um Hifi gemäße Pegel zu erzeugen. Dabei handelt es sich lt. Audio um einen Spitzen Schalldruck von 105 dB, was ordentlichem Partylärm oder einem Sinfonieorchester im Forte entspricht (Audio 12/2004).

Also von daher müßte (fast) jeder aktuelle Vollverstärker (außer Röhre) ausreichen, um eine 800er anzutreiben. Im Gegenzug hat eine B&W 805 S eine AK von 64 und daher fängt schon eher die Auslese an.

Daher ein paar Fragen:

1. Wieso wollen viele User nur große Vor-und Endstufenkombis an großen LS ranlassen bzw. empfehlen dies?

2. Wieso machen eigentlich die wenigstens, eigentlich fast gar keiner drauf aufmerksam, daß die AK der meisten Kompakt LS über denen eines Stand LS liegt und die dann wohl eher eine Endstufe benötigen?

3. Wie laut hören die User hier eigentlich bzw. wie tolerant sind Eure Nachbarn?
Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß die teuren Teile überwiegend im "Forte" gehört werden...

4. Vor allen Dingen mein Beispiel mit der B&W 800, 802 und 805, die hier immer wieder im Forum vorkommen, kann ich aufgrund der AK gar nicht nachvollziehen.

Übrigens: Falls mir jemand erklären kann, was der grundsätzliche, technische Vorteil von Vor- und Endstufen ist (der zu dem Vorteil führt, den ich ja auch immer hörbar nachvollziehen kann, aber nicht technisch verstehe), dann wäre ich dafür auch sehr dankbar...

Wer macht den Erklärbär für mich? Ich rall es nämlich nicht so ganz...

Greets

Chris
audiophilanthrop
Inventar
#2 erstellt: 07. Sep 2010, 17:01
Man muß sich vergegenwärtigen, daß es im wesentlichen von vier Faktoren abhängt, wie kritisch ein Lautsprecher ist:

1. Dem Kennschalldruck.
2. Dem Impedanzverlauf, nach Betrag und auch Phase.
3. Der akustischen Belastbarkeit.
4. Hörabstand und Raumgröße.

Ohne das Berechnungsverfahren genau zu kennen, scheint mir, daß man bei der AUDIO im wesentlichen die ersten zwei zur Berechnung heranzieht. Es ist ja auch unschwer einzusehen, daß ein Lautsprecher mit fiesen Impedanzminima in kritischen Frequenzbereichen und niedrigem Kennschalldruck bei so manchem Verstärker im übertragenen Sinne für graue Haare sorgen wird, wenn nicht gar Defekte (die frühen Kappas haben ja seinerzeit so manches sonst respektable Gerät abgeschossen).

Deine zweite Frage hängt m.E. an den Punkten 3 und 4. Am meisten Leistung wird für gewöhnlich im Baßbereich benötigt, und da sind Kompakte einfach schneller am Ende. Daneben mögen große Lautsprecher-"Flaggschiffe" vergleichsweise leicht in die Gänge zu bekommen sein - indes wird sich wohl kaum jemand so etwas in ein 16m²-Wohnzimmer stellen und aus 1,5 m Entfernung belauschen.

Grundsätzliche Vorteile einer Vor-End-Kombi gibt es eigentlich keine, und mir fallen auch einige Beispiele in der Richtung ein - man denke an einige ältere (nicht allzu teure) Vor-End-Kombis von Technics, die auch nicht mehr können als ein Vollverstärker (wenn auch einer der besseren Sorte), und mir scheint, daß z.B. bei NAD die Endstufe C272 und der Vollverstärker C372 in Sachen Verstärkerteil identisch waren. Außerdem kann man sich wohl vorstellen, daß ein gemeinsames Gehäuse und Netzteil Kosten spart. In praxi allerdings treibt man bei Vor-End-Kombis gern einen höheren Aufwand, um etwa Verzerrungen und Rauschen weiter zu drücken und Leistung und Laststabilität zu erhöhen.
richi44
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 09. Sep 2010, 12:38
Ich würde es (genau so provokativ) mal so sagen: Die Audio-Kennzahl ist eine Erfindung der Zeitschrift Audio und damit nicht verbindlich. Und im Allgemeinen bekommen Produkte eines guten Werbekunden selten schlechte Noten (oder Kennzahlen).
Und wenn man einfach mal eine Zusammenstellung aufbaut und eigene Kennzahlen erfindet, so ist doch die Versuchung gross, einem grossen teuren Lautsprecher eine grosse Kennzahl zu geben und das Selbe bei einem hochpotenten Verstärker der gehobenen Preisklasse.

