Unterschiede moderner Lautsprecher?

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Christian92
Stammgast
#1 erstellt: 09. Okt 2016, 09:05
Hallo zusammen,

ich würde mal gerne wissen, inwiefern sich moderne Lautsprecher unterscheiden.
Klar, zunächst gibt es da mal bestimmte Verfärbungen - der eine Lautsprecher hat etwas angehobene Höhen, der nächste vielleicht eine leichte Senke im Mitteltonbereich etc.
Dies sind aber Dinge, die man weitgehend über Equalizer angleichen kann (mit entsprechendem Equalizeraufwand bekommt man jede Box nahezu vollständig linear hin), und andersherum kann man neutrale Boxen auch an seine bevorzugte Abstimmung anpassen.

Mir geht es daher eher um Dinge, die man nicht einfach so angleichen/verbessern kann. Also beispielsweise Auflösung/Präzision (wie gut folgt die Membran der vorgegebenen Schwingung), wie hoch sind Verzerrungen bzw. andere Nebengeräusche (durch z. B. Eigenschwingungen der Membran).

Mir scheint es, dass diese Eigenschaften eher von der Qualität der Chassis selbst abhängt (und natürlich Gehäuseeinfluss etc.), aber wie groß sind denn nun genau die Unterschiede heutzutage? Man könnte ja meinen, ab einem bestimmten Preisniveau tut sich zwischen den Chassis nicht mehr viel, da die Technik seit langer Zeit bekannt ist und gebaut wird, und die Unterschiede spielen sich eher wieder im Bereich Klangverfärbungen (der eine Mitteltöner hat einen etwas angehobenen Oberbass oder was auch immer) oder in besserer Eignung für geschlossene/BR/andere Systeme, was z. B. von der Dämpfung abhängt.

Also zusammengefasst: Inwiefern unterscheiden sich moderne Lautsprecher (ausgenommen Klangverfärbungen, die durch Equalizer aufgehoben werden können)

1. in derselben Preisklasse
2. in unterschiedlichen Preisklassen (und wie groß ist der Unterschied zwischen 500 € und 5000 € wirklich? Marginal? Deutlich? Enorm? Natürlich können die teureren Boxen i. d. R. mehr Pegel, aber wie sieht es im Bereich aus, den beide Boxen können?)

Meine (naive/mutige ) These wäre jetzt die: Wenn Lautsprecher ähnlicher Preisklassen auch ähnlich präzise spielen, dann wäre es relativ egal, welche ich (innerhalb einer Preisklasse) kaufe und kann eher nach Design entscheiden. Raumakustik und richtige Aufstellung spielen eh noch eine größere Rolle für den Klang, und eventuelle Verfärbungen bekomme ich mit dem Equalizer raus bzw. auf meine Vorlieben eingestellt.

Ich selber habe leider noch fast keine Vergleichstest gemacht bzw. überhaupt viele verschiedene nennenswerte Boxen gehört, aber hier im Forum gibt es sicherlich einige, die sich schon quer durch die Landschaft gehört haben oder Vergleichstests gemacht haben.
Don_Tomaso
Inventar
#2 erstellt: 09. Okt 2016, 12:54

Christian92 (Beitrag #1) schrieb:
...
Klar, zunächst gibt es da mal bestimmte Verfärbungen - der eine Lautsprecher hat etwas angehobene Höhen, der nächste vielleicht eine leichte Senke im Mitteltonbereich etc.
Dies sind aber Dinge, die man weitgehend über Equalizer angleichen kann (mit entsprechendem Equalizeraufwand bekommt man jede Box nahezu vollständig linear hin), und andersherum kann man neutrale Boxen auch an seine bevorzugte Abstimmung anpassen.
...
Meine (naive/mutige ) These wäre jetzt die: Wenn Lautsprecher ähnlicher Preisklassen auch ähnlich präzise spielen, dann wäre es relativ egal, welche ich (innerhalb einer Preisklasse) kaufe und kann eher nach Design entscheiden. Raumakustik und richtige Aufstellung spielen eh noch eine größere Rolle für den Klang, und eventuelle Verfärbungen bekomme ich mit dem Equalizer raus bzw. auf meine Vorlieben eingestellt.

Ich selber habe leider noch fast keine Vergleichstest gemacht bzw. überhaupt viele verschiedene nennenswerte Boxen gehört, aber hier im Forum gibt es sicherlich einige, die sich schon quer durch die Landschaft gehört haben oder Vergleichstests gemacht haben.

