Interview mit Molvaer

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ugoria
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 21. Jan 2005, 10:38
Hi,

auf http://www.spiegel.de/reise/kurztrip/0,1518,336651,00.html gibt es ein Interview mit dem wunderbaren norwegischen Trompeter Nils Petter Molvaer.
Leider ist Wesselhöft eine Pappnase in Interview-Technik, der Inhalt ist ein wenig lau. So richtig Ahnung scheint der nicht zu haben.
Ich bin mir sicher, dass die Mehrzahl der Forumsteilnehmer andere Fragen gestellt hätte.

Viele Grüße
Andi
Satie
Ist häufiger hier
#2 erstellt: 22. Jan 2005, 12:32
Hi,

interessant ist, das er sich selbst nicht als (richtigen) Jazzmusiker bezeichnet.

Vor den Ohren der Jazzpolizei hat/hätte er wohl ohnehin keine Gnade gefunden, dafür sind zu viele andere Stilelemente in seiner Musik.

Ich mag ihn trotzdem sehr.

Gruß

Satie
revolver
Stammgast
#3 erstellt: 24. Jan 2005, 23:14

Satie schrieb:
Vor den Ohren der Jazzpolizei hat/hätte er wohl ohnehin keine Gnade gefunden, dafür sind zu viele andere Stilelemente in seiner Musik.


ich finde das schade. dabei sind gerade künstler wie molvaer eine bereicherung für den jazz. ich bin mir sicher, dass viele junge leute (kann mich selbst mit einschliessen) durch ihn zum jazz gefunden haben. irgendwie sind viele jazzhörer auf dem stand der alten idole (miles davis, john coltrane etc.) und verschliessen sich neuen impulsen und möglichkeiten. damit will ich das werk der "grossen" nicht im geringsten in frage stellen. ich finde, dass man nach 40 jahren ruhig mal was neues machen soll bzw. muss.
ich merks bei meinem vater. alles was nach elektronik tönt gefällt ihm prinzipiell nicht. ist das nicht verdächtig? ich habe ihm neulich von dj krush "But The World Moves On" abgespielt. es ist zwar ein sehr "elektronisches" stück und kein jazz, die melodie und improvisation spielt aber ein japanischer musiker auf einem alt saxophon bzw. einer flöte. von daher ist es ziemlich "jazzig". und? es gefällt ihm nicht. argument: zu elektronisch, das kann ja jeder, der ein wenig beim pc draus kommt. jaja... dabei sind einige dinge die er hört, insbesondere die klassischen big bands sowas von bieder und langweilig, dass mir beim hören die ohren einschlafen...
viele alteingesessenen jazzer trauern bzw. spielen heute bloss noch den verstorbenen legenden nach. die neuen sachen, unabhängig von der qualität, sind hingegen verpönt.
ausser den elektronikeinflüssen, gibt es ja auch noch den modernen (akustischen) freejazz. dem widerfährt ähnliches. früher gabs in bern ein traditionelles jazz festival (wurde radikal umstrukturiert). das ganze fand im kursaal statt. und war mal ein künstler zugegen, der nur ein wenig modernere (nicht avantgardistische!) töne anspielten, konnte man sehen, wie die dilettanten im publikum den saal einfach verliessen, weil sie ausser louis armstrong keine ahnung von jazz hatten.
ich hab mal einen artikel in einer zeitschrift gelesen, der hiess "musik für dicke" und handelte vom jazz. ich erinnere mich bloss an den titel, nicht aber an den genauen inhalt. der jazz braucht ein neues bzw. toleranteres publikum, falls er mehr als ein mauerblümchendasein für eine handvoll freaks fristen will. die traditionellen hörer müssen sich mal anstrengen und versuchen, sich von ihrem sessel zu erheben, um zu hören, was jenseits von kind of blue und a love supreme für klänge ertönen. das sind für mich die "dicken" im artikel, die zu faul sind um mal was neues zu probieren und das gefühl haben, ihre plattensammlung sei der vollkommene inbegriff von guter musik. woher kommen all diese konservativen (verklemmten ) jazzhörer?

gruss
snark
Inventar
#4 erstellt: 24. Jan 2005, 23:18
Mann,
der hat ja wirklich blöde Fragen gestellt

Haben Sie wegen der langen Winter mehr Zeit zum Üben?

So ein Quatsch, grr


snark
ugoria
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 25. Jan 2005, 10:00
@revolver

im Prinzip stimme ich Dir zu und finde es aber momentan gut, wie es nun einmal ist.
Wer Molvaer ablehnt soll es tun und je weniger Jazz in der alten, wie auch in moderneren Ausprägungen in Richtung "Alle-Hören-Es-Gerne" tendiert, desto lieber ist mir die Geschichte.
Klingt elitär und arrogant, damit kann ich aber leben.

Was mit der Durchkommerzialisierung stattfindet, kann man am Beispiel Norah Jones sehen. Da gab es vor ihr und nach ihr wesentlich bessere Sängeringen, die eher dem Jazz (Improvisationsvermögen, Tempiwechsel, Swing etc.) zuzurechnen sind, als diese gehypte Frau. Sorry, mit dieser Art von Lobhudelei kann ich nichts anfangen, und genau dort wird es enden, wenn die Massen Jazz für sich entdecken.

Insofern, soll jeder hören, was er möchte. Ich mag Molvaer und ich mag Miles Davis. Für mich ist da kein Hörproblem. Ich mag auch Rebekka Bakken und verehrte trotzdem Anita O'Day. Das ist halt das schöne am Jazz.

Viele Grüße
Andi
fef
Ist häufiger hier
#6 erstellt: 31. Jan 2005, 16:14
Die Sache mit der 'Jazzpolizei' finde ich witzig. Dieser Ausdruck ist ja immer wieder einmal zu lesen, obwohl doch jeder genau weiß, dass es absolut nichts gibt, was man so bezeichnen könnte. Welchen Jazz jemand hört, ist ja wirklich allein ihm überlassen. Aber es braucht offenbar immer wieder einmal einen Gegner. Den erfindet man kurzerhand und hat dann guten Grund zu schimpfen. Oder?

