Dynavox VR70E-2 Endstufenröhre schlägt durch

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2TaktManu
Neuling
#1 erstellt: 23. Sep 2015, 12:16
Hallo Zusammen!
Habe schon häufiger in hier interessante Beiträge gelesen und brauche jetzt mal Hilfe in puncto Röhrenverstärker.
Kurz zu mir - ich bin Laie mit Multimeter, aber kein Röhrencrack und auch kein E-Techniker.. Grund für den Kauf eines Röhrenverstärkers war für mich weniger das Tunen und Verbessern, als ein autentischer Klang zur Musik der 60er Jahre.

Seit 3 Jahren benutze ich den Dynavox an 2 Sonab OA4 Type 2 am 8Ohm Ausgang und 2 Kugellautsprechern (Hersteller unbekannt, 4Ohm) am 4Ohm Ausgang. Grob geschätzte Betriebsdauer 250Std.
Die Vorstufenröhren habe ich vor längerer Zeit gegen Polan ECF82 getauscht und bin soweit ganz zufrieden. Alles andere ist original.
Den Heizstrom für die EL34 habe ich auf 33mA eingestellt. Leider sind die Potis ja recht billig und neigen zum Eigenleben.

Jetzt habe ich das Problem, dass eine Röhre sich praktisch nicht mehr justieren lässt und nach kurzer Warmlaufzeit durchschlägt. Parallel dazu ist mir aufgefallen, dass der Verstärker leichtere Erschütterungen (Tippen mit Finger auf Gehäuse) auch über die Boxen hörbar macht. Das ist mir vorher nie aufgefallen. Ausserdem gibt es manchmal leise, nur bei nicht laufender Musik und unabhängig von der Lautstärkeeinstellung auftretende Heulgeräusche.
Hat da jemand einen Tipp zur Fehlerdiagnose für mich?
Ein großes Danke schonmal und beste Grüsse,
Manuel
selbstbauen
Inventar
#2 erstellt: 24. Sep 2015, 09:52
Hallo Manuel,

zur Ferndiagnose zunächst ein paar Fragen:

betreibst du die beiden Lautsprechertypen gleichzeitig? Wenn ja, dann könnten die (vorsicht: es folgt ein Scherz) Heulgeräusche von dem beinahe Kurzschluss am Ausgang herrühren. Die Sonabs haben eine Impedanz von 7 Ohm, sind also schon etwa unterhalb der Solllast. Wenn dann noch der 4 Ohm-Typ am anderen Anschluss dazu kommt, ...

Du hast den Kathodenstrom auf 33mA eingestellt. Bei der einen - ist der höher und lässt sich nicht mehr verringern, oder erreicht er die 33mA nicht mehr?

Wenn er sich nicht mehr verringern lässt, dann ist der Überschlag vermutlich auch daher, dass die negative Gittervorspannung wegen eines Defekts des Potis keinen Kontakt mehr hat und die Röhre mit voller Emission läuft. Dann hat sie nach dem Einschalten auch rote Backen, die Anodenbleche glühen.

Die Übertragung von Erschütterungen (Mikrophoniereffekt) wird wohl an der ECF82 liegen und ist nicht zu beheben. Man kann nur versuchen, beim nächsten mal unempfindlichere Röhren zu verwenden. Wenn man das nur vor dem Kauf wüsste. Der Verstärker sollte nun nicht genau in der Mitte von beiden Lautsprechern stehen, weil der Bass sich sonst selbst anregt.

Soweit meine Fragen.
Gruß
sb
sidolf
Inventar
#3 erstellt: 24. Sep 2015, 10:23

2TaktManu (Beitrag #1) schrieb:
Jetzt habe ich das Problem, dass eine Röhre sich praktisch nicht mehr justieren lässt und nach kurzer Warmlaufzeit durchschlägt.


Hallo Manuel,

was genau meinst Du mit "Durchschlagen"? Das musst Du uns zuerst mal genau erklären!

