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Schumann: Sinfonien - welche Gesamtaufnahme?

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katlow
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 28. Mai 2004, 09:58
Hallo allerseits,

habe beim Ausbau meiner (sich erst im Stadium der Grundausstattung befindlichen) Klassik-Sammlung gerade die Schumann-Sinfonien ins Auge gefasst. Da ich bereits bei den Sinfonien einiger anderer Komponisten kosten- und zeitaufwändig stückele, wäre mir hier, glaube ich, eine Gesamtaufnahme am liebsten, so es da eine hinreichend überzeugende gibt. Nun finde ich die Wahl bei Schumann etwas verwirrend, da offensichtlich einige (berühmtere) Aufnahmen wie Szell ziemlich massiv in die Originalwerke eingreifen, da die Orchestrierung als unzureichend empfunden wird.

Wie seht ihr das: sind solche "korrigierten" Versionen aufgrund der Schwächen der Werke nötig und vorzuziehen?

Welche Aufnahme würdet ihr empfehlen? (Dabei wäre es mir ganz lieb, wenn sich jeder auf maximal zwei Alternativen beschränken könnte. Wie gesagt bin ich erst in der Grundausstattung, will mich also für eine, für mich hoffentlich für eine ganze Weile definitive, Version entscheiden, da finde ich Empfehlungslisten mit 5 bis 10 verschiedenen Versionen (nach dem Motto "und dann wäre da natürlich auch noch...") für mich eher wenig hilfreich. )

Was haltet ihr von den neueren Einspielungen? Ich erinnere mich, dass vor kurzem eine Neueinspielung mit Barenboim herausgekommen und von Crescendo / Rondo pflichtschuldigst enthusiatisch besprochen wurde, und meine, da habe es auch Verweise auf weitere Einspielungen der jüngeren Vergangenheit gegeben, an deren Details ich mich aber leider nicht mehr erinnern kann.

Für eure Empfehlungen wie immer dankbar

katlow


[Beitrag von katlow am 28. Mai 2004, 10:24 bearbeitet]
TobeyW
Ist häufiger hier
#2 erstellt: 28. Mai 2004, 13:05
Hallo
mir persönlich gefällt die Gesamteinspielung mit Gardiner am besten.
Habe daneben aber auch noch die in diesem Forum glühend verteidigte Einspielung mit Sawallisch sowie die Aufnahmen mit Barenboim und natürlich Bernstein !!!
Da die Gardiner-Aufnahme mit Abstand am meisten kostet, wird die Wahl wohl auf ein der drei anderen fallen.
Empfehlen kann man alle, wobei Barenboim vielleicht Platz 4 belegt, während Bernstein und Sawallisch zusammen Platz 2
einnehmen, trotz sehr unterschiedlicher Ausführungen .
BigBerlinBear
Stammgast
#3 erstellt: 28. Mai 2004, 13:14
wenn man eine Aufnahme haben möchte, die von guter Qualität und bescheidenem Preis ist, kann ich derzeit nur Zinman empfehlen. Für etwa 10 ? bekommt man da wirklich was ordentliches.

katlow
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 28. Mai 2004, 13:37
Merci vielmals schon mal für die ersten Empfehlungen.

Vielleicht sollte ich doch noch klarstellen, dass es mir auf den Preis der Gesamtaufnahme zunächst einmal nicht vorrangig ankommt. Mir geht es darum, mir eine besonders gute Aufnahme der Sinfonien zuzulegen (o.k. - ich weiss wie subjektiv diese Beurteilung ist), da ich das Stadium, wo dann auch ich - vielleicht - einmal anfange über Zweit- und Drittversionen nachzudenken, in den nächsten Jahren wohl nicht erreichen werde, und bis dahin mit meiner Aufnahme vorbehaltlos zufrieden sein will.

Grüße

katlow
BigBerlinBear
Stammgast
#5 erstellt: 28. Mai 2004, 14:04
Bei allen wirklich bedeutenden Werken, und dazu kann man die Schumann-Sinfonien sicher zählen (auch wenn etliche Dirigenten des 19. Jahrhunderts, unter ihnen auch Gustav Mahler) da anderer Auffassung waren und meinten, Schumann sei unfähig gewesen, "richtig" zu instrumentieren, gibt es keine endgültige und für alle Zeiten verbindliche Aussage durch den Interpreten. Da steht die eher konventionelle Lesart eines Wolfgang Sawallisch, dem nobles Musizieren auf höchstem Niveau zu bescheinigen ist, gleichberechtigt neben der eines J.E. Gardiner, der den rhythmischen Impetus in den Mittelpunkt des Geschehens rückt. Der von mir empfohlene Zinman mit seinen Zürichern hat sich die neuesten Erkenntnisse über diese Werke zu eigen gemacht und liefert eine schlackenfreie Aufnahme. Die Bairenboim-Aufnahme darf allenfalls von ihrer akustischen Seite her Referenzcharakter beanspruchen; von der Ausseinandersetzung mit den Werken oder gar einem besonders glücklichem Griff für diese ist da wenig zu spüren. Echt schade um den "schönen" Klang
kleinerhanswurst
Ist häufiger hier
#6 erstellt: 28. Mai 2004, 14:22
@BBB


wenn man eine Aufnahme haben möchte, die von guter Qualität und bescheidenem Preis ist, kann ich derzeit nur Zinman empfehlen. Für etwa 10 ? bekommt man da wirklich was ordentliches (Zinman)


Eben wirklich *nur* ordentlich - und dann sind auch 10 Euro rausgeschmissen. Bei Zinman ist Schumann sehr oberflächlich und eindimensional, fast alle Eindrücke sind ein paar Minuten nach dem Hören schon wieder vergessen. Nur schnell spielen reicht einfach nicht als interpretatorische Leistung. Ein klarer Rückschritt nach dem Zürcher Beethoven oder den Strauss-Aufnahmen. Da sind Sawallisch oder Gardiner für Schumann ein ganz anderes Kaliber - spieltechnisch auf gleichem oder besserem Niveau, interpretatorisch wesentlich gewichtiger und aussagekräftiger (ließ: besser). Sawallisch gibt's bei auch relativ günsitg: Standardpreis 20 Euro, teilweise sogar für 15 Euro zu finden.

Hans
Antracis
Stammgast
#7 erstellt: 28. Mai 2004, 15:28
Ich kann die Aufnahme von Gardniner auch nur empfehlen. Rhythmisch packend, wie immer bei Gardiner äußerst transparent musiziert und von guter Klangqualität. Die Box ist teuer, es sind aber z.B. auch beide Versionen der 4. Sinfonie enthalten und die Aufnahme umfasst Schumanns gesamte Orchesterwerke.