Was es allerdings sehr wohl gibt, das ist eine allgemeine Tendenz zu Verachtung für das, was andere mögen. Es wär wohl ganz 'normal', wenn der Dad seine Abneigung gegen elektronische Sounds mit abfälligen Bemerkungen garnieren würde und der Sohn ihn wegen den Big Bands als alten Langweiler hinstellt. Das ist gerade bei Musik besonders absurd, denn worauf soll es bei Musik sonst ankommen, wenn nicht einzig und allein auf ein gutes Gefühl,und da kann keiner sicher sein, das bessere als der andere zu haben, egal durch welche Musik er es erreicht.
Aber irgendwie will man halt auch zeigen, dass man mit der Musik etwas besonders Wertvolles hat, und dabei einander nicht auf die Zehe zu steigen, ist gar nicht so leicht.

Viele Big-Band-Sounds würden mich auch eher langweilen, aber manche sind verdammt aufregend und kein bisschen altmodisch, z.B. die der David-Murray-Latin-Big-Band. Elektronische Sounds können nach meinem Gefühl sehr interessant und mächtig klingen, aber erschöpfen sich extrem schnell und sie kommen nie an die Ausdruckskraft der Blasinstrumente im Jazz heran. Auch bei den anderen Instrumenten ist die mechanische Manipulation viel flexibler, komplexer, ausdrucksstärker. Bei einer E-Gitarre muss man meiner Ansicht nach das Vibrieren der Saiten spüren. In der Miles-Davis-Musik klingt nach meinen Ohren nichts so abgegriffen und gestrig wie diese quiekenden Keyboard-Sounds der 70er-Jahre-Fusion. Ich bin immer mehr dazu gekommen, 'natürliche', 'akustische', nuancenreiche Sounds zu bevorzugen und mehr auf den Verlauf der Melodie-Linien zu achten.
Satie
Ist häufiger hier
#7 erstellt: 31. Jan 2005, 21:35

Die Sache mit der 'Jazzpolizei' finde ich witzig. Dieser Ausdruck ist ja immer wieder einmal zu lesen, obwohl doch jeder genau weiß, dass es absolut nichts gibt, was man so bezeichnen könnte. Welchen Jazz jemand hört, ist ja wirklich allein ihm überlassen. Aber es braucht offenbar immer wieder einmal einen Gegner. Den erfindet man kurzerhand und hat dann guten Grund zu schimpfen. Oder?


Also, da ich diesen Begriff in diesen Thread eingebracht habe, sage ich noch mal was dazu. Als Jazzpolizist wurde in den letzten beiden Jahrzehnten in verschiedenen Musikzeitschriften jemand benannt (nie ganz ernstgemeint), der für die Gattung des reinrassigen Jazz nur das zuließ, was sich jazzmäßig bzw. stilistisch VOR der Erfindung des Bebop abspielte. Die Jazzpolizei ist natürlich ein rein virtuelles Konstrukt, daß aber in gelegentlichen Meinungsäußerungen immer mal wieder rauskommt.

Nach der reinen Lehre der Jazzpolizei ist alles jenseits der genannten Definition bestenfalls Musik, niemals jedoch Jazz. Ich selbst finde diese Abgrenzung grenzenlos bescheuert. Den letzten Satz im Quote verstehe ich nicht ganz, aber ich bin der letzte der über Jazz-Genres strittig diskutieren möchte. Und darüber schimpfen schon mal gar nicht!


[Beitrag von Satie am 01. Feb 2005, 14:12 bearbeitet]
fef
Ist häufiger hier
#8 erstellt: 01. Feb 2005, 20:39
Ich hab einmal von einem gelesen, der sagte, bereits die Musik von Louis Armstrong sei kein richtiger Jazz mehr gewesen. Das ist wohl extrem, aber mein Gott! Die Auffassung, dass alles Beliebige 'Jazz' ist und man ja nicht eine abgegrenzte Meinung haben darf, weil man sonst zur Jazzpolizei zählt, ist wohl auch nicht besser, oder? Für mich gibt es sehr wohl eine bestimmte Art, ein gewisses Feeling, das ich mit dem Ausdruck 'Jazz' verbinde und das mir viel wert ist. Molvaer zählt z.B. nicht dazu. Was nicht heißt, dass ich irgendetwas Abfälliges für Leute parat hätte, die auf Molvaer stehen und das als Jazz empfinden. Ich hab einfach meine eigenen Vorstellungen, damit aber noch lang nicht das Zeug zum Polizisten.
ugoria
Hat sich gelöscht
#9 erstellt: 01. Feb 2005, 21:03
Es ist doch eigentlich immer wieder schön, darüber zu diskutieren und Abrenzungen zu suchen, wo der swingende und synkopierte Sound, den Jazz nun einmal ausmacht, so vielfältig sein kann.

Alleine die Zusammenarbeit mit Jan Garbarek und auch die Zusammenarbeiten mit diversen Jazzbands machen Nils Petter Molvaer von seinen Wurzeln aber eben zu einem astreinen Jazzer, der die Pfade nun verlassen hat und neue Wege, neue Kombinationen geht.
Da müsste man Miles Davis um 68 rum (mit aufkommen von Jimmy Hendrix) den Jazz-Status absprechen, als die ersten Jazz-Rock (sprich Fusion) Experimente begangen, da ihm das Publikum wegzulaufen drohte. Welch ein (positives) Sakrileg.

Im übrigen hat alleine das Album "Khmer" von Molvaer sehr viel bewirkt, was den sogenannten "Norwegen-Jazz" betrifft. Insofern schätze ich ihn nach wie vor als Jazzer ein. Sowohl seine Wurzeln (sein Vater war Jazzer) als auch seine frühen Verbindungen in die Jazzszene sprechen da eine deutliche Sprache.

