Probleme mit dem Graetz 4R218

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AndyNOH
Neuling

#1 erstellt: 14. Apr 2011, 18:14

Hallo alle zusammen,

ich bin neu hier im Forum. Habe schon seit längerer Zeit eine Diskussionen und Hilfen bzgl. des Melodia 4R218 mit Interesse verfolgt. Ich habe auch das Gerät vor ca. 1 Jahr bei E-Bay ersteigert. Anfangs lief es tadellos, mittlerweile habe ich folgendes Problem:

Wenn ich das Gerät einschalte, läuft es ganz normal an und ich kann Musik hören. Doch nach einer unbestimmten Zeit hört das Gerät ganz plötzlich auf zu spielen und ist tot. Vermute, dass sich das Gerät ab einer bestimmten Temperatur verabschiedet.
Das komische: Wenn ich die Frequenz runterdrehe, kann ich auf niedriger wieder was empfangen.

Kann mir jemand helfen, das Problem zu lösen oder einzuschränken? Ich bin nur Leihe, aber technisch nicht ganz ungeschickt

DANKE für eure Mithilfe!

schnösel1962
Ist häufiger hier

#2 erstellt: 19. Apr 2011, 19:42

Hallo AndyNOH,

aus Deiner Fehlerbeschreibung schliesse ich jetzt mal, daß Du mit dem Radio UKW hörst und das nach einiger Zeit der eingestellte Sender "wandert". Aufgrund der Alterung der Bauteile in dem Radio ist es normal, daß nach einiger Betriebszeit die Senderabstimmung "nachgezogen" werden muß.

Bei einem Blaupunkt-Radio hier war es jedoch selbst für meinem Geschmack etwas zu extrem. Nach dem Ausbau des Chassis stellte sich bei der Kontrolle der Betriebsspannungen heraus, daß der Selengleichrichter hochohmig geworden war. Ich tauschte das Teil gegen eine neue Siliziumbrücke und setzte noch einen 100-Ohm Drahtwiderstand vor die Siebschaltung. Diese wiederum peppte ich mit zwei parallel geschalteten Elkos á 15µF 400V auf. Nun war die Betriebsspannung wieder auf Sollwert und brummfrei. Der UKW-Tuner "hielt" jetzt auch den eingestellten Sender.

Allgemein empfehle ich bei Röhrenradios:
Austausch der Selengleichrichter, "Kondensator-Kur" (Komplett-Austausch) der schwarzen oder braunen Wima-Lutschbonbons, ERO-Röhrchenkondensatoren mit Gußmasse, eigentlich aller vergossenen Metall-Papierkondensatoren. Manchmal sind zusätzliche Elkos im Netzteil erforderlich.
Ausgelaufene Elkos sind eh zu tauschen. Der Katodenelko an der Lautsprecher-Endröhre sowieso.
Reinigung der Schalter, Röhrensockel, Kontakte bei Bedarf mit Kontakt WL. Gelegentlich ist eine Röhre defekt, magische Augen (bis auf EM84 und ähnliche) sind fast immer taub. Hier kann die 6E5C als preisgünstiger Ersatz dienen.
Netzzuleitung überprüfen. Oft wurden nachträglich angebrachte Stecker unsachgemäß angeschlossen (Verzinnung anstelle von Ader-Endhülsen, keine korrekte Zugentlastung...) Bei einer Philetta (Allstrom-Radio mit U-Röhren) hatte der Besitzer eine 3-adrige Zuleitung angebracht und das Chassis mit dem Erdleiter (grüngelb) verbunden. Er wunderte sich aber, warum jedesmal der FI-Schutzschalter heraussprang, wenn er den Stecker in die Wanddose steckte. Ihm war nicht bekannt, daß bei diesen Modellen ein Netzpol auf das Chassis geführt wird. Doch auch Geräte mit E-Röhren von Anfang der 1950er Jahre haben nicht unbedingt Netztrennung. In meiner Werkstatt ist gerade ein AEG 7-41WU aus dieser Zeit zur Reparatur. Nach dem üblichen Kondensator-Tausch, Gleichrichter-Tausch (siehe oben) spielt das Radio wieder. Nur hat dieses Gerät einen "Spartrafo", das heißt, die Anodenspannung ist nicht netzgetrennt, das Chassis und die Anschlußbuchsen führen je nach Polung des Netzsteckers die Wechselspannung von 230V. Ich werde dem Besitzer empfehlen, den Trafo noch zu tauschen.

Fazit: wenn bei der Reparatur der "alten Kisten" einige Regeln beachtet werden, kann so ein Radio beim Hören noch
lange Freude bereiten.
Viel Spaß dabei und viele Grüße

schnösel1962