Ich kenne allerdings die vielgelobte Sawallischaufnahme nicht.

Gruß
Anti
Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 28. Mai 2004, 16:38
@katlow

Wenn es , wie Du sagst, auf den Preis nicht vorrangig ankommt, dann schließe auch ich mich der Empfehlung für Gardiner an. Ich habe sie (teilweise) gehört und sie hat einen sehr guten Eindruck bei mir hinterlassen. Ich hätte sie gekauft, wäre sie einzeln erhältlich gewesen. (Die Kassette passt nicht in mein Archivierungssystem, und in solchen Sachen bin ich stur )
Nebenbei ist es für einen Einsteiger nicht so "wahnsinnig" wichtig, welche der sogenannten "besseren" Aufnahmen er kauft, er lernt ja zuerst vorwiegend das Werk kennen. Später kommen dann die "Feinheiten, persönlichen Vorlieben und Abneigungen zum Zug.
Aus diesem Grund bringe ich auch keine weiteren Versionen ins Spiel

Beste Grüße aus Wien
Alfred
BigBerlinBear
Stammgast
#9 erstellt: 29. Mai 2004, 07:33
@hans

Natürlich ist mir bewusst, daß das Beste immer ein Feind des Guten sein wird. Was mir an der Zinman-Aufnahme trotzdem gefällt, ist die unpretentiöse Herangehensweise und der direkte "Zugriff" auf die Werke.Möglicherweise wirkt das auf manchen flapsig oder oberflächlich. Bei Sawallisch beispielsweise wird der langsame Satz der "Rheinischen" mit
Weiheklängen "aufgeladen" als befände man sich im Zentrum einer Bruckner-Sinfonie. Dabei kommt diese Musik völlig ohne
schmachtenedes Pathos aus, ohne das geringste von ihrem romantischen Klangcharakter preiszugeben. Aber wahr ist:
diese Aufnahme wird die Einspielungen von Sawallisch und
Gardiner nicht überflüssig machen sondern unterstreicht deren Referenzcharakter nochmals.
Hüb'
Moderator
#10 erstellt: 29. Mai 2004, 12:28
Hallo!

Diese Aufnahme mit Muti wurde mal im englischen BBC Music Magazine über den grünen Klee gelobt:



Ich kenne die Interpretation aber selbst nicht. Ist jedenfalls mit 16,99 für die Doppel-CD nicht allzu teuer.

Vielleicht kennt hier jemand im Forum diese Einspielung?

Viele Grüße,

Frank


[Beitrag von Hüb' am 29. Mai 2004, 12:29 bearbeitet]
sound67
Hat sich gelöscht
#11 erstellt: 29. Mai 2004, 15:35
Die richtige Antwort ist: Sawallisch *und* Zinman. Man erwirbt zwei diametral unterschiedliche, aber gleichermaßen exzellente Aufnahmen.

Gruß, Thomas
cris
Ist häufiger hier
#12 erstellt: 30. Mai 2004, 10:44
Hallo katlow,

mein Favorit für die Schumann-Symphonien ist eindeutig die späte Bernstein-Einspielung mit den Wienern, DGG-Live-Aufzeichnungen (KEINE Huster etc.!!!) aus dem Saal des Wiener Musikvereins. Die toppt alle anderen um Längen und gibt's sogar relativ günstig für 18,- € bei Amazon.

Probier's mal damit!

Gruß Christoph
katlow
Ist häufiger hier
#13 erstellt: 30. Mai 2004, 12:22
Vielen Dank an alle für eure Beiträge!

Nachdem sich hier Gardiner, Sawallisch und vielleicht auch noch Bernstein als die Favoriten herauskristallisiert haben, weiss ich jetzt, was ich bei meinem nächsten Stadtbummel versuchen werde probezuhören. Hoffentlich sind sie auch vorhanden (das Angebot ist hier "auf dem Lande" manchmal doch eher beschränkt).

Werde euch dann wissen lassen, welche es geworden ist,

Grüße

katlow
sound67
Hat sich gelöscht
#14 erstellt: 30. Mai 2004, 16:03

mein Favorit für die Schumann-Symphonien ist eindeutig die späte Bernstein-Einspielung mit den Wienern, DGG-Live-Aufzeichnungen (KEINE Huster etc.!!!) aus dem Saal des Wiener Musikvereins. Die toppt alle anderen um Längen


Wie wärs hier mit einer nachvollziehbaren Erklärung: ***WIE*** "toppt sie alle anderen um Längen" ????

Gruß, Thomas
kleinerhanswurst
Ist häufiger hier
#15 erstellt: 30. Mai 2004, 18:14
@sound67

... er braucht mehr Zeit.
Chris_G
Stammgast
#16 erstellt: 05. Mai 2005, 19:13
Hallo Gemeinde,

was denkt Ihr über diese Einspielung?



Ich möchte mir diese zulegen, weiss jedoch nicht, ob es sich hierbei um eine Live-Aufnahme handelt?

Ich hoffe, dass jemand im Forum diese Einspielung kennt...

Gruß
Christoph
Martin2
Inventar
#17 erstellt: 08. Mai 2005, 18:49
Lieber Christoph,

ich bin in diesen Dingen absolut kein Experte. Immerhin hat sich zu dieser Barenboimeinspielung ja schon jemand geäußert ( was Du vielleicht überlesen hast), nämlich BigBerlinBär, nämlich dergestalt:


Die Bairenboim-Aufnahme darf allenfalls von ihrer akustischen Seite her Referenzcharakter beanspruchen; von der Ausseinandersetzung mit den Werken oder gar einem besonders glücklichem Griff für diese ist da wenig zu spüren. Echt schade um den "schönen" Klang



Ich habe vom Barenboim mit der Staatskapelle Berlin die zweite gehört. Kam im Radio und ich hatte sie mir mitgeschnitten. Na ja, schon nicht schlecht, aber irgendwie hatte ich so den Eindruck, daß mir das alles zu geradlinig war, als ob die romantische Widerspenstigkeit unterginge. Vielleicht sehe ich das auch völlig falsch. Mich würde jedenfalls der Sawallisch schon sehr interessieren. Allerdings dürften das wieder ältere Analogaufnahmen sein. Kubelik soll übrigens auch einen ganz guten Schumann hingelegt haben, jedenfalls berichten mir das zwei meiner Guides. Sicher auch analog.

