Vorverstärker aktiv/passiv? Was wird/wurde am häufigsten verwendet?

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RAPSTAR
Stammgast
#1 erstellt: 06. Jan 2019, 15:59
Hallo Leute,

ich wollte mein Wissen nun auch zum Thema Hifi Vor- und Endstufe ein bisschen erweitern und habe dazu ein paar Fragen:

Was haben führende Hifi Hersteller in den letzten 30-40 Jahren so gebaut an Vorstufen?
Sind die jetzt aktiv oder passiv und muss das der Endstufe nicht erstmal egal sein?
Ich als jemand, der im Bereich der Elektrotechnik arbeitet, findet der Endstufe müsste egal sein, was sie verstärkt:
Wenn ich an Ihre Cinch Anschlüsse den Cinch Ausgang eines vorherigen Geräts anschließe muss sie das gegebene Singal um einen gewissen (fixen) Faktor verstärken.
Deswegen hat man ja entsprechend geartete Kabel erfunden. Aber ist das in der Praxis auch so?
Fix, da ein ein (transistorbehafteter) Verstärker immer einen fixen Verstärkungsfaktor und ein Maximum besitzt.

Bisher habe ich mich nur mit Vollverstärkern beschäftigt. Mein bisher liebster ist der A-717MK2 von Pioneer, von dem ich auch das Service Manual besitze.
Dieser hat in der Eingangsbaugruppen nur im Tone Amp Board eine Verstärkung (also Transistoren).
Das ToneAmp Board lässt sich aber, so wie ich den Plan lese, komplett brücken mit dem Druck auf die "Direct" Taste.
Der Lautstärkeregler kommt erst nach der Pre Out Main In Brücke und auch hier keine Verstärkung, nur eine Abschwächung des Kleinsignals durch das Poti.
Erst auf der Power Amp Platine kommen die wirklich verstärkenden Transistoren.
Wäre der Amp nun aufgeteilt in eine Vor und Endstufe nun eine Passive oder eine aktive Vorstufe mit Endstufe?

Weiterhin interessiert mich, was die Hersteller denn so in den 80ern oder Anfang der 90er verkauft haben?
Mich interessieren größere Stereo Endstufen mit VU Metern, wie z.B. die Technichs SE-A2000 oder die Onkyo M5590.
Die damals dazu verkauften Vorstufen waren nun was? Aktiv? Passiv?
Besitzen diese Pre Amps auch solche Gimmicks wie Source Direct oder Equalizer Schleifen (Preout MainIn)?

Entschuldigt bitte, wenn ich Noobie Fragen stelle, aber das Internet bietet mir nicht wirklich die Antworten, die ich gerne hätte.

Gruß
Dennis
Highente
Inventar
#2 erstellt: 06. Jan 2019, 16:11
Pre out/Main in ist bei einer Vorstufe Blödsinn, weil das einzuschleifende Gerät einfach zwischen Vorstufe und Endstufe in den Signalweg geschleift wird.
Rabia_sorda
Inventar
#3 erstellt: 06. Jan 2019, 16:40
Ich glaube, du hast da eine technisch komplett falsche Vorstellung eines "Vorverstärkers".

Ein passiver "Vorverstärker" kann nichts verstärken, sondern nur abschwächen. Tatsächlich verhält sich das aber bei einem aktiven "Vorverstärker" auch so .
Es würde also ohne einem "Vorverstärker" immer die volle Lautstärke erreicht werden, wenn man z.B.: einen CD-Player direkt an einer Endstufe anschliessen würde. Daher werden Abschwächer dazwischen geschaltet, die fälschlicherweise als Vorverstärker bezeichnet werden. Die Bzng. "Vorstufe" könnte man ja noch verstehen.


Weiterhin interessiert mich, was die Hersteller denn so in den 80ern oder Anfang der 90er verkauft haben?
Mich interessieren größere Stereo Endstufen mit VU Metern, wie z.B. die Technichs SE-A2000 oder die Onkyo M5590.
Die damals dazu verkauften Vorstufen waren nun was? Aktiv? Passiv?


Zu 98% gab es da nur aktive Regelungen. Eine passive Regelung fand man eher bei High-End Hersteller und/oder Bausätzen.


Besitzen diese Pre Amps auch solche Gimmicks wie Source Direct oder Equalizer Schleifen (Preout MainIn)?


Gerade in dieser Zeit war soetwas häufiger anzutreffen.


[Beitrag von Rabia_sorda am 06. Jan 2019, 17:19 bearbeitet]
ZeeeM
Inventar
#4 erstellt: 06. Jan 2019, 17:04

Highente (Beitrag #2) schrieb:
Pre out/Main in ist bei einer Vorstufe Blödsinn, weil das einzuschleifende Gerät einfach zwischen Vorstufe und Endstufe in den Signalweg geschleift wird.


