Der umfassende "Receiver-Klassiker-Service-Thread"

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Django8
Inventar
#1 erstellt: 24. Jul 2006, 09:13
Da hier im Forum immer wieder Fragen gestellt, werden wie "Habe einen Receiver gekauft, der ein paar Macken hat – wie kann ich diese beheben?" oder "Worauf muss ich bei Kauf von Receivern (aus technischer Sicht) achten?", dachte ich, dass es ggf. hilfreich wäre, die "Standardantworten" auf solche Fragen in einem Thread zusammenzustellen. Ich fange mal mit was "Einfachem" an (meine Elektronikkenntnisse sind leider derzeit noch sehr bescheiden, aber ich arbeite dran, indem ich mich gerade in dieses Thema einlese): Das Inbetriebnahmeprozedere (dazugehörige Frage "Ich habe soeben aufm Flohmarkt für 25 € einen Receiver erworben. Das Teil hat zwar einen ersten Einschalttest bestanden, ich bin aber noch nicht sicher, ob alles okay ist. Wie gehe ich nun vor?).
1. Erster Einschalttest: Receiver einschalten, schauen, ob was geht (Beleuchtung etc.). Falls ja: Einen CD-Player oder dergleichen anschliessen, und mit Kopfhörern testen, ob das Teil Sound von sich gibt.
2. Mit Lautsprechern testen: Zuerst messen, ob an den Lautsprecher-Ausgängen eine (zu hohe) Gleichspannung anliegt – sonst gehen ggf. die Lautsprecher drauf, falls mit dem Verstärker was nicht stimmt.
3. Gerät öffnen: Falls man einen Receiver in (japanischer) "Standardbauweise" hat (wie z.B. diesen hier: http://www.oaktreeen...o_Receiver_web.jpg), geht das Öffnen i.d.R. immer etwa gleich: Zuerst den "Deckel" abnehmen (dieser umfasst meistens auch die Seiten). Dann kommt man an die Schrauben, mit welcher die Frontplatte am Rahmen befestigt ist. Diese lösen. Dann alle Schalter etc. abziehen. Meistens befinden sich hinter mindestens zwei Drehschaltern Muttern, welche die Frontplatte zusätzlich "festhalten". Diese mit dem Schraubenschlüssel lösen und entfernen (vorsichtig sein, damit man das Gehäuse nicht verkratzt). Jetzt kann die Frontplatte entfernt werden. Anschliessend kann noch das Bodenblech abgeschraubt werden.
4. Gerät reinigen: Fontplatte und Schalter in mit Putzmittel versetztes Wasser einlegen (8-ung: Kein zu aggressives Reinigungsmittel nehmen – sonst geht die Schrift ab!). Falls es seitliche Holzteile hat (wie beim oben abgebildeten Receiver), müssen diese natürlich zuerst von der Frontplatte entfernt werden. Die Holzteile mit Möbelpolitur reinigen. Die Bodenplatte und der Deckel (sofern dieser aus Blech und nicht aus Holz ist), können analog der Frontplatte gereinigt werden. Aber 8-ung: Gut abtrocknen, da diese Bleche ziemlich rostanfällig sein können. Die Skalengläser mit einem guten Glasreiniger (empfehlenswert sind z.B. solche für Brillengläser) streifenfrei reinigen. Anschliessend kommt die Innenreinigung: Dazu ist Druckluft (aber nicht zu stark einstellen natürlich) am besten geeignet. Wer keine Druckluft zur Verfügung hat, kann auch (vorsichtig) den Staubsauger verwenden. Das Ziel ist es, das Gerät innen vom Staub zu befreien und zwar oben wie auch unten (daher muss das Bodenblech entfernt werden). Nun kann man (wenn nötig) mit einem in Alkohol getränkten Tuch noch einzelne Bauteile von Hand reinigen.
