Restauration einer Harman/Kardon Endstufe von 1972

Hallo alle,

heute hatte ich viel Spaß, denn es galt nicht technische Fehler zu finden und zu beseitigen - die Endstufe funktioniert genau so schön wie vor 38 Jahren. Kein Verschleiß, da sind keine Kontakte und keine Potis - nicht einmal ein Ein-/Aus-Schalter ist vorhanden! Das ist wahrer Minimalismus. Der Klang ist nach wie vor beeindruckend, auch wenn sie "nur" 2 mal 60 Watt Sinus und 2 mal 90 Watt Musik an 8 Ohm leistet. 1972 war das sehr, sehr viel und die Citation 12 rechnete zur Weltspitze. Sie ist übrigens absolut konsequent in Doppel-Mono aufgebaut und zwar blitzsaúber.



Mein Kunde bemängelte abgebrochene Lautsprecherklemmen an der Front - hier wollte er stabile aus Metall. Ein fipsiges Netzkabel sollte gegen einen Kaltgerätestecker ausgetauscht werden und, wie ich feststellte, die Power-Lampe leuchtete nicht mehr (aha, doch ein Verschleißteil! ). Darüber hinaus stand das gute Stück wohl mal ein paar Jahre im feuchten Keller und begann zu rosten. Der Hammerschlaglack war wirklich nicht mehr schön.

Also zunächst das Gehäuse zerlegt und ab damit zum Lackierer - Klavierlack schwarz, lautete der Auftrag. Als ich das Gehäuse frisch lackiert zurück bekam, durfte es erst einmal 14 Tage durchtrocknen, damit der Lack aushärten kann. Da ist Geduld nötig, sonst beschädigt man den Lack beim zusammen bauen schon wieder.

Dann kam heute der große Tag, zunächst wurden die Buchsen ausgetauscht. Hier von innen beinahe zu sehen, mehr zu ahnen:




Dann die Power Lampe, das war schon schwieriger, denn hier kam eine Glimmlampe mit 22kOhm-Vowiderstand zum Einsatz, aber durchgebrannt, wie gesagt. Leider ist die Leuchte in einem Stück und sitzt in der Frontplatte. Also ausgebaut und mit einer Puk-Säge abgeschnitten.



Hier ist das Hinterteil schon ab:



Nun wurde eine 12V 40mA Lampe mittels Schrumpfschlauch etwas verdickt und dann in den Lampenhalter geschoben. Dieser wurde wieder eingebaut, seines Inhaltes und seiner hinteren Endung jedoch beraubt. Dann kam ein 1,8 kOhm-Vorwiderstand an den Sekundärausgang eines Netztrafos, damit die Lampe mittlere Ewigkeiten halten wird.

Hier verdrahtet abgebildet:



Nun kam noch der Einbau des Kaltgerätesteckers in die Rückwand, schon ein schweißtreibender Vorgang bei 2mm-Stahlblech:



So nun war alles vollbracht und ich konnte endlich das Gehäuse wieder dranschauben. Auch die Bodenplatte wurde neu lackiert:



Nachdem auch der obere Deckel wieder montiert war sah das Gerät besser aus, als je zuvor - denn in schwarz glänzend gab es das ja niemals. Auch das Typenschild wurde wieder an die Rückseite montiert, ich hatte es vor der Lackierung sorgfältig abgelöst.



Von vorne sieht sie aber nun wirklich richtig gut aus - solche Endstufen sieht man nicht oft!



Man kann dem glücklichen Besitzer nur gratulieren!!

Beste Grüße
Armin