Weichen-Überprüfung: BLM-Spulen und Auslegungs-Frage

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Matthias_M!
Stammgast
#1 erstellt: 04. Okt 2014, 23:36
Moin, moin,

vielleicht kann mir hier jemand helfen?

Ich versuche ein paar zwanzig Jahre alte Boxen wieder zum Laufen zu kriegen. Ahnung habe ich nicht wirklich, kann nur gut so tun als ob.

Es handelt sich um 3-Wege-Kisten mit nominell 4 Ohm Impedanz und magnetostatischen Hochtönern.
Die Magnetostaten hatten eine abnorme Impedanz entwickelt. Ich habe sie getauscht. Die, die jetzt drin sind, sind "New Old Stock" und haben zumindest in der Gleichstromwiderstandsmessung den Sollwert: Gemessen an den von der Weiche abgezogenen Kabeln um 5,7 Ohm.

Klingen tut's trotzdem nicht. Der Hochtonbereich scheint mir zu leise. Es muss also Meßtechnik her.

Bis dahin will ich versuchen, die Weiche zu verstehen.
Die Werte der Widerstände und Kondensatoren kann ich ablesen. Bei den Luftspulen handelt es sich um BLM-Typen, die mit vierstelligen Nummern gekennzeichnet sind, die ich nicht im Katalog finde. Der Hersteller hat auf meine Nachfrage nicht geantwortet.

Es handelt sich um die BLM-Typen 1295, 1810, 3490 und 6110.

Gibt es eine Möglichkeit, ohne Messung, die Eckdaten (Solldaten) der Spulen zu ermitteln? Kennt jemand von Euch die Typen?


Die Übergangs-Frequenzen der Boxen gibt der Hersteller mit 200 und 4.500 Hz an.

Der Filter im Tiefton-Zweig scheint zweiter Ordnung. Vor dem 4 Ohm Chassis sitzt die Spule BLM 1295. Dahinter, parallel zu dem Lautsprecher, fünf bipolare 100µF Elkos.

Der Filter im Hochtonzweig scheint dritter Ordnung. Er beginnt mit einem 3,9µF MKT, dann zweigt die Spule BLM 1810 gegen Masse ab. Vor dem Hochtöner sitzt ein 15µF MKT.
Außerdem liegt parallel zum Hochtöner ein 10R Lastwiderstand und vor der Abzweigung ein 2R2. Wenn ich richtig verstehe sollen die Widerstände den Pegel des Hochtöners um 3 dB dämpfen

Der Bandpass im Mittelton-Zweig besteht aus einem 100µF MKT (dahinter ein 2R2 Lastwiderstand), dann verzweigt sich der Weg: Gegen Masse liegt eine Spule BLM 6110, dann ein parallel geschaltetes Paar 12µF und 10µF MKTs und ein erneuter Lastwiderstand 1R2. Zum Lautsprecher folgt dem Eingangs-MKT eine Spule BLM 3490, dann eine erneute Verzweigung: Gegen Masse ein parallel geschaltetes Paar 12µF und 10µF MKTs parallel zu den Mitteltönern. Die haben nominell 8 Ohm.

Der 2R2-Lastwiderstand im MT-Bereich zeigt sich zwar äußerlich unbeschädigt, die Leiterbahn darunter ist allerdings leicht bläulich verfärbt. Die angestiegene Impedanz im HT-Zweig hatte also zu einer Überhitzung geführt. Den 2R2 werde ich wohl mal messen müssen.

Wenn ich keinen Defekt finde werde ich wohl überlegen müssen an den Widerständen zu spielen, demit der HT-Bereich lauter wird. Damit ändere ich aber auch die Impedanz und damit - ich rate mal - die Charakteristik (Trennfrequenz) der Weiche.

Und noch eine Frage: Habt ihr einen Tipp wer imn Raum Hamburg Lohn-Messarbeiten durchführt?

Tschüß, Matthias
ehemals_Mwf
Inventar
#2 erstellt: 05. Okt 2014, 10:57
Hi,

warum nennst du nicht explizit, um welche LS es sich handelt ? -- (DIY?)
Scharfe Bilder sagen mehr als 1000 Worte, ersetzen evtl. den Schaltplan, können die Herkunft klären sowie die Fehlersuche vereinfachen.


Matthias_M! (Beitrag #1) schrieb:
...Gibt es eine Möglichkeit, ohne Messung, die Eckdaten (Solldaten) der Spulen zu ermitteln? Kennt jemand von Euch die Typen?...

