Einfräsung von Lautsprecherchassis

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castorpollux
Inventar
#1 erstellt: 18. Aug 2006, 09:26
Hallo miteinander,

wieso werden lautsprecherchassis eigentlich eingefräst, also versenkt eingebaut?

Klar, um Kantenreflexionen oder Beugungseffekte zu vermeiden. Deswegen werden ja auch ab und zu die Gehäusekanten abgerundet.

Das das allerdings erst in riesigen Radien wirkung zeigt und daher als mehr oder weniger unsinnig je nach gewolltem aufwand betrachtet werden darf ist auch bekannt. Außen vor lasse ich hier erst mal Flachboxen, dazu weis ich zu wenig, da werde ich mich noch einlesen.

Nun überlegte ich - warum sieht man hier und dort mal Lautsprecher eingefräst und manchmal nicht?

Kann es denn wirklich sein, das ein so kleiner knubbel in der Schallwand Fehler in den wiedergabeeigenschaften produziert? so ein vorsprung ist von der größe her doch maximal 5 mm. Ungefähr so lang ist eine VIERTELwellenlänge bei 20.000 Hz, und an dieser Stelle darf ich wohl davon ausgehen, das der Hochtöner bereits so sehr bündelt, das kaum noch etwas von/an diesen Kanten an- oder zurückkommt.

Des weiteren sehe ich öfters Breitbänder, die uneingefräst laufen, ich gehe hier ebenfalls davon aus, das diese in dem bereich, in dem diese Reflexionen wirksam wären, schon so sehr bündeln oder eben kaum noch Schall abstrahlen, so das die chassis ruhig uneingefräst eingebaut werden können.

Dann stellt sich die Frage, was ist mit Kantenreflexionen von umliegenden chassis? bei einem Abstand von 5-6 cm vom Hochtönerzentrum zum Miteltöner ergibt sich eine Frequenz von etwa 3400 Hz (Halbe Wellenlänge) - da könnte das Thema wiederum interessant werden...

So, damit wäre ich bei zwei effekten: einmal "beugungseffekte" und einmal die zuletzt erwähnten kantenreflexionen. ich hoffe, ich bringe hier nicht die begriffe komplett durcheinander...

Sagt mir doch bitte, nach welchen Begriffen sollte ich wo suchen, oder sagts: was ist dran am chassis einfräsen? an anderer stellewurde mir schon einmal angedeutet, das es zu 99% eine Option ist, den Lautsprecher optisch zu gestalten, aber natürlich eigentlich "besser" ist.

Interessiert bin ich im wesentlichen an der Theorie, die dahintersteckt sowie an der praktischen Anwendung - sprich an der relevanz der Theorie in der Praxis. Weiterführende Diskussion ist, soweit denkbar und nicht vom 100sten ins 1000de führend gerne gewünscht :o)

Grüße und Danke Danke Danke,

Alex
alfa.1985
Inventar
#2 erstellt: 18. Aug 2006, 14:01
Alex,

Danke, das ist genau der richtige Fred zum richtigen Zeitpunkt. Ich bin mir ebenfalls nicht sicher, ob sich das Einfräsen in Bezug auf einen hörbaren Unterschied lohnt.

Mal gucken, was der Rest meint ...

Gruss

alfa
castorpollux
Inventar
#3 erstellt: 18. Aug 2006, 19:57
so, mal schauen, das gibt mir google zur zeit aus:

audiomap

und hier die dazu betreffenden Zeilen:



20163, RE: Schallwand aus Leder
Eingetragen von poorbutloud, Sat 08.Apr.06 18:49

Ich würde entweder auf alle Körbe vorne Schaumstoffringe kleben, einen entsprechend verkleideten Scan-Speak-Hochtöner nehmen und die Schallwand ebenso mit Schaumstoff belegen, oder ganz normale Chassis verbauen und in eine Schallwand aus akustisch hartem Material bündig einfräsen. Alles andere dürfte nur dazu führen, dass die Chassis Kantenreflexionen produzieren, weil die Einfräsung akustisch gesehen nicht mehr vorhanden ist.
20164, RE: Schallwand aus Leder
Eingetragen von matus, Sun 09.Apr.06 18:36

Hallo,

nur `ne Anmerkung,

"legt der Schall eine Strecke von 11,5cm Zentimetern
zurück: das entspricht einer Wellenlänge bei 3000 Hz."
K&T 5 94

Das heißt also, dass eine Absorbtion von Interferenzen
auf der Schallwand nur im ULtraschallbereich stattfindet.

