Frage zur Präsentation des Schlagzeuges auf Jazz Aufnahmen

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Silenced_Music
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 13. Jan 2025, 14:20
Hallo zusammen,
ich habe diese Sparte im Forum gerade erst gefunden und mich durch den ECM-Thread gelesen. Total klasse, was ihr da alles gepostet habt. Hab mir gut 20 Alben in Tidal auf die Liste gesetzt und hoffe die zeitnah hören zu können. Ich selbst bin noch gar nicht so lange am Jazz hören. Mit dem Beginn der Einrichtung eines (soweit möglich) audiophilen Setups/Raumes vor ca. 3 Jahren kam die Leidenschaft für Jazz. Hat mich schon immer fasziniert und über HiFi kam dann der Zugang. Seither höre ich kaum noch was anderes. Eine Frage beschäftigt mich nun schon länger und da hier offensichtlich Jazz-Kenner unterwegs sind frage ich einmal hier.

Ich mag reduzierte Formationen im Sinne von Trios und Quartetten bei denen man auch noch Rauminformationen hören kann. Daher sind natürlich auch reichlich ECM Alben in meiner Playlist. Mir scheint als hätte sich die (wie soll ich es ausdrücken?) Präsentation der Musik in den vergangenen Jahrzehnten verändert. Ich finde es total faszinierend, wenn die Musiker ihren Platz im Raum bekommen. Das ist ja bei den meisten Alben offenbar der Fall. Nur bei den Drums hat sich offenbar eingebürgert, diese über das gesamte Stereopanorama zu verteilen.

Bei bspw. Bobo Stenson – War Orphans (ECM, 1998) Ist das Schlagzeug super plastisch hinten links, der Bass hinten rechts und der Flügel mittig vorne mit den hohen Tasten rechts (Stenson sitzt quasi mit dem Rücken zu dem Hörer gewandt). Das ist total klasse.

Dann 10 Jahre später auf Cantando (ECM, 2008) ist das Schlagzeug über den gesamten Raum verteilt (Toms tief hinten im Raum, Becken und der andere Klimbim hängen sehr nah vorne). Das hat auf mich eine ganz andere Wirkung. Bei bspw. Wooden Church passt das auch gut zu diesen impulsiven recht freien Ausbrüchen der drei Musiker. Insgesamt ist es aber mehr eine Klangkollage die entsteht und es wird weniger die Illusion gewisser Livehaftigkeit betont. Einfach eine andere Präsentation der Musik. Bei Live Alben wie beispielsweise Tomasz Stanko - September Night (ECM, 2024) empfinde ich das sogar eher störend, da die Musiker mit ordentlich Abstand (also recht klein) dargestellt werden was für eine Live-Aufnahme durchaus adäquat wirkt. Aber dass eine Tom irgendwo rechts neben dem Flügel und ein Ride-Becken weit weg vorne links hängt, wirkt bei einer Live-Aufnahme irgendwie befremdlich.

Nun wollte ich einmal fragen ob jemand weiß ob es dafür einen Grund gibt? Oder einfach der Zeitgeist? Leider finden sich in „jüngeren“ Produktionen (zumindest die, die ich gehört habe) kaum noch die erstere Variante, welche ich vor allem für Liveaufnahmen bevorzugen würde.

Und ich würde gerne wissen ob jemand Alben kennt, bei denen die Präsentation wie auf War Orphans eher live-ähnlich gehalten wird? Hierbei meine ich aber nicht diese alten, „gefühlt zwei mal mono“ Stereoaufnahmen bei denen die Mitte ausgespart wurde, wenn ihr wisst was ich meine.
macjigger
Stammgast
#2 erstellt: 13. Jan 2025, 14:46
Hallo,
die gleiche Frage lief neulich auf youtube
https://www.youtube.com/watch?v=pgwKYUsQkf0

Gruß
Micha_L
Stammgast
#3 erstellt: 13. Jan 2025, 18:07
Live in Jazz und Pop läuft meist "plugged" über eine Bühnenanlage.

Von daher hört man auch im Konzertsaal nur das, was der Tonmeister am Mischpult einstellt. Und das ist abhängig davon, wieviel Mikrofone eingesetzt werden und wie sie positioniert sind.

Nicht selten ist das Ergebnis mieser als eine Studioaufnahme auf der Heimanlage, obwohl im Konzertsaal die optische Ortung die akustische quasi unterstützt. D. h. mit geschlossenen Augen kann der Raumeindruck u. U. fast ganz verschwinden.
Außerdem sitzen nur Wenige im Klangdreieck.

Bei einem Stehkonzert mit "wilden" Klängen ist das aber eine Nebensache, über die man gar nicht nachdenkt.


[Beitrag von Micha_L am 13. Jan 2025, 18:42 bearbeitet]
Trovesi
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 13. Jan 2025, 20:19
Vielleicht soll das Schlagzeug --- das ja sonst eher im Hintergrund agiert --- einmsl ganz noch vorne rücken.

Bei einer Schlagzeug-Solo-Aufnahme lasse ich mir das noch eingehen. Zumal meine Lautsprecher nicht so weit auseinander stehen. Aber wenn das Schlagzeug breiter als der Rest der Band ist, bringe ich das mit den Bildern in meinem "Hirnkastl" nicht in Einklang. Denn eigentlich erwarte ich eine "maßstäbliche" Verkleinerung meiner Erfahrungen aus Live-Konzertermn.
Silenced_Music
Ist häufiger hier
#5 erstellt: 13. Jan 2025, 21:35
@macjigger: merci, den Kommentaren nach zu urteilen trifft das ja voll das Thema und die Meinungen scheinen auseinander zu gehen. Schaue ich mir noch an.

@Micha_L: jap, sehe ich genau so und finde die Beschreibung "wie live" nicht passend. Daher nenne ich das gerne Präsentation. Die Art und Weise wie man die Musik präsentiert bekommt, hat ja auch einen künstlerischen Aspekt.

@ Trovesi: Ja, breiter als der Rest der Band finde ich zumindest bei Livemitschnitten irgendwie unpassend. Bei der ein oder anderen Studioaufnahme kann mich mich durchaus damit anfreunden.
Silenced_Music
Ist häufiger hier
#6 erstellt: 15. Jan 2025, 20:57

macjigger (Beitrag #2) schrieb:
Hallo,
die gleiche Frage lief neulich auf youtube
https://www.youtube.com/watch?v=pgwKYUsQkf0

Gruß


Na der Autor des Briefes liegt da geschmacklich offenbar bei mir. Der Paul findet das natürlich. Für mich schwer nachvollziehbar. Vielleicht mixt er ja mit nah beieinander stehenden Nahfeldmonitoren oder so.
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