12AX7 brummen nicht, 6N2P brummen

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Marsilio
Inventar
#1 erstellt: 18. Nov 2022, 16:44
Liebe alle, vielleicht kann mir jemand von Euch weiterhelfen...

Ich habe kürzlich einen gebrauchten Litte Lear T10-Phonovorverstärker erworben - so einen hier:
https://de.aliexpress.com/item/32263614296.html

Das Teil ist unter Phonofreaks gleichermassen geliebt wie gehasst - geliebt, weil seine Schaltung sehr, sehr nahe am legendären (und teuren) EAR 834 angelehnt sein soll, gehasst, weil beim Material und der Umsetzung gespart wurde. Das Gerät weist einige Schwachpunkte auf - zum einen die Anordnung der Buchsen, zum anderen die miserable resp. inexistente Abschirmung. Trotzdem ist es wohl die preiswerteste Option, zu einem "richtigen" Röhren-Phonopre zu kommen (es ist also kein Hybridteil à la Pro-Ject Tube Box & Konsorten).

Wie auch immer - ich hatte unverhofft die Gelegenheit, so ein Teil gebraucht erwerben zu können. Bislang hatte ich mich noch nie mir Röhrentechnik befasst, ich dachte aber, dass ich damit zumindest mal etwas "reinschnuppern" kann.

Nun - klanglich ist das Gerät im Direktvergleich mit meinen anderen beiden Phonostufen (einer Musical Fidelity V-LPS II-Pre und einem Revox B150-Vollverstärker) mit den originalen chinesischen 12AX7-Röhren mindestens auf Augenhöhe, eher noch leicht darüber. Und Brumm-Probleme gibts auch keine. Also in der Hinsicht Glück gehabt...

Aber eben - man leckt ja Blut und liest im Web, dass man mit einem Röhrentausch noch einiges mehr aus dem Gerät herauskritzeln könnte. Versucnsweise habe ich mir daher mal drei russische 6N2P-Röhren bei Jellyfishaudio bestellt - das Gerät lässt sich ja entsprechend umschalten.

Deser Versuch ging nun zumindest teilweise schief. Zwar legt die klangliche Performance in der Tat noch eine ordentliche Schippe drauf ( Bühnenabbildung, feinere Höhen, Tiefenstaffelung), der Preis dafür aber ist ein lästiger Brumm. Was richtig schade ist...


Nun meine Frage - kann es sein, dass der Grund dafür die 6N2-Röhren sind? Wenn ich nun statt 6N2P- bessere 12AT7-Röhren suchen würde - würde dann der Brumm nicht auftreten oder ist das schlicht alles Glücksache?

LG
Manuel


6n2


[Beitrag von Marsilio am 18. Nov 2022, 16:45 bearbeitet]
pragmatiker
Administrator
#2 erstellt: 18. Nov 2022, 17:24

Marsilio (Beitrag #1) schrieb:
12AX7-Röhren.....12AT7-Röhren

Was denn nun? 12AX7 oder 12AT7?

Grüße

Herbert
Marsilio
Inventar
#3 erstellt: 18. Nov 2022, 18:21
12ax7 - klassischer Fall von Tippfehlerverschreibser

LG
Manuel
pragmatiker
Administrator
#4 erstellt: 18. Nov 2022, 18:42
Die 12AX7 (also die ECC83) und die 6N2P sind KEINESFALLS direkt gegeneinander austauschbar, da sie u.a. eine unterschiedliche Pinbelegung haben - siehe auch hier in diesem (vor Jahren von mir verfaßten) Übersichtsblatt:

Russenröhren

Darin ist zu erkennen, daß die 6N2P auf Pin 9 den Schirm zwischen beiden Systemen hat. Bei der 12AX7 (ECC83) liegt auf Pin 9 dagegen die Mitte der 12,6[V] 50[Hz] Heizspannung (die muß prinzipbedingt brummen, da Wechselspannungsheizung), also 6,3[V(eff)]) - der (auf Pin 9 liegende) Schirm der 6N2P brummt also (wenn es überhaupt funktioniert) beide Triodensysteme der 6N2P zu:

ECC83 Pinout Telefunken

Außerdem wird die 6N2P zwischen Pin 4 und Pin 5 mit 6,3[V] geheizt (die beiden Heizfäden der Triodensysteme liegen parallel) - die 12AX7 (ECC83) wird zwischen Pin 4 und Pin 5 dagegen mit 12,6[V] geheizt - die beiden Heizfäden der Triodensysteme liegen in Serie - (oder eben mit 6,3[V], wenn Pin 4 und Pin 5 der 12AX7 (ECC83) miteinander verbunden sind und die 6,3[V] Heizung dann zwischen Pin 4/5 und Pin 9 anliegt). Insofern ist es ein Wunder, daß mit der 6N2P überhaupt was funktioniert.