5. Der Lampen-Check: Schauen, ob alle Lämpchen noch gehen. Falls nicht: Ersetzten. Ich empfehle, bei der Skalenbeleuchtung immer gleich alle Lämpchen zu ersetzten, wenn eines kaputt ist, da der nächste Ausfall i.d.R. nicht lange auf sich warten lässt.... Wenn man Glück hat, sind die Lämpchen gesteckt (z.B. bei den Marantz- und den Pioneer-Receiver mit der blauen Skala), ansonsten muss man löten. Die "Indikator-Lämpchen" (z.B. für Stereo oder die Quellenanzeige) sind i.d.R. immer gelötet (da muss man halt durch, aber es lohnt sich auf jeden Fall!).
6. Der Kontakt-Check: Alle Schalter etc. betätigen und kontrollieren, ob sich irgendwo ein Kontaktproblem bemerkbar macht. Falls ja, ist der entsprechende Schalter mit Kontaktspray zu reinigen und dann mehrmals (d.h. ca. 100 Mal) zu betätigen. Dasselbe gilt für die Potis. Wie das geht, wurde im Forum bereits zur Genüge besprochen (hat zufälligerweise gerade jemand einen passenden Link?), so dass ich hier nicht weiter darauf eingehen möchte.
7. Den Balanceregler so einstellen, dass beide Kanäle gleich laut sind (und dann wenn möglich so auf den Poti Stecken, dass er wieder 12 Uhr anzeigt): Das Gerät auf "Mono" schalten und zuerst mit Kopfhörern schauen, ob beide Kanäle bei mittig eingestellter Balance exakt gleich laut sind. I.d.R. ist das nicht ganz der Fall – d.h. eine gewisse Abweichung ist praktisch immer der Fall (ich würde mal meinen, eine Balance-Regler-Abweichung bis maximal 30 Grad ist noch kein Grund zur Beunruhigung). Meistens liegt die Ursache für eine "schiefe" Balance" irgendwo im Vorverstärker – ohne das Auswechseln von Bauteilen lässt sich aber leider kaum was beheben. Danach den gleichen Check noch mit eingeschalteten Lautsprechern machen. Stimmt die Balance über Kopfhörer, nicht jedoch über Lautsprecher, so liegt die Ursache in der Endstufe.
8. Justierung der Tunerskala: Oft zeigt die Tunerskala nach vielen Jahren nicht mehr die richtige Frequenz an. Dies lässt sich einfach beheben, in dem das Rad, das am Drehkondensator befestigt ist und um welches das Skalenseil gewickelt ist, löst und von Hand auf der Achse wieder in die richtige Position dreht. Dazu orientiert man sich am besten an einem Sender möglichst in der Mitte der Skala (d.h. bei 98 MHz). Sollte der Tuner (während dem Sendereinstellen) Knacksen und dergleichen von sich geben, empfiehlt es sich, den Drehkondensator nochmals gründlich vom Staub zu befreien, oft hilft zudem auch ein mehrmaliges Hin-und-her-Drehen des Tuners von einem Ende der Skala ans andere.
9. Manchmal machen die Einschalt-Relais Probleme – d.h. sie schalten nicht mehr oder erst nach langer Zeit. Wenn man sicher ist, dass die Ursache nicht an einer defekten Endstufe, sondern am Relais liegt, empfehle ich, dieses zu entfernen und dauerhaft zu überbrücken. Dann hat man Ruhe!
So, das wär's vorerst mal von meiner Seite. Ich hoffe natürlich, dass nun auch von Euch viele Tipps und Reparaturanleitungen folgen, so dass dieser Thread wirklich "umfassend" wird, wie dies im Titel angekündigt wurde. Schön wären z.B. Tipps zu Themen wie "was kann man machen, wenn der Verstärker rauscht?", "es haut immer die Sicherungen raus" oder "ein oder beide Kanäle sind stark verzerrt".
Voice_of_the_theatre
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 24. Jul 2006, 10:51
Schöner Thread,
haber meines eraschtens machst du hier einen kapitalen Fehler:


Django8 schrieb:
9. Manchmal machen die Einschalt-Relais Probleme – d.h. sie schalten nicht mehr oder erst nach langer Zeit. Wenn man sicher ist, dass die Ursache nicht an einer defekten Endstufe, sondern am Relais liegt, empfehle ich, dieses zu entfernen und dauerhaft zu überbrücken. Dann hat man Ruhe!



Das relais ist teil der Schutzschaltung. Beim Überbrücken setzt du diese Auserbetrieb was zum Zerstören der Endstufe und/oder der lautsprecher führen kann (ziemlich bestimmt wird.)

Auser dem Schutz dieses Relais dich auch vor dem Einschalt"Plopp". welcher nicht besonders gut für die LS sind. Das Relais gint also erst die LS-ausgänge frei wenn sich die Betriebsspannungen stbilisert haben und keine DC-Spannung am Ausgnag liegt.

Desweitern ist solch eine "Reperatur" (eigentlich kann ich das Wort im zum Sammenhang mit solch einer Tat gar nicht benutze) sehr stümperhaft!!!!

Ansonsten ist die Idee für diesn Thread gut.

Gruß
Voice of the theatre
Django8
Inventar
#3 erstellt: 24. Jul 2006, 12:11

Das relais ist teil der Schutzschaltung. Beim Überbrücken setzt du diese Auserbetrieb was zum Zerstören der Endstufe und/oder der lautsprecher führen kann (ziemlich bestimmt wird.)

Auser dem Schutz dieses Relais dich auch vor dem Einschalt"Plopp". welcher nicht besonders gut für die LS sind. Das Relais gint also erst die LS-ausgänge frei wenn sich die Betriebsspannungen stbilisert haben und keine DC-Spannung am Ausgnag liegt.

Desweitern ist solch eine "Reperatur" (eigentlich kann ich das Wort im zum Sammenhang mit solch einer Tat gar nicht benutze) sehr stümperhaft!!!!


Ich habe das schon gemacht und es hat sich bewährt ("Plopp" macht es auch nicht beim Einschalten). Es jedem Einzelnen überlassen, ob er das machen will oder nicht. Solange am LS-Ausgang keine DC-Spannung anliegt (was sich ja einfach messen lässt), sehe ich da keine Probleme. Wer sich die Zeit nehmen will, ein passendes Relais aufzutreiben, dafür Geld auszugeben, um es schliesslich mühsam reinzulöten, kann das machen. Mir wär's das jedenfalls nicht wert.... Zudem: Viele Receiver haben standardmässig gar kein Einschaltrelais. Insofern dürfte man diese Geräte ja gar nicht verwenden, da ständig die Gefahr besteht, dass man die LS killt ! Wie gesagt: Da muss jeder selber wissen, was er macht, wenn das Relais nicht mehr schaltet . Bei Geräten, welche nicht gerade ein Vermögen wert sind, würde ich aber die "schmeiss-das-Relais-raus"-Methode durchaus in Betracht ziehen.
Voice_of_the_theatre
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 24. Jul 2006, 12:15
Wenn du meinst ...

Ich als Elektroniker (hoffentlich bald Meister; vor 14 Tagen Meisterprüfung) rate DEFINITIV davon ob.

Relais sind in der Regel aufzutreiben und auch motierbar.

Aber wie schon geschrieben, wenn ein Fehler auftritt kann es nicht mehr schalten.
Oder hast du permament ein Messgerät am Augang?
Wer schaltet im Zweifel schneller DU oder ein Relais?

Gruß
richi44
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 24. Jul 2006, 12:22
Ob es ratsam ist, das Relais zu überbrücken, hängt vom einzelnen Gerät ab.

Vereinzelt waren die Relais zur Lautsprecherschaltung verwendet, wenn mehrere Lautsprecherpaare eingeschaltet werden konnten, teils sogar mit Serieschaltung, sobald 2 Paare gleichzeitig betrieben wurden.

Meistens waren die Relais aber als "Plop-Schutz" verwendet. Dies gilt vor Geräte aus den Siebzigern, wo symmetrische Speisung noch nicht Standard war.

Bis in die Achtziger war es nicht üblich, die Lautsprecherausgänge auf DC zu überwachen und somit war eine Schutzschaltung eher selten.
Voice_of_the_theatre
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 24. Jul 2006, 12:38

richi44 schrieb:

Bis in die Achtziger war es nicht üblich, die Lautsprecherausgänge auf DC zu überwachen und somit war eine Schutzschaltung eher selten.


Also bei meinen marantzen ist fast durchgängig der fall.
dicko1
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 24. Jul 2006, 12:44
Bei mir hatten bisher auch alle klassischen Receiver ein LS-Relais - bis auf die Harman/Kardons.

Gruß, Dirk
Django8
Inventar
#8 erstellt: 24. Jul 2006, 12:52

Ich als Elektroniker (hoffentlich bald Meister; vor 14 Tagen Meisterprüfung)

Okay, das ist ein Argument und ich will einem Fachmann auch nicht widersprechen. Meine Erfahrung: Habe vor einem guten Jahr das Relais aus meinem Kenwood KR-6400 ausgebaut, da gar nix mehr ging (auch nicht über Kopfhörer). Danach keine DC-Spannung messbar war, habe ich's riskiert und Lautsprecher angehängt. Der Receiver ist i.d.R. täglich im Einsatz und bisher hatte ich nie Probleme (auch die Lautsprecher sind noch ganz). Okay, vielleicht hatte ich aber auch einfach nur Glück (Holz anfassen)....
Django8
Inventar
#9 erstellt: 24. Jul 2006, 12:56

Bei mir hatten bisher auch alle klassischen Receiver ein LS-Relais - bis auf die Harman/Kardons.