Nun kann man sich fragen, wie realistisch sowas ist, aber auch wie sinnvoll.
Nehmen wir an, wir hören nur Kammermusik. Da gibt es eine Flöte, zwei Geigen, allenfalls noch eine Bratsche, ein Cello und ein Cembalo.
Das können wir problemlos in Originallautstärke im Zimmer wiedergeben und brauchen dazu nicht mal 10W. Ein Verstärker, der 50W bringt und eine Kurzschlusssicherung hat, die auf den Strom anspricht und nicht auf die Lastimpedanz kann unsere Boxen ausreichend befeuern, ob die nun Klasse 10 oder Klasse 90 sind.

Will ich eine Dixie-Combo in Originallautstärke zuhause wiedergeben, reichen 2x400W kaum aus. Dass da natürlich nur Boxen in Frage kommen, welche auch den nötigen Schalldruck bringen können, steht ausser Frage, also ist da nichts mit kleinen Böxchen.

Und nehmen wir den dritten Fall, nämlich eine Studio-Abhöre, da wird üblicherweise mit einem Pegel zwischen 75 und gut 85dB abgehört. Und wenn da auch vor dem Kompressor abgehört werden soll kann es sporadisch laut werden. Die Boxen dort sind (lässt sich nur "umrechnen") eher der oberen Gruppe zuzuordnen, die Wiedergabe aber geschieht mit relativ geringer Leistung. Allerdings ist es wie ein Sportwagen in der Stadt, bei Bedarf muss Saft da sein.

Wenn wir also nur Sachen anhören (Tagesschau-Studio) wo geringe Pegel gefordert sind, braucht es keine riesen Verstärker. Es braucht aber nach wie vor anständige Boxen, wobei Sprache und Kammermusik nicht eine abgrundtiefe Schwärze der Bässe verlangen, weil es diese Bässe im Programmmaterial nicht gibt.

Wenn ich hohe Leistuneg fordere brauche ich entsprechende Verstärker. Bei den Studioboxen sind üblicherweise die Verstärker eingebaut, denn die Boxen sollen ja alle Studiobedürfnisse abdecken können. Und zuhause kann ich sagen, ich beginne mal mit einem kleinen Verstärker. Nun ist dieser billiger und bietet weniger Eingänge und Finessen. Reicht mir die Leistung nicht, kaufe ich einen grössern und bekomme so nebenbei noch zusätzliche Finessen
(ich könnte mich schon jetzt für eine getrennte Vor-Endstufe entscheiden). Wenn ich weiter steigern will, weil ich halt mal so hören möchte wie im Klassikkonzert brauche ich noch mehr Leistung. Und genau jetzt überlege ich mir, ob nun (oder schon vorher) eine Vor-Endstufentrennung nicht sinnvoll wäre. Hätte ich vorher schon aufgeteilt, hätte ich möglicherweise einen Vorverstärker, der alles bietet, was ich will, aber nichts überflüssiges aufweist. Und jetzt wo es um mehr Leistung geht müsste ich nur die Endstufen wechseln, denn der Rest war ja schon perfekt. Und genau darum verwendet man in den Studios Aktivboxen, da passen Verstärker und Lautsprecher zusammen und die Verstärker liefern das, was nötig ist und was die Lautsprecher vertragen. Die ganze Bedienung ist ja dann Sache des Tonpultes. Voraussetzung ist natürlich, dass man auch mal mischen kann unter den Fabrikaten und sich nicht stur auf "Vor- und Endstufe aus dem selben Haus" einschiesst!

Und zur Vergabe der Kennzahlen: Das kann man nach rein technischen Gesichtspunkten verteilen, das wäre genau so mit Buchstaben möglich. Daneben könnte man die bevorzugte Anwendung (Disco, Klassik im Wohnraum, Pop) mit Farben darstellen und die effektive Tonqualität mit Zahlen. Dann hätte man einen Spiegel über das Angebot und könnte augrund dessen eine Vorauswahl treffen. Und man könnte davon ausgehen dass bei technisch verträglichen Produkten die gleichen Buchstaben da stehen und es somit nicht zu unliebsamen Überraschungen kommt. Nur, wer vergibt all diese Zahlen und Buchstaben und Farben? Ist das eine unabhängige Instanz (in Brüssel?) oder ist es ein F(l)achblatt, das von den Inseraten und damit von den Herstellern lebt?
GlennFresh
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 09. Sep 2010, 19:54
Ich muss meinem Vorgänger soweit zustimmen, möchte aber das Ganze noch um folgendes Beispiel ergänzen:

Wenn Audio der B&W 800 D eine AK von 53 bestätigt, müsste der Lsp. mit einem Denon PMA 510 AE Pegel um die 105db erzeugen können.

