Was könnte hier passiert sein ?

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Zidane
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 07. Dez 2007, 20:27
Hi..

Ein Händler erzählte mir folgende Geschichte, die sie vor 10 Jahren abgespielt hat, bei einem Kunden.

Es lief ein sehr alter Pioneer Verstärker, nebst Tuner und spielte seine Musik ab.

Mitmal sei der Verstärker wohl hochgegangen, und nahm die Elektronik der Lautsprecher gleich mit, die Chassis selber wurden durch ein kleines Bauteil geschützt, was ebenfalls kaputt ging.

Zumindest sehe das so aus, das der Amp unkontrolliert mehr Leistung abgegeben hätte, damit die Lautsprecher gekillt hat und zuletzt selbst komplett abgebrannt ist.

Es wird vermutet das es durch "HF-Einwirkung" z.b laufender FM-Sender in der Gegend passiert sein könnte.

Des letzteren soll diesem Verstärker dahingend was fehlen, was mit einem neueren Verstärker nicht passiert wäre.

Des letzteren die Frage, wozu sind die kurzen Windungen Draht vor den Lautsprecherterminals des Verstärkers gut. Habe sowas mal gesehen, welchen Zweck erfüllen Sie ?

Meine abschließende Frage dazu, wie kann sowas passieren !
oldiefan1
Inventar
#2 erstellt: 09. Dez 2007, 01:12
Die "kurzen Windungen Draht sind eine Spule, die meist parallel zu einem niederohmigen Widerstand (z.B. 10 Ohm) vor dem LS-Ausgang liegt. Ausserdem ist danach üblicherweise ein Kondensator (oder davor und dahinter) zur MASSE geschaltet.

Es handelt sich dabei um Bauteile, die das "Boucherot Glied" (Zobel Glied) bilden. Es verhindert, dass der Verstärker hochfrequent (unhörbar!) zu schwingen bedingt und sich dadurch selbst und die Lautsprecher zerstört.

Die Spule besitzt einen hohen induktiven Widerstand bei hohen Frequenzen, der "ableitende" Kondensator einen niedrigen Widerstand bei hohen Frequenzen. Zusammen (und mit dem Ohmschen Widerstand) ist das Glied ein Tiefpass, der hohe Frequenzen, die zum Schwingen der Endstufe führen, stark dämpfen und die Phasenverschiebung durch die Impedanz des Lautsprechers kompensieren. An diesem Schaltungselement darf nichts geändert werden!

Durch die Rückkopplung in der Endstufe sind die Verstärker prinzipiell"Schwingkreise". Sie sind normalerweise "gegengekoppelt" und sollten daher (und dürfen nicht) schwingen. Durch Phasenverschiebungen kann es aber zu einem Übergang von "Gegenkopplung" zur "Mitkopplung" kommen. Dem beugt das Boucherot-Glied vor.

Ob hochfrequente Einstrahlung von aussen in die LS-Leitung (als "Antenne") eine solche Phasenverschiebung und damit Schwingen eines Verstärkers ohne Boucherot-Glied auslösen können, kann ich nicht sicher sagen. Persönlich würde ich es aber nicht ausschliessen.

Gruss,
Reinhard


[Beitrag von oldiefan1 am 09. Dez 2007, 01:38 bearbeitet]
Zidane
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 09. Dez 2007, 01:30
Danke, das könnte es wohl gewesen sein, da der Amp kein
(Zobel Glied) hatte. Zwar weiß man dann noch nicht, was die Störquelle gewesen sein kann, ob außerhalb oder innerhalb des Amps ist eine andere Frage.
pelmazo
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 09. Dez 2007, 13:06

oldiefan1 schrieb:
Die "kurzen Windungen Draht sind eine Spule, die meist parallel zu einem niederohmigen Widerstand (z.B. 10 Ohm) vor dem LS-Ausgang liegt. Ausserdem ist danach üblicherweise ein Kondensator (oder davor und dahinter) zur MASSE geschaltet.