Ich habe meistens großes Vertrauen zu älteren Aufnahmen. Aufnahmen die sich 30 Jahre oder so am Markt halten, haben dann meistens schon das gewisse Etwas. Was interessiert es mich denn, wenn mal wieder irgendeine neue Aufnahme Liebling der Saison ist, oder auch nur zum Liebling des Monats wird ( oder irgendein Heini im Fonoforum oder sonstwo darüber schreibt). Wenn sie in 30 Jahren zum Klassiker aufgestiegen ist, kann man darüber ja nachdenken. Aber daß die Barenboimaufnahmen zum Klassiker aufsteigen, daran habe ich nach meiner Hörerfahrung mit der 2. doch gewisse Zweifel.

Ich bin mir im übrigen im Gegensatz zu BigBerlinBär nicht einmal sicher, ob das wirklich ein guter Klang ist, ich fand den Klang in den Tutti ein bißchen dröhnig. Irgendwie habe ich das Gefühl, daß Schumann auch etwas anders klingen muß, um den rechten Eindruck zu hinterlassen. Irgendwie klang der Schumann in dieser Aufnahme als etwas Schlechteres als Beethoven oder Brahms, was irgendwie glaube ich auch am fülligen Klang lag. Vielleicht ist dieser Klang ja gut, aber ist er auch gut für Schumann? Aber ich habe die Aufnahme wiegesagt nur im Radio gehört.

Gruß Martin


[Beitrag von Martin2 am 08. Mai 2005, 18:55 bearbeitet]
sound67
Hat sich gelöscht
#18 erstellt: 09. Mai 2005, 01:23

Chris_G schrieb:
Hallo Gemeinde,

was denkt Ihr über diese Einspielung?



Ich möchte mir diese zulegen, weiss jedoch nicht, ob es sich hierbei um eine Live-Aufnahme handelt?

Ich hoffe, dass jemand im Forum diese Einspielung kennt...

Gruß
Christoph


Klang und Interpretation sind vorzüglich - letztere ist im traditionellen Fahrwasser und will so gar nicht "hip" sein. Aber Barenboim hält hier das Niveau seiner Beethoven-Interpretationen mit der Staatskapelle.

Das Schumann "so" nicht klingen sollte ist natürlich unfug - schließlich ist Barenboims Ansatz in jeder Weise "altmodisch" - und somit ganz im Geiste jener "automatischen" Klassiker "von vor 30 Jahren".

Ob er allerdings Sawallisch als Referenz ersetzen kann ist fraglich - schließlich sind seine Aufnahmen auch klanglich noch immer grandios (1970), somit gibt es hier keine "historische" Einschränkung.

Als Alternative zum "hippen" Gardiner oder zu Zinmans (fast gleichzeitig mit Barenboim erschienener Aufnahme auf Arte Nova) eindeutig einen Versuch wert. Wenn Du mehr für den "frischen" Schumann schwärmst, dann eher Zinman.

Gruß, Thomas
Martin2
Inventar
#19 erstellt: 09. Mai 2005, 10:06
Lieber Thomas,

"automatische Klassiker" gibt es nicht. Mir fehlen bei Schumann auch einfach die Vergleichsmöglichkeiten. Habe nur einen Eindruck wiedergeben wollen. Ich kenne den Sawallisch nicht. Nur habe ich von ihm schon das eine oder andere positive gehört. Wenn Du nun selber Vergleichsmöglichkeiten zwischen verschiedenen Versionen hast, ist Deine Meinung natürlich ungleich qualifizierter.

Natürlich gibt es viele neue Einspielungen, die ausgezeichnet sind, sicher gibt es auch alte Einspielungen, die klanglich überholt sind und dabei noch interpretatorisch zweitrangig sind und die trotzdem noch verkauft werden ( weil's halt die Berliner Philharmoniker sind oder sonst etwas). Und natürlich ist es auch albern, etwas als Klassiker zu sehen, nur weil es alt ist. Nur positiven Besprechungen in Zeitungen zu trauen, ist immer ziemlich fahrlässig. Da denke ich immer mit Amusement an diese JPC Kataloge, wo Artikel aus dem Fonoforum und anderen Zeitungen abgedruckt waren ( zu den entsprechenden CDs), woraus sich dann ergab, daß JPC überhaupt nur überragende CDs in seinem Katalog hatte.

Vielleicht lag es ja auch am Schumann selber, daß mich die Sache nicht so umgehauen hat.

Also ich will da gar nicht mit Dir streiten. Denn wiegesagt: Du hast sicher mehr Schumann gehört als ich. Ich wollte den Barenboim auch keineswegs runtermachen ( habe ich auch nicht). Ich hatte nur beim Anhören dieser Einspielung der zweiten den leisen Verdacht, daß es vielleicht doch Einspielungen gibt, die gewisse interpretatorische Nuancen so anders setzen, daß aus einer ausgezeichneten Einspielung eine überragende wird. Vielleicht irre ich mich da ja auch. Aber einen persönlichen Eindruck wiedergeben wird man ja wohl noch dürfen.

Gruß Martin
teleton
Inventar
#20 erstellt: 09. Mai 2005, 10:32
Hallo Schumann-Freunde,

ich möchte mich hier ganz entschieden für die Bernstein-Aufnahme mit den Wiener PH einsetzen, die für mich die schönste Gesamtaufnahme der Schumann - Sinfonien ist.
Einzig die Rheinische Sinfonie (Nr.3) finde ich mit Karajan / Berliner PH ebenfalls unübertroffen gut.

Bernstein und Karajan lassen zupackenden Zugriff und die nötige Emphase nicht vermissen und stellen so eine nicht langweilige, ja spannende Interpretation hin. Bernstein hatte schon auf CBS zuvor eine Maßstabsetzende Aufnahme gemacht, die abder Klanglich, schon wegen des Rauschteppichs, nicht mit der neueren DG-Aufnahme mithalten kann.

Ich habe noch die DG-Einzel-CD´s mit dem Schumann:Cellokonzert mit M.Maisky und Klavierkonzert mit J.Franz.
AcomA
Stammgast
#21 erstellt: 09. Mai 2005, 11:46
hallo,

ich möchte an dieser stelle Martins eindruck von jpc bestätigen. dort wird für etwa 70 % der cd-angebote im internet eine kritik aus musikzeitschriften wiedergegeben. ausnahmslos handelt es sich dabei um positive kritiken. das ist logisch, denn man will ja verkaufen und würde natürlich keine negative kritik abbilden. was aber problematisch ist: häufig wird der text nicht komplett wiedergegeben, sondern ein oder zwei positiv 'klingende' passagen werden aus dem gesamtkontext herausgenommen und präsentiert. z.b.:

gesamtkontext - die musiker zeigen ein technisch makelloses und transparentes spiel. aber insgesamt hebt sich diese aufnahme vom durchschnitt nicht ab.

jpc - ...technisch malelloses und transparentes spiel.

gruß, siamak
sound67
Hat sich gelöscht
#22 erstellt: 10. Mai 2005, 05:14

AcomA schrieb:
dort wird für etwa 70 % der cd-angebote im internet eine kritik aus musikzeitschriften wiedergegeben. ausnahmslos handelt es sich dabei um positive kritiken. das ist logisch, denn man will ja verkaufen und würde natürlich keine negative kritik abbilden. was aber problematisch ist: häufig wird der text nicht komplett wiedergegeben


Eine im Marketing vollkommen übliche und akzeptierte Praxis.