Immer locker bleiben

Andi
fef
Ist häufiger hier
#10 erstellt: 03. Feb 2005, 07:16
Warum man Molvaer als Jazz bezeichnen sollte, sehe ich beim besten Willen nicht. Nicht dass ich nicht verstehen kann, dass sich jemand sehr wohl bei diesen Sounds fühlt. Das ist komplett o.k.. Aber wenn es um Jazz geht: Da gibt es absolut nichts von einer komplexen, spannungsvollen Rhythmik, nichts von einer bemerkenswerten Improvisation, keine Sounds, die das "Leben anpacken" .... Das ist einfach stilvolle Berieselung! Das ist in Wahrheit sehr nahe, an dem, was der Dad mit seinem alten Big-Band-Kram hört (sofern er nicht Count Basie, Duke Ellington usw. hört, sondern Bert Kämpfert, James Last usw.). Das ist alles o.k. und vielleicht bringt es wirklich ein paar Leute zum Jazz, aber es wäre meines Erachtens ein Irrtum zu glauben, man sei bereits bei Jazz und etwas in diesem Rang angekommen, wenn man Molvaer hört.

Wenn Molvaer an Miles Davis erinnert, dann weil er auf der Trompete seinen Sound nachahmt, allerdings übersüßlich, und der Elektronik im Hintergrund. Am ehesten besteht eine Nähe zu jener Musik von Miles Davis und Marcus Miller, die von keinem mehr als Jazz empfunden wurde. Dabei war der alte Miles Davis damals immer noch um vieles vitaler, rhythmischer als Molvaer (Tutu, Doo-Bop usw.). - Davis sagte: Der kalte Sound der Elektronik ist der Sound des weißen Mannes. Er könne nur damit spielen, indem er dazu auf der Trompete spielt. Dieses Schmähs bedient sich nun Molvaer. Extrem kalt im Hintergrund, warm und zuckersüß aus der Trompete. ... Mehr ist es nicht.
ugoria
Hat sich gelöscht
#11 erstellt: 03. Feb 2005, 08:54
Da hat halt jeder so seine Meinung. Warum auch nicht.

Dies
Da gibt es absolut nichts von einer komplexen, spannungsvollen Rhythmik, nichts von einer bemerkenswerten Improvisation
ist äh, gelinde gesagt, nicht richtig.

James Last und Molvaer? Ähh, dass wird mir dann doch ein wenig zu albern.

Aber jeder, wie er mag und gut ist.

Liebe Grüße
Andi
Satie
Ist häufiger hier
#12 erstellt: 03. Feb 2005, 11:20

aber es wäre meines Erachtens ein Irrtum zu glauben, man sei bereits bei Jazz und etwas in diesem Rang angekommen, wenn man Molvaer hört.


..."in diesem Rang angekommen"...? Das klingt ungefähr so, als meintest Du eine mehr oder weniger objektiv qualitätsdefinierende Skala, deren Bandbreite musikalischer Komplexität (Qualität?) sich etwa zwischen Wildecker Herzbuben auf der einen und meinetwegen Karlheinz Stockhausen auf der anderen Seite einpendelt. Das ist mir dann doch etwas zu elitär.

Recht würde ich Dir in soweit geben, dass das Hören von Molvaer und vielen weiteren Musikern, deren CD´s im Plattenladen unter "Jazz" einsortiert sind, aus einem Nicht-Jazzer keinen Jazzkenner macht.

Ein gutes Beispiel für Jazz/Nichtjazz ist z. B. Jacques Loussier, bei dem die Kritiken in den bekannten Gazetten zwischen "Unjazz par excellance" und "genial" mit allen Facetten dazischen schwankten. Ich oute mich hier bekennender Loussier-Hörer, auch wenns meinem Ruf schaden sollte.


[Beitrag von Satie am 03. Feb 2005, 11:22 bearbeitet]
ugoria
Hat sich gelöscht
#13 erstellt: 03. Feb 2005, 12:47
Scheiss auf den Ruf,

ich höre Miles Davis und Molvaer, ich höre E.S.T. und Anita O'Day, ich mag Christoph Oeser am Boogie Woogie Klavier und von Brad Mehldau, Keith Jarrett, Mangelsdorf und Co mag ich seit nunmehr mehr als 35 Jahren nicht lassen.
Ich war ohne Ende Sonntags im Schlachthof zum Jazzfrühshoppen, besitze mein Jazzabo für die alte Oper, wage mich einmal im Jahr auf eine mit "Jazz" obertitelte Jazzkreufahrt, freue mich kommendes Jahr auf meine nächste Reise nach New Orleans und habe NULL AHNUNG VON JAZZ und das ist mir auch vollkommen egal.
Mögen die elitären Gralshüter definieren, es ist mir schlicht und ergreifend egal. Und was Herr und Frau Jungchen dann meinen, wer alles sich Jazzer nennen darf und nicht, haben diese a) nicht zu entscheiden und b) ist es auch egal.

Und wenn Keith Jarrett auf "Scala" keinen Jazz spielt (was stimmt), dann bleibt er bei mir trotzdem in der Rubrik "Jazz" und fertig.

Molvaer mit James Last zu vergleichen ist schon arg

Liebe Grüße an die lockeren im Forum
Speedy
Hat sich gelöscht
#14 erstellt: 03. Feb 2005, 14:55

fef schrieb:
Das ist einfach stilvolle Berieselung! Das ist in Wahrheit sehr nahe, an dem, was der Dad mit seinem alten Big-Band-Kram hört (sofern er nicht Count Basie, Duke Ellington usw. hört, sondern Bert Kämpfert, James Last usw.).


Du scheinst andere Scheiben von Molvaer zu haben als wir

Grüße an alle die nicht in verstaubten Schubladen denken

Speedy
fef
Ist häufiger hier
#15 erstellt: 03. Feb 2005, 15:20
Ich mein ja nicht, dass irgendetwas schlecht daran sein soll, das zu hören, was einen glücklich macht, und es gibt so vieles, was auf seine Weise ausgesprochen gut sein kann. Nur: Warum soll immer alles gleich 'Jazz' sein, wenn einem etwas gefällt? Weil 'Jazz' halt so 'anspruchsvoll' klingt ('elitär' soll es dann aber auch wieder nicht sein), oder?