Nicht ganz, wenn ein Gerät vor dem Lautstärkeregler eingeschleift wird, dann wird auch dessen Störpegel geregelt.
Rabia_sorda
Inventar
#5 erstellt: 06. Jan 2019, 17:16

Besitzen diese Pre Amps auch solche Gimmicks wie ...()... Equalizer Schleifen (Preout MainIn)?


Wobei diese Pre-out/Main-In Anschlüsse eigentlich auch total überflüssig sind, solange das Gerät eine Tape-Monitor Schaltung besitzt. Damit lässt sich diese "Equalizer-Schleife" auch beschalten.
RAPSTAR
Stammgast
#6 erstellt: 06. Jan 2019, 18:31
@Highente
Nicht ganz, wie ZeeeM ganz treffend beschreibt. Ich denke auch aus elektrotechnischer Sicht vor der Laustärkeregelung ist es für die Qualität des Signals am besten.

@Rabia_sorda
Bis heute morgen hatte ich das tatsächlich richtig verstanden, dann kamen ein bisschen Lesezeit im Internet, die dann Fragen aufwarf.
Hab jetzt sogar noch eine: Ich las von einer Vorstufe die eine Class A Stufe sei. Warum baut man sowas da ein, wenn das Signal doch nicht verstärkt, sonder abgeschwächt wird? Oder geht es darum Quellgerät und Endstufe impedanztechnisch zu trennen?

Zum Equalizer: Meine Wunschvorstellung von einem Audiosystem ist, dass ich jede Quelle Direct schalten kann oder halt eben nicht.
Im Nicht Fall, geht das Signal halt über das Tone Board im Vollverstärker oder der Vorstufe und/oder durch einen Equalizer, bevor es die Endstufe erreicht.
Es gab da tatsächlich mehrere Ansätze bei Vollverstärkern:
Beim Pio A717 entfernt man die Brücken und schleift einen Equalizer ein. Bei nicht betätigter Direct Taste geht der Klang über das Tone Amp Board im Verstärker und über den Equalizer.
Beim Technics SU-VX800 kann man Tone Board Defeat und Equalizer Schleife separat schalten.
Ähnliche Systeme wird es wohl auch bei Preamps gegeben haben, oder nicht?

@ZeeeM
Finde ich ein sehr treffenden Einwand.
DB
Inventar
#7 erstellt: 06. Jan 2019, 18:58

RAPSTAR (Beitrag #6) schrieb:

Hab jetzt sogar noch eine: Ich las von einer Vorstufe die eine Class A Stufe sei. Warum baut man sowas da ein, wenn das Signal doch nicht verstärkt, sonder abgeschwächt wird? Oder geht es darum Quellgerät und Endstufe impedanztechnisch zu trennen?

Die allermeisten Vorverstärker arbeiten im A-Betrieb. Anderes ist auch nicht nötig, weil die abzugebende Leistung verschwindend gering ist und somit der Wirkungsgrad sich als nachrangig darstellt.
Eine Verstärkerwirkung ist schon wünschenswert, denn es kann nicht davon ausgegangen werden, daß man immer nur CD-Spieler mit vielleicht 2V Ausgangsspannung betreiben will. Weiterhin braucht man eine Verstärkerschaltung, wenn eine Klangregelung realisiert werden soll.
Natürlich ist es auch zweckmäßig, wenn ein Vorverstärker einen niedrigen, konstanten Ausgangswiderstand hat. Das läßt sich zwar auch passiv erreichen, macht aber Mühe.

MfG
DB
Burkie
Inventar
#8 erstellt: 06. Jan 2019, 19:31
Hallo,

ein Vorverstärker verstärkt schon, bloß nicht immer die Spannung.

Eine passive Vorstufe mit Lautstärkeregelung vergrößert, je geringer die Lautstärke ist, den Ausgangswiderstand, reduziert also die "Stromlieferfähigkeit". Das macht mit der Eingangsimpedanz der Endstufe eine parasitäre "Klangregelung", wenn Unglück und Elend zusammentreffen.

Eine aktive Vorstufe ist vor allen Dingen ein Impedanzwandler, die Ausgangsstufe der Vorstufe ist also Stromquelle ausgeführt, mit geringem Innenwiderstand.
Das hat gleich zwei Vorteile:
1.) Unabhängig vom Impedanz-Frequenzgang der Endstufe steht immer die richtige gewollte Spannung an, was parasitäre Klangregelungen (Vermumpfung der Höhen) vermeidet.
2.) Irgendwelche Störungen, die auf die Kabelverbindung zwischen vor- und Endstufe einstrahlen, werden durch den geringen Ausgangswiderstand der Vorstufe (näherungsweise) kurz geschlossen, werden also "gekillt".

