Grundig Concert-Boy 1100 - MW schwach - Abgleich = Spule Ferritantenne verschieben?

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HiFi-Boy61
Stammgast
#1 erstellt: 22. Nov 2020, 14:01
Grundig Concert-Boy 1100 - MW schwach - Abgleich = Spule Ferritantenne verschieben?

Hallo Klassiker-Reparierer,

ich habe einen gut erhaltenen Grundig Concert-Boy 1100 komplett restauriert. Das Gerät läuft soweit komplett einwandfrei, alle Wellenbereiche sehr guter Empfang - bis eben auf MW. Da ich mich viel mit dem Thema befasste, kenne ich um die spez. Eigenheiten vom MW (Raumwellen vs. Bodenwellen, Abend-/Nachtstunden, Keine Sender mehr in D usw.), zudem habe ich knapp 20 weitere "Henkelmänner" (zumeist Grundig) zum Vergleich.

Wie gesagt sind die Empfangsleistungen auf MW unbefriedigend. Habe das auch ausführlich analysiert, mit zeitgleichem Vergleich eines C6000, RR800 und C6500 nebeneinander.

Die Einstellung des ZF-Verstärkers gemäß SM auf 1,4V (waren zuvor 1,2V knapp nur) wurde gemacht, alle Schalter (auch Wellenbereiche) wurden intensiv gereinigt, laufen einwandfrei, absolut zuverlässig - daran liegt es also nicht. Es sind einfach irgendwie gefühlte 30-40% schlechtere Empfangsleistung, einige schwächere Sender die welche die 3 vorgenannten auf MW empfangen kriegt er nicht. Den stärkeren Rest der Sender minimal unklarer, wenn auch nur sehr minimal.

Entweder bin ich eben zu kritisch mit dem Gerät (oder die 3 anderen sind deutlich in der MW-Leistung überlegen), oder es liegt eben etwas vor. In einem UK-Forum wo es erstaunlicherweise viele Berichte zum Concert-Boy 1100 gibt gab es mehrfach den Typ die MW-Spule der Ferritantenne neu "abzugleichen". Bei manchen Geräten hätte 2mm Versatz der selbigen enorme Verbesserung der Empfangsleistung bewirkt (?). Meine Spule(n) sind noch original fixiert, alle Drähte einwandfrei dran. Auch die öft als Fehlerquelle vorhandene, im 90 Grad Winkel angelötete obere Platine ist von den Verlötungen einwandfrei.

Ich habe so etwas mit der Spule verschieben eher noch nicht gehört und freue mich auf ein paar Feedbacks zu diesem Vorschlag. Wenn sinnvoll könnte ich das fixierende Wachs an den Spulen weg bröckeln und entweder mit dem Lötkolben oder einer Mini-Heißluftpistole (besser?) an schmelzen zum verschieben, danach mit Wachs wieder neu fixieren. Zuvor natürlich die Ursprungsstellung sicherheitshalber noch markieren.

Folgende Vorgehensweise zum "abgleichen" der Spule wurde dort im Forum empfohlen: "Ein Signal finden, welches so nah wie möglich an 560 kHz (Marke 1 Skala) liegt. Das Gerät dann so drehen, dass das Signal kaum noch empfangbar ist (um die AGC-Aktion zu minimieren). Das Wachs auf der MW-Antennenspule abbrechen (Rechter Hand, wenn man mit der Rückseite nach hinten schauen). Die Spule mit den Fingern von einer Seite zur anderen bewegen, bis das Wachssiegel bricht und sie sich gerade noch frei bewegen kann. Nun die die Spulenposition für das beste Signal einstellen - das ist (wäre) entscheidend (?). Danach auf auf 1450 kHz (Kalibrierungsmarkierung) einstellen, nächstgelegene Station wählen und Signal abschwächen wieder durch drehen des Gerätes. Jetzt den MW-Antennentrimmer auf Empfangsmaximum stellen - es ist der mittlere der drei auf der Platine gruppierten Trimmer, an dem der Ferritstab befestigt ist."

