1080i was denn jetzt?

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bit2bit
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 05. Mrz 2010, 13:24
Hallo,

auf der Suche nach der Erklärung wie 1080i genau funktioniert hab ich nun 2 unterschiedliche Meinung gefunden:

1. Es werden zuerst alle ungerade Zeilen übertragen, der Rest bleibt schwarz. Im nächsten Bild werden alle geraden Zeilen übertragen, der Rest bleibt schwarz. Der Fernseher stellt 25 bzw. 30 Vollbilder dar, ev. mit Zeilenflimmern oder Zeilenartefakte.

2. Es werden alle ungerade Zeilen übertragen und die Zeile dann verdoppelt. dito mit den ungeraden Zeilen. Effektive vertikale Auflösung 540 Zeilen. Der Fernseher stellt 50 bzw. 60 Vollbilder dar.

Was stimmt jetzt wirklich? Ich bin der Meinung, dass 1. stimmt. Sonst müsste man bei 2. wunderschöne Treppchen sehen, oder?
grooveminister
Inventar
#2 erstellt: 05. Mrz 2010, 14:52
Keins von beiden stimmt so richtig.
1 ist näher dran.

Bei 1080i macht die TV-Kamera 50 Belichtungen pro Sekunde (50 Bewegungszustände).
Dabei werden abwechselnd die ungeraden und geraden Zeilen aus dem Bildsensor ausgelesen und weiterverarbeitet.

Im RöhrenTV hätte der Elektronenstrahl die Halbbilder abwechselnd auf die Röhre projeziert - durch das Nachleuchten des Phosphors wäre das Flimmern gemindert gewesen.

Auf Flatscreens muß der Deinterlacer etwas vergleichbares tun: Und er macht es besser!
Hier wird das angelieferte Halbbild direkt auf dem Display angezeigt - und das fehlende Halbbild aus den Informationen der vorangehenden Halbbilder gewonnen.

Das einfachste Verfahren ist der bewegungsadaptive Deinterlacer:
Dort wo sich nix rührt werden aufeinanderfolgende Halbbilder direkt verwoben (weave).
Das klappt perferkt bei Filmquellen und statischem Teilen des Bildes.

Des Rest wird bei diesem einfachen Verfahren einfach interpoliert.
Das wäre jetzt nicht so toll, wenn die Kamera die Bewegungen scharf einfrieren würde.
Da TV-Kameras aber mit langen Belichtungszeiten arbeiten (typisch: 1/50s) sind alle Bewegungen ohnehin verwischt.
Das möchte man auch genauso haben - denn der Ablauf soll flüssig dargestellt werden. HiSpeedShutter-Look à la "Crank" ist für Sport und Show auf Dauer nicht erträglich.

Weil die Bewegungen verwischt sind, stört die Interpolation der bewegten Passagen auf dem Bildschirm in der Wahrnehmung kaum.

Viel schlimmer wäre hier jedenfalls die Aufskalierung - da die Details der scharf belichteten Bildpartien bei der Abskalierung 1080i>720p für immer verloren sind.
bit2bit
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 08. Mrz 2010, 14:49
Vielen Dank für die Erklärung, verstanden hab ich es trotzdem nicht ganz.

Es bleibt also in Wahrheit bei einer vertikalen Auflösung von 540 bei der die fehlenden Zeilen hinzugerechnet/interpoliert werden.

Ist im Endeffekt aber auch egal, solang das Ergebnis gut aussieht.
kevinwitschi
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 08. Mrz 2010, 15:29

bit2bit schrieb:
Es bleibt also in Wahrheit bei einer vertikalen Auflösung von 540 bei der die fehlenden Zeilen hinzugerechnet/interpoliert werden.


Rein theoretisch ist es schon so. Bei einer 1080i50 Übertragung sind es nicht 25 Bilder mit je 1080 Zeilen pro Sekunde sondern eben 50 Halbbilder a 540 Zeilen pro Sekunde. Die fehlenden Zeilen werden dann aber im Deinterlacer durch den "nächsten Nachbar", also vom nächsten Halbbild geholt und interpoliert. Dies passiert aber so schnell, dass wir dann praktisch gute 50 Vollbilder sehen. Und daher ergibt sich bei 1080i auch dieser Auflösungsvorteil, dass wir das Bild (falls es eine gute Produktion ist) auch viel plastischer und detailreicher Wahrnehmen als beispielsweise eine 720p50 Produktion.


