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Braun R4/1 lässt sich nicht einschalten+A -A |
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Autor |
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olimuc
Inventar |
#1 erstellt: 27. Nov 2021, 23:00 | |
Guten Abend, ich habe mir (bei vollem Bewusstsein ) einen defekten Braun R4/1 ins Haus geholt. Er ist klinisch gesehen im Koma: Der Standby Punkt leuchtet, er lässt sich aber nicht einschalten. Bei diesen als Bastelkiste geächteten Geräten werden viele Probleme durch defekte Elkos hervorgerufen, weshalb für gewöhnlich der Ratschlag lautet, so ziemlich alle Elkos zu wechseln. Elkos wechsle ich gerne, aber möglichst gezielt, weil die Platinen heikel sind und in der so genannten Prozessorbox (= Digitalplatine) durchkontaktiert sind ... Deshalb habe ich als erstes die Prozessorbox ausgebaut und die Elkos im eingebauten Zustand mal gemessen, die Werte waren plausibel. Teilweise exakt wie angegeben, teilweise etwas unter Soll, aber zumindest nicht defektverdächtig. Als nächstes habe ich die Prozessorbox auf kalte Lötstellen durchgesehen, ohne Auffälligkeiten. Danach habe ich alle Kabel/Stecker der Prozessorbox und der Gehäusefront auf Kontaktprobleme/Brüche durchgesehen. Auch hier habe ich nichts gefunden. Vom Standby Trafo kommen über die gelben Kabel an den Anschlüssen 7 und 8 der Prozessorbox 7,34 V und 7,46 V an, sie wird also mit Strom versorgt. Eine Frage zum grundsätzlichen Aufbau: Der Standby Trafo liefert immer Spannung für den Prozessor IC511, der als zentrales Schaltstück schlummert, ersichtlich am Bereitschaftspunkt im Display. Wird das Gerät über FB oder Power-Knopf eingeschaltet, schaltet der Prozessor das Relais R 701 und erst damit hat das restliche Gerät Stromversorgung? Die Frage zielt darauf ab, ob auch ein Vor- oder Endstufendefekt das Einschalten verhindern könnte à la Schutzschaltung? Danke für eure Hinweise/Ratschläge [Beitrag von olimuc am 27. Nov 2021, 23:01 bearbeitet] |
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Rabia_sorda
Inventar |
#2 erstellt: 27. Nov 2021, 23:16 | |
Moin moin Oli, You have the Brown-fever Schöne Geräte, keine Frage. Hast du sie wenigstens in ROT? Vllt solltest du mittlerweile mal in das Braun-Forum wechseln, denn dort vermute ich die richtigen Cracks. Ist das denn ein Gerät (4/1) oder sind es zwei Geräte (4 und 1)? Hast du einen Link zu einem Schaltplan? |
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olimuc
Inventar |
#3 erstellt: 27. Nov 2021, 23:42 | |
Hallo Karsten, ja, es hat mich erwischt. Furchtbar, aber sie haben mich in ihren Bann gezogen. Ich bin auch im Braun-Forum aktiv, was auch schon hilfreich war, aber dort ist erstens deutlich weniger Aktivität und zweitens herrscht der Ratschlag vor, pauschal alle Elkos zu wechseln. Aus Revisionssicht sicherlich richtig und man erwischt vielleicht auf den Fehler, aber ich möchte das Rumbraten auf diesen Platinen minimieren. Es ist ein R4/1, also die erste R4-Generation. Das SM gibt es bei Elektrotanya in guter Auflösung. Das ist wichtig, da das in eine Spannungsprüfungsorgie ausarten wird. Quick and dirty bekommt die Prozessorbox zwar vom Standbytrafo den Saft für die Bereitschaft, der Schaltimpuls geht dann aber wohl auf die Vorverstärkerplatine und dann erst zum Netzrelais. |
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Rabia_sorda
Inventar |
#4 erstellt: 28. Nov 2021, 00:03 | |
Äh...finde ich dort nicht. |
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CarlM.