Gruß, Thomas
leben_in_symphonie
Gesperrt
#23 erstellt: 10. Mai 2005, 10:12

sound67 schrieb:
Eine im Marketing vollkommen übliche und akzeptierte Praxis.

Nicht nur im Marketing..
Auch wenn der Text komplett wiedergegeben wird, liegt am Leser, welche Teile davon er lesen, interpretieren und deformieren will.


gruss

titian
Norbert2
Ist häufiger hier
#24 erstellt: 10. Mai 2005, 11:34

Martin2 schrieb:
Kubelik soll übrigens auch einen ganz guten Schumann hingelegt haben, jedenfalls berichten mir das zwei meiner Guides. Sicher auch analog.


Hallo Martin,

stimmt, die Kubelik-Aufnahmen stammen aus 1979 und sind somit Analogaufnahmen. Sie wurden bei Sony-Music veröffentlicht, aber ich weiß nicht, ob sie momentan noch erhältlich sind.
Hüb'
Moderator
#25 erstellt: 10. Mai 2005, 11:45

Norbert2 schrieb:

Martin2 schrieb:
Kubelik soll übrigens auch einen ganz guten Schumann hingelegt haben, jedenfalls berichten mir das zwei meiner Guides. Sicher auch analog.


Hallo Martin,

stimmt, die Kubelik-Aufnahmen stammen aus 1979 und sind somit Analogaufnahmen. Sie wurden bei Sony-Music veröffentlicht, aber ich weiß nicht, ob sie momentan noch erhältlich sind.


Kubelik hat Schumann 2x komplett aufgenommen.
Einmal für die DG mit den Berlinern (in den Sechzigerjahren) und einmal für CBS/Sony mit dem SO des Bayerischen Rundfunks.

BPO:
http://www.jpc.de/jp.../rk/home/rsk/hitlist
http://www.jpc.de/jp.../rk/home/rsk/hitlist

Bayr. RSO:
http://www.jpc.de/jp.../rk/home/rsk/hitlist
http://www.jpc.de/jp.../rk/home/rsk/hitlist

Grüße,

Hüb'
Norbert2
Ist häufiger hier
#26 erstellt: 11. Mai 2005, 08:53
Hallo Hüb,

danke für die Info.

Ich hatte noch ganz dunkel im Hinterkopf, auch einmal eine DGG-Aufnahme von Kubelik und den Schumann-Sinfonien gehört zu haben...
teleton
Inventar
#27 erstellt: 15. Sep 2006, 06:20
Hallo Schumann-Freunde,

angeregt durch den Thread "Zwei Fragen zu Schumann" möchte ich diesen Thread wiedermal eröffnen, denn meine im September 2005 erworbene
SONY-Doppel-CD mit Szell / Cleveland Orchestra hat bei mir im höchste Bewunderung und Begeisterung ausgelöst.

Szell straffe und höchst spannende Sichtweise, gepaart mit ungewöhnlich flottem Tempo ist eine Klasse für sich.

Szell hat 1959/60 zum damals anstehenden 150.Geburtstages von Schumann eine erfolgreiche Ehenrettung zu Schumann´s Ruf ein mäßiger Sinfoniker zu sein unternommen, die nicht nur durch seine klanglich exzellenten Aufnahmen zustande kamen, sondern auch publizistisch geführt wurden - eine Pioniertat !
...Früher sah die SONY-Doppel-CD so aus:
SONY 1959/60 ADD in neuem Remastering.

Ich erlaube mir die RONDO-Kritik von Attila Csampai in meinen Beitrag einzufügen, da ich diese sehr aussagekräftig finde:

Schumann: Die vier Sinfonien mit George Szell

Ohne die Aufbauarbeit ungarischer Dirigenten hätte die Orchesterkultur der USA in diesem Jahrhundert bestimmt nicht jenen Aufschwung genommen, der ihr bis heute die Gleichrangigkeit, wenn nicht gar eine spieltechnische Überlegenheit gegenüber den europäischen Traditionsorchestern gesichert hat: Ohne die "hungarian connection" Fritz Reiner, George Szell, Eugene Ormandy, Antal Doráti und Georg Solti sähen auch die Archive der großen amerikanischen Labels anders aus, denn alle fünf Budapester waren als Präzisionsfanatiker Wegbereiter der modernen stereophonen Aufnahmetechnik und haben die goldene Ära der Langspielplatte mit einer unübersehbaren Zahl von bedeutsamen Einspielungen bereichert, die jetzt, im Zuge der Rückbesinnung der großen Plattenfirmen auf ihre älteren Bestände, auch einem jüngeren Publikum das größtenteils hochwertige interpretatorische und akustische Niveau ihrer frühen High-Fidelity-Taten in exzellenten CD-Umschnitten vermitteln können.

Zu diesen großen Musikerziehern Amerikas zählt der 1897 in Budapest geborene George Szell, der nach dem Zweiten Weltkrieg das Orchester von Cleveland übernahm und es in einer fünfundzwanzigjährigen "goldenen Ära" zu einem der weltweit führenden Präzisions-Klangkörper formte. Einen seiner zahlreichen diskografischen Meilensteine mit diesem Orchester setzte Szell im Jahr 1960 mit der ersten Stereo-Kompletteinspielung der vier Sinfonien Robert Schumanns, eines damals in den USA kaum bekannten Komponisten, den man aber nicht nur dort als Sinfoniker sträflich unterbewertet hatte.

Diese bei Sonys "Masterworks Heritage" wiederveröffentlichte Pioniertat Szells hat bis heute nichts von ihrer Wärme, ihrem Zauber, ihrer jugendlich-keuschen Emphase für den, wie Szell befand, "größten Komponisten der Romantik" eingebüßt, auch wenn Szell damals, in bester Absicht, einiges im Orchestersatz Schumanns retuschierte, um ihn, so Szell, näher an Webers Klangideal zu rücken und "weiter weg von Richard Strauss".