Zum 'Rang':
Für den Plattenladen sind alle gleich, Miles Davis, Molvaer, James Last ... In den Beschreibungen der CDs wird willkürlich verglichen, Molvaer mit Agartha und Pangea ... Hauptsache der Käufer hat das Gefühl etwas 'Anspruchsvolles' erworben zu haben.
Aber wenn keiner mehr Coltrane in einem anderen 'Rang' sieht als Jan Garbarek, dann ist 'Jazz' ein bloßes Logo. Man muss deshalb nicht jeden Tag Coltrane hören, aber eine Vorstellung von einem besonderen Wert braucht es da meines Erachtens einfach.

Mit Bert Kämpfert kommt mir Molvaer durchaus vergleichbar vor. Sie liegen halt in einer anderen Zeit. Ich hör bei Molvaer nichts, was komplexer wäre, und bewirken tun beide eine angenehme, kultivierte Stimmung für ordentliche Leute. Früher haben sie halt öfters Krawatten getragen. Ist das so wesentlich? Klar, wenn bei Molvaer einmal ein vom Hip-Hop ausgeliehener Beat unterlegt wird, klingt das sehr modern. Aber die Anleihen beim Jazz klangen bei Bert Kämpfert damals auch ur-cool. Das greift sich halt alles schnell ab.

Es kann ja jeder 'Jazz' nennen, was er will! Ich möcht niemandem eine Kompetenz absprechen. Mich würd nur interessieren, was andere an Molvaer als 'jazz-mäßig' empfinden und wo der Unterschied von Molvaer zu anderer gepflegter Unterhaltungsmusik gefunden wird??????????
ugoria
Hat sich gelöscht
#16 erstellt: 03. Feb 2005, 15:33
Erkläre doch mal mir Dummy, warum "Jazz" komplex sein muss?

Von einer Rangfolge im Jazz habe ich auch noch nichts gehört. Das gäbe dann ein Wertigkeitshören: 1. Liga - 2. Liga - 3. Liga usw.
Der arme Christoph Oeser, begnadeter Boogie-woogie-Pianist spielt dann auf dem Montreux-Jazz-Festival als Drittligist, Mehldau wäre vielleicht Zweitligist und die hochkomplexe Anita O'Day Erstligistin?
Wo wäre dann Mangelsdorf anzusiedeln?

Still Andi
Speedy
Hat sich gelöscht
#17 erstellt: 03. Feb 2005, 15:44

fef schrieb:
Mich würd nur interessieren, was andere an Molvaer als 'jazz-mäßig' empfinden und wo der Unterschied von Molvaer zu anderer gepflegter Unterhaltungsmusik gefunden wird??????????


Wenn Du das selber nicht empfindest, werden wir Dir das kaum erklären können.

Kennst Du überhaupt eine Scheibe von Ihm ? Ich frage weil, Anleihen aus dem HipHop habe ich noch keine entdecken können.


Vielmehr sind diverse Einflüsse aus der aktuellen elektronischen Musikszene auszumachen

Aber wenn Du das nicht unterscheiden kannst, muß man sich auch nicht wundern......

Gruß
Speedy
ugoria
Hat sich gelöscht
#18 erstellt: 03. Feb 2005, 15:47
Aber Speedy

ich habe in einem Posting vorher mal die Wurzeln von Molvaer angesprochen. Wurde bis dato ignoriert, vielmehr wird jetzt von einer Rangfolge und Komplexität als Kriterium gesprochen.
Ist mir ehrlich zu albern.

Lass uns was und trotzdem Molvaer unter Jazz einordnen.

Bist ja auch een Hesse, da kanns ja durchaus auch ein Appler sein, oder?

Andi


[Beitrag von ugoria am 03. Feb 2005, 15:48 bearbeitet]
Micha_L
Stammgast
#19 erstellt: 03. Feb 2005, 16:02
Das ist m. E. eine Frage des Standpunktes:

Ein "Altjazzer" hört bei Molvaer die Popelemente heraus.

Ein Pop-/Rockliebhaber kommt von der anderen Seite. Für den sind die Jazzanleihen Molvaers das Besondere.

Gruß

Micha L
ugoria
Hat sich gelöscht
#20 erstellt: 03. Feb 2005, 16:09
HI,

bin zwar schon relativ "alt" (43!) und wie vorher erwähnt recht lange "jazz-ähnliche" Musik am hören (ich getraue mich kaum, das böße Wort in den Mund zu nehmen), aber alleine schon wegen dem Molvaerschen Hintergrund würde ich ihm (zumindest phasenweise) den Jazzer nicht absprechen wollen. Was ja auch seine Mitgliedschaft in diversen Jazzbands noch unterstreichen mag.

Aber Deinen Ansatz finde ich recht gelungen und würde ihn, wenn auch nicht für mich (so alt bin ich dann doch nicht) unterschreiben.

Liebe Grüße Andi,
der durch diesen Thread heute Abend die Molvaersche DVD (Live in Hamburg) sich reinziehen wird und einfach nur genießen wird, ganz gleich unter welchem Label die Sache nun hochoffiziell und von den Jazzschiris (bestochen? ) betitelt wird.
Speedy
Hat sich gelöscht
#21 erstellt: 03. Feb 2005, 16:32

ugoria schrieb:

Lass uns was und trotzdem Molvaer unter Jazz einordnen.

Bist ja auch een Hesse, da kanns ja durchaus auch ein Appler sein, oder?


Hi Andi :),

Äppler nur im Sommer, wenns heiß ist

Hesse und 43, wasn Zufall.....

Beste Grüße
Speedy
Speedy
Hat sich gelöscht
#22 erstellt: 03. Feb 2005, 16:41

Micha_L schrieb:

Ein "Altjazzer" hört bei Molvaer die Popelemente heraus.

Ein Pop-/Rockliebhaber kommt von der anderen Seite. Für den sind die Jazzanleihen Molvaers das Besondere.


Hi Micha,

für einen Altjazzer bin ich wohl noch zu jung, "Pop"-elemente kann man allerdings nur raushören, wenn man wenig Ahnung von moderner Musik hat.

Besonders finde ich nicht die Jazzanleihen in seiner Musik, sondern die Verknüpfung der Stile, die in dieser Form, oder besser mit eben diesen Stilen, vor ihm noch keiner vorgenommen hat.

