ViPER4Andriod - DDC (Echtzeitentzerrung) manuell für eigenen Kopfhörer erzeugen

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Tribalvoice75
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 14. Apr 2015, 10:48
Hallo zusammen,

nachdem ich (leider erst) vor einigen Tagen ViPER4Android für mich entdeckt habe, möchte hier kurz anhand meiner Creative EP 630 In Ears beschreiben, wie man "zu Fuß" (nach Gehör, ohne Messequipment) eigene DDC-Korrekturdateien für ViPER erzeugen kann.

Das Ergebnis dürfe nicht dessen einer unbestechlichen Messung gleichen, es hat aber trotzdem große Vorteile:
- Nutzen von DDC, auch wenn Profil nicht in ViPER vorhanden ist
- Keine Hardware (außer PC) erforderlich
- Elemenierung von Resonanzen, die durch den eigenen Gehörgang erzeugt werden.

Man braucht die folgenden kostenlosen Tools:
- pedalboard2
- Equalizer electri-q posihfopit
- den Tongenerator aus MDA VST Plugins
- ViPERsToolBox von dieser Seite

Installation:
- ViPERsToolBox in beliebigen Ordner entpacken
- Electri-Q-VST-Plugin installieren
- MDA-Plugins entpacken. Am besten in C:\Program Files\VstPlugins, welcher auch schon den Electri-Q enthält
- Pedalboard (32bit) entpacken und
- unter Options - > Audio Settings den Output wählen, an dem ihr euren Kopfhörer angeschlossen habt
- unter Options -> Plugin List -> Options -> Scan for new... auf "Scan" klicken.
- Die installierten Plugins sollten nun auftauchen.
- In Pedalbord durch Doppelklick auf eine freie Fläche den "MDA Test Tone" und "Electri-Q posihfopit edition" auswählen.
- Verbindungen vom TestTone zum electri-q und von da zum output machen.

Das ganze sieht dann so aus:
Pedalboard mit meiner persönlichen Korrekturkurve für die Ep 630

Nun schmeißt man den Tongenerator an und versucht mit Hilfe eines Sinus-Sweeps oder manuellem Sinus nach Gehör die Frequenzen herauszufinden, die deutliche hervortreten. Pink Noise kann hier auch helfen, Klangverfälschungen zu endecken. Parallel dazu muss man nun im Electri-q mit der Maus die Filter setzen. Dabei setzt man den Filter auf die Stelle, an der eine Freuqenz besonders überbetont ist. Durch ändern der Tonhöhe um diesen Punkt herum muss man nun versuchen die Bandbreite (Q) und die Dämpfung (negatives Gain) feinzutunen. Das erfordert ein bisschen Gedult und Übung.

Durch einen Klick auf den Punkt eines Filters kann man die numerischen Werte ablesen. Diese müssen nun in ViPERsToolBox über Edit -> Add eingeben werden. Wenn alle Filter eingtragen wurden, auf OK, dann Save, wobei die Dateiendung ".vdc" sein muss, damit ViPER diese erkennt. Diese Datei wird nun auf das Android-Smartphone in den Ordner \ViPER4Android\DDC kopiert. Anschließend kann die DDC-Korrekturdatei in der App ausgewählt werden.

Warum nicht nur den Equalizer in Viper benutzen?
Leider ist dieser EQ nicht parametrisch, sodass man nicht so schmalbandige Filter setzten kann um Resonanzen herauszufiltern. Zusatzlich hat man den EQ nun frei um "normale" Klangeinstellungen vornehmen zu können.

Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Endlich keine nervigen Resonanzen mehr. Wenn ich zum Vergleich ab und zu mal DDC deaktiviere, frage ich mich, wie man nur im originalen Zustand mit den In Ears überhaupt hören konnte :-)

Kleiner Tipp noch: Dieser Signalgenerator als Android-App ist ebenso sehr hilfreich um das Ergebnis am Phone zu verifizieren. Damit kann man auch anstatt über DDC einen "quick and dirty Abgleich" mit dem normalen EQ machen. Fürs erste besser als nix.

Übrigens: Diese EQ-App bietet eine Einmessung des Kopfhörers per Handy-Mic an. Funktioniert sogar, zumindest für eine starke, breitbandige Überhöhung. Schmale Resos kann das Dingen nicht, dafür sind auch viel zu wenig Bänder vorhanden. Ebenso liegen die schmalen Resos damit an der falschen Stelle, weil eben der Ohrkanal fehlt. Aber der Ansatz ist gut.

