Low-Filter/Subsonic/Rumpelfilter

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hulpa
Stammgast
#1 erstellt: 08. Aug 2009, 19:14
Hallo,

ich frage mich gerade, warum der Low-Filter bei vielen Klassikern oft so weit in den normalen Hörbereich reinreicht?

Wenn man als Hauptzweck für einen derartigen Filter annimmt, daß er Phono-Rumpel (bei meinem Dielenboden hauptsächlich Trittschall) rausfiltern soll, warum hat man die Filter der meisten Verstärkern/Receiver dann nicht so konzipiert, daß sie nicht auch noch gleich die Hälfte des Tiefbasses verschlucken?

Beispiel:
Kenwood KR-7600: -10dB bei 100Hz
--> Klang total verkrüppelt
Pioneer SX-737: -9dB bei 50Hz
--> schon besser, aber trotzdem hörbar
Tandberg TR-1000: -8dB bei 50 Hz
--> gleiche Frequenz wie der Pioneer, aber nicht hörbar

Ist es so schwierig, einen Filter zu bauen, der genau bei <40Hz greift?
Ich frage mich auch, welchen Zweck diese 100Hz-Filter damals hatten - einen Boliden wie den KR-7600 hat damals wohl kaum jemand mit Miniboxen á la 120-18000hz Frequenzbereich betrieben.

Ich kann mich noch an Receiver-Tests aus alten Hifi-Zeitschriften erinnern, in denen beurteilt wurde, ob bzw. wie weit der Rumpelfilter in den Hörbereich ragt. Mittlerweile scheint das irgendwie nicht mehr so das Thema zu sein, was mich etwas wundert.
M.Schopf
Stammgast
#2 erstellt: 08. Aug 2009, 20:53
Da finde ich den Universum 2500 spannend. Bei 10.000 hz greift der Filter im hörbaren Bereich, dadurch wird auch hochfrequentes Geräuschmaterial ausgefiltert, und Rauschen deutlich reduziert. Das ist für Tapes gut, schneidet aber auch etwas an der Qualität. Bei 20.000 hz hingegen ist das Ganze zwar minimal (oder gar nicht) hörbar, riegelt aber goldrichtig ab.

Außerdem ging es damals doch um den "will diese Funktion haben" Faktor. Ich glaube auch nicht, dass der Tiefton Filter eine starke Bedeutung hat, nur beim Plattenspieler soll es laut Heftchen Möglichkeiten des Infraschalls geben.


[Beitrag von M.Schopf am 08. Aug 2009, 20:58 bearbeitet]
oldiefan1
Inventar
#3 erstellt: 08. Aug 2009, 21:17
Da kann ich ja gleich noch weitere Daten anbringen!

Grundig hat es da offenbar besser gemacht:
Endverstärker A 5000 (Baujahr 1980/81):
Subsonic-Filter -10dB bei 7 Hz (-3dB bei 13 Hz)

Auch NAD Model 200 (Baujahr 1978) ist ordentlich;
Subsonic-Filter: -10dB bei 17 Hz (-3 dB bei 24 Hz)

Ich habe mal den Yamaha C-2/B-2 vermessen, dort lag die Einsatzfrequenz des Subsonicfilters auch sehr tief, so dass selbst ein Bass-Woofer nicht beeinträchtigt würde..

Die -10 dB bei 100Hz sind nicht typisch für einen Subsonic-Filter, sondern für einen "Low-Filter", den hat der NAD Model 200 noch zusätzlich (-10 dB bei 70 Hz).

Gruss,
Reinhard


[Beitrag von oldiefan1 am 08. Aug 2009, 21:18 bearbeitet]
hulpa
Stammgast
#4 erstellt: 08. Aug 2009, 21:26
Zwei Filter im tiefen Frequenzbereich, d.h. ein "echter" Rumpelfilter für Phono und ein "Low-Filter" um die 100Hz ist natürlich was feines - ich frage mich dennoch, warum so viele Hersteller einen 100Hz *anstelle* eines wirklich niedrigfrequenten Filters verbaut haben?

Anders gefragt: Wozu bzw. wann braucht man einen 100Hz-Filter?
Einen <40Hz Filter benötige ich jedenfalls. Der Pioneer hat eine richtig gutklingendes Phonoteil. Mich nervt nur, daß ich beim Herumlaufen im Zimmer diese Ausschläge bzw. diesen Hub im Tieftöner habe.
oldiefan1
Inventar
#5 erstellt: 08. Aug 2009, 23:13
Wann braucht man einen 100Hz Filter?
Praktisch nie!