Falls das alles nichts bringt solle man sich die Verstärkung von Transistor T03 anschauen. Der ist ein BF240. Allerdings gehen doch solche aufgrund minimaler Leistungslast so gut wie nicht kaputt, üblicherweise. Und wenn, wäre dann ja auch die LW Performance ebenso schlechter (?) Was aber so nicht ist.

Was gäbe es noch an weiteren Vorschlägen, oder Abgleichoptionen? SM mit Abgleichinfo wie gesagt vorhanden. Leider ist kein Messsender/Wobbler vorhanden, nur ein unmodulierbarer bzw. festmodulierter DDS Signalgenerator bis 24 MHz. Der kann ja aber maximal nur einen reinen Träger "senden", mehr nicht.

Danke voran für Tipps, damit ich die Kiste nicht schlimverbessere :-) Auch wenn ja nicht sonderlich "viel drin" ist in der Kiste. Vor allem nicht im Vergleich zu bspw. einem Concert-Boy 210 N. Na ja, beim 1100er haben sie sich bei Grundig ja auch schon die Skalenbeleuchtung, Batterieanzeigeinstrument und die KW-Lupe "gespart". Der 210N spielt den 1100 von der Gesamtperformance auch locker an die Wand.

Hier auch ein Video des MW-schwachen 1100er den ich für meinen YT-Channel machte: https://youtu.be/vVkCn3kICo4 da kann man auch die MW-Performance etwas ersehen (war gegen 19 Uhr Abends).

Gruß Mathias
hf500
Moderator
#2 erstellt: 22. Nov 2020, 23:47
Moin,
zuerst ueberpruefen, ob der Oszillator und damit die Skaleneichung noch stimmt. Ist ein empfangener Sender da auf der Skala, wo er sein sollte?
Wenn das in Ordnung ist, den Vorkreis, in diesem Fall ist es die Ferritantenne, ueberpruefen. Wenn man den Drehko eindreht, der Zeiger also am unteren Bereichsende steht, steht dann der Zeiger auf der Skalenendmarkierung (mechanische Einstellung der Zeigerposition)?.
Wenn die Kreisinduktivitaet, also die Ferritantenne nicht stimmt, hat man auch am oberen Bereichsende schwachen Empfang, weil der Gleichlauf von Oszillator und Vorkreis nicht stimmt. Also Trimmerstellung merken und bei 1400kHz mit dem Trimmer pruefen, ob sich da was verbessern laesst.
Wenn ja, Abgleich wie beschrieben durchfuehren, am besten nach Serviceanleitung.

Ich hatte mal einen Music Boy 1100, mein erstes "richtiges" Radio (hat reichlich von meinem hart ersparten Taschengeld gekostet). Der hatte, obwohl im Empfangsteil eher einfach gestaltet, sehr gute Empfangsleistungen. Etwas anderes waere bei Grundig auffaellig gewesen.

73
Peter
HiFi-Boy61
Stammgast
#3 erstellt: 23. Nov 2020, 02:14
@ Peter

Hallo Peter,

Danke zunächst für die Hilfestellung. Eben folgendes ermittelt:

Einstellung Concert-Boy : Einstellung DDS Funktionsgenerator (Sinus + Drahtantenne am Ausgang) als S-Meter Maximum auch am Satellit 400 geprüft.

Concert-Boy (jeweils auf "volle Zahl" gestellt, also 1600, 1000, 550 und geschaut was der DDS anzeigt wenn er CB das Signal "schnappt")

1600 kHz : 1565 kHz
1000 kHz : 955 kHz
550 kHz : 530 kHz

Bei LW, UKW und KW1/2 stimmt soweit alles (im analogen Rahmen der Skala).

Gruß Mathias
hf500
Moderator
#4 erstellt: 23. Nov 2020, 21:36
Moin,
dann sollte zuerst der Oszillator korrigiert werden. Ein vollkomener Abgleich mit der Skala wird nicht erreichbar sein, aber eine gute Naeherung.
Vor dem elektrischen Abgleich aber die mechanische Einstellung kontrollieren. Ueblicherweise befindet sich bei Grundig da, wo der Zeiger bei eingedrehtem Drehko zu stehen hat, ein runder Punkt auf der Skala.

