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Weber, Carl Maria Sinfonien+A -A |
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Autor |
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Martin2
Inventar |
#1 erstellt: 25. Okt 2015, 20:33 | |
Ich möchte für diese CD mal einen eigenen Thread aufmachen, denn ich denke, daß sie es verdient hat. Ich war jetzt die letzten Wochen im Urlaub in Scharbeutz, was nicht weit von Eutin entfernt liegt ( was übrigens inzwischen jeden Charme verloren hat, da es fast nur noch Schickeria ist) und diese CD war der atmosphärische Soundtrack meines Urlaubs. Es wäre nun gelogen zu behaupten, daß alle Musik auf dieser CD absolute Meisterwerke sind, das sind sie ganz sicherlich nicht, aber diese Musik ist doch besser, als man vielleicht glauben mag und für mich war sie eine Entdeckung. Die CD besteht im wesentlichen aus zwei Teilen, der erste Teil sind die beiden Sinfonien und der zweite Teil dann die Schauspielmusiken bzw. Opernexerpte. Die beiden Sinfonien sind sehr frühe Werke Webers, er schrieb sie mit 20 Jahren, die anderen Sachen schrieb er viel später. Die beiden Sinfonien sind also sehr frühe Werke, er muß sie so um das Jahr 1806 geschrieben haben, zu einer Zeit also, als er Beethoven noch gar nicht kannte und Schubert ein kleines Kind war. Weber war wohl auch ein Schüler Joseph Haydns und der klappentext hebt auch darauf ab und beschreibt die Sinfonien als Musik in der Tradition Joseph Haydns. Diese Beschreibung der Sinfonien finde ich irreführend, denn selbstverständlich sind die musikalischen Mittel dieser Sinfonien noch weitestgehend klassisch, aber auch wenn dem so ist, ist der Geist der Sinfonien eben doch schon frühromantisch, auch wenn die Mittel noch klassisch sind. Und genau das macht den Charme und den Reiz dieser Sinfonien aus, dieses nicht Frühromantische sondern sozusagen Frühstromantische. Dabei sind diese beiden Sinfonien sicherlich keine großen Meisterwerke, aber sie sind trotzdem hörenswert, wobei die beiden Sinfonien zunächst einmal unterscheidet, daß die erste in ihren Proportionen sehr ausgewogen ist, wärend die zweite in ihren Proportionen vollkommen unausgewogen ist. Das heißt, in der zweite Sinfonie ist der erste Satz sehr lang, länger als der ganze Rest der Sinfonie, der dann nur noch vorrüberhuscht. Das ist ein Mangel der zweiten Sinfonie, ohne daß das aber gegen die musikalische Qualität der Musik spricht. Am romantischsten in diesen Sinfonien empfinde ich die langsamen Sätze, die dann schon teilweise diesen typischen romantischen Charakter haben, daß sie in ihrer emotionalen Ausdruckskraft eben klassiches Maß auch sprengen. Die anderen Sätze sind klassischer, haben aber eben doch trotzdem schon eine romantische Behandlung der Bläser und vor allem trotzdem eben schon so eine gewisses romantisches Melos. Also deshalb sage ich: Auch wenn Weber, als er diese Sinfonien schrieb, noch ein sehr junger Mann war, der noch vollkommen in der klassischen Tradition stand und dabei noch nicht einmal Beethoven kannte, selbst der war noch zu neu, so läßt sich trotzdem nicht leugnen, daß Carl Maria von Weber nun wirklich ein Mensch einer anderen Generation war als Joseph Haydn und das hört man auch. Und noch einmal zusammengefaßt: Auch wenn dies keine großen Meisterwerke sind, halte ich sie trotzdem für sehr hörenswert. Die anderen Stücke auf der CD sind dann späteren Datums und dabei sicherlich typischerer Weber, auch dies sind keine ganz großen Meisterwerke, haben aber oft einen sehr großen Charme und sind natürlich im Gegensatz zu den Sinfonien, die viel klassisches haben, nun wirklich ausgeprägt romantisch. Zusammengefaßt gesagt, diese CD hat mir in meinem Urlaub sehr viel Freude gemacht und auc h wenn man keine ganz großen musikalischen Offenbarungen von dieser CD erwarten sollte, ist das wirklich teilweise sehr gute Musik, die ich Menschen, die etwas mehr kennen also nur die Standardwerke des klassischen Repertoires durchaus empfehlen möchte. Die Interpretation und das Orchester sind auf dieser CD übigens sehr gut, auch wenn es sicherlich nicht absolute Weltklasse ist, aber das ist bei einem solchen etwas entlegeneren Repertoire ja auch nicht zu erwarten. |
