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Beethoven: Klavierkonzert op. 61a (nach dem Violinkonzert)+A -A |
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Autor |
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op111
Moderator |
#1 erstellt: 19. Jul 2008, 11:48 | |
Hallo zusammen, bei der Suche nach Klavierversionen (op. 61a auch manchmal als Klavierkonzert Nr.6 bezeichnet) des Violinkonzerts op. 61 fiel mir auf, dass es anscheinend keinen eigenen Thread zu dieser Bearbeitung eines doch sehr populären Werks gibt. Außerdem bin ich auf diese Neuerscheinung (Juli 2008) gestossen. Arthur Schoonderwoerd spielt auf einem Hammerklavier und dirigiert das aus 19 Spielern bestehende "Cristofori Ensemble". Ludwig van Beethoven (1770-1827) Klavierkonzert op. 61 (nach d. Violinkonzert) +Klavierkonzert Nr. 3 Arthur Schoonderwoerd (Hammerklavier), Cristofori Ensemble Alpha , DDD, 2007 Diese Einspielung habe ich noch nicht gehört. Ein Bekannter, der die Aufnahme bereits kennt, äußerte sich sehr enttäuscht darüber, dass die später komponierte "Paukenkadenz" im ersten Satz absurderweise weggelassen wurde, offenbar weil das benutzte Hammerklavier einen zu geringen Tonumfang hat. Empfohlen hat er mir folgende mir ebenfalls unbekannte Einspielung: Beethoven: Klavierkonzert op. 61 (nach dem Violinkonzert) +Schmidt: Concertante Variationen über ein Thema von Beethoven für Klavier & Orchester (Der ursprünglich für die linke Hand komponierte Klavierpart wird hier in der beidhändigen Version gespielt) Ragna Schirmer, Hamburger Sinfoniker Andrey Boreyko Berlin Classics, DDD, 2003 Auf die "Paukenkadenz" möchte ich ungern verzichten. In einigen Aufnahmen der Violinfassung wurde sie ebenfalls aufgenommen: Wolfgang Schneiderhan, Berliner Philharmoniker, Eugen Jochum DG (1962) Gidon Kremer (mit eigenen Kadenzen und Klavier im 1. Satz) Chamber Orchestra of Europe Nik. Harnoncourt (1993) Bei einigen Puristen löst allein die Erwähnung der Klavierfassung eine Ablehnung ("ist wahrscheinlich nicht von Beethoven", "minderwertig") hervor, die ich nicht empfinde. Wie steht ihr zu diesem Werk? Gruss |
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lydian
Stammgast |
#2 erstellt: 21. Jul 2008, 13:46 | |
Ohne mit der Originalfassung konkurrieren zu können (das will sie sicher auch nicht), mag ich diese Bearbeitung sehr. Ich besitze die Aufnahmen von Peter Serkin mit Ozawa (CBS-LP) sowie die erwähnte CD von Ragna Schirmer. Diese kann ich wärmstens empfehlen! Auch das Variationswerk von Schmidt lohnt. Sowieso bin ich der Meinung, dass man alle Aufnahmen von Ragna Schirmer kaufen kann. Enttäuschungen werden ausbleiben. Grüße, Steff |
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arnaoutchot
Moderator |
#3 erstellt: 21. Jul 2008, 14:56 | |
Auch ich bin ein großer Freund des Konzerts op. 61 a und besitze bereits Schoonderwoerd, Ragna Schirmer und die Brilliant-Ausgabe mit der japanischen Pianistin Shoko Sugitani. Alle drei sind sehr zu empfehlen. Erstere HIP, zweite modern, dritte zwar Low Price aber nicht schlecht (auch die richtigen KK). Ich halte die Transkription durchaus für "echten" Beethoven, diverse Belegstellen beweisen das ja meines Wissens hinreichend. Im Herbst erscheinend wird uns auch Herr Mustonen mit einer Aufnahme davon beglücken. Ich schreibe das etwas süffisant, weil mich die bereits erschienenen Konzerte No. 1 & 2 nicht vollständig überzeugt haben, einiges ist mir zu manieristisch. Aber vielleicht gebe ich ihm mit dem op. 61 a nochmals eine Chance. Einen Schritt weiter geht eine weitere Bearbeitung des Konzerts op. 61 als Klarinettenkonzert mit Michael Collins, die ebenfalls gelungen ist und mit dem bekannten Mozart-Klarinettenkonzert gepaart ist: Merkwürdig, daß es bislang bei der Vielzahl an Beethoven-KK-Aufnahmen nur so wenig Aufnahmen der op. 61 a gibt. Grüße Michael |
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Pilotcutter
Administrator |
#4 erstellt: 07. Okt 2009, 01:35 | |