Die Uraltjazzer sind ja bei der Bitches Brew auch entrüstet aufgesprungen.....:D

Geschichte wiederholt sich

Dabei war es schon immer die Definition des Jazz, eben keine Grenzen zu haben. Das scheint aber immer mal wieder den einen oder anderen zu überfordern.8)

Beste Grüße
Speedy
Micha_L
Stammgast
#23 erstellt: 03. Feb 2005, 17:10
Gut, ich hab mich zu simpel ausgedrückt und hoffe, daß man mich versteht, ohne sich am Begriff Pop festzubeißen.

Ich selbst bin (als Hörer) vom Rock gekommen, als Miles Davis und seine Mitstreiter um 1970 eine Brücke bauten. Die Jazzer übernahmen Rockelemente und holten sich ihren Teil zurück, nämlich lange Instrumentalsoli mit komplexen Improvisationen, die im Rock/Pop im Laufe der 70er nahezu verschwanden.
Es ist schon was dran, daß bei der gegenwärtigen Annäherung exponierte Jazzer dem Pop so weit huldigen, daß sie selbst die Improvisation als Jazzmerkmal zugunsten formeller Erstarrung weitgehend aufgeben. Um das zu erkennen, muß man kein Purist sein. Der Unterschied ist, daß das dem Puristen nicht gefällt

Gruß

Micha L
Speedy
Hat sich gelöscht
#24 erstellt: 03. Feb 2005, 17:19
Hi Micha,

klar verstehe ich Dich, wir kennen uns ja auch nicht erst seit heute

Formelle Erstarrung kann ich allerdings nur bei den "Puristen" entdecken, ist aber auch kein Wunder, limitiert sich der Purismus doch per Definition sowieso selber.

Gruß
Speedy
revolver
Stammgast
#25 erstellt: 03. Feb 2005, 17:39

faf schrieb:
Wenn Molvaer an Miles Davis erinnert, dann weil er auf der Trompete seinen Sound nachahmt, allerdings übersüßlich


wie siehts denn mit übersüsslich bei miles davis "you're under arrest aus"? time after time, die grösste jazz schnulze aller zeiten. und human nature? oder hatte miles da den jazzzenit schon überschritten?

naja, an und für sich sind musik bezeichnungen eh willkürlich und nicht ernst zu nehmen. ganz sicher sind sie aber auch nicht ein grund zum streiten. letztenendes ist es mir so lang wie breit ob molvaer nun jazz macht oder nicht oder zum teil oder was auch immer. wenn ich mir seine musik anhöre erfreue ich mich der töne und nicht der bezeichnung, welche ich dieser musik zuschreibe. von mir aus kann man dem techno sagen (womit man definitiv daneben liegt), solange ich freude daran habe spielt der rest keine rolle. man sollte molvaer fragen, wie er seine musik bezeichnen möchte und seine entscheidung akzeptieren. schliesslich entscheidet er wie und was er spielt.

beste grüsse
ugoria
Hat sich gelöscht
#26 erstellt: 03. Feb 2005, 18:12
@revolver

aus vollem Herzen gesprochen und jetzt ziehe ich mir, Daheim angekommen, Bobby Hutcherson "In The Vanguard" rein und erfreue mich dieser Delikatesse.

In einem Posting weiter oben sprach ich kurz die Zeit um 1968 an, als Miles Davis (mit seinem unnachahmlichen Gespür für Trends) in Richtung Jazz-Rock (da kam Jimmy Hendrix auf und war richtig erfolgreich) eine neue Phase einleitete (glaube ab der Aufnahme "Filles De Kilimanjaro". Puristen haben damals ebenfalls aufgeheult und trotzdem ist es Jazz.

@Speedy
Aus welcher Ecke kommst Du?

Liebe Grüße Andi
Micha_L
Stammgast
#27 erstellt: 03. Feb 2005, 19:19
@revolver
Bei Molvaer ist in Rezensionen immer von "Triphop" die Rede.
Was das sein soll weiß ich allerdings nicht.

Gruß

Micha L
ugoria
Hat sich gelöscht
#28 erstellt: 03. Feb 2005, 19:30
Triphop ist irgendwann Ende 80 Anfang 90 entstanden und wurzelt in Dub und eben auch im Hip-Hop.
Laut "laut.de" fehlt im Gegensatz zum Hip Hop der Rap und im Gegensatz zum Dub fehlt der Reggae.
Es werden eher melodische und harmonische Elemente aus dem Pop genommen.

Ah, ich hab es gefunden: http://www.laut.de/lautwerk/trip_hop/

Viele Grüße
Andi
revolver
Stammgast
#29 erstellt: 03. Feb 2005, 19:50

Micha_L schrieb:
@revolver
Bei Molvaer ist in Rezensionen immer von "Triphop" die Rede.
Was das sein soll weiß ich allerdings nicht.

Gruß

Micha L


triphop ist eine worthülse für nicht genau einordenbare (mehr oder weniger) elektronische musik. hier einige beispiele von bands und künstlern, welche gemeinhin auch unter triphop eingeordnet werden:

air, massive attack, groove armada, dj krush, dj shadow, dj vadim, the avalanches, moloko, laika, the notwist, kruder & dorfmeister, tosca, röyksopp...

unter triphop fallen einige interessante sachen, aber auch viel schrott, weil der begriff so schwammig ist. trip hop ist:

-ganz oder teilweise elektronisch
-oft eher ruhig
-verdächtig "hip"

aber was geanu es ist weiss niemand, es ist irgendwie alle s und nichts...
ugoria
Hat sich gelöscht
#30 erstellt: 03. Feb 2005, 19:56
Da hier munter durcheinander geschrieben wird und mittlerweile keiner mehr chronologisch die Postings liest, klinke ich mich aus diesem Thread nun aus.


triphop ist eine worthülse für nicht genau einordenbare

20 Minuten zuvor die Defintion:

http://www.laut.de/lautwerk/trip_hop/


Und wenn Sie nicht gestorben sind, so reden sie munter weiter nebeneinander her

Andi
revolver
Stammgast
#31 erstellt: 03. Feb 2005, 20:16

ugoria schrieb:
Da hier munter durcheinander geschrieben wird und mittlerweile keiner mehr chronologisch die Postings liest, klinke ich mich aus diesem Thread nun aus.


