alter Marantz vs neuer Vincent

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Richard3108
Inventar
#1 erstellt: 28. Mrz 2011, 12:31
Mein Freund hat aus einer alten Kiste im Keller einen verstaubten Marantz 1122 DC ausgegraben und prompt habe ich vorgeschlagen, ihn doch mal gegen meinen Vincent 234 antreten zu lassen. Der Marantz stammt aus zweiter Hälfte der 70er, der Vincent ist drei Jahre alt. Ich war sehr gespannt, wie sich die alte Garde gegen den Chinesen schlagen würde, mit dem ich nicht 100% zufrieden bin.
LS sind Dali Helicon 400 Mk2 (sehr verstärkerfreundlich), Zuspieler Vincent S3.

Es war ein kurzer Test mit nur einigen Liedern:
- Down the Hole von John Campbell
- Stimela von H. Masakela
- Wonderland von Nils Lofgren
- Kreutzersonate mit Argerich/Repin

Also im Vergleich zum China-Mann hatte der Marantz den Bass überhaupt nicht im Griff, er war schwammig, langsam, klang lange nach, alles andere als trocken. Im ersten Lied mit einer sehr prägnanten Basslinie am Anfang hat es sogar leicht gedröhnt. Bei Stimmela zeigte sich, dass der Marantz die Dynamiksprünge nur mühsam umsetzt, es war überhaupt kein Schub dahinter. Bei lauten Passagen haben sich die Chassis nach vorne bewegt, wie ich es noch nicht gesehen habe.
Bei Lofgrens akustischer Gittare hat es auch leicht gedröhnt, ich meine es war nicht deutlich hörbar, ich musste mit dem Ohr nah an den LS gehen, um es wahzunehmen. Am schlimmsten war es aber als das Klavier in der Kreutzersonate einsetzte, man hörte ständig ein Bzzz-Geräusch im Hintergrund.
Die Räumlichkeit war beim Marantz OK und zumindest bei unserem kurzen Test nicht auf Anhieb auszumachen, dass es schlechter war als beim Chinesen. Vielleicht hätte ich noch etwas länger hören müssen, um Unterschiede auszumachen.
Ich bin ja schon bei der Umsetzung von Dynamiksprüngen mit dem Vincent nicht ganz zufrieden, aber der Marantz war dagegen das Grauen.

Das Bzz-Geräusch und das leichte Dröhnen ist wohl dem Alter des US-Japaners geschuldet, vielleicht müsste irgendwas ausgetauscht werden? Irgendwelche Tipps?

GRUSS
audiophilanthrop
Inventar
#2 erstellt: 28. Mrz 2011, 16:51
Klarer Fall: Da mußt du mal den General überholen lassen. Der Marantz (dessen schaltungstechnisches Innenleben übrigens noch ziemlich nach US aussieht) dürfte einige der Standard-Alterswehwehchen zu bieten haben, die man bei Klassikern so findet. Längere Lagerung im Keller heißt normalerweise Kontakthorror - das ist der denkbar ungeeignetste Platz. (Feuchtigkeit!)

Checkliste:
0. Einen Schaltplan leidlicher Qualität findet man leicht im Netz.
1. Schalter LOUDNESS und TONE DEFEAT sollten sauber sein, nötigenfalls mit ein bißchen Oszillin oder Kontakt 61 nachhelfen. Pre-Out und Main-In ein paarmal verstöpseln, auch dort verstecken sich Schaltkontakte. Um den Vorverstärkerzweig draußen zu haben, testweise Main-In mit variabler Quelle verwenden.
2. Die Kontakte des Schutzrelais (der 4fach-Typ auf der Netzteilplatine, je 2 parallel) sind einer sachgerechten Reinigung zu unterziehen. Nötigenfalls auslöten, kein Schleifpapier, etc. - such einfach mal.
3. Auch beim Lautsprecherumschalter ist eine Reinigung ggf. nicht verkehrt. Grundsätzlich analog zum Relais, auch das ein chapeau vieil. Falls Multimeter der besseren Sorte vorhanden, Übergangswiderstand nachmessen (Soll <<1 Ohm). Komische Verschaltung übrigens, links bei System 1 ist anscheinend rechts bei System 2.
4. Brumm unter Last deutet auf platte Siebelkos. Die zwei dicken zu 10000µ/50 sind wohl fällig. Achte auf die nötige Bauform.

Punkt 1 dient der Linearisierung des Frequenzgangs, 2 und 3 der Verringerung des Ausgangswiderstandes und damit der Erhöhung des Dämpfungsfaktors.

Wenn du weißt, was du tust (!), kannst du die richtigen Lautsprecherwahlschalter- und Relaiskontakte auch testweise mit Draht brücken, um den Effekt einer entsprechenden Reinigung zu simulieren.


[Beitrag von audiophilanthrop am 28. Mrz 2011, 16:52 bearbeitet]
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