Meinen "persönlichen Killer-sound" erreiche ich mit den folgenden Einstellungen (alles aus, außer):
- DCC an
- Spectrum extension 1
- Field Sourround: 5/5
- Reverb: 49m² / 9m / 70 damp / 20 wet / 60 dry
- Dyn. Sys. an: common earphone v2 / 0 bis 30 je nach Aufnahme

Es ist schon unglaublich, wie groß der Unterschied ist und wieviel mehr Spass so das Hören macht.

Viel Spass damit,
Gruß,
Mario
stevebiker
Stammgast
#2 erstellt: 14. Apr 2015, 17:56
Klingt interessant! Eine Frage zum Sinus, ist das ein gleitender Sinus? Also fängt bei sagen wir 20Hz an und gleitet gegen 20 000Hz? Weil bei einem breitbandigem z.B Rosa Rauschen ist Schluß mit heraushören von Überhöhungen.
Tribalvoice75
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 14. Apr 2015, 21:21
Hallo,

wer viel Erfahrung und/oder ein gutes Gefühl dafür hat, kann mit einem Rauschen gut Klangverfärbungen heraushören. Ich kann es nicht. Jedoch kann man es sehr gut heraushören, wenn man mal einen Filter im EQ mit der Maus über das Band bewegt. Oder wenn man einen vorher/nachher Vergleich mit der a/B Funktion im EQ macht.
Ansonsten ist es am einfachsten, wenn man den Sinus von Hand gleiten lässt und sich so nach Gehör dem Peak möglichst gut annähert. Ein automatisch gleitender hat den Nachteil, daß der Peak so schnell weg ist, wie er gekommen ist und man die entsprechende Frequenz nicht ablesen kann. Hilfreich ist er in dem ein oder anderen Fall aber vielleicht schon.
Ein vst plugin, welches nur einen Schieber für das gesamte Band hätte, wäre auch besser, ich hab nur auf die Schnelle keins gefunden.

Grüße!
stevebiker
Stammgast
#4 erstellt: 15. Apr 2015, 09:07
Danke nochmal für die Aufklärung! Wenn man per Hand den Sinus gleiten lassen kann, ist das schon eine Hilfe. Bei meiner Hifi-Anlage habe ich bei der Boxenaufstallungsoptimierung auch mit gleitendem Sinus die Raumresonanzen gehörmäßig festgestellt, mit dem kann ich, mit Rosa Rauschen kann ich auch nicht, mangels Erfahrung! Nur eins ist schade, ich höre kaum noch per Android Smartphone, seitdem ich mein iBasso DX90 habe!
Tribalvoice75
Ist häufiger hier
#5 erstellt: 15. Apr 2015, 09:29
Das Plugin bietet zwei getrennte Slider für die Frequenz (F1, F2) für grob und fein. Ist vielleicht etwas unpraktisch um das Band "durchzuscannen", aber es geht. Zuerst mit F1 breitbandige Überhöhungen (oder auch Senken) heraushören und mit F2 versuchen die Spitze möglichst genau zu treffen (bei meinen EP630 zB bei 5400Hz). Die schmalbandigen Peaks weiter oben unterscheiden sich wahrscheinlich von Person zu Person wegen dem Ohrkanal (ähnlich deinen Raumresos) und können nur gefunden werden, wenn man langsam mit F2 das gesamte Spektrum abfährt. Ich habe bereits bei mir einen Unterschied von links zu rechts, da der In Ear links nicht so tief ins Ohr rein geht, liegt der schmalbandige Peak etwas drunter. Leider bietet DDC keine getrennte Korrektur für jede Seite. So muss man entweder 2 Filter eng beieinander setzten, oder "in die Mitte zielen" und die Bandbreite entsprechend erhöhen um beide zu treffen (so hab ich es gemacht). Man hat dann natürlich den Nachteil, dass der Filter auch auf dem Kanal wirkt, wo er eigentlich nicht soll. Wenn man das nicht möchte, muss man doch den Convolver benutzen.
Aber grade das Anpassen auf das eigene Ohr ist in meinen Augen bzw Ohren ein großer Vorteil gegenüber fertigen Messungen, die das wohl nicht leisten können.