Desweiteren beträgt der Heizstrom der 6N2P bei 6,3[V] 340[mA] - das ist gegenüber dem Heizstrom der 12AX7 (ECC83) von 300[mA] bei 6,3[V] ein "plus" von 13,3%. Denkbar, daß ein "auf Kante genähter", strikt kostenoptimierter (fernöstlicher) Netztrafo auf sowas allergisch reagiert (speziell dann, wenn mehrere Röhren dieses Typs in einem Verstärker versammelt sind).

Auch sonst sind die Systeme dieser beiden Röhren keinesfalls identisch - unter anderem beträgt die Steilheit der 6N2P bei 250[V] Anodenspannung 2,25[mA/V] (12AX7/ECC83: 1,6[mA/V]) und der Innenwiderstand der 6N2P bei 250[V] Anodenspannung beträgt 44,4[kOhm] (ECC83: 62,5[kOhm]).

Das einzige, was bei beiden Röhren im Datenblattarbeitspunkt identisch ist, ist die (theoretische, d.h. in der Praxis nie erreichbare), recht hohe maximale Spannungsverstärkung (das "µ") von 100 - das war es dann aber auch schon.

Also: Wenn der Verstärker für eine 12AX7 (ECC83) gemacht ist, dann gehört da keine 6N2P rein - Punkt. Das gilt auch unter diesem Aspekt:

Marsilio (Beitrag #1) schrieb:
drei russische 6N2P-Röhren bei Jellyfishaudio bestellt - das Gerät lässt sich ja entsprechend umschalten

Es sei denn, es gibt einen sehr überzeugenden und detaillierten Schaltplan, in dem diese "Umschaltung" dargestellt ist und aus dem hervorgeht, daß wirklich ALLES (also Heizung, Schirmung und alle Arbeitspunkte) auf die 6N2P umgeschaltet werden - was ein ziemlicher Aufwand ist und nicht mit einem einpoligen Schalter oder Jumper zu erledigen ist.

Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 18. Nov 2022, 19:23 bearbeitet]
Marsilio
Inventar
#5 erstellt: 18. Nov 2022, 19:19
Hallo Herbert

Vielen Dank für Deine Erläuterungen - in dem Fall erzählt Jellyfishaudio Käse, indem sie die 6N2P-Röhren als Upgrade abpreisen? Hier der Link: https://jellyfishaud...0-t11-preamp-6n2-6z4

Aber wie bereits geschrieben, der T10 hat bei jeder der drei Röhren eine Umschaltmöglichkeit, die ich selbstverständlich entsprechend eingestellt habe:
Röhre

Meinst Du also, dass das gar nicht funktionieren kann?

LG
Manuel


[Beitrag von Marsilio am 18. Nov 2022, 19:21 bearbeitet]
pragmatiker
Administrator
#6 erstellt: 18. Nov 2022, 19:25
Ich hab' grad (Überschneidung unserer Beiträge) meinen obigen Beitrag noch editiert und erweitert - mit einem einpoligen Umschalter ist das meiner Ansicht nach nicht zu erledigen: Ultimative Auskunft gibt darüber nur ein wirklich AUSSAGEKRÄFTIGES, korrektes und seriöses Detailschaltbild. Da braucht es meiner Ansicht nach PRO RÖHRE mindestens fünf Umschaltpositionen: Heizung - Anodenwiderstand System #1 - Kathodenwiderstand System #1 - Anodenwiderstand System #2 - Kathodenwiderstand System #2. Und der abgebildete Schalter sieht nicht so aus, als ob er fünf Umschaltkontakte hätte.....

Bei einem Phonovorverstärker kommt diesen Punkten (gerade auch aus Brummgründen) sehr hohe Bedeutung zu, weil die Tonabnehmerpegel so klein sind.....und auch der Verlauf der Entzerrerkurve leidet (je nach Schaltung) mehr oder weniger, wenn die Ausgangs-Innenwiderstände der einzelnen Röhrenstufen nicht mehr zum Entzerrernetzwerk passen.....

Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 18. Nov 2022, 19:42 bearbeitet]
Marsilio
Inventar
#7 erstellt: 18. Nov 2022, 19:40
Vielen Dank!