We hört sich schon verbrummtes (Netzbrummen?) Material an, für das er so ein Filter ggf. brauchen könnte?


Ware ein "auch haben wollen/müssen" der 70iger/80iger. Hat aber auch damals keiner gebraucht.

Gruss,
Reinhard
hulpa
Stammgast
#6 erstellt: 08. Aug 2009, 23:48

oldiefan1 schrieb:
Wann braucht man einen 100Hz Filter?
Praktisch nie!


Sehe ich ja auch so. Aber warum hat man damals, als der Anteil von Plattenspielern noch viel größer war, nicht stattdessen auf <40Hz Filter gegen Rumpel und Trittschall gesetzt - der Nutzen war/ist doch viel höher...
sakly
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 09. Aug 2009, 06:34
Also die Subsonics, die an meinen Geräten dran sind, greifen alle bei deutlich unter 20Hz, also außerhalb des Hörbereichs.
Das sind ne Philips-Vorstufe und mehrere Pioneer-Vollverstärker. Baujahre um etwa '85.
marais
Stammgast
#8 erstellt: 09. Aug 2009, 07:21
Also da lob ich mir doch meinen Sharp Optonica SM-7100: Zwei Rumpelfilter, auch kombinierbar, mit Grenzfrequenzen von 15 und 30Hz. Der 15Hz-Filter ist bei mir permanent aktiv, stört bei Hochpegelquellen nicht und ist nötig, da der Verstärker selbst auch Gleichspannung verstärkt.

A.
oldiefan1
Inventar
#9 erstellt: 09. Aug 2009, 14:27

hulpa schrieb:

oldiefan1 schrieb:
Wann braucht man einen 100Hz Filter?
Praktisch nie!


Sehe ich ja auch so. Aber warum hat man damals, als der Anteil von Plattenspielern noch viel größer war, nicht stattdessen auf <40Hz Filter gegen Rumpel und Trittschall gesetzt - der Nutzen war/ist doch viel höher...


Das hat man meist schon.
Durchdacht konstruierte Geräte hatten den Frequenzgang des eingebauten Phono-Entzerrer-Vorverstärkers so abgestimmt, dass unterhalb von 50Hz der Frequenzgang steil abfiel. Der Subsonic-Filter war da also nicht-schaltbar fest eingebaut (z.B. bei Grundig Receivern und Vollverstärkern). Ein "Low-Filter" war dann ein zusätzliches Extra, das man aber - wie gesagt - eigentlich nie braucht.

Verstärker mit linearem Phono-Frequenzgang bis weit unter 40Hz und "nur" Low-Filter, der schon bei 50-100Hz einsetzt, sind eine Fehlkonstruktion!

Gruss,
Reinhard
The-Luxman
Hat sich gelöscht
#10 erstellt: 09. Aug 2009, 20:13
Zu tief geht aber auch: An einem Restek V2, den ich habe, habe ich die maximale Flankensteilheit erst ab 5 Hz abwärts gemessen. Gut bei Plattenwellen, zu tief für Tonarmresonanzen.
Archibald
Hat sich gelöscht
#11 erstellt: 10. Aug 2009, 07:07
Hallo Hulpa,

bei meinem Tandberg TR 2075 arbeitet das Low-Filter mit -3db bei 70 Hz und einer Flankensteilheit von 12 dB/Oktave. Die Nachfolger TR 2075 II und TR 2080 hatten meines Wissens ein Filter von -3db bei 30 Hz und einer Flankensteilheit von 12 dB/Oktave.

Wenn ich Dich richtig verstanden habe, möchtest Du einen Grund für ein Rumpelfilter im Hörbereich genannt bekommen.

In den Siebzigern waren Plattenspieler, die nur ein geringes Eigenrumpeln hatten, beileibe nicht selbstverständlich. Viele der damaligen "Rumpelstilzchen" hat Gott sei Dank die Zeit eingeholt und wir haben sie vergessen. Ein großer Thorens, Dual oder Technics war beileibe nicht selbstverständlich, auch wenn man aus dem ein oder anderen Thread heute einen anderen Eindruck gewinnen kann.