Wenn die mechanische Einstellung ok ist, bedeutet die Abweichung des Oszillators, dass er "meilenweit" vom Vorkreis entfernt ist. Der Abstand beider Kreise betraegt exakt die ZF (wahrscheinlich 460kHz) und der muss konstant sein (Gleichlauf). Eine Abweichung von 20-50kHz ist jedenfalls weit groesser als die Bandbreite des Vorkreises, daher die schlechte Empfindlichkeit.

Erst, nachdem der Oszillator in Ordnung ist, kann der Abgleich des Vorkreises ueberprueft werden.

Die Einkopplung mit einer Drahtantenne ist bei Ferritantennen nicht korrekt, sie spricht auf das magnetishe Feld des Senders an. Fuer eine Ferritantenne nimmt man zur Einkopplung eine "Rahmenantenne", eine Spule von etwa 20cm Durchmesser und etwa 30 Windungen. Die Kopplung des Rahmens auf die Ferritantenne muss lose sein, ein halber Meter Abstand sollte ausreichend sein (achsparallele Ausrichtung beider Spulen).

73
Peter
HiFi-Boy61
Stammgast
#5 erstellt: 24. Nov 2020, 01:40
Klasse, Peter! Tausend Dank! Das hat jetzt "gefühlt" 1000% mehr MW-Empfangsleistung gebracht :-)) Zuerst habe ich es mit dem DDS Funktionsgereator und (in Ermangelung von was Besserem) einer Rolle Klingeldraht als "20 cm Spule" dran nahe der Ferritantenne probiert. Jeweils 560 kHz bzw. 1450 kHz (Markierungen Skala, sowie SM Info) und das untere mit Abgleichpunkt 2 (Trimmkondensator) sowie Abgleichpunkt 1 (Mehrfachspule mit Ferritkern) eingestellt (gelb markiert unten). Das brachte zwar eine Verbesserung, aber die Skala stimmte danach überhaupt nicht mehr. Ich bin dann dazu übergegangen mit dem Satellit 400 einen Sender nach der unteren Marke zu suchen. Fand einen bei 550 kHz und habe dann mit der Spule die Frequenz des Concert-Boy darauf bei 550 eingestellt und mit dem Trimmkondensator dann auf maximal. Hoffe der 2. Schritt war korrekt so. Danach hat es dann in allen Frequenzbereichen soweit sehr gut (im Rahme von Analog) gestimmt mit der Skala.

Irgendwie muss mein 1. Versuch gedanklich falsch gewesen sein (?) mit dem DDS auf 560 bzw. 1450 setzen Na ja, ich werde mir mal einen besseren DDS Generator zulegen, da gibt es inzwischen einen wo du im einen Kanal die Trägerfrequenz einstellen kannst und im 2. Kanal dann eine weitere Frequenz zur internen Modulation nutzen kannst (also bspw. 1kHz) oder extern sogar was einspeisen möglich ist. Wahlweise AM/FM Modulation. Meiner kann keine Modulation, ist einfache Chinakiste. Da kriegst du nicht so korrekt mit was du da "triffst" dann.

Nun ja, Klasse Resultat in jedem Falle. Dachte mir gleich das rumschieben von Spulen auf dem Ferritstab kann es irgendwie nicht sein, habe sowas auch noch in keinem Abgleich eines SM gelesen.

Jetzt empfängt er wieder "Grundig mäßig", auch auf MW und ich bin wieder versöhnt mit der Performance. Dachte mir schon dies kann doch nicht alles gewesen sein, was die Kiste auf MW so her gab.

Als nächstes muss ich noch an einem C 6000 Radiorecoder die LW mit der Skala abgleichen, der gibt 234 kHz bei 225 kHz auf Skala aus. Denke das wird ein ähnliches Problem sein, SM habe ich ja.

Gruß Mathias


Concert-Boy 1100


[Beitrag von HiFi-Boy61 am 24. Nov 2020, 01:41 bearbeitet]
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