Jellyfishaudio bietet ja Rücknahme der Röhren an... da müsste ich die Dinger eigentlich retournieren, Zumal sie explizit diese Röhren als Upgrade empfehlen, ansonsten hätte ich sie ja nicht bestellt.

Immerhin ist damit klar: Wenn ich andere ECC83-Röhren suche, sollten diese dann eigentlich ebenso ohne Brumm funktionieren wie die mit originalen chinesischen Röhren.

LG
Manuel
Ingor
Inventar
#8 erstellt: 29. Nov 2022, 13:16
Aber wenn die klangliche Qualität durch die 6N2P um so viel besser wurde, wäre es doch schade die Röhren zurückzuschicken. Besser du schickst den Verstärker direkt mit und bittest um Klärung. Vielleicht ist ja etwas defekt? Sicherlich hat Herbert in allen Punkten recht, aber warum den Hersteller nicht beim Wort nehmen?
Cineplayer
Stammgast
#9 erstellt: 30. Nov 2022, 11:36
Hallo Themenersteller,

wegen dem Brumm bei der 6N2P, könnte mann schlußendlich noch den Ufk dafür verantwortlich machen. In einigen Fällen hilft hier das hochlegen der Heizspannung den lästigen Brumm (vor allem in Vorstufen) zu beseitigen.
Schaut man im jeweiligen Röhren Datenblatt nach, wird ein Schuh daraus, die ECC83 ist mit einem max. Ufk von 180V angegeben, die 6N2P dagegen nur mit 100V.
Nun kennt mann natürlich weder die Schaltung, noch die Versorgungsspannungen, jedoch diese beiden sehr auseinanderliegenden Ufk Werte würden mir im Falle eines Brumm schon in diese Richtung zu denken geben. Das alles hat natürlich nur Gültigkeit, dass die 6N2P korrekt angeschlossen ist und ordentlich mit der benötigten Spannung versorgt wird.


Grüße,

Siggi


[Beitrag von Cineplayer am 30. Nov 2022, 14:58 bearbeitet]
pragmatiker
Administrator
#10 erstellt: 30. Nov 2022, 19:55
Das mit der U(fk) gilt natürlich nur im Fall eines Kathodenfolgers, Long-Tail-Pairs, "echten" Differenzverstärkers mit Konstantstromquelle oder Concertina-Phasensplitters. Allerdings wissen wir (meiner Kenntnis nach) bis jetzt rein gar nichts über die Schaltungsdetails......

Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 30. Nov 2022, 19:57 bearbeitet]
Ingor
Inventar
#11 erstellt: 30. Nov 2022, 20:07
Hier gibt es einen endlosen Thread zu dem Teil:Little bear und hier auch einen Schaltplan Schaltplan.
pragmatiker
Administrator
#12 erstellt: 01. Dez 2022, 09:14
Im Schaltbild gezeigt ist das wohl die 6N2P-Version. Die Röhren in Serie zu heizen, obwohl in deren Datenblatt nichts von kontrollierter Anheizzeit steht (wichtig für lange Lebensdauer von seriengeheizten Röhren) - mutig. Und die Dinger um +17,5% zu überheizen (22,2[V]DC statt 18,9[Veff])....hmmm....interessant. Auch der Grund für die Masseverbindung der DC-Heizung am Pluspol wäre mal interessant zu kennen.

U(fk)-Probleme erwarte ich jedenfalls bei dieser Schaltung bei den ersten beiden Stufen überhaupt keine - dazu ist das Potential der Kathoden viel zu massenah und die Kathodenkreise viel zu niederohmig. Beim Kathodenfolger am Ausgang müßte man die Spannung an der Kathode kennen, um das U(fk)-Thema dieser Stufe hinsichtlich der maximal zulässigen U(fk) der 6N2P von 100[V] zu bewerten.

Ich persönlich hätte aus Störspannungsgründen bei Serienheizung auch den Heizer der empfindlichsten Stufe (also der ersten Stufe) so nahe wie möglich ans Massepotential gebracht und den der letzten Stufe mit der maximalen Heizspannung (gegen Masse gemessen) beaufschlagt - bei diesem Gerät wurde es wohl aus irgendeinem Grund genau umgekehrt gemacht. Es ist ja nicht so, daß die Heizspannung in der gezeigten Schaltungsart NICHT brummt - sie brummt nur WENIGER (da nicht stabilisiert): DC-Brummspannung der 22,2[V] Heizspannung nach Krucker in der gezeigten Schaltung überschlägig: ca. 290[mVss].

Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 01. Dez 2022, 09:27 bearbeitet]
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