Mit den Potis stellt man auch nicht den Heizstrom sondern den Ruhestrom (Bias) der 4 Endröhren ein. Das nur zur Information. Ich hatte selbst mal mehrere VR70 und habe durch Messungen herausgefunden, dass der VR70 bei 38 - 45mA Ruhestrom am wenigsten Klirr erzeugt! Deine 33mA sind schon reichlich wenig.

Aber bevor Du mit dem Ruhestrom experimentierst, muss erst mal geklärt werden was da bei Dir schief läuft.

Gruß
2TaktManu
Neuling
#4 erstellt: 24. Sep 2015, 13:19
Hallo sb, Hallo Sidolf!

erstmal danke für Eure Antworten.
Mit Durchschlagen meine ich, das nun etwa 15-20s nach dem Einschalten ein Blitz von unten nach oben durch die Röhre schlägt.
Die Kathodenbleche glühen nicht.
Bei der Kontrolle des Ruhestroms nach dem ersten Auftreten des Problems hatte ich noch etwas mehr Zeit bis zum Durchschlagen. Da wurde der Ruhestrom bei der betreffenden Röhre nicht mehr erreicht, bei den anderen schon.
Die Anschlüsse der Lautsprecher habe ich übrigens aus dem Gedächtnis heraus falsch angegeben. Die Lautsprecherpaare waren parallel am 4Ohm Ausgang angeschlossen, Grund zum Heulen hat der Gute also, wenn ich richtig rechne, nicht gehabt .
Das an dem Mikrophoniereffekt die ECFs Schuld sind, beruhigt mich ja schonmal, der Verstärker steht bassmäßig recht günstig, das ist kein Problem.
Viele Grüße,
Manuel
sidolf
Inventar
#5 erstellt: 24. Sep 2015, 13:51
Hallo Manuel,

wahrscheinlich ist die eine EL34 kaputt! Es kann aber auch andere Ursachen haben. Hast Du noch eine Ersatzröhre? Bitte keinen Röhrentausch untereinander vornehmem, sonst kann noch mehr kaputt gehen.

Wenn Du mir per PM Deine Adresse sendest, dann bekommst Du von mir eine gebrauchte, aber noch 90% gute EL34 zum ausprobieren. Wenn die dann auch die Flügel streckt, was halb so schlimm wäre, dann ist tatsächlich was anderes defekt!

Gruß
pragmatiker
Administrator
#6 erstellt: 24. Sep 2015, 14:25
Servus Manuel,

2TaktManu (Beitrag #4) schrieb:
Die Kathodenbleche glühen nicht.

Nur, damit sich dieser Begriff bei Dir nicht festsetzt: Bei üblichen Radio- und Verstärkerröhren (wozu auch die die EL34 zählt) gibt es keine Kathodenbleche (sondern allenfalls ein - von außen nicht sichtbares - mit Kathodenmaterial versehenes Kathodenröhrchen). Das, was Du da siehst (und was im Störungsfall glühen kann), ist das Anodenblech.

2TaktManu (Beitrag #1) schrieb:
Den Heizstrom für die EL34 habe ich auf 33mA eingestellt

Auch das - es wurde vorher schon erwähnt - ist so nicht richtig: Eingestellt wird der Ruhestrom - bei heutzutage üblichen, indirekt geheizten Radio- und Verstärkerröhren wird der Heizstrom oder die Heizspannung nicht eingestellt.

2TaktManu (Beitrag #4) schrieb:
Mit Durchschlagen meine ich, das nun etwa 15-20s nach dem Einschalten ein Blitz von unten nach oben durch die Röhre schlägt.

Sieht so aus, als ob das Vakuum in der Röhre verunreinigt ist. Nimm das Angebot von sidolf an und probiere seine Röhre aus. Dieser Überschlag in der Röhre muß eigentlich einen sauberen Knall im Lautsprecher erzeugen - ist dem so?

Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 24. Sep 2015, 14:35 bearbeitet]
selbstbauen
Inventar
#7 erstellt: 24. Sep 2015, 15:28

2TaktManu (Beitrag #4) schrieb:
Die Lautsprecherpaare waren parallel am 4Ohm Ausgang angeschlossen, Grund zum Heulen hat der Gute also, wenn ich richtig rechne, nicht gehabt .