Von meinen Pioneers hatten weder SX-424, noch der SX-626 ein Relais. Auch der Marantz 2230 hat kein Relais. Von meinen Receivern hatte bisher nur der Kenwood KR-6400 eines (das ich aber rausgenommen habe ).
Voice_of_the_theatre
Hat sich gelöscht
#10 erstellt: 24. Jul 2006, 14:16

Django8 schrieb:
Okay, vielleicht hatte ich aber auch einfach nur Glück (Holz anfassen)....



am besten das Holzgehäuse?!?!?!

Liebe grüße
Schnullimaus
Ist häufiger hier
#11 erstellt: 28. Jul 2006, 16:10
Hallo allerseits,

1.
also ich würde auch nicht das Relais überbrücken.
Immerhin handelt es sich auch um alte Schätzchen,
die vielleicht einiges hinter sich haben und wohl im Laufe der Zeit technisch gesehen nicht besser geworden sind.
Wenn eine Endstufe defekt geht (die Wahrscheinlichkeit
dafür schätze ich bei einem 30 Jahe alten Gerär unbekannter
Vorgeschichte höher ein) geht mit Sicherheit auch
der Lautsprecher kaputt.

2.
würde ich NIEMALS bei einem unbekannten Gerät
den Kopfhörer beim testen aufsetzen! Falls das Gerät
doch einen defekt hat (oder krachende Potis) kann es
einem die Trommelfelle zerblasen!

3.
wenn möglich, sollte man so ein Gerät mit einem Stelltrafo
langsam hochfahren. Die Isolationsschicht in den Elkos
kann sich im Laufe der Zeit abbauen, wenn das Gerät nicht
in Betrieb ist. Hartes Einschalten führt dann schnell zur Katastrophe. Beim langsamen Hochfahren der Spannung
(und ggfs bei 25 % - 50 % - 75 % jeweils einige Minuten
verweilen) baut sich die Isoschicht wieder auf.

Gruß
Stephan
MAC666
Inventar
#12 erstellt: 28. Jul 2006, 16:46

Falls ja, ist der entsprechende Schalter mit Kontaktspray zu reinigen und dann mehrmals (d.h. ca. 100 Mal) zu betätigen.


Nja, meiner bescheidenen Meinung nach kann Kontaktspray auch mehr zerstören als nützen... Bringt kurzzeitig Heilung, dafür kann es später aber schlimmer werden...

Wobei ich es auch nicht dramatisieren würde, aber bei einem teuren Schätzchen würde ich mir das zweimal überlegen...
ruesselschorf
Inventar
#13 erstellt: 28. Jul 2006, 17:57

richi44 schrieb:

Bis in die Achtziger war es nicht üblich, die Lautsprecherausgänge auf DC zu überwachen und somit war eine Schutzschaltung eher selten.


Hi richi44, die meisten direkt gekoppelten Endstufen/receiver die ich kenne, angefangen beim Marantz 2270 von 1971 hatten eine DC Überwachung/Abschaltung per Relais. Zumindest die größeren Modelle von Marantz/Pioneer/Sansui der 70er Jahre.

Hi Diango, glaube Dir deine guten Erfahrungen mit dem gebrückten Relais, solange der Verstärker nicht kaputt geht ist alles easy - genauso kannst Du aber den airbag im Auto abklemmen und darauf vertrauen dass Du immer rechtzeitig bremmst....

Gruß, Helmut
Django8
Inventar
#14 erstellt: 31. Jul 2006, 06:03

Wobei ich es auch nicht dramatisieren würde, aber bei einem teuren Schätzchen würde ich mir das zweimal überlegen...

Und was würdest Du sonst tun? Ich meine, irgendwie muss man das Problem ja beheben.


genauso kannst Du aber den airbag im Auto abklemmen und darauf vertrauen dass Du immer rechtzeitig bremmst....

Na ja, ich würde nun die Tragweite eines defekten Receivers oder eines Lautsprechers nicht gerade mit einem Aufprall ohne Airbag vergleichen....
MAC666
Inventar
#15 erstellt: 31. Jul 2006, 08:40
Also, es gäbe die (aufwendige) Möglichkeit, die Potis und Schalter auszulöten, zu demontieren und im Untraschallbad zu reinigen. Aber für mich auch alles blanke Theorie...

Oder erst mal Druckluft probieren...

Ich denke, letztendlich würde ich auch vorsichtig zum Kontaktspray greifen. Hatte bisher nicht den Fall, dass ein Poti geschwächelt hätte...
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