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FabianJ
Inventar |
#2 erstellt: 26. Okt 2015, 22:02 | |
Mit Carl Maria von Weber verband ich bisher nur den Freischütz. Nun sind Opern nicht unbedingt mein Spezialgebiet, somit kenne ich von ihm eigentlich nur die Ouvertüre zu Oberon. Diese gefällt mir allerdings richtig gut! Dein Beitrag hat mich auf jeden Fall neugierig gemacht. Mit freundlichem Gruß Fabian |
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Hörbert
Inventar |
#3 erstellt: 27. Okt 2015, 15:33 | |
Halo! Carl Maria von Weber ist es in der Tat wert das man sich mit ihm zumindestens ein wenig beschäftigt, neben seinen beiden Symphonier gibt es noch zwei fast genau so unbekannte Klavierkonzerte die zwei etwas bekannteren Klarinettenkonzerte und einiges an Kammermusik, -allem voran natürlich das halbwegs berühmte Klarinettenquintett Op.34 die man sich ruhig einmal anhören kann. M.E. orientiert sich z.B. R. Wagner ein wenig an Webers Musik obwohl das immer so eine Sache ist meine ich gewisse Anklänge zumindestens beim frühen Wagner erkennen zu können. MFG Günther |
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Kreisler_jun.
Inventar |
#4 erstellt: 27. Okt 2015, 21:30 | |
Als ich vor 15 Jahren oder so die von Martin vorgestellte CD gekauft hatte, war ich zuerst etwas enttäuscht. Denn ich hatte mir eher Werke im Stile der Ouverturen zu Freischütz, Oberon, Euryanthe vorgestellt. Wie Martin aber schon sagte, sind die beiden Sinfonien erheblich frühere Werke. Gleichwohl ist hier auch schon die Klangfantasie Webers zu bemerken. Obwohl ihm nicht einmal Klarinetten (zentral im Klangbild des Freischütz) zur Verfügung stehen, schafft er besonders in den langsamen Sätzen ganz eigene, frühromantische Klangfarben. Also interessant sind die Stücke allemal. Wie vieles von Weber, wobei ich sein Oeuvre ziemlich uneinheitlich finde. Wenn man von den Ouverturen mal absieht, schätze ich das Konzertstück f-moll für Klavier&Orchester und das f-moll-Klarinettenkonzert am höchsten ein. Die anderen Klavier und Bläser-Konzerte sind jedenfalls auch hörenswert: allesamt frühromantische, meist sehr virtuose Stücke, die mehr mit zB Hummel gemeinsam haben als mit Beethoven. (Obwohl sich Weber in den Tonarten und teils auch im Gestus ein wenig an Beethovens 1. und 5. Klavierkonzert orientiert.) Die Empfehlung für das Klarinettenquintett würde ich auch unterstützen. Auch das originell und uneinheitlich: die schnellen Sätze konzertant und virtuos, der langsame Satz romantisch-opernhaft. Jedenfalls ganz anders als etwa die Quintette von Mozart und Brahms. Es gibt noch eine Reihe weiterer Werke f. Klarinette+Klavier und ein Trio mit Flöte. Schließlich hat der Virtuose Weber auch vier Klaviersonaten und weitere Solowerke hinterlassen. Die Sonaten haben stellenweise etwas Leerlauf, aber immerhin hat Richter die 3. d-moll davon regelmäßig gespielt (es gibt mehrere Mitschnitte) und Gilels die 2. As-Dur Eine schöne GA gibt es mit Michael Endres bei Oehms. Ein brillant-unterhaltsames Stück, das man nicht verpassen sollte, ist schließlich die "Aufforderung zum Tanz", die "Mutter aller Konzertwalzer". Von Weber als virtuoses Klavierstück komponiert, von Berlioz (und später auch anderen) zuerst als Balletteinlage für den Freischütz orchestriert, ist es in beiden Fassungen ein unverwüstlicher Reißer. (Der anscheinend etwas in Ungnade gefallen ist; es gibt anscheinend mehr historische Klavieraufnahmen des Stücks als neuere...) |
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