Wagner, R.: Der fliegende Holländer - Aufnahmen gesucht -

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der_Martin
Stammgast
#1 erstellt: 27. Sep 2010, 17:49
Hallo,

ich möchte mir den fliegenden Holländer zulegen. Bis jetzt habe ich nur eine gemischte Wagner-CD. Hier wird oft die Version von Solti empfohlen. Die ist nicht die biilgste. Für etwa die Hälfte gibt es schon einige weitere Doppel-CDs. Welche ist hiervon empfehlenswert? Und falls ihr Lust habt: warum?

Vielen Dank
Martin
Joachim49
Inventar
#2 erstellt: 27. Sep 2010, 18:53
Hallo (der) Martin,
ich höre den Fliegenden Holländer sehr gern, habe ihn sogar 4 - 5 mal in Opernhäusern gehört. Aber von meinen Aufnahmen bin ich nicht restlos begeistert (wäre darum auch an weiteren Empfehlungen interessiert).

Ich habe eine Naxos Aufnahme, mit dem Orchester des österreichischen Rundfunks unter Pinchas Steinberg. Hier kann mich die Senta nicht so recht überzeugen, und ein Holländer ohne überzeugende Senta ist nur die Hälfte wert.

Weiter habe ich zwei ältere Aufnahmen, mit Fricsay und dem RIAS Orchester und Klemperer mit Silja als Senta. Fricsay ist von 1952, klemp aus den 60-ern, glaube ich. Die Silja war ja mal DIE Senta.

Dann hab ich noch, viel neuer Bruno Weil und einem Orchester auf historischen Instrumenten (bin zu faul den Schrank auszuräumen, um nach dem Namen zu sehen). Weil spielt aber eine Frühfassung, die zwar sehr interessant ist, aber nach Wagners revisionen völlig unüblich geworden ist.

Unter den Aufnahmen, die ich habe, wäre wahrscheinlich Klemperer meine Empfehlung (gibt's zu sehr unterschiedlichen Preisen), u.a. in der EMI Great Recordings of the Century Serie.

Freundliche grüsse
Joachim
der_Martin
Stammgast
#3 erstellt: 27. Sep 2010, 19:16
Die Naxos Aufnahme habe ich auch gesehen. Leider kann man sie bei Amazon nicht probehören. Welche ich ganz in Ordnung fand war diese hier:
amazon.de

Auch probehörbar war diese:
amazon.de
Diese hörte sich etwas unsauberer aufgenommen an. Man versteht nicht alles so gut bei den Hörproben. Gleichzeitig hört es sich nach einem größeren Orchester an. Hat jemand diese CD und kann das erste (Aufnahmequalität) bestätigen/widerlegen?

Jetzt bin ich schon wieder am Zweifeln, ob ich mit dem Holländer anfangen soll. Auf der Gemischt-CD hat wenn dann der Matrosenchor gesungen. Jetzt muss ich mal drüber schlafen, wie mir die Solisten gefallen.

Danke schon Mal für deine Tipps.
Martin
lydian
Stammgast
#4 erstellt: 28. Sep 2010, 13:10
Wenn man die wirklich historischen Aufnahmen außen vor lassen möchte, sollte man m. E. zu Antal Dorati greifen.

jpc.de

Holländer: George London
Senta: Leonie Rysanek
Daland: Giorgio Tozzi
Live-Aufnahme von 1960
Preis: erschwinglich, jedoch ohne Libretto

Bei der abgebildeten Sawallisch-Aufnahme handelt es sich um ein Live-Dokument von den Bayreuther Festspielen von 1961.

Grüße,
Steff
Martin2
Inventar
#5 erstellt: 28. Sep 2010, 13:53
Also ich habe zwei fliegender Holländer Aufnahmen: die Naxos und die Savallisch 1961 aus Bayreuth. Ich finde die Naxosaufnahme nach wie vor nicht schlecht, einschließlich der Senta. Bei Savallisch störten die Lifegeräusche und was ganz schrecklich war beim Sawallisch war die idiotische ( anders kann man es nicht nennen) Aufteilung der Ballade der Senta auf zwei CDs.

Gruß Martin
Martin2
Inventar
#6 erstellt: 28. Sep 2010, 20:18
Ich habe mir anläßlich dieses Threads mal wieder die Aufnahme von Naxos angehört. Den ersten Teil mit einem Philips ...
Dann trat ich auf das Kabel und mein schöner Kopfhörer war hinüber.