[Beitrag von kevinwitschi am 08. Mrz 2010, 15:31 bearbeitet]
grooveminister
Inventar
#5 erstellt: 08. Mrz 2010, 15:40

bit2bit schrieb:
Vielen Dank für die Erklärung, verstanden hab ich es trotzdem nicht ganz.

Es bleibt also in Wahrheit bei einer vertikalen Auflösung von 540 bei der die fehlenden Zeilen hinzugerechnet/interpoliert werden.

Ist im Endeffekt aber auch egal, solang das Ergebnis gut aussieht. :prost

Ich sehe das nicht so, weil die 540 Zeilen ja örtlich versetzt abgetastet werden!

1080i50 hat die volle 1920x1080er Auflösung - die geraden und ungeraden Zeilen werden nur nicht 50x pro Sekunde abgetastet.
Vielmehr werden sie abwechselnd aktualisiert.
Durch die Art und Weise, wie moderne Flachbildschirme das dann darstellen - ist das ein sehr guter Kompromiß.
Slatibartfass
Inventar
#6 erstellt: 08. Mrz 2010, 15:44

bit2bit schrieb:
Es bleibt also in Wahrheit bei einer vertikalen Auflösung von 540 bei der die fehlenden Zeilen hinzugerechnet/interpoliert werden.

Es bleibt nicht bei einer vertikalen Auflösung von 540 Zeilen, da die Zwischenzeilen eben nicht durch interpolation synthetisch errechnet werden, sonden dem benachbarten Halbbild entnommen werden, das mit dem entsprechenden Zeilenversatz aufgezeichnet wurde.
Somit läßt sich aus 2 Halbbildern mit 540 Zeilen, ein Vollbild mit 1080 Zeilen aufbauen, das die volle HD-Auflösung beinhaltet.

Lediglich der zeitliche Bewegungsversatz muss bei einer nativen 1080i Aufnahme muss durch Deinterlacing ausgeglichen werden, was an diesen Bildstellen zu Bewegungsunschärfen führt.

Slati
bit2bit
Ist häufiger hier
#7 erstellt: 08. Mrz 2010, 16:36
OK, langsam versteh ich das ganze:

1. es werden 540 ungeraden Zeilen angezeigt.
2. es werden 540 gerade Zeilen gelesen, an die ungeraden Zeilen angepasst und dann angezeigt.

Somit wird dann immer ein Halbbild für die Anpassung bzw. Berechnung benötigt. Denn würde dieses Halbbild einfach nur angezeigt, wären das schöne Flimmern und Kammartefakte sichtbar. Vor allem bei Bewegungen im Bild.
Slatibartfass
Inventar
#8 erstellt: 09. Mrz 2010, 09:45
So sieht es aus. Die zwei Halbbilder mit geraden und ungeraden Bildzeilen werden zu einem Vollbild zusammengefügt und vorhandene Bewegungsunterschiede mittels Deinterlacing weggerechnet. Hieraus resultiert auch der Effekt, das z.B. bei Kameraschwenks das Bild unschärfer wirkt, da hierbei über das gesamte Bild Bewegungsunterschiede zwischen den zusammengefügten Halbbildern bestehen, die ausgeglichen werden müssen.

Slati
bit2bit
Ist häufiger hier
#9 erstellt: 09. Mrz 2010, 11:23
Und warum soll das dann besser sein als weniger Auflösung und dafür Vollbilder? Bei Standbildern sehe ich schon einen Vorteil, der aber bei Bewegtbildern weider weg ist.
Ist aber in Wahrheit egal, da HD immer besser als SD ist.


[Beitrag von bit2bit am 09. Mrz 2010, 11:25 bearbeitet]
grooveminister
Inventar
#10 erstellt: 09. Mrz 2010, 11:57
Weil die Videokameras mit 1/50s belichten!
Jeder Fotograf weiß: Damit kann ich keine Bewegungen einfrieren - da müssen die Leute schon stillhalten.

Das ist aber der bessere Kompromiß - würden die Kameras sehr kurz belichten (wie ein Sportfotograf), dann wäre die Flüssigkeit der Bewegungen dahin.