Angeblich hören sich ja Verstärker, die da noch
ordentlich arbeiten, besser an.

Dem wird wohl so sein.
20165, RE: Schallwand aus Leder
Eingetragen von poorbutloud, Sun 09.Apr.06 20:06

Ja, zwischen 25 und 40 Kilohertz gilt ja seit neuestem der Grundsatz: Lieber ein Kammfiltereffekt mit 10 dB hohen Spitzen und 0,0001 db tiefen Einbrüchen und 10 % K3 als ein sanfter Abfall mit 6 dB/Oktave. Vielen Dank für Deine Berechnung, daran habe ich noch gar nicht gedacht. In der Tat: Die Wellenlänge eines Ein-Hertz-Signals beträgt bei 16 °C 340 Meter und bei 23 °C 345 Meter. Bei 20 °C sind es sage und schreibe 343.000 Millimeter, was der Gesamthöhe von 110.000 Hochtöner-Frontplatten zu 3,1 Millimetern Stärke entspricht. Die Wellenlänge liegt also beim einhundertzehntausendfachen von 1 Hz, also bei 110 kHz. Bei einem 6,2 mm dicken Mitteltönerkorb wären es 55 kHz, bei einem 7,75 mm dicken Korb 44 kHz.

Demzufolge bringt es akustisch überhaupt nichts, Chassis einzufräsen. Aber warum wird es trotzdem gemacht?
20166, RE: Schallwand aus Leder
Eingetragen von kestudio, Mon 10.Apr.06 01:00


Lambda=c/f. Und dann wäre da ja auch noch die Abstrahlcharakteristik. Es ist schon vorgekommen, daß man die Schrauben auf der Mitteltöner-Frontplatte von Kalotten MTs im Meßdiagramm gesehen hat . . .
Daher ist das mit der bündig eingelassenen Frontplatte bei breitbandigen Chassis nicht verkehrt.

bei 1Hz ganz sicher kein Thema . . . und bei "25 und 40kHz" auch eher nicht ;-) . . . . .
20167, RE: Schallwand aus Leder
Eingetragen von h_reith, Mon 10.Apr.06 10:07

Für eine Reflexion benötigt man nicht die gesamte Wellenlänge. Je nach Enden (eher offen oder eher zu) kommt es auch bei der halben oder bei 1/4 der Wellenlänge zu Reflexionen. Damit rutscht der Bereich dann entsprechend runter.
Man muss das auch in Verbindung mit der Richtwirkung der Treiber sehen. Tritt vom Treiber aus schon eine Bündelung ab z.B 2kHz ein, dann spielt eine theoretische Seitenreflexion bei 10kHz wohl kaum eine Rolle.

Die Summe aus "Direktschall" und "Reflexion" ist gerade mit zunehmender Frequenz stark richtungsabhängig. Ein kleiner Pickel an einer gewissen Stelle im Raum sollte darum nicht überbewertet werden.

Der Einfluß der Schallwandabmessungen und der Positionierung der Treiber darauf dürfte deutlich stärker sein als die Reflexion an einer Schraube oder der Kante eines 3mm Korbrandes. Für das Einfräsen der Treiber spielen optische Gründe wohl eine wichtigere Rolle.

Eher problematisch sind Stoffbespannungen oder ähnliche Abdeckungen. Diese befinden sich ja direkt vor den Treibern und wirken darum auch, wenn diese schon stark richten. Hat man z.B eine Abdeckung 3cm vor dem Treiber, dann kann sich durch die Teilreflexion am Stoff und der am Treiber/Schallwand eine Resonanz bei um die 8.5kHz aufbauen. Diese klingt oft langsamer aus als die Treiber an sich.
20168, RE: Schallwand aus Leder
Eingetragen von kestudio, Mon 10.Apr.06 12:20

<Der Einfluß der Schallwandabmessungen und der Positionierung der Treiber darauf dürfte deutlich stärker sein >

das ist klar . . . ;-) - ich würde trotzdem einen bündigen Einbau und keine vorstehenden Teile bevorzugen.


Nicht viel mehr als ich bisher schon gemutmaßt habe, aber immerhin schon mal der Wink in die Richtung, das die Schallwandgeometrie stärker auf das Ergebnis einwirken dürften.