Das Problem der Eigenresonanz war nicht so bekannt wie heute. Mein erster "richtiger" HiFi-Plattenspieler war ein Lenco L 78 der werksseitig mit einem ADC VLM ausgerüstet war. Der Tonarm des Lenco ist "eher schwer", so dass das VLM mit seiner 35er Compliance, auch wenn es toll geklungen hat, möglicherweise nicht der richtige Spielpartner war.

Die Schallplatten (und hier besonders die billigeren Import-Platten) waren nicht unbedingt unter Hi-fidelen Gesichtspunkten hergestellt worden, Pressfehler wie Höhenschlag, ungenaue Zentrierung etc. waren nicht ungewöhnlich. Bei seinerzeit 5 DM Taschengeld/Woche (erste Hälfte der Siebziger) habe ich mir sehr gut überlegen müssen, ob ich mir eine deutsche Pressung für 20 DM oder eine ausländische Pressung für weniger leiste.

Die Frequenzen unterhalb 100 Hz werden in der klassischen und auch der sonstigen akustischen Musik praktisch nicht verwendet. Der tiefste Ton eines Kontrabasses oder Kontrafagotts liegt bei ca. 50 Hz und hat in der Praxis kaum eine Bedeutung. Darüber hinaus gibt es das Phänomen der "virtuellen Bässe", was bedeutet, dass unser Gehör bei vorhandenen Obertönen in der Lage ist die nicht vorhandenen Grundtöne trotzdem zu simulieren, wenn auch nicht mit der Intensität des Originaltons.

Auch wenn ich mir jetzt wahrscheinlich Prügel einfangen werde : Bei sehr vielen LPs darf man froh sein, wenn ein Frequenzbereich zwischen 100 Hz und 13 kHz echt und ehrlich aufgezeichnet ist, die Frequenzen darüber und darunter wurden sehr oft "herausgemischt" um Verzerrungen zu verringern. Nichts desto trotz höre ich mein "schwarzes Gold" sehr gerne, allerdings behaupte ich nicht, heute noch das Gehör eines Säuglings zu haben . Was würde es mir des weiteren nützen, wenn die entsprechenden Frequenzen schon nicht auf dem Medium sind ? Wenn man sich (auch hier im Froum) darauf konzentrieren würde, Musik zu hören an Stelle von Tönen würde manches Thema etwas gelassener diskutiert. Der musikalisch relevante Hörbereich ist sehr viel begrenzter als der physiologisch mögliche, sei er nun eingebildet oder tatsächlich vorhanden. Wie oben gesagt, ist meine Empfehlung, gelassen an das Thema "Frequenzgang" heranzugehen.

Was das Low-Filter an meinem Receiver angeht : Es bleibt praktisch immer ausgeschaltet, von daher spielt die Einsatzfrequenz bei mir eigentlich keine Rolle.

Gruß Archibald


[Beitrag von Archibald am 11. Aug 2009, 04:48 bearbeitet]
hulpa
Stammgast
#12 erstellt: 10. Aug 2009, 14:33
Hallo Archibald,

vielen Dank für deinen informativen Beitrag!

Mir ging es einerseits um Rumpelfilter, andererseits aber auch um die Filterung des Trittschalls. Wenn ich in meinem Zimmer (Altbau mit Dielenboden) umherlaufe, dann habe ich starke Ausschläge an meinen Tieftönern. Alles im unhörbaren Bereich. Wenn man nur dies rausfiltern könnte, dann würde mir das schon reichen. Beim NAD PP2 greift der Filter nur in diesem Bereich. Aber ich habe keine Lust, den NAD anstelle des exzellenten Phonoteils des Pioneer zu verwenden. Gibt es sonst noch irgendwelche Vorschaltfilter, die sich nicht zu negativ auf die Impedanz auswirken?
Oder sollte man sich wegen des Trittschalls nicht zu viel Sorgen machen bzw, ist dieser garnicht boxenschädigend?
Archibald
Hat sich gelöscht
#13 erstellt: 11. Aug 2009, 04:47
Hallo Hulpa,

das Problem habe ich, Gott sei Dank, nicht mehr. Seinerzeit habe ich es dadurch gelöst, dass ich meinen Plattenspieler durch einen an der Wand befestigten Regalboden vom Zimmerboden entkoppelt habe. Regalleisten, -winkel und -böden gibt es in fast jedem Baumarkt und vielen Möbelgeschäften. Mit ein wenig Geschick und je nach den Gegebenheiten kann es sein, dass die separate Befestigung deines Laufwerks optisch nicht oder nur wenig (will heißen "nicht störend") auffällt.

Gruß Archibald
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