Tja, deine Prämisse ist falsch. Es ist eben nicht so, dass Verfärbungen und Nichtliearitäten im Frequenzverlauf so einfach wegzuequalisieren wären. Dazu hats zuviele Größen, die miteinander verwurschtelt sind, drehst du an einer, drehst du auch an den anderen. Beispielsweise Abstrahlverhalten unter Winkeln. Du kannst nicht den Amplitudenfrequenzgang unter 0° ändern, ohne auch den - durchaus vielleicht verschiedenen - Frequenzgang unter 30° oder 60° zu ändern. Und da die alle, je nach Raum, komplex aufsummieren, um den Schall am Hörort zu bilden, kommen da vielleicht die lustigsten oder eben auch grausligsten Sachen raus. Du kannst Boxen also auf Achse schön linear ziehen, die dann trotzdem furchtbar klingen. Dann beeinflussen sich die Chassis im Übernahmebereich auch noch gegenseitig, Stichwort Kammfilter, da kannst du mit deinem Equaliser gar nichts mehr machen.
Allgemein gesagt ist die Schallabstrahlung von Boxen ein komplex vektorielles Geschehen, ein Equaliser beeinflusst aber nur skalar. "Komplex" ist hier kein modisches Füllwort, sondern deutet das Zeitverhalten des Problems an, "Vektoriell" das Richtungsverhalten.
Du kannst gewisse Charakteristika elektronisch in die Box hineinbringen, etwa die elektronische Bassniere der Kii Three, das ist aber viel aufwendiger als ein Equaliser.
cr
Inventar
#3 erstellt: 09. Okt 2016, 13:46
Das Abstrahlverhalten macht wohl am meisten aus, wenn man von ähnlichen Frequenzgängen auf 0 Grad ausgeht.
Und hier insbesondere auch, wie es bei den Frequenzübergängen aussieht, Tannenbaum oder Pyramide etc.
Und die mögliche Lautstärke.
Auch mit einem kleinen Chassis kann man in Flüsterlautstärke linear bis 30 Hz kommen, wenn es lauter werden soll, geht das nicht, da braucht man größere Chassis.

Der Klirr wird dagegen eher überschätzt, mit Musikmaterial muss vor allem der K2 und auch der K3 rel. hoch sein, dass er auffällt (wird durch die natürlichen Obertöne bei Musik lange verdeckt)


[Beitrag von cr am 09. Okt 2016, 13:50 bearbeitet]
Christian92
Stammgast
#4 erstellt: 09. Okt 2016, 14:04
Vielen Dank für eure beiden Antworten! Stimmt, an das Abstrahlverhalten hatte ich gar nicht gedacht.

Aber dann wäre immer noch die Frage: Wie groß sind denn nun Unterschiede zwischen Lautsprechern gleicher Preisklasse? Kann man sagen, dass die namhaften Hersteller (Canton, Klipsch, Heco, B&W usw.) alle mehr oder weniger ihr Handwerkszeug verstehen und ich rein nach persönlichem Gefallen entscheiden kann, oder gibt es doch auch größere Unterschiede?

Wenn ich mir die Kaufberatungsabteilung angucke, werden halt immer eine ganze Reihe verschiedener Hersteller von verschiedenen Usern empfohlen, und meist natürlich die, die der jeweilige dann auch selber kennt/gehört hat. Empfehlungen in Richtung "Ich habe Lautsprecher A, B, C und D gehört und finde, dass A bassiger ist, B präziser spielt, C überteuert ist und D brillant spielt" liest man halt sehr selten, ich fände solche Vergleiche aber durchaus interessant.
Und Vergleiche aus gängigen HiFi-Zeitschriften kann man ja quasi ignorieren, bei so viel Geschwurbel, was da geschrieben wird

Klar wird auch immer empfohlen, die Lautsprecher bei sich zuhause im eigenen Raum zu hören. Aber man kann sich selber ja auch schlecht 4 oder noch mehr Paar bestellen, alle testen, und dann bis auf ein Paar den Rest zurückschicken. (Also könnte man schon, aber das ist ne Menge Aufwand Und eigentlich bräuchte man dann auch direkt ne teure Umschaltbox, weil man ansonsten nach dem Umstecken eh wieder vergessen hat, wie der andere/vorherige Lautsprecher klingt)

Oder vielleicht könnte man die Frage auch anders formulieren: Woran erkennt man einen guten Lautsprecher? (Dazu gibts aber bestimmt schon andere Themen). Mit den Standardangaben (Leistung, Frequenzgang, Wege etc.) kommt man da nicht weit, ich denke mal, man braucht Messwerte vom Frequenzgang unter Winkel, Wasserfalldiagramme und ähnliches.


[Beitrag von Christian92 am 09. Okt 2016, 14:07 bearbeitet]
cr
Inventar
#5 erstellt: 09. Okt 2016, 14:10
Es sind halt unterschiedliche Vorlieben. Nicht jeder mag einen neutralen Frequenzgang wie zB bei der Neumann O300 (die ich für einen der besten Aktiv-LS in dieser Größenklasse halte), sonder will lieber mehr Höhen oder mehr Bässe, oder eine breitere Abstrahlung etc.

Und vor allem kommt es auch noch auf den Raum an, breitstrahlende können in manchem Räumen mehr Probleme verursachen als gebündelte usw. (zB bei unterschiedlich reflektierenden Seitenwänden etc.).

Letztendlich müßte man es ausprobieren, oder man hofft, dass man sich an den Klang gewöhnt, den der Lautsprecher im Raum hat.
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