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Opern mit "offenem" Ende+A -A |
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Autor |
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Korados
Stammgast |
#1 erstellt: 09. Aug 2009, 15:27 | |
Ich dachte mir heute morgen, was für Opern es eigentlich gibt, bei denen man das Gefühl hat, dass diese Opern eigentlich noch weiter gehen müssten, es aber nicht tun, versteht ihr? Ich habe dieses Gefühl besonders bei Porgy und Bess und Pélleas und Mélisande. Gibt es noch weitere solche Opern? Zwar ist das mal wieder etwas subjektiver gefragt, da dieses offene Ende von jedem anders empfunden wird, aber vielleicht gibt es ja auch Übereinstimmungen! Vielen Dank Im Voraus! |
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Klassikkonsument
Inventar |
#2 erstellt: 09. Aug 2009, 18:28 | |
Hallo Korados, Porgy & Bess kenne ich jetzt nicht, aber wie sollte Pelléas et Mélisande denn ohne die beiden Titelfiguren weitergehen? Bei Verdis Aida wäre theoretisch eine Fortsetzung denkbar, weil man Radamès nicht sterben sieht. Offen ist das Ende außerdem in gewisser Weise, weil nicht ganz klar ist, ob Aida sich am Ende wirklich in sein Grabgemach geschlichen hat oder nur eine Einbildung ist. Na gut, besonders unsicher ist die erste Variante nicht. Und letzten Endes ist es auch relativ egal. Aida ist ja eh' nicht die wichtigste Figur in der gleichnamigen Oper. Etwas ergiebiger in Punkto "offenes Ende" ist vielleicht Webers Freischütz, wo das gute Ende gewissermaßen um ein Jahr vertagt wird. Beim Fliegenden Holländer von Wagner kann man sich fragen, ob es sich um ein gutes Ende handelt. Schließlich ist Senta ja tot. Irgendwie gibt es da wohl noch zwei verschiedene Versionen des Endes (eins davon wird, glaube ich, "Erlösungsfinale" genannt). Zwar steht im Libretto, dass man Senta nach ihrem Sprung wieder auftauchen und mit dem Holländer der aufgehenden Sonne entgegenschweben sieht (oder so ähnlich). Aber das ist derart abgeschmackt, dass man diese Anmerkung getrost auf die Seite der (narzisstischen?) Projektion schlagen kann, die ja auch sonst in dieser Oper eine wichtige Rolle spielt. Halbwegs offen bleibt also die Frage: Ist Senta Opfer der Umgarnung durch Satan (wie Erik meint) bzw. ihrer Fantasiererei oder hat sie den Holländer gerettet und ist glücklich? Das fällt mir so auf die Schnelle zu offenen Opern-Enden ein. Viele Grüße [Beitrag von Klassikkonsument am 09. Aug 2009, 18:29 bearbeitet] |
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Tannhaeuser
Ist häufiger hier |
#3 erstellt: 10. Aug 2009, 14:12 | |
Wie wäre es mit "Cosi fan tutte"? Wie es bei den sechsen weitergeht möchte man sich lieber nicht vorstellen... |
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Korados
Stammgast |
#4 erstellt: 11. Aug 2009, 14:51 | |
Das sind schon gute Vorschläge, aber ich dachte mehr an so einen "Was? Das kann doch noch nicht alles sein!"-Effekt. Das Hab' ich auch z.B. bei allen Blaubert-Opern. Besonders bei der von Bartok. |
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op111
Moderator |
#5 erstellt: 12. Aug 2009, 11:03 | |
Hallo zusammen,
bei Kurzstücken wie dem "Ring des Nibelungen" stellt sich bei mir ebenfalls dieser Effekt ein - die Handlung könnte nach dem "Ende" variiert zyklisch noch einmal beginnen. Wie wär's mit Hindemiths "Hin und zurück"? |
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Kreisler_jun.