Nein.
Ich dachte mal, dahinter steckt ein Code (je 2 Ziffern f. Induktivität+ Drahtstärke), dem scheint aber nicht so zu sein.
Zum Glück gehen Spulen selten defekt und sind auch bei Modifikationen als letzte an der Reihe...

Pegeltoleranzen bei Hochtönern sind nicht ungewöhnlich, erst recht nicht bei Elektrostaten, ebenso bei NOS-Exemplaren unklarer Herkunft.
Also Spannungsteiler abschwächen oder ganz entfernen (Parallel-R auftrennen, Serien-R kurzschließen).

Spannungsteiler versuchen, den Einfluß der Widerstände auf die Filterkurve gering zu halten, deine Sorge darum ist also nachgeordnet....

Gruss,
Michael
ehemals_Mwf
Inventar
#3 erstellt: 05. Okt 2014, 14:51

Matthias_M! (Beitrag #1) schrieb:
...der 2R2-Lastwiderstand im MT-Bereich zeigt sich zwar äußerlich unbeschädigt, die Leiterbahn darunter ist allerdings leicht bläulich verfärbt. Die angestiegene Impedanz im HT-Zweig hatte also zu einer Überhitzung geführt...

Wie kommst du denn darauf?
Die üblichen parallel angeordneten Filter zeichnen sich gerade dadurch aus, dass die Zweige unabhängig voneinander arbeiten.
Da wird der Mitteltöner wohl sehr viel "Dampf" bekommen haben, kein Wunder, er trägt ja in deiner Kombi die Hauptlast (sehr breiter Bereich).

btw:
zum Zeichnen einfacher Schaltpläne empfehle ich TinyCAD:
http://www.heise.de/download/tinycad-1174730.html
Matthias_M!
Stammgast
#4 erstellt: 05. Okt 2014, 16:12
Hallo Michael,

es handelt sich um Boxen die von einem der größeren deutschen Boxen-Marken der achtziger und neunziger Jahren verkauft worden waren. Von diesen Boxen wurden, in unterschiedlich großen Modellen, etwa 700 Paar gebaut, also kein wirkliches DIY. Daher auch diese Rubrik.

Die Hochtöner sind "Eigententwicklungen", die, alle wie sie da sind, mit der Zeit darunter leiden, das, vereinfacht gesagt: die Kontakte zwischen Membran und Zuleitung oxidieren und die Impedanz in teils astronomische Höhen ansteigt. Ich habe Werte bis 400 Ohm gemessen (Gleichstromwiderstand).
Meine Ersatz-Hochtöner stammen aus einem Restbestand des Herstellers und lagen ein paar Jahre in einer Kiste in seinem Lager. Es sind die aller letzten "neuen" Hochtöner gewesen; das Lager ist inzwischen aufgelöst.

Die Spezifikation besagt, ein Hochtöner habe eine Impedanz zwischen 2,6 und 2,8 Ohm zu haben. In meinen Boxen sind jeweils zwei davon in Reihe geschaltet. In der Gleichstromwiderstandsmessung erfüllen alle vier Hochtöner die Vorgaben. Und zwar einschließlich aller Kabel und Verbindungen hinter der Frequenzweiche.
Die einzige Abweichung von der Norm ist eine alternative Klemmung über eine (vermessingte?) Hutmutter, anstatt über eine normale Mutter, die ich eingesetzt habe weil in der letzten Version der Hochtöner die Befestigung verändert worden war. Ob das Einfluß haben kann, werde ich zu überprüfen haben.

Der letzte für die Firma tätige Entwickler, der mit der Entwicklung dieser Boxen schon nichts mehr zu tun gehabt hatte, sprach davon, in der Folge der ansteigenden Impedanz würden sich die Trennfrequenzen verschieben, sich ein Serien-Schwingkreis aufschaukeln und manche Weichen sogar "durchbrennen".
Da ich selber keine Ahnung habe unterstellte ich, der steigende Widerstand der Hochtöner sorgt dafür, dass mehr Energie in den Mitteltonbereich fließt. Irgendwie muss die Überhitzung ja zustande gekommen sein. In einer anderen Box der gleichen Serie habe ich sogar einen in der Länge durchgerissenen 2R2 im Mittelton-Zweig gefunden.
Wenn ich da falsch liegen sollte hätte ich natürlich gern gewusst, wie es sonst kommen kann, das thermische Probleme auftreten.

Zum Zeichnen der Schaltung benutze ich noch das Programm "Bleistift" und probiere zur Zeit mit pcb, kiCAD und gEDA herum. Mal kucken womit ich klar komme.

Tschüß, Matthias
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