Das Innenleben von Lautsprecherchassis

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audiofisk
Inventar
#1 erstellt: 19. Feb 2005, 12:20
Hallo Ihr alle.

Da mich schon lange interessiert,
wie unsere Lautsprecher innen aussehen,
welche Materialien wie verwendet werden,
wie die Dimensionierung aussieht usw.,
kurz: wie High die Tech wirklich ist,
starte ich also einen Thread über die Innereien von Chassis.

Da es einige Gelegenheiten gibt, bei denen man Einblick
gewinnt (Reconen, Membran(schwingspulen)Einheit tauschen),
habe ich Hoffnung, das im Laufe der Zeit einiges an Infos zusammenkommt.

Die beste Gelegenheit ohne zusätzliche Kosten ist natürlich das folgenlose Sezieren eines defekten Lautsprechers.

Damit will ich auch mal starten:
ein Hochtöner, Braun LC 2 von 1975, 4 Ohm Nennimpedanz.



Montageplatte 80x120 mm aus Aluminium.
Lackierung rudimentär, alle Schrauben waren mit Lacktropfen gesichert.

Die Drahtenden der Schwingspule sind über die Front zu
Löbuchsen geführt.
Der Draht ist in Kleber fixiert.
Die Kalotte selbst ist aus Gewebe, großzügig und nicht ganz
gleichmäßig mit Harz getränkt.
Das Harz ist immer noch 'klebrig', also auch weich.
Nicht schlecht nach 30 Jahren.
Durchmesser am Fuss des Doms: ca. 26 mm.
Höhe: ca. 9,5 über der Sicke/Zentrierung.
Die Frontplatte ist 2mm dick, die Kalotte steht also 7,5 mm nach vorn über.

Aufgeklappt:
war nicht ganz einfach, da die Schwingspule im Luftspalt
verbacken war.
Der Grund ist unten zu sehen: Schmauchspuren vom zu heftigen Anrauchen.

Seitlich die Lötbuchsen, innen als Öse ausgeführt.
Eine weitere, dünne Aluplatte liegt zwischen Front und
Magnet.
Die Membran der Kalotte ist mit der Front fest verklkebt.
Ein freier Bereich von ca. 3mm Breite rund um den Kalottendom dient als Sicke und Zentrierspinne gleichzeitig.


Die Brandspuren noch einmal größer.
Der Schwingspulenträger ist aus Papier, einlagig,
die Überhitzung hat dieses verbrannt.
Auf ca. 30 % des Umfanges ist ein Riß entstanden.


Noch einmal schön der Sickenrand und die Bedämpfung
des Kalottendomes durch einen rel. fluffige Glasfaserknubbel.


Die Glasfaser war (ist) komplett mit der Membran verklebt.
Da kein zusätzlicher Kleber erkennbar ist,
wird das durch das Harz erreicht worden sein.
Evtl. ist das auch ein Nebeneffekt, der nicht beabsichtigt
war.


Der papierne Schwingspulenträger ist aus einem Diagonal
geschlitzten Streifen erstellt.
Der Durchmesser beträt 25(,4)mm.
4 mm stehen für die Spule zur Verfügung, ca. 2-3 waren
für die mehrlagige Spule genutzt. Anzahl der Lagen und
die tatsächliche Wickelhöhe können nur aus den Spuren geschätzt werden.
Der Papierstreifen hat eine Gesamthöhe von etwa 5,3 mm,
1,3 mm stehen also für die Verklebung mit der Membran zur Verfügung.


Der Magnet:
Durchmesser 71 mm, Stärke 15 mm.
Die untere Polplatte ist 5,5 mm dick.
Die obere 3,5 mm. (Bei der Bezeichnung bin ich etwas unsicher, berichtigt mich bitte, falls das falsch ist).


In der unteren Polplatte ist zu erkennen, wo der Kern
mit der Platte verpresst wurde.
Durchmesser der Verpressung ca. 12 mm.


Blick von der Seite der Schwingspule her ('oben').
Der Luftspalt ist sehr schmal, < 0,5 mm mit meiner unzureichenden Meßmethode.
Der Kern hat einen Durchmesser von ca. 25 mm,
was das Ganze knapp, aber stimmig erscheinen läßt.
Der Kern steht 0,5 mm über die Polplatte hinaus
in den Domraum der Kalotte hinein.

Die Gesamtlänge des Spulendrahtes beträgt 212 cm,
die Stärke kann ich leider nicht messen.

Klanglich und von der Auflösung bin ich (von meinen funktionsfähigen beiden Exemplaren) ganz angetan,
in Wirklichkeit sogar positiv überrascht.
Der Aufbau mit so einfachen Materialien,
allerdings genau und routiniert durchgeführt hat mich ebenso überascht. Innen zeugt vieles von einem
gewissen Genauigkeitsanspruch.
Montagehilfen wie z.B. eine Zentrierhilfe fehlen ganz,
was durchaus in die Zeit des Designs des Lautsprechers
(etwa 1968?) passt. Facharbeit war gefragt.
Manche Details an der Oberfläche (=sichtbar) sind regelrecht lieblos ausgeführt.
Form follows Funktion? Im eingebauten Zustand war der
LC 2 hinter einem silbernen Gitter verborgen und tarnte sich mit seinem schwarzen Anstrich.
Solch ein Aussehen gibt es heute wohl kaum noch in dieser Form.
Zumindest aussen ist inzwischen alles nett anzusehen.

Die technischen Elemente kann ich noch nicht so recht
einschätzen, da mir einfach Vergleiche und Übersicht
noch fehlen.