Inventar |
#6 erstellt: 12. Aug 2009, 13:16 | |
Ich glaube nicht, daß Wagners Ring nach dem Ende noch einmal in ähnlicher Weise neu beginnen könnte. So ist es jedenfalls nicht gedacht. Denn das Ende der "alten Welt" (der Götter etc.) ist ja eigentlich ein hoffnungsvoller Anfang einer neuen (der Menschen), mit der Möglichkeit der Freiheit usw. Gewiß ist nicht ausgeschlossen, daß dieselben Verstrickungen wieder entstehen könnten, aber erst einmal ist der ursprüngliche Raub gesühnt, das Gold dem Rhein/der Natur zurückgegeben worden und der Speer der Verträge (die die Freiheit nicht sichern konnten) zerstört. Insofern paßt "offen" schon, je nach dem, wie man das versteht. JK jr. |
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messaggiera
Ist häufiger hier |
#7 erstellt: 12. Aug 2009, 15:01 | |
Lieber Franz-J., könnte es sein, daß ich in Deiner Antwort ein kleines bißchen Ironie entdeckt habe? Obwohl ich auch immer bei dem Ring denke: Wie, das soll es jetzt schon gewesen sein? Nachdenkliche und ironiefreie Grüße von messaggiera |
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kempi
Inventar |
#8 erstellt: 12. Aug 2009, 15:14 | |
Also bei Opern geht es mir eher so, dass ich schon sehr weit vor dem Ende gar nicht mehr wissen will wie es weiter geht Oper nervt mich |
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Kreisler_jun.
Inventar |
#9 erstellt: 12. Aug 2009, 15:38 | |
Nach dem Ring könnte natürlich noch die Wiederholung der Tragödie als Farce folgen... Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte JK jr. |
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messaggiera
Ist häufiger hier |
#10 erstellt: 12. Aug 2009, 15:52 | |
Lieber Korados, bei Salome denke ich auch häufig über ein angemesseneres Ende nach. Z.B. Kaum erblickt Jochanaan Salome, verliebt er sich wie rasend in sie. Sie heiraten, die Brautleute und Brauteltern fahren gemeinsam an die See. Lieber Klassikkonsument, daß Aida Zitat:"eh' nicht die wichtigste Figur in der gleichnamigen Oper " sei, halte ich für eine gewagte Behauptung. Allerdings sehr gut gefällt mir die Vorstellung, daß Holländer und Senta der aufgehenden Sonne entgegenschweben. Lieber Kempi, eine interessante und sportliche Aussage. Herzliche Grüße messaggiera |
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Klassikkonsument
Inventar |
#11 erstellt: 12. Aug 2009, 16:53 | |
Hallo messaggiera,
jedenfalls ist Aida keine sonderliche aktive Figur. Zunächst steckt sie im Dilemma, dass sie weder Äthiopien noch Ägypten die Daumen drücken kann. Ganz gleich wie der kriegerische Konflikt ausgeht, scheinen die Folgen für sie schrecklich zu sein. Als Sklavin kann sie nur abwarten, was weiter passiert. In dieser Lage bittet sie die Götter sie sterben zu lassen. Dann scheint sich die Situation kurzzeitig zu verbessern, jedoch ohne Aidas Zutun. Radamès ist der tragische Held. Die einzige Handlung, die Aida sich selbst überlegt hat und die ihr gelingt, ist mit in Radamès' Ehrengrab zu verschwinden. Vielleicht ist Aida insofern die zentrale Figur, dass sie im politischen Konflikt Ägypten vs. Äthiopien von Anfang an zwischen den Stühlen sitzt. Viele Grüße [Beitrag von Klassikkonsument am 12. Aug 2009, 16:55 bearbeitet] |
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Korados
Stammgast |
#12 erstellt: 12. Aug 2009, 17:44 | |
Angemesseneres Ende ist ja noch relativ mild gesagt. Salome hat ja ein sehr bizarres Ende, Salome fordert Jochanaan's Kopf, über den sie sich dann abgöttisch freut... Uhhh... |
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messaggiera
Ist häufiger hier |
#13 erstellt: 12. Aug 2009, 19:12 | |
Lieber Klassikkonsument, wenn Radames der tragische Held ist, dann ist Aida die tragische Heldin. Beide werden ziemlich vom Bariton und vom Mezzosopran hin- und hergeschubst.Das ist sowieso sehr interessant, daß in den Verdiopern fast immer der Bariton und der Mezzosopran die Handlung vorantreiben. Gehört jetzt aber nicht hierher. Lieber K., Salome könnte natürlich auch mit dem Kopf des Johanaans unter ihrem Arm zusammen mit den Eltern an die See fahren. Dort singt sie:"Ich habe Deinen Mund geküßt, Johannaan, es war ein bitterer Geschmack auf Deinen Lippen...". Wahrscheinlich vom Salzwasser. Schöne Grüße von messaggiera |
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Klassikkonsument
Inventar |
#14 erstellt: 12. Aug 2009, 22:02 | |
op111
Moderator |
#15 erstellt: 13. Aug 2009, 08:12 | |
Ironie Völlig ausgeschlossen! Erst recht nicht, wenn es um Wagner geht! |
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