Also mußte ich ins Geschäft und mir einen neuen Kopfhörer kaufen. Der Verkäufer von Real versuchte mir seinen Sonykopfhörer für 25 Euro als die Crop of the Crop zu verkaufen. Besseres hatten sie nicht. Da ging ich dann besser zum Saturn. Und da konnte man sogar Kopfhörer klanglich vergleichen. Der Sennheiser für 30 Euro klang nicht schlecht. Das Vergleichsprodukt für den gleichen Preis klang wesentlich schlechter und da war es dann wieder faszinierend, daß Verkäufer tatsächlich in der Lage sind, einem vollkommen Recht zu geben, und von zwei Produkten, die man zum gleichen Preis verkauft, das eine vollkommen in die Pfanne zu hauen-

Ich entschied mich dann für einen AKG für 40 Euro, der wirkliche Bäße hat und auch wirklich besser klang. Der Wagner war gerettet, ich bin begeistert.

Aber zur Naxoseinspielung noch mal: Der Penguin Guide hat diese sehr hoch bewertet und es war neben dem Nelson, der älteren Datum ist und dazu auch noch life, die bestbewertetste Aufnahme. Auch die haben nicht übersehen, daß die Senta und vielleicht auch der Holländer vielleicht nicht allererste Wahl sind. Aber zum Beispiel der Steuermann ist klasse, der Chor ist klasse - es wird also vermutlich Gründe geben, warum diese Aufnahem so hoch bewertet wird. Ich kann sie immer noch empfehlen.

Gruß Martin
der_Martin
Stammgast
#7 erstellt: 29. Sep 2010, 18:29

Martin2 schrieb:
Ich habe mir anläßlich dieses Threads mal wieder die Aufnahme von Naxos angehört. Den ersten Teil mit einem Philips ...
Dann trat ich auf das Kabel und mein schöner Kopfhörer war hinüber.

Tut mir leid, dass ich deinen Kopfhörer kaputt gemacht habe... ;-) Wenn dein neuer ein gutes Angebot war, dann haben wir neben den gleichen Vornamen auch einen gleichen Kopfhörer. Ich habe mir vor gut einem Monat einen AKG 518 gekauft, drehe aber stets den Bass zurück.

Von der Naxosaufnahme habe ich bei JPC Hörproben gefunden. Da muss ich mal Vergleichshören mit Kopfhörer. Wahrscheinlich zieht sich das noch ein wenig hin...

Gruß
Martin
der_Martin
Stammgast
#8 erstellt: 02. Okt 2010, 17:35
Hallo,

ich wollte nur mitteilen, was jetzt bei mir raus gekommen ist. Die Naxos-Aufnahme ist eine derer, die hier und auch an anderen Stellen gelobt wurde. Die Hörschnipsel sind auch vielversprechend. Die Liveaufnahme lässt sich scheinbar auch gut mit dem Kopfhörer anhören, da sie nicht so "extrem-stereo ist" wie die Studiovarianten. Allerdings ist sie dadurch auch imho nicht so detailliert (so man das ohne die CD beurteilen kann) und ich verstehe sie etwas schwerer. Da ich die Oper noch nicht gehört habe, ist mir aber das auch wichtig. Hätte ich sie bereits Live gesehen, hätte ich wohl zur Naxos gegriffen. So hat letztendlich die hier abgebildete das Rennen gemacht. Jetzt muss ich nur noch warten, bis sie eintrifft...

der_Martin schrieb:
Die Naxos Aufnahme habe ich auch gesehen. Leider kann man sie bei Amazon nicht probehören. Welche ich ganz in Ordnung fand war diese hier:
amazon.de

Viele Grüße
Martin
Jugel
Inventar
#9 erstellt: 14. Okt 2013, 09:09
Ich glaube, hier bin ich richtig, auch wenn ich nicht so viel Ahnung habe, denn der fliegende Holländer ist meine (absolute) Lieblingsoper.