Anläßlich des damals anstehenden hundertfünfzigsten Geburtstags von Schumann ließ Szell, ein hochgebildeter, intellektuell stets brillanter Budapester, es sich nicht nehmen, in der "New York Times" eine Ehrenrettung für den unterschätzten Romantiker zu publizieren, und erfreulicherweise ist diese wunderbare kleine Streitschrift im aufwendig gestalteten Beiheft der neuen Edition komplett abgedruckt. Heute kann man sich nur wundern, welcher Überzeugungsarbeit und welchen Engagements es mehr als hundert Jahre nach Schumanns Tod noch bedurfte, um ihn endgültig vom Ruf eines mäßigen Sinfonikers zu befreien. Schon aus diesem Grund, weil sie den längst fälligen Wandel der Schumann-Rezeption einläutete, darf auch Szells klingendes Schumann-Plädoyer in keiner guten Klassik-Sammlung fehlen.
Attila Csampai
op111
Moderator
#28 erstellt: 15. Sep 2006, 08:50
Hallo zusammen,
mich wundert ein wenig, daß eine Aufnahme noch nicht genannt wurde, nämlich die hier:
amazon.de

Sinfonien 1-4 + Faust-Ouvertüre
Philharmonia Orchestra
Otto Klemperer

EMI (zurzeit m.W. nicht lieferbar)

Klemperer ist doch sonst immer in der Kategorie "lohnt sich immer auch mal reinzuhören" mit dabei.

Das ist der Kontrast zu Szells (für manchen etwas zu) glatter Brillianz, leider auch teilweise im Orchesterspiel mit einigen Flüchtigkeitsfehlern.

Kubeliks DG-Aufnahme erscheint mir gegen Szell/Klemperer/Sawallisch/Harnoncourt langweilig-konventionell, Soltis Aufnahme demonstriert die Originalfassungen zu plakativ.

Gruß
Franz


[Beitrag von op111 am 15. Sep 2006, 16:43 bearbeitet]
s.bummer
Hat sich gelöscht
#29 erstellt: 15. Sep 2006, 16:29
Ich möchte ausdrücklich Wolfgang beipflichten, mit dem ich mich sonst so gerne streite:
Die Szell Aufnahmen der Schumann Sinfonien und des Klavierkonzertes mit Fleisher sind unverzichtbar!
Klemps Aufnahmen sind leider sehr unterschiedlich, die rheinische ist doch arg gewöhnungsbeürftig, während die vierte einzigartig ist.
Da lobe ich mir Günter Wand.
Zu Sinopoli fällt mir nur Udo Lindenberg ein: "Und der Nervenarzt weiß auch nicht mehr wie's weitergeht. Aber sonst ist heute wieder alles klaahaa ...."

Gruß S.
Fressbacke
Stammgast
#30 erstellt: 15. Sep 2006, 23:45
Ich kann da ausdrücklich Franz zustimmen - meine Box vom alten Klemp möchte ich keinesfalls missen! Die 3. ist sicher sehr interessant - und die 4. einfach monumental!

Bei Wand fehlen ja leider die 1. und die 2.

Gardiner ist ebenfalls - genau aus den hier schon ausreichend angeführten Gründen - sehr empfehlenswert.

Eine GA, die ich selbst noch als Hochpreis-CDs erworben habe, finde ich allerdings auch noch sehr hörenswert - wobei mir der Stil des Dirigenten zugegebenermaßen grundsätzlich sehr zusagt. Auch der Klang ist wirklich gut:

amazon.de

Cleveland Orchestra / Christoph von Dohnanyi

Und vor allem mittlerweile ein Schnäppchen!

Gerade was die Erste angeht, höre ich auch Solti und Bernstein sehr gerne!

Ralf
Norbert2
Ist häufiger hier
#31 erstellt: 18. Sep 2006, 14:12

Franz-J. schrieb:
Hallo zusammen,
mich wundert ein wenig, daß eine Aufnahme noch nicht genannt wurde, nämlich die hier:
amazon.de

Sinfonien 1-4 + Faust-Ouvertüre
Philharmonia Orchestra
Otto Klemperer

EMI (zurzeit m.W. nicht lieferbar)

Klemperer ist doch sonst immer in der Kategorie "lohnt sich immer auch mal reinzuhören" mit dabei.

Das ist der Kontrast zu Szells (für manchen etwas zu) glatter Brillianz, leider auch teilweise im Orchesterspiel mit einigen Flüchtigkeitsfehlern.


Hallo Franz,

Klemperer immer und gerne, aber leider nicht bei Schumann. Abgesehen von der 4. Sinfonie kann ich mit Klemperers Interpretationen nicht viel anfangen.

Zur Begründung kopiere ich der Faulheit halber mal hier rein, was ich "anderorten" zu Klemperers Schumann schrieb:


Meine Meinung kam schon in vorherigen Beiträgen zum Vorschein. Ich fasse sie noch einmal zusammen: Abgesehen von der 4. Sinfonie schließe ich mich der Meinung an, daß es sich um "Fehlinterpretationen auf höchstem Niveau" handelt.

Es leigt ein Bruch zwischen der 4. und den anderen Sinfonien. Vielleicht ist er dadurch bedingt, daß die 4. um einiges früher aufgenommen wurde als die anderen (4.: V. 1960, 1.: X. 1965, 2.: X. 1968 und 3.: II. 1969).
In der 4. Sinfonie weiß Klemperer durch einen dramatischen und raschen Zugriff zu gefallen. Seine Stärken der formalen Strenge und des fast schon "granitartigen Herausmeißelns" von Details kommen hier voll zur Geltung. Wo oft gefällige Glätte zu vernehmen ist, rauht Klemperer das Klangbild angenehm auf.
Wie so oft erweist sich Klemperers bevorzugte deutsche Orchesteraufstellung (also 1. Violinen links außen, 2. rechts außen und Kontrabässe links hinten) auch bei Schumann als Gewinn in der Durchhörbarkeit des Orchestersatzes.

Auch in den anderen Sinfonien vernimmt man Details, die nicht immer zu hören sind. Der Zugriff ist auch hier eher dramatisch als glatt-gefällig, bloß lasten die sehr langsamen Tempi bleischwer auf den Sinfonien.

Im Beiheft heißt es zur 1. Sinfonie "Ihre überschwengliche Lebensfreude, die Lyrik und Originalität wurden allgemein anerkannt". Der Beginn des 1. Satzes "Andante poco maestoso" ist angenehm im Tempo, die Überleitung zum Hauptthema gerät sogar angenehm straff und fordernd, aber das Hauptthema "Allegro molto vivace" ist bestenfalls ein "Allegretto". Alleine im 1. Satz ist Klemperer eine Minute langsamer als Bernstein.