Für Kinofilme (Crank) und Actionszenen (Snowboard-Movie) wird das aus künstlerischen Gründen manchmal gemacht - aber das haben unsere ÖR und EBU/IRT nicht im Sinn gehabt - das gäbe sofort Zuschauerbeschwerden wg. massivem Geruckel.

Die Kameras frieren die Bewegungen schon nicht ein - also brauchen wir sie auch nicht auf der Y-Achse schärfer transportieren.

Das ist als hätte ich einen Kinofilm mit Lichton (bei 10 kHz nach oben beschnitten = LowCut) und würde diesen unbedingt mit 96kHz Abtastrate übertragen wollen: Kann man machen - läuft aber ins Leere!

Also: Was unsere Kameras einfangen, kann 1080i schon sehr gut zum TV transportieren und der kann es gut darstellen.
720p bemüht sich besonders um etwas, was die Kamera schon nicht (scharf) erfasst - 1080p wäre der Königsweg, würden die Kameras nicht doppelt so stark Rauschen.

In der Praxis ist 1080i das beste was wir haben, es ist günstig, verbreitet, kostet keine Umschaltzeiten und liefert keine Kompatibilitätsprobleme.

720p ist ein Querschuß ohne sichtbare Vorteile und keinen Cent billiger.
Klausi4
Inventar
#11 erstellt: 09. Mrz 2010, 12:56

Slatibartfass schrieb:
So sieht es aus. Die zwei Halbbilder mit geraden und ungeraden Bildzeilen werden zu einem Vollbild zusammengefügt und vorhandene Bewegungsunterschiede mittels Deinterlacing weggerechnet. Hieraus resultiert auch der Effekt, das z.B. bei Kameraschwenks das Bild unschärfer wirkt, da hierbei über das gesamte Bild Bewegungsunterschiede zwischen den zusammengefügten Halbbildern bestehen, die ausgeglichen werden müssen.
Slati


Nicht nur das: seit Einführung des Digital-Fernsehens wird dank MPEG-Komprimierung ein Teil der Original-Auflösung des Kamerabilds im Coder des TV-Senders unterdrückt, um auf kleinere Kanalbandbreiten zu kommen (die sogen. Redundanz-Reduktion - man könnte es auch "digitale Dividende" nennen ).

Bei hochauflösenden Flachbildschirmen fällt aber der daraus resultierende Unschärfe-Effekt bei Bewegung im Bild noch viel deutlicher auf als beim herkömmlichen Bildröhren-TV...

Klaus
bit2bit
Ist häufiger hier
#12 erstellt: 09. Mrz 2010, 13:01
Warum man sich nicht generell auf ein Format geeinigt hat ist sowieso unverständlich. Wie damals bei VHS und Video 2000. Da werden sich eben mache eine goldene Nase damit verdienen.

Die meisten werden sowieso keinen Unterschied feststellen können, so wie meine Frau. Die erkennt den Unterschied zw. SD und HD auch nicht wirklich. Ist aber ein anderes Thema.
Slatibartfass
Inventar
#13 erstellt: 09. Mrz 2010, 14:48

bit2bit schrieb:
Warum man sich nicht generell auf ein Format geeinigt hat ist sowieso unverständlich. Wie damals bei VHS und Video 2000. Da werden sich eben mache eine goldene Nase damit verdienen.

Mit VHS und Video2000 ist das wohl nicht vergleichbar. Dort war nichts zwischen den Geräten für die unterschiedlichen Standards kompatibel. HDTV-Receiver, TVs oder Player unterstützen immer beide Auflösungen.

Um zu Zeiten des HD-Einstiegs bezahlbare Technik anbieten zu können und bei der schnellen technischen Entwicklung auch noch nach Jahren in dem einmal definierten Standard genügend Potenzial zu haben, war die Einführung abgestufter HD-Formate eine völlig sinnvolle Entscheidung.

Hierdurch wird sich keine goldene Nase verdient, sondern im Gegenteil ein höheres Maß an Kompatibilität verschiedener Gerätegenerationen geboten, als hätte man zunächst nur ein Standard-Format für HDTV eingeführt und dieses erst bei späterer technischer Entwicklung erweitert. Dann wäre die Erfordernis für eine Neuanschaffung bei einem Formatwechsel wesentlich größer gewesen. Anderseits wären Full HD Geräte bei der HDTV-Einführung nur für sehr wenige bezahlbar gewesen.

Slati
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