Im "Eure-größten-Schätze-Thread" in der Schublade » Medien » CD / SACD / DVD-Audio / Musik-DVD / Musik-Blu-ray des Forums, hatte ich meine Schätze vorgestellt klick, (Post # 112) und darüber hinaus ein bisschen geschwurbelt. Mittlerweile sind noch zwei weitere Einspielungen hinzugekommen, nämlich Clemens Krauss mit Chor und Orchester der Bayerischen Staatsoper von 1944 und die Einspielung von Hans Knappertsbusch mit Chor und Orchester der Bayreuther Festspiele aus dem Jahre 1955 (siehe #8170 in Heute-Gekauft-Thread, klick)

Meine Frage an die Fachleute in der Runde: Gibt es weitere Gesamtaufnahmen, die man haben sollte? Oder andere interessante Dinge rund um dieses Meisterwerk?

Ich freue mich auf Eure Anregungen und sage Dank im voraus
Jugel
op111
Moderator
#10 erstellt: 14. Okt 2013, 09:25
Hallo,

ich halte es nicht für falsch sich einmal Klemperers Aufnahme anzuhören.
(Fassung Dresden 1841 - mit der älteren Instrumentierung und ohne "Erlösungsschluss" )

Die Besetzung der Titelrolle (Theo Adam) erscheint mir insbes. im Vergleich zu u.a. Thomas Stewart und George London zwar nicht optimal, aber wo gibt es schon eine in allen Rollen überzeugende GA?

Theo Adam, Anja Silja, Martti Talvela, Annelies Burmeister, Gerhard Unger,
New Philharmonia Orchestra,
Otto Klemperer
EMI, ADD, 1968

jpc.de


[Beitrag von op111 am 14. Okt 2013, 09:39 bearbeitet]
op111
Moderator
#11 erstellt: 14. Okt 2013, 09:34
Sehr zügig und bühnenwirksam von Karl Böhm dirigiert und mit gut besetzem Daland und Holländer (Stewart)
(Fassung 1860, ohne Pausen, mit reduzierter Instrumentierung und Erlösungsschluß)
Ridderbusch, Stewart,
Jones, Esser,
Orchester der Bayreuther Festspiele,
Karl Böhm
DGG, ADD, 1971
jpc.de


[Beitrag von op111 am 17. Okt 2013, 14:58 bearbeitet]
Jugel
Inventar
#12 erstellt: 14. Okt 2013, 10:56
Vielen Dank für die prompte Antwort. Ich werde den Hinweisen nachgehen. - Und weitere Tipps sind natürlich jederzeit willkommen.

Jetzt habe ich aber eine etwas anders geartete Nachfrage, nämlich nach dem "Erlösungsschluß", der bei den Hinweisen explizit vermerkt ist. Bislang habe ich - als Banause - dieser "Feinheit" keine größere Bedeutung beigemessen und so gesehen darüber hinweg gehört/geschaut; zumal mir keine bedeutsame Auseinandersetzung damit - zB in den Operführern, Wagner-Biografien etc. - erinnerlich ist. Der so gerne geübte Blick in die Wiki ("Doch Senta setzt ihm nach, verkündet nochmals laut, ihm treu […] bis zum Tod zu sein, und stürzt sich von dem Felsen ins Meer. Augenblicklich versinkt das Schiff des Holländers in den Fluten. Der Holländer ist erlöst. – In einer späteren Korrektur des Schlusses (1860) sieht man zur Musik mit dem „Erlösungsmotiv“ den Holländer und Senta aus dem Meer zum Himmel aufsteigen.") hat mir dann schon ein Stück weiter geholfen. Trotzdem frage ich mich, ob ich die "Bedeutung" dieser Änderung erfasst habe, denn bislang erschien mir das eher marginal, eher eine dramaturgische, fast bühnenbildnerisch zu nennende Geschichte ohne Belang für die Musik...
Muss / Sollte ich dem also weiter nachgehen?

Gruß + Dank im voraus
Jugel
op111
Moderator
#13 erstellt: 14. Okt 2013, 12:16
Hallo Jugel,

kurze Anmerkung:
es gibt weitere Threads, z.B.:
Wagner, R.: Der fliegende Holländer - Wer baut auf Wind, baut auf Satans Erbarmen

Zu den Fassungen, demnächst erscheint die folgende Doppel-Einspielung die einen Vergleich zwischen

Pierre-Louis Dietsch
Le Vaisseau Fantome (1842)
(Weltersteinspielung)
- die auf einen Entwurf von Richard Wagner zurückgeht -
und dem "Original" R. Wagners erlaubt.