Am deutlichsten werden die langsamen Tempi in der "Rheinischen". Ein Giulini, der nicht gerade als rasend schnell bekannt war, ist über vier MInuten schneller als Klemperer.

Ich bin ein großer Fan Klemperers und auch grundsätzlich langsamen Tempi nicht abgeneigt, aber bei Schumann bremst er mir jeden Schwung in der Musik.
s.bummer
Hat sich gelöscht
#32 erstellt: 18. Sep 2006, 18:08
Norbert,
als Klemp Fan seit fast 30 Jahren muss ich Dir im Fall Schumann völlig recht geben.
Die 4. ist super, der Rest.......
Außnahme: Satz 2. der 2.
Gruß S
teleton
Inventar
#33 erstellt: 13. Sep 2007, 07:20
Schumann mit Bernstein

Hallo Schumann-Freunde,

ich hatte es 2005 mit Bernstein (DG) und 2006 mit Szell (SONY) schon kundgetan, welche Aufnahmen der Schumann-Sinfonien ich favorisiere.

Da ich zur Zeit auf dem Bernstein-Tripp bin - man macht das Spaß und bereitet größte Freude, denn ich habe ich mir alle möglichen New Yorker-Aufnahmen mit Bernstein zugelegt, die ich noch nicht hatte.

Die positiven Überraschungen überwiegen. Oft sind es die alten CBS-Aufnahmen, die bei Bernstein mehr begeistern als viele seiner neueren DG-Aufnahmen. Hier kann man aber nun nicht sagen, dass diese Neueren grundsätzlich weniger begesitern und schlechter wären.

Bei den Schumann-Sinfonien würde ich seine DG-GA gleichwertig neben seine CBS(SONY)-GA stellen.

Zwar ist bei der Aufnahme mit den NewYorker PH etwas mehr jugendlicher Schwung spürbar, der aber bei der Aufnahme mit den Wiener PH durch tiefere Einsichen ausgelichen wird.
Ich schätze beide Bernsteinaufnahmen !

......

Was die SONY-CD´s aber als absolutes Schmankerl zu bieten haben, ist die Manfred-Ouvertüre.

Diese Bernstein-Aufnahme hatte ich schon auf Tonband aufgenommen, als ich noch regelmäßig vom WDR (oder sonst Rundfunk) Mitschnitte machte. Weder auf LP noch auf CD ist mir je eine bessere Interpretation dieses 12minütigen Werkes mehr begegnet. Diese emotionale Tiefe bringt sonst keiner rüber - meine Referenz.
Szell ist bei der Manfred-Ouvertüre 1Minute flotter als Bernstein - auch eine der besten Aufnahmen, aber es gehen doch eine Menge wichtiger Details unter.
Die absolute Katastrophe war für mich dann auch die NAXOS-CD mit Wildner mit allen Schumann-Ouvertüren - bei Manfred absolut daneben.
Ich bin froh diese SONY-CD mit Bernstein jetzt in gutem Remastering auch auf CD zu haben, sowie die hervorragenden Schumann-Sinfonien aus New York.
op111
Moderator
#34 erstellt: 13. Sep 2007, 11:11
Hallo zusammen,

teleton schrieb:
Was die SONY-CD´s aber als absolutes Schmankerl zu bieten haben, ist die Manfred-Ouvertüre.
...
Ich bin froh diese SONY-CD mit Bernstein jetzt in gutem Remastering auch auf CD zu haben, sowie die hervorragenden Schumann-Sinfonien aus New York.

Die klangliche Aufbereitung ist in der Tat ausgezeichnet, ich habe noch die alte im Frequenzumfang beschnittene, mulmig klingende LP-Ausgabe zum Vergleich.

Ein weiteres "Schmankerl" ist für mich der langsame Satz in der 2. Sinfonie, der noch kräftiger in Richtung Mahler interpretiert wird, als sonst üblich.
op111
Moderator
#35 erstellt: 14. Jan 2008, 15:55
Hallo zusammen,

vor Kurzem ist Riccardo Chaillys Gesamtaufnahme in der Mahler Edition erschienen:
Robert Schumann
Symphonien Nr. 1-4 (Orch. G.Mahler)
Gewandhausorchester Leipzig,
Riccardo Chailly

Decca , DDD, 2007


Mahlers Bearbeitung stellt nach eigener Darstellung keine Modernisierung der Orchestrierung dar, sondern eine behutsame Überarbeitung um Dynamik, Tempo und Klangtransparenz zu verbessern. Diese "behutsame Bearbeitung" führte im Falle der 1. zu 830 Änderungen, v.a. im Bläsersatz.

Die erste Sinfonie berarbeitete Mahler als erste (1898/99) die anderen Werke folgten später zu seiner New Yorker Zeit.

Meines Wissens ist dies zurzeit die einzige verfügbare Gesamtaufnahme, von der Aufnahme Ceccatos für BIS scheinen 3. und 4. vergriffen zu sein.


[Beitrag von op111 am 14. Jan 2008, 17:19 bearbeitet]
sound67-again
Gesperrt
#36 erstellt: 14. Jan 2008, 16:29
Eine überflüssige Bearbeitung, die rein gar nichts verbessert. Ich besitze besagte BIS Aufnahme noch, doch kann man keinerlei Unterschiede wirklich hören.

Zig Dirigenten haben längst bewiesen, dass Schumanns Orchestrierung gar keine Deifizite in Punkto Transparenz aufweist.

Empfehlungen meinerseits:

"HIP":

John-Eliot Gardiner (DG)

traditionell:

Sawallisch-Staatskapelle Dresden (EMI)

Gruß, Thomas
Martin2
Inventar
#37 erstellt: 23. Jan 2008, 16:20
Kennt jemand von Euch die Einspielung von James Levine? Von der habe ich äußerst positives gehört, wobei im gleichen Atemzug der Szell verrissen wurde.

Hier ist sie:

http://www.jpc.de/jpcng/classic/detail/-/hnum/1049486?rk=classic&rsk=hitlist

Ist ja wirklich nicht teuer.
Martin2
Inventar
#38 erstellt: 23. Jan 2008, 16:25
Bei Amazon bekommt die Levineeinspielung bei der Kundenwertung dreimal 5 Sterne. Scheint wirklich eine gute Einspielung zu sein.
Zaaach
Ist häufiger hier
#39 erstellt: 24. Jan 2008, 11:28

Martin2 schrieb:
Bei Amazon bekommt die Levineeinspielung bei der Kundenwertung dreimal 5 Sterne. Scheint wirklich eine gute Einspielung zu sein.