Oh doch. Am 4 Ohm Ausgang liegen also ein 4 Ohm und ein 7 Ohm Lautsprecher parallel an. Die resultierende Last beträgt also 2,5 Ohm. Das kann schon der Grund sein, dass eine Röhre frühzeitig die Löffel abgegeben hat. Ein 4 Ohm Lautsprecher kann ein Minimum bei 2 Ohm haben. Dann ist die Last noch kleiner.

Da der Ruhestrom nicht mehr erreicht wird, ist der Poti zum Einstellen höchstwahrscheinlich in Ordnung. Die Röhre ist schlicht fertig.

Gruß
sb
2TaktManu
Neuling
#8 erstellt: 25. Sep 2015, 09:05
Guten Morgen!
Danke für Eure Hilfe, besonders an sidolf für das Angebot mit der Röhre. Mein Mitbewohner hat noch einen alten Satz EL34 aus seinem Gitarrenverstärker rumliegen, den bringt er mir zum testen mit.
Sollte es nur an der Röhre gelegen haben - ich hatte ohnehin vor, die Originalen mal gegen etwas höherwertige zu ersetzen. Ist es dazu erforderlich einen komplett gematchten Satz zu verwenden, oder kann ich auch 2 gematchte Paare kaufen und diese je auf links und rechts aufteilen?

Wie Herbert sagt, der Blitz ist laut und deutlich durch die Lautsprecher zu hören.
Bevor ich das Ding wieder in Betrieb nehme, wird auch die Impedanz von den Kugelboxen angepasst. (Bin etwas peinlich berührt von meiner falschen Widerstandsrechnung, hat man ja mal in der Schule gelernt...).
Viele Grüße,
Manuel
selbstbauen
Inventar
#9 erstellt: 25. Sep 2015, 10:14

2TaktManu (Beitrag #8) schrieb:
Ist es dazu erforderlich einen komplett gematchten Satz zu verwenden, oder kann ich auch 2 gematchte Paare kaufen und diese je auf links und rechts aufteilen?


Hallo Manuel,

mit meiner Meinung stehe ich hier recht allein auf den Bühne: Einen kompletten Satz! Alle 4 gleich.

Warum? Der dreidimensionale, räumliche Eindruck entsteht dadurch, dass beide Kanäle absolut gleich sind und die gemeinsamen Signalanteile in der Mitte einen virtuellen Lautsprecher bilden.

Röhren haben nunmal eine krumme Arbeitslinie. Wenn der Arbeitspunkt auf dieser Linie unterschiedlich eingestellt werden muss, erfolgt die Verstärkung der Oberwellen auch nicht gleichmäßig. Die Übertragung beider Kanäle verschmilzt nicht zu einer Einheit. Man hört zwei Kanäle. Die Abbildung wird flach.

Eine Röhre mit einer höheren Emission hat eine geringere Verstärkung. Mit der Einstellung des Ruhestroms wird dieser Unterschied zwar weitestgehend ausgeglichen. Eine Messung des Klirrfaktors zeigt aber, dass bei unterschiedlichen Röhren der geringste Klirr sich eben nicht bei den Ruheströmen ohne Signal ergibt. Bezogen auf eine Leistung von 5 Watt habe ich schon eine Verbesserung der Klirrs um einen Prozentpunkt gemessen, wenn man den Ruhestrom auf diese Leistung optimiert. Wenn Röhren absolut gleich sind, dann läuft der Klirrfaktor auch nicht davon.

Ob du aber wirklich gleiche Röhren durch handelsübliches Matchen bekommst, wage ich zu bezweifeln. Meist wird nur auf einen Punkt der Arbeitsgeraden hin verglichen, nicht aber auf Steigung. Beim richtigen Matchen müssten aber alle in der Praxis vorkommenden Gitterspannungen geprüft werden.