Richard Wagner
Der Fliegende Holländer


Evgeny Nikitin, Ingela Brimberg, Mika Kares, Bernard Richter, Helene Schneiderman, Sally Matthews,
Estonian Philharmonic Chamber Choir, Les Musiciens du Louvre,
Marc Minkowski

Naive, DDD, 2012

jpc.de


Urfassung (1841) auf sogen. Originalinstrumenten
Terje Stensvold, Astrid Weber
Capella Coloniensis
Bruno Weil
Oehms
amazon.de


Richtig rasant geht's hier zur Sache und mit einem sehr guten Sänger der Titelrolle (Franz Crass)
zurzeit nur in dieser Box:
Mitschnitte von den Bayreuther Festspielen 1961-1985.
darin:
Der Fliegende Holländer
Franz Crass, Anja Silja, Greindl,
Sawallisch
Philips/Decca 1961
jpc.de


[Beitrag von op111 am 15. Okt 2013, 06:45 bearbeitet]
Jugel
Inventar
#14 erstellt: 14. Okt 2013, 13:52
Hossa, welch eine Freude. 1.000 Dank.
Dann bin ich erst einmal beschäftigt...
Die Infos hinter dem Link - den kannte ich noch nicht,... ja, ich weiß, die Such-Funktion in Verbindung mit Geduld... - blähen den Merkzettel auch gewaltig auf...

Gruß
Jugel
op111
Moderator
#15 erstellt: 15. Okt 2013, 10:36
Hallo zusammen,

vom Holländer gibt es verschiedene Fassungen, im Grunde änderte Wagner bis 1880, beabsichtigte später noch eine Neufassung, die er aber vor seinem Tod nicht mehr realisieren konnte.

Romantische Oper in drei Aufzügen, WWV 63
Nach Heinrich Heines Romanfragment:
Aus den Memoiren des Herren von Schnabelewopski

1. Urfassung 1841 (Schauplatz Schottland)
[zu Lebzeiten Wagners nie aufgeführt]
Aufnahmen Bruno Weil / Marc Minkowski (?)

2. Fassung der Dresdner Uraufführung (2. Januar 1843, Druck 1845)
(Schauplatz Norwegen)
- drei getrennte Akte -
Diese Fassung benutzte im wesentlichen Klemperer in der Londoner Aufn.

im den Jahren danach wird u.a. die Instrumentierung ausgedünnt und schließlich:

3. 1860 komponierte Wagner den später so genannten Tristan- oder Erlösungsschluss.
Meistens wird diese Fassung mit ihren späteren Überarbeitungen und den Aktüberleitungen ohne Pause gespielt.
Aufnahmen: Böhm, Karajan, Solti u.v.a.

Jugel
Inventar
#16 erstellt: 16. Okt 2013, 06:06
...und wieder was gelernt.
Vielen Dank für die Hinweise. Es ist schon sonderbar: Da habe ich mich vom Holländer ausgehend dem Komponisten und seinem Werk genähert, habe so manches gelesen, gesehen und aufgeschnappt. Da müssten doch die Antennen für solche Besonderheiten ausgefahren gewesen sein - und trotzdem habe ich diesen interessanten Aspekt nicht mitbekommen...
Naja, wenn ich die Reflexion über diese Merkwürdigkeit beendet habe, könnte ich ja wieder/noch einmal in das Thema einsteigen .
Und da dann auch gleich eine Frage an die Fachleute: Gibt es interessante Literatur zu Wagner und natürlich zum Holländer im Besonderen?

Gruß + Dank im voraus
Jugel
kastenbier
Stammgast
#17 erstellt: 17. Okt 2013, 06:50
Hallo op. 111
Natürlich hat George London eine deutlich potentere Stimme wie Theo Adam, aber während London brüllt wie ein Ochse singt Adam sehr differenziert.
Ich meine man sollte beide Aufnamen besitzen.

Rainer
Jugel
Inventar
#18 erstellt: 25. Okt 2013, 14:44
Ein Dankeschön ist angesagt.
Heute kam der empfohlene Klemperer (Theo Adam, Anja Silja, Martti Talvela, Annelies Burmeister, Gerhard Unger, New Philharmonia Orchestra) ins Haus und ich konstatiere mit Freude "Eine unbedingte Bereicherung!"
Wenn diese Einspielung dann vor und zurück gehört sowie - da wo interessant erscheinend - verglichen wurde, werde ich die Erkundungsreise fortsetzen...

Gruß
Jugel
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