Druckkammer und Resonanzfrequenz in WinISD

Der "Hubverlauf" stimmt mit der "simulierten Druckkammer" natürlich nicht mehr.
Das Programm weiß ja nicht, dass du nicht wirklich einen EQ nutzt, sondern den Anstieg von der Umgebung geschenkt bekommst. Für 12 elektronisch dazuequalizte dB bräuchte es natürlich eine Menge Hub.

Den Druckkammereffekt kannst du grob simulieren, indem du einen Peak von 7-9dB bei Fahrzeugreso/2 eingibst. (eigentlich ist's nicht die Fahrzeugreso, sondern die erste Raummode längs...)
12dB/8ve unterhalb der ersten Raummode wäre es in der Theorie, praktisch gibt's durch Verformung und Bewegung
der Blechteile/Scheiben/Undichtigkeiten/was auch immer Verluste, deshalb zwischen 7 und 9dB/8ve Anstieg zu tiefen Frequenzen hin.

Die Frequenz, ab der der Druckkammereffekt alleine wirkt, kannst du grob bestimmen, indem du die
längste Strecke von vorne nach hinten im Auto abmisst, die Schallgeschwindigkeit (343m/s) durch das Ergebnis teilst und das Ergebnis nochmals durch zwei teilst.

Das Ergebnis durch zwei geteilt und du hast deine Mittenfrequenz, die du in WinISD grob einbauen kannst.

Beispiel:

großes Auto -> 4m von Front- zu Heckscheibe:

343[m/s]/4[m]=85,75[1/s]
85,75[1/s]/2=42,875[1/s] -> ab hier ist's die "reine Druckkammer"
42,875[1/s]/2=21,4375[1/s] -> das wäre die Mittenfrequenz, bei der du die 7-9dB dazugibst

kleines Auto -> 2m von Front- zu Heckscheibe:

343[m/s]/2[m]=171,5[1/s]
171,5[1/s]/2=85,75[1/s] -> ab hier wieder die "reine Druckkammer"
85,75[1/s]/2=42,875[1/s] -> Mittenfrequenz

Das ist natürlich nur näherungsweise richtig, weil das Auto eben kein Wohnzimmer mit geraden Wänden ist.
Auch ist das Verhältnis von Länge zu Breite (zu Höhe) des Autos wohl nicht unwichtig.
Es gibt auch in Querrichtung (und in vertikaler Richtung) Raummoden im Auto.
Anhand der Messungen die ich bisher kenne, würde ich - das ich meine Schlussfolgerung, keine Gewährleistung für die Richtigkeit! - sagen, dass das Verhältnis von Länge zu Breite zu Höhe für den gleich - oder ungleichmäßigen Verlauf des Anstiegs zu tiefen Frequenzen hin wichtig ist.

Wie ich das meine:
Wenn du ein langes, und im Verhältnis dazu schmales Auto hast - Beispiel VW-Bus - liegen die Raummoden weit auseinander, es gibt einen "Einbruch" im Verlauf des Anstiegs zu tiefen Frequenzen hin.
Wenn du ein kurzes und im Verhältnis dazu breites Auto hast - jeder Kleinwagen...Polo, Corsa etc. - liegen die Moden nahe beieinander und ergänzen sich besser, bzw. löschen sich weniger aus. Der Verlauf des Anstiegs zu tiefen Frequenzen hin wird linearer.

Auf die Schnelle ein Bild, das meine Annahme vielleicht deutlicher macht:



Deshalb man zum Drücken wohl gerne würfelige Autos wie Fiat Panda o.ä. Das Ding ist nicht viel länger als hoch und breit, die Moden liegen sehr nahe beieinander. Man regt drei Moden mit einer Frequenz (mehr oder weniger)
an.
So...genug...ich muss schlafen. Gerade erst vom Arbeiten gekommen.
Vielleicht kannst du damit ja vorerst was anfangen.

Hi, ja damit kann ich schonmal sehr viel anfangen

Hab dazu nur ein paar Fragen:
Die Resonanzfrequenz sagt also nur aus, wo der Druckkammereffekt einsetzt...?
-> Ich brauche letztendlich nur den Druckkammereffekt zu simulieren, damit ich die gegebenheiten im Auto abbilden kann?

Wenn ich eine Limo mit einem angepassten BP fahre, dann muss ich wohl die Entfernung vom Port und Frontscheibe messen?
(Also anstatt von Scheibe zu Scheibe)

-enemy- schrieb:

Hab dazu nur ein paar Fragen: Die Resonanzfrequenz sagt also nur aus, wo der Druckkammereffekt einsetzt...?

Ab wann nur noch der Druckkammereffekt wirkt, bestimmt wie gesagt prinzipiell die erste Raummode der größten Fahrzeugdimension.
Oder ganz kurz:
Wenn Lamda/2 nicht mehr ins Auto passt.

Eine wirkliche Fahrzeugreso in dem Sinne gibt es imho nicht. Ich schreib' zwar selbst immer Fahrzeugreso, wenn jemand das Thema "DruKaEff simulieren" anspricht, aber das auch nur, damit ich mir die Schreiberei ersparen kann. Hier scheint's ja etwas "tiefer" zu gehen.

-enemy- schrieb:

-> Ich brauche letztendlich nur den Druckkammereffekt zu simulieren, damit ich die gegebenheiten im Auto abbilden kann?

Grob gesagt, ja.
Problem dabei ist eben, dass du nur sehr ungenau simulieren kannst. Es spielen zu viele Faktoren eine Rolle.
Als Schätzeisen taugt WinISD in Kombination mit etwas Rechnerei in dem Fall, Gewissheit gibt's nur mit der Messung der Übertragungsfunktion des Autos.

-enemy- schrieb:

Wenn ich eine Limo mit einem angepassten BP fahre, dann muss ich wohl die Entfernung vom Port und Frontscheibe messen?

Das sind dann die Dinge, die man bzw. ich nicht wirklich genau sagen kann. Das ist das Problem "Auto ist kein Wohnzimmer".
Da hilft tatsächlich nur Messen und/oder Testen.