Ist das jetzt ironisch gemeint? Wenn ich nach den Amazon-Kundenbewertung gehen würde, könnte ich mir meine Klassik-Sammlung wahrscheinlich auch aus lauter André Rieu- und Justus-Frantz-Aufnahmen zusammenstellen...
Maastricht
Inventar
#40 erstellt: 24. Jan 2008, 11:47

Zaaach schrieb:

Martin2 schrieb:
Bei Amazon bekommt die Levineeinspielung bei der Kundenwertung dreimal 5 Sterne. Scheint wirklich eine gute Einspielung zu sein.

Ist das jetzt ironisch gemeint? Wenn ich nach den Amazon-Kundenbewertung gehen würde, könnte ich mir meine Klassik-Sammlung wahrscheinlich auch aus lauter André Rieu- und Justus-Frantz-Aufnahmen zusammenstellen... ;)


Ich lese (diagonal) auch schon mal Kommentare auf den verschiedenen Amazon-Seiten und manchmal schreiben da schon Leute die wissen worüber sie schreiben.

Gruss, Jürgen
Zaaach
Ist häufiger hier
#41 erstellt: 24. Jan 2008, 11:58

Maastricht schrieb:
und manchmal schreiben da schon Leute die wissen worüber sie schreiben.

Stimmt! Aber die Betonung liegt glaub ich auf "manchmal" - deswegen sagt der Sternedurchschnitt m.E. gar nichts aus - ich hab das Gefühl, und das gilt nicht nur für CDs, die meisten wollen sich nur im Nachhinein selbst bestätigen bzw. sich suggerieren, daß sie auch wirklich das Richtige gekauft haben...
teleton
Inventar
#42 erstellt: 24. Jan 2008, 12:57
Hallo martin,

das Levines Schumann-Sinfonien eine gute Aufnahme sein sollen, kann durchaus sein. Für den Preis kann man für den Test dieser Eloquence CD´s nichts falsch machen.
Schumann scheint sein Steckenpferd zu sein, denn er hat die Sinfonien mehrfach aufgenommen - so bei Denon in seiner gestrichenen Aufnahme.

Aber ich muß Dir die Frage stellen:
Kennst Du mit Levine sonst eine herausragende Aufnahme oder Einspielung ??
Fällt Dir dazu etwas ein ???

Mit jedenfalls kaum.


Den Kritiker, der wie Du schreibst Szell in einem Atemzug verreißt, muß ein rechter Dummkopf sein, wenn er so etwas schreibt.
Szell ist der, der in den 60er-Jahren die Aufbauarbeit für Schumann leistete und einfach fantastische Aufnahmen der 4 Schumann-Sinfonien voerlegte.
Bitte lese dazu auch meine Beitrag zu Szell von 2006 in diesem Thread. Ich war nach dem Kauf absolut fastziniert.
Bei Szell ist ein verriss absolut daneben.
op111
Moderator
#43 erstellt: 24. Jan 2008, 13:22
Hallo zusammen,

da stimme ich weitgehend mit Wolfgangs Auffassung überein, mit dem Verriss der Szell-Aufnahme hat der "Kritiker" sich sicher keinen Gefallen getan.
Levine war mal Assistent von Szell und seine ersten Aufnahmen (Mahler 1+3+4, Brahms und Schumann für RCA) waren vielversprechend. Dann geriet er in den Sog des vielbeschäftigten Jet-Sets und seine immer häufigeren Aufnahmen und Auftritte wurden m.E. zunehmend langweiliger und oberflächlicher (Mahler Zyklus, Verdi Otello, Wagner Ring, Remakes der Orchesteraufnahmen [DG]).

Mir reichen die Bernstein-Aufnahmen speziell die New-Yorker, Szell, Furtwänglers 4., schlichtweg die Aufnahme der 4.!, Giulinis 3. und Harnoncourt (schon wegen der Erstfassung der 4.). Gelegentlich höre ich auch mal Soltis-Aufnahme, die eine interessante (blechlastige) Extremposition einnimmt. Die Aufnahmen von Sawallisch und Zinman habe ich schon lange nicht mehr hervorgeholt.


[Beitrag von op111 am 24. Jan 2008, 14:03 bearbeitet]
FabianJ
Inventar
#44 erstellt: 04. Jan 2012, 16:45
Schumanns Sinfonien sind eine Lücke in meiner CD-Sammlung, die ich mal schließen möchte. Wobei es nicht unbedingt eine Gesamtaufnahme sein muss.

Kürzlich hörte ich mir über Grooveshark seine zweite und seine dritte Sinfonie (Bamberger Symphoniker, Christoph Eschenbach) an. Diese gefielen mir gut. Allerdings habe ich da jetzt keine Vergleichsmöglichkeiten.

Hier im Thema sind ja schon einige Aufnahmen empfohlen worden. Allerdings sind die neuesten Beiträge inzwischen auch vier Jahre alt. Hat sich da in Sachen hörenswerter Aufnahmen in den letzten Jahren großartig was getan? Was könnt ihr empfehlen?

Mit freundlichem Gruß
Fabian
Joachim49
Inventar
#45 erstellt: 04. Jan 2012, 20:19
jpc.de
Ich würde dir die Szell Aufnahmen empfehlen, dies es zZt sogar sehr günstig gibt (11,99 bei jpc). Allerdings solltest du dir als historisches Dokument auch die Vierte mit Furtwängler zulegen, die wirklich überzeugend gelungen ist.
Freundliche Grüsse
Joachim
AladdinWunderlampe
Stammgast
#46 erstellt: 04. Jan 2012, 22:11
Hallo Fabian,

ich halte die in diesem Thread bereits häufig genannte Einspielung mit dem Orchestre Revolutionnaire et Romantique unter der Leitung von John Eliot Gardiner (3 CDs, Archiv Produktion 457 591-2) weiterhin für höchst empfehlenswert - wird hier doch mit großem Elan, rhythmischer Energie sowie mit Sinn für Dramatik, aber auch für zarte, duftige Transparenz des Klanges musiziert.

jpc.de

Reizvoll ist diese Gesamtaufnahme nicht zuletzt auch, weil hier die 4. Sinfonie in beiden Fassungen eingespielt ist, die sich nicht nur in instrumentatorischer Hinsicht, sondern auch in der Gestaltung der Begleitstimmen, thematischen Fortführungen und Übergangspassagen unterscheiden; daneben umfasst sie auch das Fragment der sogenannten "Zwickauer" Symphonie g-Moll und zwei weitere, sehr hörenswerte Orchesterwerke: Ouvertüre, Scherzo und Finale op. 52 und Konzertstück für 4 Hörner und Orchester F-dur op. 86.