So, das soll es fürs erste mal sein.
Fragen, Anmerkungen, Korrekturen: alles Willkommen.
Vielleicht kommt ja mittelfristig eine angeregte Diskussion
über die Technologie von Lautsprechern zu Gange.

]-audiofisk°<


[Beitrag von audiofisk am 19. Feb 2005, 12:36 bearbeitet]
lens2310
Inventar
#2 erstellt: 19. Feb 2005, 20:25
Auf was genau willst Du hinaus ? Wir können ja schlecht unsere (teuren) Chassis auseinandernehmen.
Cantare
Stammgast
#3 erstellt: 20. Feb 2005, 00:26
Hallo Audiofisk,

wo kommst du her?
Ich kann dir mal zeigen wie man Chassis baut, wenn es dich interessiert.

Grüsse

Andreas
audiofisk
Inventar
#4 erstellt: 20. Feb 2005, 10:09

lens2310 schrieb:
Auf was genau willst Du hinaus ? Wir können ja schlecht unsere (teuren) Chassis auseinandernehmen.


Oh, bloß nicht. So war das nicht gemeint.
Laßt die guten Schätzchen lieber Musik wiedergeben.

Mein Gedanke war, das wenn schon ein Totaldefekt vorliegt,
das Sezieren dem Lautsprecher nicht mehr schadet und vielleicht Interessantes ans Tageslicht bringt.

Oder wenn eine Reperatur notwendig wird, kann man auch
mal eben die Eckpunkte dokumentieren (sezieren entfällt dann natürlich).

Habe inzwischen schon einen Hochtöner gesehen,
der gar keine Schraube mehr enthält...

]-audiofisk°<
audiofisk
Inventar
#5 erstellt: 20. Feb 2005, 10:12
@Cantare:

Aus Ruhrstadt.
Also nicht weit weg von Marl.

Würde mich auf jeden Fall interessieren.
PM?

Grüße,
Thomas
sakly
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 20. Feb 2005, 12:52
Ich habe ein komplett in Einzelteile zerlegtes 8" Basschassis von Grundig im Keller. Bei Bedarf kann ich davon Fotos machen und hier einstellen (falls auch Bedarf mit Erklärungen).
audiofisk
Inventar
#7 erstellt: 20. Feb 2005, 15:30
@sakly:
das wär genau, was ich mir vorstelle.

Wenn Du also Lust und Zeit hast: immer her damit.

Danke,
]-adiofisk°<
sakly
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 20. Feb 2005, 15:36

audiofisk schrieb:
@sakly:
das wär genau, was ich mir vorstelle.

Wenn Du also Lust und Zeit hast: immer her damit.

Danke,
]-adiofisk°<


Jau, mach ich dann. Allerdings kann ich nicht versprechen, dass das heute noch geht, da das Chassis in einem Regal eingepfärcht liegt, an das ich schlecht rankomme
Ich gehe gleich mal runter und schaue, ob ich rankomme...
audiofisk
Inventar
#9 erstellt: 20. Feb 2005, 15:51
Danke schon mal.

Nur nicht hetzen...
auf ein paar Stunden oder Tage kommt es mir nicht an.
Wenigstens es kommen überhaupt Infos zusammen.

]-audiofisk°<
sakly
Hat sich gelöscht
#10 erstellt: 20. Feb 2005, 16:12
Naja, hab's eben aus dem Regal gefummelt

Bild 1: das Chassis aus Vogelperspektive.


Seitenasicht:


Mit abgenommener Papiermembrane, was durch Auftrennen der Gummisicke geschehen ist:

Schön sichtbar sind hier im Korb jetzt die Zentrierspinne und der inliegende Schwingspulenträger mit Schwingspule (die man allerdings nicht sieht).

Mit entfernter Zentrierspinne:

Jetzt zeigt sich die Verbindung des Korbes zum Magenten, hier eine Nietverbindung. Der Schwingspulenträger steckt noch im Luftspalt des Magneten.

Zuletzt der entnommene Schwingspulenträger mit Schwingspule (roter Wickeldraht) und der dann leere Korb:


In der Seitenansicht (etwas schlechtes Bild):

Diese Teile werden einfach miteinader verklebt und dann zentriert in den Korb eingeklebt.

Nochmal ein schlechtes Bild vom Luftspalt, damit man sieht, wie klein diese Spalte sind:


Nur als Anmerkung:
Ich habe das Chassis nicht aus Spaß an der Freude auseinandergenommen, die Spule war durch Überlastung durchgebrannt. Als Anschauungsmaterial durchaus brauchbar

Falls zu bestimmten Teilen oder Fotos Fragen sind, einfach stellen.
das_n
Inventar
#11 erstellt: 20. Feb 2005, 16:28
ich hab mal eher ne generelle frage, mit was für einem klebstoff wird die schwingspule in der regel an den konus geklebt? da ist doch ziehmlich viel zu halten, oder?
sakly
Hat sich gelöscht
#12 erstellt: 20. Feb 2005, 16:33

das_n schrieb:
ich hab mal eher ne generelle frage, mit was für einem klebstoff wird die schwingspule in der regel an den konus geklebt? da ist doch ziehmlich viel zu halten, oder?


Klar muss der Kleber da schon ordentlich was halten. Welche Kleber da verwendet werden, hängt von jedem Hersteller ab. Da haben wohl alle ihre besonderen Kleber, denke ich. Generell werden in der Industrie ja eh andere Kleber verwendet, als man zu Hause für die Spielsachen hat...
Ich weiß nur, dass das Zeug klebt ohne Ende, denn ich habe die Gummisicke nicht vom Korb abbekommen! Nichtmal, als die Membrane schon raus war...
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