Gruß
sb
Fan_großer_Schwingspule...
Inventar
#10 erstellt: 26. Sep 2015, 10:33
Hallo
Manuel
Durchschlagende und blitzende EL 34 hatte ich auch schon wobei dabei sogar die Anodensicherungen geflogen sind. Allerdings in einem anderen El 34 Verstärker eines deutschen Herstellers. Mit anderen Röhren war der Spuck vorbei.

Übrigens kann die reale Impedanz Deiner parallel geschalteten Lautsprecher noch etwas unter dem errechneten Gleichstromwiederstand von 2,5 Ohm liegen.
Viele Lautsprecher weisen im Bassbereich knapp über der Chassisgrundresonanz Impedanzen auf welche locker 30 % unter dem DC Wiederstand auf aber Deinem Verstärker ist der DC Widerstand per Multimeter so ziemlich egal. Er "sieht" nur eine Wechselstromimpedanz und diese schwankt nunmal extrem. Bei 4 Ohm Lautsprecher laut Norm locker von 3,2 ohm bis Open End bei Mehrwegelautsprechern.

Ich empfehle Dir dringend Deine parallelgeschalteten Lautsprecher mit einem Impedanzmeßsystem (z.b ATB-Pro von Kirchner usw) zusammen zu überprüfen und bis dahin nur ein Pärchen anzuschließen. Und falls doch dann auch nur beide Pärchen zusammen an dem 4 Ohm Übertragerausgang des Verstärkers!!!!!!!!!!!!!!

Übrigens klingen Lausprecher mit höherer Impedanz an Röhrenverstärkern sehr oft besser als welche mit 3 oder 4 Ohm.

schönes Wochenende und viel Erfolg

Carsten
2TaktManu
Neuling
#11 erstellt: 03. Okt 2015, 07:41
Hallo Zusammen!
Habe gestern die Teströhren bekommen und den Ruhestrom bei allen Röhren auf 42mA eingestellt, die niedrigohmigen Kugelboxen vorerst abgeklemmt und siehe da - er läuft . Sogar ohne das anfangs beschriebene leise Wimmern. Klangliche Unterschiede durch die eingesetzten Tung-Sol Röhren kann ich ohne die Kugelboxen jetzt schwer ausmachen, aber ich bin sehr erleichtert, dass es nur ein Röhrendefekt war.
Habe mir die betreffende Röhre nochmal angesehen, man sieht jetzt auch die Folgen des Durchschlagens, vereinzelte kleine weisse Krümel an der Innenseite des Glaskolbens.

Vielen Dank für Eure schnelle und qualifizierte Hilfe,
viele Grüße und ein schönes Wochenende,
Manuel
Richardroehrich
Ist häufiger hier
#12 erstellt: 03. Okt 2015, 08:51
Hallo Manuel

Das ist interessant.
Weiße Krümel durch einen Lichtbogen. Ist der Getterspiegel optisch noch in Ordnung?
Villeicht kannst du mal ein paar Bilder machen.

Gruß Richard
2TaktManu
Neuling
#13 erstellt: 07. Okt 2015, 07:50
Hallo Richard,

jetzt wo dus sagst - der Spiegel hat von innen betrachtet Einschläge bzw. 1 Abplatzung. Unterhalb des Spiegels hat die Röhre eine bräunliche Schliere. Auf den Bildern sehen besagte Krümel aus wie Staub, deshalb ist es mir anfänglich auch nicht aufgefallen. Das Gefussel ist aber der ist aber tatsächlich IN der Röhre. Ein Teil ist klar dem Spiegel zuzuordnen, der Rest sieht aus wie Aschepartikel. DSCF2830DSCF2829
Gruß, Manuel
Richardroehrich
Ist häufiger hier
#14 erstellt: 07. Okt 2015, 10:38
Hallo Manuel

Das Glas ist über dem Sockel milchig beschlagen, da ist offensichtlich etwas verdampft.
Das sieht aber noch harmlos aus, ich habe schon Bilder von geschmolzenen Glaskolben gesehen,
durch Überlastung.

Gruß Richard
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