triphop ist eine worthülse für nicht genau einordenbare

20 Minuten zuvor die Defintion:

http://www.laut.de/lautwerk/trip_hop/


Und wenn Sie nicht gestorben sind, so reden sie munter weiter nebeneinander her

Andi :L


, sorry, war während dem schreiben kurz was essen... hab nicht mitgekriegt, dass du schon geantwortet hast... trotzdem finde ich den begriff triphop ungeschick. aber eben, das ist die gleiche geschichte wie beim jazz: nicht der rede wert.

gruss und
ugoria
Hat sich gelöscht
#32 erstellt: 03. Feb 2005, 20:21
Hi revolver,

Danke für die Info


trotzdem finde ich den begriff triphop ungeschick. aber eben, das ist die gleiche geschichte wie beim jazz: nicht der rede wert.


Finde ich auch.

Noch nen schönen Abend, jetzt gibt es erstmal ein Bierchen , oops, oder dürfen alternde Jazz-Newbies nur am Rotwein nippen, da der in einer anderen Liga gurgelt

Andi
Satie
Ist häufiger hier
#33 erstellt: 03. Feb 2005, 20:54

oder dürfen alternde Jazz-Newbies nur am Rotwein nippen,


Aber nur an einem (z. B.) Chateau Lafite Rothschild, alles andere wird von der Rotwein-Polizei nicht geduldet.

Satie
ugoria
Hat sich gelöscht
#34 erstellt: 03. Feb 2005, 21:02
Da haben wir uns doch allen selbst die Antwort gegeben:

JAZZ ist wie dieser Thread und eine menge anderer Threads in diesem Forum:
- abwechslungsreich
- kontrovers
- cool
- überraschend
- swingend
- kommunikativ.

Bleibe trotzdem beim Bier und möge mir die Rotweinpolizei verzeihen.

Nette Anekdote aus vielen Konzerten: Die dogmatische Rotweinfraktion gibt es in der Tat und auf einigen Reisen, wenn man dann hübsch in einer Reisegruppe zusammengepfercht ist, passiert genau das gleiche, wie vor kurzem hier:
Was für einen Quatsch, aber trotzdem immer wieder lustig und wenn dann solche Typen in New Orleans einem 60jährigen während einer Jam-Session noch erklären wollen, warum er das macht, was er macht, hilft nur noch der

Süffelnde Grüße
Andi
fef
Ist häufiger hier
#35 erstellt: 03. Feb 2005, 21:32
Ich kenn von Molvaer nicht mehr, als die Hörproben von Amazon. Aber die sind alle fast gleich, immer diese elegisch, esoterischen, kalten Sounds mit der seuselnden, kraftlosen Trompete darüber. Bei dem Stück 'Marrow'klingt der Beat schon irgendwie nach Hip-Hop, man hört sogar ein imitiertes Scrachen. 'Little Indian' hat auch ein rhythmisches Feeling aus der Ecke, ein wenig mehr nach Reggae, Reggae und Hip-Hop sind ja irgendwie verwandt ....
O.k., 'Hurry Slow': das muss reine 'aktuelle elektronische Musikszene sein', denn einen so schlechten Beat hat es in der Black Music sicher noch nie gegeben.

Nachdem Ihr die Molvaer-CDs kennt: Spielt der irgendwo so etwas wie ein ordentliches Solo??????????????????????????

die "Wurzeln von Molvaer":
Reggie Lucas (oder so ähnlich) spielte bei Miles Davis Gitarre und später machte er Musik für Madonna: Ist deshalb Madonna Jazz?

Dass der, der von der Rockseite herkommt, bei Molvaer Jazz-Elemente hört, verstehe ich. Ich find, das Argument klingt gut.

Dass sich die Geschichte von Bitches Brew bei Molvaer wiederholt, ist - da bin ich mir sicher - eine komplette Fehleinschätzung. Man braucht nur in den amerikanischen Amazon oder in des AllMusic.com schauen: das interessiert dort kein Schwein. Zwischen Bitches Brew und Molvaer ist ein riesiger Unterschied .. soviel Ahnung hab ich gerade noch.

Die immer wieder aufgewärmte Geschichte mit den 'Puristen' kommt mir so ähnlich wie die mit der 'Jazz-Polizei' vor: Wenn jemand bei den Segnungen des Fortschritts nicht gleich dabei ist, sagt man nicht einfach: Naja, er mag das halt nicht, was gerade bei Musik doch nun wirklich legitim ist. Nein, man unterstellt ihm, ein fieser Intoleranzling zu sein. Warum? Damit man so richtig intolerant über ihn schimpfen kann! - Ich denk, es gibt im Jazz schon lange viele verdammt gute Sachen und das Neue hat es nicht leicht, denn es muss sich zwangsläufig daran messen. Da wird dann halt geschupst und geschummelt. Womit ich bei Gott nicht meine, dass Maßstäbe unveränderlich wären .....

das 'Übersüßliche' bei Miles Davis:
klar gibt es bei ihm den Hang zum Kitsch, aber gleich daneben hatte er auch Biss, bis zuletzt (Doobop). Was ich von Molvaer gehört habe, find ich einfach komplett lasch.

Wegen Streiten:
Ich mein absolut nichts bös hier und find das total interessant, was da alles an Standpunkten läuft.

Der Beginn der Fusion bei Miles Davis Ende 60er-Jahre:
Man muss ja nicht gleich zwei Lager bilden: die, die in der Fusion den großen Fortschritt sehen, und die elenden 'Puristen'. Ich find, gerade M. Davis selbst hat gute neue Ansätze ins Spiel gebracht, auch wenn seine Musik in gewisser Hinsicht gleichzeitig hinunterging. Es ist einfach komplexer. Und es war damals nicht einfach nur Fusion da, sondern vieles andere auch, was gewiss nicht weniger wichtig war (AACM usw.). Das Geschäft hat sich halt auf die Fusion geschmissen und damit auch die Medien.