Glaubst Du das?

Ich persönlich halte die AK für einen Marketing Gag, der nicht mal als Anhaltspunkt dienen kann, dafür ist jedes Konzept zu individuell.

Saludos
Glenn
audiophilanthrop
Inventar
#5 erstellt: 09. Sep 2010, 22:29

GlennFresh schrieb:
Wenn Audio der B&W 800 D eine AK von 53 bestätigt, müsste der Lsp. mit einem Denon PMA 510 AE Pegel um die 105db erzeugen können.

Bei einem Kennschalldruck von 90 dB SPL (2,83 V / 1 m) und Minimalimpedanz von 3,1 Ohm - wollen wir sie mal noch als 4-Ohm-LS durchgehen lassen - wären dazu etwa 16 W an 4 Ohm nötig. Da hätte auch der kleine Denon noch so 10 dB "Luft", vorausgesetzt er bringt halbwegs ehrliche 2x ~50 W an 4 Ohm bei noch vernachlässigbaren Verzerrungen - an 4 Ohm wird er wohl nicht unter 0,04% kommen.

Daß es nicht eben sinnvoll erscheint, Lautsprecher für 20000 das Paar zu kaufen und dann einen zudem etwas schlappen Amp für 200 dranzuhängen (wenn es für ein paar Hunderter mehr ein Rundum-Sorglos-Gerät gäbe), steht auf einem anderen Blatt - aber immerhin wird das noch erheblich besser funktionieren als bei umgekehrter Budgetverteilung.

GlennFresh schrieb:
Glaubst Du das?

Glaube sucht - Wissen findet.
(Nicht von mir, aber als Wahlspruch ganz exzellent.)
GlennFresh
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 09. Sep 2010, 22:51
Rein rechnerisch könntest Du Recht haben, aber die Praxis sieht meist anders aus.
Die Herstellerangaben sind meist geschönt und daher sind die 90db mehr als Zweifelhaft.
Noch etwas entspricht nicht der Praxis, wer hört solche Boxen schon in einem Abstand von 1 mtr..
Außerdem spielen noch die von mir angesprochene Raumgröße und die Akustik eine nicht unerhebliche Rolle.

Bei uns nennt man soetwas eine Milchmädchenrechnung, nur leider ist die Realität eine andere, teste die Kombi doch mal.

Daher hättest Du dir den letzten Satz eigentlich sparen können, aber Papier ist geduldig und auf Wahlsprüche kann man ja bekanntlich nichts geben.

Was glaubst oder weisst Du jetzt?

Saludos
Glenn
ckrohm
Ist häufiger hier
#7 erstellt: 10. Sep 2010, 08:46
Mal schauen, ob wir irgendeinen Händler finden, der diese Kombi mal ausprobieren würde. Es kommt ganz sicher niemand auf die Idee.

Aber eigentlich müßte bei der AK doch der kleinste Accuphase Vollverstärker (E 250) dann locker für eine 800 D ausreichen oder?

Aber ich höre hier immer nur, daß die 800 D ganz große Amps benötigt.

Natürlich kann man ja jetzt behaupten, daß Audio der 800 D eine kleine AK vergibt, damit die sich besser verkauft. Aber dann stellt sich mir eine weitere Frage:

Warum sollten die das bei LS in der Preisklasse überhaupt tun? Wer sich ein LS Paar für EUR 22000 leistet, wird auch keinen billigen Amp dran hängen... also wär es doch völlig unnötig, die AK zu beschönigen? Und warum hat dann die 805D eine viel höhere AK als die 800 D?
Eigentich müßte es doch genau anders herum sein: Audio müßte ja bei der 800 D die AK einer Endstufe angeben, damit man Endstufen kauft..

Wenn wir mit dem Denon 105 dB in einem Meter Abstand vor den LS erreichen, wieviel dB sind es dann noch am Hörplatz (also meist 2,5 bis 4 Meter vom LS entfernt (weiß ich wirklich nicht)? Reicht es dann nicht mehr für 95% der Hörsituationen aus?

Wer hat denn schon praktische Erfahrungen gemacht, wo ein Vollverstärker trotz ausreichender AK elendig an einem LS verkümmerte, was dann nur durch eine Vor-und Endstufe gelöst werden konnte?

Wie gesagt, es geht ja bei der AK nur um Leistung, nicht um Klang.
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