Herzliche Grüße
Aladdin

P.S.: Meines Wissens entsteht gerade eine Gesamteinspielung der Schumann-Symphonien mit der Deutschen Kammerphiharmonie Bremen unter der Leitung von Paavo Järvi. Nachdem die gleichen Ausführenden in den letzten Jahren eine sehr gelungene Einspielung der Beethoven-Sinfonien vorgelegt haben, lohnt es eventuell auch zu warten...


[Beitrag von AladdinWunderlampe am 04. Jan 2012, 22:15 bearbeitet]
flutedevoix
Stammgast
#47 erstellt: 05. Jan 2012, 01:13
Ich habe die Szell-Aufnahme der Schumann-Sinfonien nicht, daher zunächst eine dumme Frage: Ist das nicht die Aufnahme, in der Szell recht "kreativ" mit der Instrumentierung Schumanns umgegangen ist?
Wenn dem so ist, dann haben wir ein interessantes Zeitdokument vor uns aber nicht Schumann!
Das bei aller Wertschätzung, die ich im letzten Jahr für Szell entwickelt habe!

Ich persönlich halte auch die Gardiner-Einspielung für sehr gelungen, zeigt sie doch wie keine andere mir bekannte, das hohe Niveau der Schumannschen Instrumentationskunst. Das wurde ihm ja immer angekreidet. Wenn man diese Aufnahme hört, darf man sich schon fragen, warum? Da leuchtet es, alles ist transparent, es herrscht eine prachtvolle Klangfarbenvielfalt!

Ansonsten würde ich noch mit traditionellem Orchester die arnoncourt-Aufnahme ins Rennen bringen. Gerade noch rechtzeitig vor HarnoncourtsHinwendung zu langsameren Tempi entstanden, betont sie mehr die energetische Seite der Musik, etwas, was man ja nicht in erster Linie mit der Sinfoniek Schumanns verbindet. Dazu sind die Gegenüberstellungen von Kontrasten ungemein gut gelungen. An Dramatik dürfte diese Aufnahme nicht zu überbieten sein und das alles bei größter Transparenz!
amazon.de


[Beitrag von flutedevoix am 05. Jan 2012, 01:17 bearbeitet]
liegruppe
Ist häufiger hier
#48 erstellt: 05. Jan 2012, 09:09
Hallo,

ich schleiche auch seit längerem um die Gardiner Aufnahmen herum (habe bereits Szell und Bernstein/NYPO). Bisher hat mich aber immer der mit 50€ für mein studentisches Empfinden ziemlich hohe Preis davon abgehalten. Denkt ihr, dass sich der Preis dabei noch irgendwann nach unten korrigieren wird?

Herzliche Grüße
Kreisler_jun.
Inventar
#49 erstellt: 05. Jan 2012, 10:19
Vor zwei Jahren gab es eine Schumann-Box von DG/Universal, die u.a. Gardiners enthielt, und die insgesamt auch nur EUR 50 kostete. 50 für 3 CDs wäre mir auch zu viel. Mit ein wenig Suchen sollte man aber doch bei anderen Anbietern für 25-30 oder so fündig werden. Ansonsten auf Angebote warten. Auch wenn mir die Interpretationen alle gefallen, so halte ich sie v.a. wegen der fragmentarischen "Zwickauer" und den beiden Fassungen der d-moll für besonders empfehlenswert (auch von dem Konzertstück dürfte es nicht allzuviele vergleichbar gute Aufnahmen geben).
Zum Kennenlernen kann man jedoch m.E. auch zu einer preiswerteren Ausgabe greifen. Mir gefallen, selbst wenn vielleicht etwas traditionell-massiv, Bernstein/DG und Levine/DG hier auch ziemlich gut.

Bei Szell konnte ich zu meiner Schande ohne A-B-Vergleich und Partitur keine offensichtlichen Änderungen heraushören. Er hat in die Instrumentation eingegriffen, aber m.E. ziemlich dezent. Es ist aber auch schon ziemlich lange her, dass ich die gehört habe.
liegruppe
Ist häufiger hier
#50 erstellt: 05. Jan 2012, 12:14
Ja, die Schumann-DG Box habe ich leider verpasst und gebraucht sehe ich sie nur zu Mondpreisen. Und die Gardiner Sinfonien habe ich gebraucht auch noch nicht zu erträglichen Preisen gesehen. Also heißt es wohl, sich zu geduligen...
Joachim49
Inventar
#51 erstellt: 05. Jan 2012, 16:32
Zunächst möchte ich darauf hinweisen, dass Szell die Schumann Symphonien (mindestens) zweimal aufgenommen hat. Ausser den CBS/Sony Aufnahmen gibt es nämlich viel frühere Aufnahmen mit Szell/Cleveland die von 'united archives' veröffentlicht wurden. (Ich habe eine 4. von 1947 (also aus der ersten Saison in der Szell Chef in Cleveland war) und eine 2. von 1952.) Die Sony/CBS Aufnahmen sind zwischen 1958 und 1960 entstanden.

In einem Text (Vortrag?) der anlässlich des 150 Geburtstages Schumanns geschrieben wurde, hat sich Szell zu der Frage Schumann als Orchesterkomponist geäussert. Den viel zitierten Behauptungen, Schumann habe nicht für das Orchester schreiben können, widerspricht er sehr entschieden und er verweist auf die Oboe im Adagio der Zweiten, die Klarinette im 3. Satz der Rheinischen, die Rolle der Hörner in allen Sinfonien, und vieles mehr. Trotzdem war er der Meinung, dass Eingriffe nötig sind. Hier die entscheidenden Passagen:

"Schumann's shortcoming as an orchestrator - apart from minor lapses due to inexperience is his inability to establish proper balances. This can and must be helped with all means known to any professional conductor who professes to be a cultured and style-conscious musician. Much soul searching and discrimination in the choice of remedies has to be applied. They cover the whole range from subtle adjustment of dynamic marks to the radical surgery of reorchestrating whole stretches. The wholesale reorchestration of Schumann symphonies by Gustav Mahler, however, I must consider a most unfortunate mistake on the part of a great conductor. Mahler aldurates the character of these works by wrapping them in a meretricious garb of sound completely alien to their nature and in some instances even goes so far as to change the music itself. The delicate question of how far to go in orchestral retouches must be settled by each conductor in accordance with his own conscience and taste."

Dies bestätigt gewiss flutedevoix's Bemerkung zum kreativen Umgang Szells mit der Partitur. Szells Text ist auch ein interessanter Beitrag zu Mahlers Bearbeitung.
Freundliche grüsse
Joachim
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