Bobby Hutcherson:
Das ist auch nach meiner Vorstellung einmal etwas Ordentliches, auch wenn ich das selbst nicht so höre. Aber ich mochte ihn früher gerne in der McCoy Tyner Band, und er spielte doch schon bei Eric Dolphy (Out to Lunch usw.), aber das ist nun wirklich unbequeme Musik ...

Nochmals zu Molvaer:
Ich hör nicht Wynton Marsalis, aber wenn man die folgende Seite auf macht:

http://music.barnesa...AN=74646955123&ITM=1

und sich dann den Ausschnitt von The Impaler anhört: Das ist ein kleines Stück von einem Wynton Marsalis Solo, absolut nichts Schräges, ein bisschen 'traditioneller' Jazz, aber da ist der Molvaer dagegen doch einfach .... mir fällt ein: vor langer Zeit gab es abends eine Sendung 'Musik zum Träumen', da begann auch einer mit Schlafstörungen zu gähnen ... Entschuldigung, nichts für ungut! Aber ich versteh das halt einfach nicht.
ugoria
Hat sich gelöscht
#36 erstellt: 03. Feb 2005, 21:48
Hi,


die "Wurzeln von Molvaer":

z.B. Norwegian Jazz Combo Masqzalero;
Zitat: "Nils Petter was introduced to Manfred Eicher, who integrated him into his cast of musicians and studio sessions with ECM artists such as Robyn Schulkowsky."
Weiteres auf: http://www.nilspettermolvaer.com/NPMDiscography.html

Ich denke mal, das reicht, obwohl ich dieses Zitat auch unterschreiben möchte: "Die Innovation als erstes: Es war an der Zeit, eine gelungene Mischung aus Jazz und Electro zu kreieren, die überzeugt. Einige europäische Kollegen, Frederic Galliano und J. Swinscoe´s Cinematic Orchestra beispielsweise, und Nils beschreiten zusammen dieses Territorium und präsentieren herausragende Werke, die die Jazzer aufhorchen lassen. Es gibt einen Jazz nach Bebop, auch wenn die Marsalis-Polizei das nicht wahrhaben will."
[Quelle: laut.de]
"Als zweites das kreative Potential, dass der Musik inne wohnt. Subbässe treffen auf Drum´n´Bass Grooves, Trip Hop goes real Jazz, die Trompete ordentlich durch Effekte gejagt und eine Gitarre, die jenseits von Gut und Böse agiert. Zusammen mit dem DJ eine explosive Mischung, die den Jazz tanzbar macht. Bewiesen hat die Crew das bereits auf mehreren internationalen Jazz- und Rockfestivals in Montreux, Den Haag, Roskilde, New York, Washington und Montréal."
[Quelle: laut.de].

Im übrigen ist ein "ordentliches Solo" kein Muss! Smooth-Jazz, ob gemocht oder nicht, bedarf auch keines Solos.

Viele Grüße

Andi
ugoria
Hat sich gelöscht
#37 erstellt: 03. Feb 2005, 22:12
Hi,

noch eins. Die Band hinter Molvaer kann sich da irgendwie auch sehen lassen:

Eivind Aarset, Gitarre, (beispielsweise Electronique Noire von ihm). Spielte für Dee Dee Bridgewater, Ray Charles (Studio)...

Rune Arnesen, Schlagzeug, in 2003 im Jazzhaus Freiburg zu sehen.

Morten Qvenild, Keyboards, spielte mit Susanna Karolina Wallumrod eine schöne CD "list of lights and buoys" ein. Spielte mit ihr bei den Norwegian Jazz Nights in Tokyo Oktober 2004.

Roger Ludvigsen, Gitarre, spielt u.a. auch bei Sidsel Endresen (mit Molvaer). Allerdings hier auch wieder grenzwertig. Laut "Jazzthing" ist Sidsel Endresen eine Hexe, die es versteht, der Natur ihr Geheimnis abzulauschen.

Und so könnte es stets weiter gehen.

Ach ja, Solos gibt es tatsächlich und der so kühle Molvaer unplugged während eines Interviews im Hamburger Untergrund hat echt was.

Viele Grüße Andi, der sich derzeit über Oscar Peterson in Paris freut und damit den Abend ausklingen lässt.


[Beitrag von ugoria am 03. Feb 2005, 22:13 bearbeitet]
Speedy
Hat sich gelöscht
#38 erstellt: 04. Feb 2005, 08:19
Moin,


fef schrieb:
Ich kenn von Molvaer nicht mehr, als die Hörproben von Amazon.


Das dachte ich mir, war nach Deiner Einschätzung unübersehbar.


fef schrieb:

Dass sich die Geschichte von Bitches Brew bei Molvaer wiederholt, ist - da bin ich mir sicher - eine komplette Fehleinschätzung.


Wieso, Du trittst doch gerade den Beweis an.


fef schrieb:

Entschuldigung, nichts für ungut! Aber ich versteh das halt einfach nicht.


Auch das ist im Laufe des Threads überdeutlich geworden, aber kein Grund sich zu entschuldigen.8)




@Andi
Roger Ludvigsen ist auch der Stammgitarrist von Mari Boine, auch eine sehr interessante Musik.

Ich komm aus Büdingen, kennst Du das ?

Beste Grüße
Speedy
ugoria
Hat sich gelöscht
#39 erstellt: 04. Feb 2005, 08:36
@Speedy

na klar kenne ich Büdingen. Das dortige Kino beliefere ich doch seit Jahr und Tag mit Reklamematerial

Schönes Fleckchen.
Mein Arbeitsplatz ist im übrigen ganz in der Nähe: Karben.