[Beitrag von Tribalvoice75 am 15. Apr 2015, 09:37 bearbeitet]
Tribalvoice75
Ist häufiger hier
#6 erstellt: 17. Apr 2015, 10:01
Ich poste hier mal mein (nochmal finetuned) DDC für den Ep 630.
Dazu einfach einen Texeditor öffnen und diesen Inhalt reinkopieren.
Danach Datei als EP630.vdc speichern und ins DDC-verzeichnis auf den Androiden kopieren.


SR_44100:0.844225,-1.153406,0.739715,1.153406,-0.583940,0.879424,-0.526595,0.809864,0.526595,-0.689288,0.896018,0.526931,0.758465,-0.526931,-0.654483
SR_48000:0.854442,-1.238781,0.756788,1.238781,-0.611230,0.887816,-0.695891,0.823098,0.695891,-0.710914,0.903163,0.284207,0.775063,-0.284207,-0.678226


Hier noch den dazugehörigen Preset vom Electri-Q, welchen man ebenfalls per Texeditor
in eine Datei mit der Endung ".e-q" speichern und anschließend importieren kann.
Ebenso sieht man hier im Klartext die Filtereinstellungen mit Frequenz/Gain/Bandbreite:
Aufpassen: die freie Electri-Q-version scheint mir beim Speichen und Laden der Presets
ziemlich verbugt zu sein. Auch hatte ich schon häufig, dass die Bandbreite nach dem Importieren
teilweise Phantasiewerte hatte.


<?xml version="1.0" encoding="ISO-8859-1" ?>
  <Electri-Q Version="AIXcoustic Electri-Q v1.0" Processing_Mode="Digital" Economy_Mode="Off" Bands="5" Channels="2" Channel_Link="Equal" Range="15" Analyzer="none">
    EP630_2
    <Left Bands="5">
      <Filter_1 Frequency="40" Gain="0" Bandwidth="1" Type="Peak Type I" Locked_Frequency="False" Locked_Gain="False" Locked_Q="False">
        1
      </Filter_1>
      <Filter_2 Frequency="252,264663696289" Gain="0" Bandwidth="1" Type="Peak Type I" Locked_Frequency="False" Locked_Gain="False" Locked_Q="False">
        2
      </Filter_2>
      <Filter_3 Frequency="13300" Gain="-8" Bandwidth="0,200000002980232" Type="Peak Type I" Locked_Frequency="False" Locked_Gain="False" Locked_Q="False">
        3
      </Filter_3>
      <Filter_4 Frequency="5300" Gain="-12" Bandwidth="0,530478358268738" Type="Peak Type I" Locked_Frequency="False" Locked_Gain="False" Locked_Q="False">
        4
      </Filter_4>
      <Filter_5 Frequency="8800,0009765625" Gain="-13" Bandwidth="0,150000005960464" Type="Peak Type I" Locked_Frequency="False" Locked_Gain="False" Locked_Q="False">
        5
      </Filter_5>
    </Left>
  </Electri-Q>


Aber wie gesagt, die hochfrequenten Resonanzen werden wahrscheinlich nur auf meine Ohren passen,
die breitbandige bei 5300 sollte aber allgemein einigermaßen passen.

Noch ein Tip: Beim Heraushören der Resos unbedingt auf dem PC alle "Soundverbesserer" der
Audiotreiber abschalten, sonst ist das Ergbnis evt. verfälscht (wie bei meinem ersten Veruch im ersten Post).

Gruß,
Mario
Tribalvoice75
Ist häufiger hier
#7 erstellt: 10. Mai 2015, 11:26
Hallo zusammen,

mittlerweile habe ich mir ein Paar Shure SE 215 zugelegt. Beim ersten Probehören fiel mehr der bessere Klang gegenüber der EP630 schon auf, wenn man die beiden ohne DDC vergleicht.
Im zweiten Schritt habe ich natürlich direkt mal das vorgefertige DDC-Profil für die SE215 aktiviert: "Was soll das denn bitteschön sein?" Das Klang war alles andere als neutral, eher im Gegenteil, ich hatte das Gefühl, dass er ohne DDC besser klingt als mit.
Also wieder mit oben beschriebener Methode schnell ein erstes eigenes Profil nach Gehör erstellt und siehe da: Schon viel besser! Das zeigt mir eigentlich, dass die vorgefertigten Profile zumindest im Bereich der oberen Resos ziemlich sinnfrei sind, weil diese eben extrem stark von den eigenen Ohren und der Position der Inears im Gehörgang abhängen...Oder ich hab einfach nur doofe Ohren ;-)
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