Da man über die eigentliche Enstehungsgeschichte dieses Werkes eigentlich wenig bis gar nichts liest, möchte ich hier nochmal zusammenfassen, was ich bisher gelesen habe (einiges bei Felix Huch und anderes aus CD-Booklet und Rezensionen) - auch für etwaige Suchanfragen. Die Geschichte beginnt logischerweise mit dem beliebten Violinkonzert op.61, das nach zeitgenössischen Berichten schon bei der Uraufführung am 23. Dezember 1806 die Hörer in Wien begeistert hat. Beethoven hatte es für den 26jährigen Franz Clement komponiert und dabei auf die besonderen Fähigkeiten des Geigers Rücksicht genommen, denn Clement war berühmt für seinen vollen, makellosen Ton in den hohen Lagen und für sein ausdrucksvolles Melodiespiel. Einige Wochen nach der Uraufführung kam der Komponist und Pianist Muzio Clementi zu Besuch nach Wien. Clementi betrieb ja in London einen Notenverlag und war auf seinen Reisen ständig auf der Suche nach neuen Werken, die er in seinem Verlag veröffentlichen konnte. Mit Beethoven schloss er 1807 einen Vertrag, in dem er die Verlagsrechte für England u.a. an den Streichquartetten op.59, am Klavierkonzert G-Dur und an der vierten Symphonie erwarb. Gleichzeitig ging Beethoven auf den Vorschlag Clementis ein, das Violinkonzert in ein Klavierkonzert umzuarbeiten. Beethoven schien diese Neufassung noch in demselben Jahr ausgeführt zu haben, da bereits 1808 die originale und die bearbeitete Fassung in Wien im Druck erschienen. Das Violinkonzert ist Stephan von Breuning, das Klavierkonzert seiner Gattin, Julie von Breuning gewidmet; aus deren Familie Beethoven ja eine gute Förderung in geistiger und gesellschaftlicher Beziehung genoss. Clementi publizierte die Klavierfassung in London erst 1810. Das sich Beethoven 1807 wohl in finanziellen Schwierigkeiten befand, mag die Vermutung naheliegen, dass diese den Ausschlag gab, Clementis Wunsch nach der Klavierfassung nachzukommen. Eine künstlerische Rechtfertigung ist kaum denkbar, da nach Kritiken - denen man auch wirklich zustimmen kann - die Erfindung des Soloparts vor allem in der Melodik und in der Bevorzugung der hohen Lagen so stark von den Gegebenheiten der Violine und z.T. speziell von den Fähigkeiten des Geigers Franz Clement geprägt, dass eine Übertragung in den gänzlich anders gearteten Klangcharakter des Klaviers nur bedingt überzeugen kann. Ich habe übrigens auch den Eindruck, dass das es für das Instrument nicht sonderlich authentisch herüberkommt und die Klavierstimme eher etwas dünn und "unoriginell" erscheint. Beethoven hat die Orchesterstimmen unverändert beibehalten und den Violinpart in die rechte Hand der Klavierstimme gelegt. Jetzt musste er natürlich die Stimme der linken Hand neu komponieren. Hier hält er sich wirklich in engen Grenzen, wenn er mit traditionelle Begleitfiguren und Oktavversetzungen der "Violinstimme" arbeitet. Das Stück ist an wenigen Stellen wirklich virtuos, wie man es von den "wirklichen" Klavierkonzerten her kennt. Die eigens für die Klavierfassung komponierte Solo-Kadenz im ersten Satz ist wohl dahingehend interessant, weil Beethoven die Pauke solistisch beteiligt und auf diese Weise ein geistvolles Spiel mit dem Hauptthema und dessem ersten Takt einführt und die Pauke scheint mir hier das Orchester zu imitieren. "Möglicherweise ist das paukenbegleitete Klaviersolo am Schluss des Finale im fünften Klavierkonzert eine Reminiszenz an diese Kadenz des für Klavier bearbeiteten Violinkonzerts." CD Booklet Es ist wohl auch lediglich nur ein einziges Exemplar aus dem Verlagshaus Clementi erhalten geblieben, das heute im Royal College of Music in London ausgestellt ist. Im Konzertbetrieb konnte sich die Klavierfassung auch nie richtig durchsetzen. Tatsächlich handelt es sich um eine "Zweitverwertung", die, wie gesagt, eher materiellen Notwendigkeiten entsprang als künstlerischen Überzeugungen. Fest steht: Beethoven schrieb diese Klavierfassung "für" den Pianisten Clementi und nicht für den eigenen Konzertgebrauch. Ich habe lediglich eine Aufnahme mit Daniel Barenboim als Solist und Dirigent mit dem English Chamber Orchestra. |
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teleton
Inventar |
#5 erstellt: 08. Okt 2009, 09:36 | |