Grüße,

Alex
castorpollux
Inventar
#4 erstellt: 18. Aug 2006, 20:44
so, und in den tiefen des unseren forums fand sich eine Aussage von US:
link


bei der anvisierten preissensiblen Kundschaft scheint eine knallharte Kalkulation nötig - für Firlefanz wie Einfräsen der Chassis, welches insbesondere beim Hochtöner für eine winkelunabhängige Begradigung des Frequenzgangs sorgen könnte, bleibt da natürlich kein Raum

Zugegeben - die Beugungseffekte schauen messtechnisch viel dramatischer aus, als sie es in der Praxis sind.
Andererseits handelt es sich um einen Makel, der ohne Nachteile behebbar wäre und bereits bei besserer Kaufhausware vermieden wird.


der zusammenhang zum text: es dreht sich um ein paar hochpreisige Lautsprecher, sollte der obige Link nicht mehr funktionieren.

Das was US da aussagt, nämlich, das die einfräsung vor allem für den Hochtöner insofern etwas bringen würde, als das sich der Frequenzgang winkelunabhängig begradigen liesse, finde ich interessant, kann aber nur wenige schlüsse daraus ziehen. Ich vermute, das das etwas damit zu tun hat, dass man in manchen Lautsprechermagazinen wie K+T meist eine leicht angewinkelte aufstellung der Lautsprecher empfohlen wird, da dannn meist Kantenreflexionen verschwunden sind... allerdings ging ich hier immer davon aus, das es dabei um die kantenreflexionen der schallwand geht...*grübel*
alfa.1985
Inventar
#5 erstellt: 20. Aug 2006, 09:16
Hallo ich hab's jetz einfach mal ausprobiert - Chassis auf Schallwand montiert und bei der anderen Box mit 4mm Sperrholz eine Einfräsung simuliert.

Also : ich höre keinen Unterschied (was aber noch nichts heissen muss)

gruss

alfa
castorpollux
Inventar
#6 erstellt: 20. Aug 2006, 09:46
irgendwo in den tiefen des forums sollte sich auch von US/AH eine Aussage/Nachforschung in die Richtung finden, inwiefern die positionierung des MItteltöners direkt über dem Tieftöner insofern kritisch ist, als das die "anders" verlaufende Schallwand im bereich des Tieftöners durch die Konusförmige Membran den Frequenzgang beeinflusst.

Wo allerdings, das ist zu recherchieren...

Hast du das bei dir im Hörraum/Werkstatt getestet, oder im Messraum? Ich persönlich denke, das wir im Hörraum einige Aspekte der Lautsprecherentwicklung vernachlässigen können - viele Aspekte der Raumakustik sind ja ebenfalls vernachlässigt (was nun aber nicht heissen soll, das es nicht diverse Techniken gibt, die man als pflichtprogramm in seine entwicklung mit aufnehmen sollte)

Grüße,

Alex
alfa.1985
Inventar
#7 erstellt: 20. Aug 2006, 11:28
reiner Hörtest im Hörraum. Habe (noch) kein Messequipment. Mit Sicherheit werden noch einige andere Faktoren dazu beigetragen, daß ich noch keinen Unterschied hören konnte. LS befinden sich in der Konzeptphase. Kantenrundung, Chassisanordnung, Raumakustik, Weichenoptimierung, etc. alles noch im Entstehen. Trotzdem werde ich an dem Thema dranbleiben und wenn es etwas Neues gibt mich wieder melden.

gruss

alfa
stoske
Inventar
#8 erstellt: 25. Aug 2006, 11:27
Hi,

ganz unabhängig von klanglichen Effekten, und ob diese relevant sind oder nicht, hat das "Tieferlegen" des Chassis für mich gestalterische und wertbezogene Aspekte.

Wenn die Front des Lautsprechers flach ist, steht das Chassis über, der Blechrahmen nebst Schrauben ist weder sonderlich hübsch noch von der Form oder Farbe passend. Auch eine Blende kann leicher aufgebracht werden, wenn das Chassis nicht übersteht.

Ausserdem ist das ein Ausdruck von Sorgfalt und Mühe. Wenn ich mir diese Arbeit mache, hebt das die bauliche Qualität und Wertigkeit des Lautsprechers. Sofern das ordentlich ausgeführt wurde

Grüße, Stephan Stoske

PS. Sowas geht auch ohne Fräsen indem eine dünne Platte auf eine dicke geklebt wird. In der Dicken ist das runde Loch des Chassis, in der Dünnen ein Loch in der Form des Rahmens. Das Aussägen ist viel leichter als das Fräsen und setzt keine Öberfräse voraus.
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