Es handelt sich dabei um Bauteile, die das "Boucherot Glied" (Zobel Glied) bilden. Es verhindert, dass der Verstärker hochfrequent (unhörbar!) zu schwingen bedingt und sich dadurch selbst und die Lautsprecher zerstört.


Da vermischst Du zwei voneinander unabhängige Dinge.

Ein Ding ist das Zobel-Glied. Das ist eine Reihenschaltung eines Widerstandes und eines Kondensators zwischen dem Ausgang und Masse. Typische Werte sind 10 Ohm und 100nF. Zweck ist die Unterdrückung von Schwingneigungen in den Ausgangstransistoren bei induktiver Last (wie es Lautsprecher oft sind).

Ein anderes Ding ist eine Ausgangsinduktivität, meist eine Luftspule aus ein paar Windungen Draht, parallel zu einem niederohmigen Widerstand. Zweck davon ist die Unterdrückung von Schwingneigungen im gesamten Verstärker aufgrund einer Reduktion der Phasenreserve bei kapazitiver Last.

Es sind also zweierlei Schwingprobleme, die unter unterschiedlichen Umständen auftreten, und die durch zwei verschiedene Tricks bekämpft werden.

Die HF-Einstreuung von einem Sender o.ä. ist ein drittes, davon unabhängiges Problem. Das führt aber nach meiner Kenntnis nicht dazu daß ein Verstärker ins Schwingen gerät oder sonstwie zerstört wird. Eher führt es dazu daß ein Störsignal ins Nutzsignal einkoppelt, so daß man z.B. ohne Tuner (leise) Radio hören kann, oder dergleichen.

Bei dem alten Verstärker kann es allerdings auch einfach ein Defekt sein, z.B. an einer Lötstelle oder einem Bauteil, der solche katastrophalen Auswirkungen hatte. Was da im Detail passiert ist und wer hier wen mit in den Tod gerissen hat läßt sich oft nicht mehr genau rekonstruieren.
oldiefan1
Inventar
#5 erstellt: 09. Dez 2007, 17:56

pelmazo schrieb:

Ein Ding ist das Zobel-Glied. Das ist eine Reihenschaltung eines Widerstandes und eines Kondensators zwischen dem Ausgang und Masse. Typische Werte sind 10 Ohm und 100nF. Zweck ist die Unterdrückung von Schwingneigungen in den Ausgangstransistoren bei induktiver Last (wie es Lautsprecher oft sind).

Ein anderes Ding ist eine Ausgangsinduktivität, meist eine Luftspule aus ein paar Windungen Draht, parallel zu einem niederohmigen Widerstand. Zweck davon ist die Unterdrückung von Schwingneigungen im gesamten Verstärker aufgrund einer Reduktion der Phasenreserve bei kapazitiver Last.



Danke für diese Präzisierung!

Gruss,
Reinhard
Bertl100
Inventar
#6 erstellt: 09. Dez 2007, 23:39
Hallo!

weil wir grade dabei sind, darf ich auch nochmal "präzisieren":


Unterdrückung von Schwingneigungen im gesamten Verstärker aufgrund einer Reduktion der Phasenreserve bei kapazitiver Last.

Das ist im Prinzip richtig, aber es geht nicht um eine Reduktion der Phasenreserve sondern um eine Erhöhung - falls ich damals richtig aufgepaßt habe :-)

Gruß
Bernhard
pelmazo
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 10. Dez 2007, 01:03
Es war so gemeint: Die kapazitive Last reduziert die Phsenreserve, und das kann im Extremfall dazu führen daß der Verstärker schwingt. Die Ausgangsinduktivität wirkt dem entgegen.

So einverstanden?
Bertl100
Inventar
#8 erstellt: 10. Dez 2007, 12:25
Hallo pelmazo,

logisch! Sollte ja keine Kritik sein! Hatte offenbar nur deine Auführung falsch verstanden!

Gruß
Bernhard
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