Ich finde es auch schade, dass sich die Fassung für Klavier und Orchester op.61a kaum durchsetzen konnte. Allerdings scheint es mittlerweile doch eine ansehnliche Anzahl an verschieden Aufnahmen davon zu geben, wie die Beiträge bisher zeigen. Ich kenne nur die von lydian beriet erwähnte Aufnahme Peter Serkin, Klavier / Philharmonia orchestra London / Ozawa (CBS), die ich "nur" auf LP habe. Mit dieser war ich bisher immer wunschlos glücklich. Toll finde ich die Paukenstellen, die in der KK-fassung noch stärker dominieren, als im VC. Auf CD ist sie P.Serkin-Aufnahme zu einem astronomischen Preis ein mal bei amazon zu haben: Japan (Megaphon Importservice) !!!! Eine zweite , bislang ungehörte Aufnahme, besitze ich in der CD-Box Ludwig van Beethoven Unbekannte Meisterwerke: Amadeus Webersinke, Klavier / Gewandhausorchester Leipzig / Kurt Masur (EDEL classics, 1972, ADD) sind hier die Ausführenden. Eine ehemalige Ossi-Produktion. Ich werde in Kürze berichten, was von der Aufnahme zu halten ist ! Und ich werde auch nicht mit Kurt Masur zu "hart ins Gericht" gehen, wie es ansonsten bei vielen üblich ist. So schlecht ist der Junge gar nicht ! |
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op111
Moderator |
#6 erstellt: 08. Okt 2009, 09:52 | |
Hallo zusammen, Ich erlaube mir einmal, mich selbst (aus einem alten Thread)zu zitieren, #18
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Schneewitchen
Inventar |
#7 erstellt: 08. Okt 2009, 17:43 | |
Bei Brilliant gibt es 2 unterschiedliche Ausgaben mit der Klavierfassung des Violinkonzertes.Es handelt sich natürlich dabei um dieselbe Aufnahme mit Sugitani/Oskamp. Alle 6 Klavierkonzerte Beethovens mit Sugitani/Oskamp in der oberen Box (3 CDs) und 5 Klavierkonzerte Beethovens mit Gulda/Stein und als "Zugabe" das 6. Klavierkonzert mit Sugitani/Oskamp in dem unteren Digipak (3 CDs). |
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teleton
Inventar |
#8 erstellt: 09. Okt 2009, 08:38 | |
Erst einmal Dank an op111 für die Rezension der Webersinke/Masur-Aufnahme. Die Klangqualität ist bei meiner neueren Ausgabe auf EDEL classics voll in Ordnung. Von übermäßigem Hall keine Spur - die Aufnahme klingt sehr natürlich und entwickelt in Dolby Surround ProLogic II volle Räumlichkeit. Offenbar wurde meine Ausgabe neu remastert. Von daher fand ich das Gesamthörergebnis auch schonmal nicht übel. Masur begleitet ohne Exzesse und Ausrutscher - normal angemessen. Es ist von der Interpretation keine spannende Spitzenaufnahme, aber sie vermag zu gefallen. !!! Ich habe danach meine Lieblingsaufnahme der VC-Fassung mit Tetzlaff/Tonhalle Orch.Zürich/Zinman (ARTE) gehört. Welch eine Spannung und Aussagekraft ist hier vergleichsweise doch noch möglich und gegeben ! Da werde ich erst einmal mit meiner P.Serkin/Ozawa-Aufnahme (CBS) des KK op61a auf LP weiterhin wunschlos glücklich bleiben und Webersinke/Masur als weitere Ergänzung sehen. Die von Schneewittchen gezeigte Gulda/Stein-Aufnahme habe ich mit den Klavierkonzerten (nicht op.61a) in meiner Decca-Beethoven-Klaviersonaten-Box mit Gulda. Mit Stein als Dirigent gefallen mir die Beethoven-KK überhaupt nicht; wohlgemerkt nicht wegen Gulda. Das Orchester wirkt in diesen Aufnahmen total langweilig und unterbelichtet (trotz der WPO) - so kann man mit Beethoven-Partituren nicht umgehen. Aber zum Thema zurück, das VC als KK op.61a ist bei diesen von Schneewittchen gezeigten Brillant - Ausgaben offenbar mit Sugitani/Oskamp gespielt. Wie sind die zu beurteilen ? [Beitrag von teleton am 09. Okt 2009, 08:47 bearbeitet] |
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op111
Moderator |
#9 erstellt: 09. Okt 2009, 11:20 | |
Der Pianist (Webersinke) in op 61a spielt seinen Part m.E. ziemlich robust routiniert herunter. Serkin, Barenboim u.a. habe ich ganz anders in Erinnerung. Die Sugitani/Oskamp-Aufnahme kenne ich nicht, danke für den Tip! Dass H. Stein die Konzerte langweilig runterdirigiert hat, wundert mich etwas. Schade. Ich habe die Aufnahme noch auf meinem Wunschzettel. Seine Bayreuther Wagner-Aufführungen zumindest waren ziemlich knallig-dramatisch. |
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