Regelt man an passiver Vorstufe die Lautstärke mit Poti, so hat man praktisch nur ein Dämpfungsglied (Widerstand) im Signalweg. Somit vergrößert sich der effektive Ausgangswiderstand der Vorstufe, wenn man die Lautstärke zurückdreht.

In der Audiotechnik arbeitet man generell mit Spannungsanpassung, d.h.:
1.) Der Ausgangswiderstand der vorgeschalteten Spannungsquelle (CD-Player, Vorstufe, etc...) geht idealerweise gegen Null, real also gegen "kleine" Werte. Somit hält die Spannungsquelle idealerweise immer die vom Musiksignal "gewollte" Spannung, und liefert jeden Strom (auch noch so groß), der notwendig ist, um das aufrecht zu erhalten.
2.) Der Eingangswiderstand nachgeschalteter Eingangsstufen ist ein Spannungsverstärker, dessen Eingangswiderstand idealerweise gegen Unendlich geht, real also gegen "hohe" Werte. Damit "misst" der Verstärker idealerweise die Signalspannung, ohne die Quelle mit Strom zu belasten.
Faustregel dabei ist Faktor 10 oder mehr zwischen Ausgangs- und Eingangswiderstand: Ausgangswiderstand vom CD-Spieler z.B. 100 Ohm, Eingangswiderstand des Verstärkers z.B. dann 1000 Ohm oder mehr.

Ein Poti im Signalweg zwischen CD-Spieler und Endstufe (passive Vorstufe) vergrößert effektiv den Ausgangswiderstand des CD-Spielers und reduziert effektiv den Eingangswiderstand der Endstufe, jeweils abhängig von der Stellung des Potis (Lautstärkeregler). Damit haben wir dann irgendwann bei geringer Lautstärke (Poti "im ersten Drittel") keine reine Spannungsanpassung mehr.

Gruss
Werner_B.
Inventar
#9 erstellt: 06. Jan 2019, 23:11

Burkie (Beitrag #8) schrieb:
... Eine passive Vorstufe mit Lautstärkeregelung vergrößert, je geringer die Lautstärke ist, den Ausgangswiderstand, ... macht mit der Eingangsimpedanz der Endstufe eine parasitäre "Klangregelung", wenn Unglück und Elend zusammentreffen.

Eine aktive Vorstufe ist vor allen Dingen ein Impedanzwandler, ...

Man kann es nicht oft und laut genug betonen. Wenn es nur endlich mal Allgemeinwissen würde! Wenn man das alles berücksichtigt, dann bleibt auch vom Kabeleinfluss zumeist nichts mehr übrig, und wir könnten diese üble Kabelklangdiskussion endlich in das Reich der Urban Legends entsorgen.

(Ich habe nur mal die wichtigsten Punkte als Zitat herausgegriffen - Komplettzitate sind unerwünscht.)

Gruss, Werner B.
Fan_großer_Schwingspule...
Inventar
#10 erstellt: 08. Jan 2019, 21:52
super erklärt, Burkie
RAPSTAR
Stammgast
#11 erstellt: 20. Jan 2019, 15:58
Es ist schon etwas her und ich hatte auch eine Menge anderes um die Ohren.

Danke Burkie für diese Erläuterung.
Ich versuche die von dir gespiegelte Funktionsweise nun aber mal gedanklich auf meinen o.g, Vollverstärker zu beziehen.
Hier benutze ich die "Direct" Funktion, welche die PreOut MainIn Brücken überspringt und somit das Tone Board .
Es passiert somit wohl nur noch den Lautstärkepoti, danach gehts zur Entstufenplatine.
Sofern ich den Plan richtig lese natürlich. Hinter jedem Input sind 560Ohm im Signalweg.
Der Klang ändert sich tatsächlich zum positiven bei meinem Amp, wenn er auf Direct steht.
MacPhantom
Inventar
#12 erstellt: 20. Jan 2019, 22:24
Gute Vorstufen, und das betrifft auch Teile von Vollverstärkern, haben auch hinter dem Volumeregler nochmals eine Treiberstufe. Der "Direct"-Modus wird also nur die Klangregelstufe umgehen, aber nach wie vor durch das Volume-Poti und die Treiberstufe führen. Der Grund, warum bei vielen Verstärkern der Direktmodus als "klanglich besser" empfunden wird, liegt darin, dass bei den Geräten das Signal dabei weniger abgeschwächt wird (liegt messbar typischerweise 1-3 dB über den regulären Eingängen). Und da "lauter" als "klanglich besser" empfunden wird, gilt der Direkt-Eingang eben auch so (auch wenn er das nicht ist). Bei Technics wurde diese Schummelei allerdings m.W. nicht verwendet, es kann sich also nur um Imagination handeln.
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