Mari Boine höre ich mir heute Nachmittag mal an. Danke für den Tipp

Viele Grüße

Andi
fef
Ist häufiger hier
#40 erstellt: 04. Feb 2005, 09:37
Auch wenn ich nicht viel von Molvaer gehört hab, so daneben liege ich offenbar keineswegs:
Ugoria, Du sagst doch auch, dass von Molvaer kein ordentliches Solo zu erwarten ist und bezeichnest das selbst als Smooth Jazz. Und jetzt kommt gar noch Mari Boin ins Spiel. Dass die auf Festivals auftritt, die als Jazz-Festivals bezeichnet werden, sah ich schon lange als ein typisches Beispiel dafür an, dass Jazz eben nicht an den Mann und noch weniger an die Frau zu bringen ist. Da rennt alles mögliche unter Jazz, nur aktueller Jazz mit Biss kommt darin kaum mehr vor. Man kann das mögen oder nicht: Moderner Jazz war stets eine Herausforderung, von Charlie Parker bis heute. Ich versteh, wenn man nach der Arbeit dazu zu müde ist, vielleicht überhaupt auf so was keinen Bock hat und lieber die Beine lang macht. Aber dann braucht man doch nicht immer das Jazz-Etikett raushängen, oder?
ugoria
Hat sich gelöscht
#41 erstellt: 04. Feb 2005, 09:48

Ugoria, Du sagst doch auch, dass von Molvaer kein ordentliches Solo zu erwarten ist und bezeichnest das selbst als Smooth Jazz

DASS HABE ICH NIE BEHAUPTET!!!!!!!!!!

Leih Dir doch einfach mal ein Album und fertig. Da können wir noch lange diskutieren, es wird kein Ende geben.
Molvaer ist niemals SMOOTH-Jazz! Das war ein Beispiel für eine Jazz-Richtung, was auch keines Solos bedarf.
SOLO ist KEIN KRITERIUM für JAZZ. Punkt und aus.

Und wer seine Beurteilung von Amazon-Beispielen abhängig macht, ist wahrlich kein kompetenter Gesprächspartner. Vergiss es, ich nehme Dir Deine Kompetenz nicht mehr ab.

Man, da beschäftigt man sich seit Jahrzehnten mit der Materie und muss sich noch die Worte im Munde verdrehen lassen.

Ich schreibe:

Ach ja, Solos gibt es tatsächlich und der so kühle Molvaer unplugged während eines Interviews im Hamburger Untergrund hat echt was.


und fef macht daraus:

Ugoria, Du sagst doch auch, dass von Molvaer kein ordentliches Solo zu erwarten ist


Was für ein Blödsinn.
Lass es gut sein, dass wird mir zu depp

Andi
Speedy
Hat sich gelöscht
#42 erstellt: 04. Feb 2005, 10:50

fef schrieb:
Und jetzt kommt gar noch Mari Boin ins Spiel. Dass die auf Festivals auftritt, die als Jazz-Festivals bezeichnet werden, sah ich schon lange als ein typisches Beispiel dafür an, dass Jazz eben nicht an den Mann und noch weniger an die Frau zu bringen ist.


Sag mal, gehts Dir nur darum, anderen die Worte zu verdrehen, um irgendwie Deinen abstrusen Thesen Gewicht zu verleihen ?

Ich hab lediglich angemerkt, das der Gitarrist auch bei Mari Boine spielt. Es wurde nie von irgendjemand behauptet, das ihre Musik unter Jazz einzuordnen ist. (Wie war das vorhin mit Madonna?)

Ich weiß sowieso nicht, was diese Debatte noch bringen soll. Molvaer Jazz oder nicht ? Du sagst nein, weil Du ihn ja so gut kennst

Soll mir recht sein, was interessiert mich Deine (ach so kompetente, bei Amazon gebildete) Meinung

Speedy
fef
Ist häufiger hier
#43 erstellt: 04. Feb 2005, 10:51
O.k. das hab ich missverstanden. Aussagen umdrehen will ich natürlich absolut nicht! Du hattest doch gesagt:
'Im übrigen ist ein ordentliches Solo kein Muss! Smooth-Jazz, ob gemocht oder nicht, bedarf auch keines Solos.'
Wen hast Du da außer Molvaer sonst gemeint? - Egal, wenn Du sagst, ich hab es missverstanden, ist es so!! Ich seh Dich nicht als Gegner, sondern find einiges durchaus interessant!

Mir von Molvaer eine CD zuzulegen, bringt auch nichts, denn mir sind ja schon die Hörproben bei Amozon zu langatmig geworden. Warum dann noch mehr? Wenn mir jemand z.B. sagen könnte, dass Molvaer in einem bestimmten Stück ein ur- lässiges Solo spielt, und lässig ist es, weil ..... oder sonst irgendwie darstellen könnte, was da etwa im Vergleich zu Bitches Brew so gut ist ... dann hätte ich eine Chance. Aber so werd ich halt gegenüber dem Kreis der Wissenden immer außen vor bleiben müssen.

Gibts vielleicht sonst noch was, was ich unbedingt mitkriegen müsste????
Speedy
Hat sich gelöscht
#44 erstellt: 04. Feb 2005, 10:54

fef schrieb:

Gibts vielleicht sonst noch was, was ich unbedingt mitkriegen müsste????


Nee, wenn Du weißt, das man Jazz anhand von Solos klassifizieren kann, bist Du auf der Spitze der Wissenspyramide angelangt
ugoria
Hat sich gelöscht
#45 erstellt: 04. Feb 2005, 11:02
@speedy

brüüüüülllll

Andi
ugoria
Hat sich gelöscht
#46 erstellt: 18. Feb 2005, 23:33
Es hat mir keine Ruhe gelassen, der Solo-Sch... ging mir gewaltig auf die Nerven, und so habe ich in den letzten Tagen nochmals die Miles Davis Biographie durchgelesen und mich auf seine elektrische Phase und speziell auf die Alben "Big Fun" oder auch Miles Davis "Isle of Wight" konzentriert und siehe da, ich zitiere:

Ich [Miles Davis] verzichtete immer mehr auf Soli in meiner Musik und bewegte mich in Richtung Ensemblespiel...ich verwendete jetzt oft das Wah-Wah-Pedal, weil ich an den Sound rankommen wollte, den Jimi [Hendrix] auf seiner Gitarre zustande brachte.

[Quelle: Miles Davis, Die Autobiographie, Heyne, Seiten 429 + 430].

Nichts anderes macht Molvaer, nur in einer noch moderneren Form.

Bin froh, dass ich da nicht abgelassen habe, da mir der Solo-Murks nicht aus dem Kopf ging.

Viele Grüße
Andi
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