Pioneer PL-570 Motor der Tonarm-Automatik reparieren

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hifimarv
Schaut ab und zu mal vorbei
#1 erstellt: 03. Apr 2023, 11:16
Servus,

an dieser Stelle wollte ich meine Erfahrungen mit euch teilen. Vielleicht kann ja der ein oder Andere daraus Mut schöpfen seinen PL-570 (alte Version aus den 70ern) zu reparieren.

Ich hatte meinen Dreher 2017 in der Bucht geschossen. Grundsätzlich funktionierte er in allen Bereich, aber die Automatik des Tonarms gab bei der Arbeit ein Geräusche von sich, als ob ein kleiner Seehund auf dem Dreher sitzt, der fröhlich nach einer Partnerin ruft.

Grundsätzlich dachte ich, es sind verhärtete Schmiermittel die das verursachen, weshalbich erst einmal alle Zahnradverbindungen bei geschmiert hatte. Alle Zahnräder in der Mimik und im Getriebe des Motors sind aus POM und somit eigentlich "selbstschmierend" aber etwas Kompound Fett das nicht verharzt kann nicht schaden. Wie sich zeigte lag die Ursache IM Motor der Tonarm-Automatik. Dieser Motor ist ein Wechselstrom Synchronmotor mit einem aufgesetzten Getriebe das die gesamte Mimik der Tonarm-Automatik antreibt. Beim Arbeiten also Stecker raus...hier liegen 150V an!

Pioneer PL-570 AC synchronous Gearmotor

Der Motor und das Getriebe sind nicht verschraubt und lassen sich ganz leicht zerlegen. Das ist zum einen sinnvoll um sich mal einen Überblick über den Zustand der Zahnräder im Getriebe zu machen (jenes das die Welle nach aussen antreibt bekommt nämlich ganz gerne Karies) und zum Anderen kann man nun mit etwas Geschick die zwei Hälften des eigentlichen Motors auseinander hebeln. Tu das bitte in kleinen Schritten von mehreren Seiten, damit die kleine Motorachse nicht Schaden nimmt.

Wenn das geschafft ist, dann hast du zum einen die Schale mit dem Lager in der einen Hand und zum Anderen die Schale mit der Spule in welcher der Ferritkern läuft und durch den die Achse geht auf deren Ende das kleine Messing-Zahnrad aussen sitzt das das Getriebe bewegt.

Nimmt die letztere Schale mit dem Zahnrad nach oben zeigend und drücke die Achse auf einem Brettchen gleichmäßig und gerade nach oben raus. Das sollte nicht allzuviel Kraft benötigen und relativ einfach gehen. Nun kannst die Achse mit bloßen Fingern oben rausziehen und den Ferritkern entnehmen. Achte darauf, das die winzigen Mica Unterlegscheiben nicht flöten gehen. Es gibt davon drei Stück. Jeweils eine auf jeder Seite des Ferritkerns und eine aussen unter dem kleinen Messing-Zahnrad. Diese Scheiben sind quasi die "Dauergleitlager" für die Motor-Achse.

In den Ferritkern wurde eine Lagerbuchse aus POM eingepresst. Und genau da hatte ich festgestellt, das diese Buchse im Prinzip in der Mitte gebrochen war. Dadurch konnte der Ferritkern teilweise beim laufen durchdrehen (es ist also nicht mehr die ganze Kraft auf die Buchse übertragen worden), was dann zu den dezent mahlenden und quiekenden Geräuschen geführt hat.

Wenn auch deine Buchse gebrochen ist, dann sollten nun folgende Teile vor dir liegen.

PTM-12EG Motor

Hier sieht man den Ferritkern und die Lagerbuchse. Man beachte das auf einer Seite innen kreuzförmige Vertiefungen sind. Das muss später auch wieder genau so zusammengefügt werden, sonst gibts Probleme.

PTM-12EG Motor Ferrite-Core and bushingPTM-12EG Ferrite-Core and bushing

Nachdem alles von altem Schmiermittel befreit und komplett entfettet wurde, kannst du die Lagerbuchse wieder mit Sekundenkleber in den Ferritkern einkleben. Gehe dabei so vor, das du beim einpassen direkt in die richtige Position kommst. Probier das vorher so aus, das die beiden Buchsenhälften wieder ganz sauber und bündig zusammenkommen und markiere diese Position aussen mittels Edding. Du hast beim zusammenfügen mit Sekundenkleber keine zweite Chance, daher der Aufwand. Sei nicht zu geizig mi dem Kleber. Es sollte so viel eingebracht werden, das alle Kontaktflächen benetzt sind, aber übertreibe es nicht. Schaue nach dem Verkleben, ob das Loch der Achse durchgängig ist. Wenn da ein bisschen Kleber drin hängt ist das nicht schlimm. Das wird später beim wieder zusammenbauen durch die Achse rausgedrückt.

Lass das ganze nun gut durchtrocknen und dann bau die Reihenfolge wieder zusammen. Füge an die Stellen wo die Mica Scheiben sitzen eine kleine Menge Schmiermittel (Kompound Fett das nicht verharzt. Niemals ÖL verwenden!). Drück die Mica Scheiben in das Fett und richte sie mit einem Zahnstocher aus. Pass beim Zusammenbau gut auf das du die Mica Scheiben nicht zerdrückst!

Wenn due die Achse wieder einsetzt, dan gehe genau so vor wie beim Ausbau. Achte darauf das du die Achse nicht mit zuviel Kraft bis zum Anschlag andrückst. Es sollte ein WINZIGES bisschen Spiel bleiben, damit alles schön leichtgängig laufen kann.

PTM-12EG Brass gear on top

Füge nun den Motor wieder zusammen und baue das Getriebe wieder drauf. Dabei helfen dir zwei runde Vertiefungen die richtige Position zu finden. Nach aufsetzten der Klammer ist dein Motor wieder bereit zum Einbau.

Sollte dein Motor andere Probleme haben als das hier beschriebene, und womöglich GARNICHT mehr laufen, dann lohnt es sich die Spule in Augenschein zu nehmen. oft ist die Verbindung zum Spulendraht abgegangen oder die Spule irgendwo durchgebrannt. Selbst dann kann man das noch reparieren. Mit dem richtigen Draht und der gemessenen Länge könnte man auch die Wicklung neu machen, aber das ist ein anderes Abenteuer.
Compu-Doc
Inventar
#2 erstellt: 30. Apr 2023, 11:25
Ich habe deinen Rep.-post heute erst durch die Forensuchfunktion gefunden; brillant ge-u.beschrieben!
Da ich bei meienm PL-570 exakt das gleiche Problem habe, werde ich zeithah mit dem Zerlegen und reparieren des Motors beginnen.

So eine feine Maschine darf nicht wegen eines-kleinen-Defektes auf dem Dachboden verkümmern.

DSCN0417
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