Inventar |
#5 erstellt: 28. Nov 2021, 00:08 | |
Du hast es oben korrekt beschrieben. Der Standby-Trafo liefert die Spannung für die CPU IC511. Die CPU prüft ihrerseits diverse Parameter und gibt dann - falls alles okay ist - über Pin 44 ein Signal an die Schalttransistoren T708, T709 des Power-Relais RL701. Die Spule des Relais - ein Ende ist mit Spannung verbunden - wird über die Transistoren mit GND verbunden und damit dem Haupttransformator Netzspannung freigegeben. Es empfiehlt sich, die Erläuterungen im Service Manual zur Funktionsweise der Schaltungen und auch zur Selbstprüfung (=Autodiagnose) durchzulesen. p.s. Ich habe dieses SM: www.vintageshifi.com...4-Service-Manual.pdf [Beitrag von CarlM. am 28. Nov 2021, 00:12 bearbeitet] |
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Rabia_sorda
Inventar |
#6 erstellt: 28. Nov 2021, 00:14 | |
Danke Carl. Aber nun bist du ja am Zuge |
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CarlM.
Inventar |
#7 erstellt: 28. Nov 2021, 00:16 | |
Ich geh' gleich ins Bett ... Vier Augen sehen mehr als zwo ... |
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Rabia_sorda
Inventar |
#8 erstellt: 28. Nov 2021, 00:18 | |
Richtig - aber heute nicht mehr ... Than sleep very well in your Bettgestell. |
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olimuc
Inventar |
#9 erstellt: 28. Nov 2021, 09:31 | |
Guten Morgen ihr beiden, ich meinte dieses SM bei Elektrotanya: Service Manual Braun R4 Da ist die Auflösung irgendwie besser als bei vintagehifi. Die Autodiagnose funktioniert nicht, dazu muss das Gerät grundsätzlich einschaltbar sein. Die beiden Transaktionen T808 und 809 hatte ich gestern auch nachvollzogen, aber noch nicht weiterverfolgt, wie die wiederum angesteuert werden. Der beste Weg ist denke ich, "vorwärts" von der Spannungsversorgung der Prozessorbox durch den Standbytrafo aus die Spannungen der Prozessorbox zu messen? Hierzu gleich die Frage: Ich habe im Schaltplan der Prozessorbox die Eingänge der gelben Trafokabel 7 und 8 nicht finden können, sondern nur auf dem Platinenlayout. Die Prozessorbox soll ja mit 15V versorgt werden, sind das die 7,34V und 7,46V? Edit: Habe jetzt auch mal den Standbyweg nachvollzogen. Pin 44 des IC511 gibt das Signal an Stecker 5 Pin 5, von dort geht das Signal an an Lötverbindung 2 Pin 30 und von dort an T708 und 709. Viel ist da ja nicht im Schaltweg... Edit 2: Sowohl an Pin 44 des IC511 als auch an Pin 5 des Stecker 5 liegen dauerhaft 5,04 V an, was sich auch nicht auf Tastendruck des Power-Schalters ändert. Müsste hier nich 0 V anliegen und erst auf Tastendruck dann Spannung entstehen, um die Netztransitoren zu schalten? Edit 3: An Pin 3 (Power) von Stecker 6 der Frontblende liegen 5,44V an. Wird die Power-Taste betätigt, bricht die Spannung auf unter 0,1V zusammen. Allerdings messe ich am Pin 60 des IC511 nur 0,06V und einen Anstieg auf 0,14V bei der Betätigung der Power-Taste. Irgendwo auf dem Weg zwischen Stecker 6 Ausgang und Pin-Eingang geht die Spannung verloren. Edit 4: Habe mal an meinem funktionsfähigen R4/2 an Pin 60 gemessen, dort liegen immer auch nur 0V an. Aber beim Einschaltvorgang sinkt die Spannung an Pin 44 fast auf Null. Das ist offensichtlich das Problem beim R4/1. [Beitrag von olimuc am 28. Nov 2021, 17:59 bearbeitet] |
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olimuc
Inventar |
#10 erstellt: 28. Nov 2021, 18:15 | |
Breaking News: Nach Tipp aus dem Braun-Forum habe ich den Stecker 6 der Tastatur mal abgesteckt und mit der FB angeschaltet. So funktioniert das Gerät, die LS-Relais klicken, es reagiert auf Volume etc. Also steckt der Fehler in der Tastatur/Front. |
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olimuc
Inventar |
#11 erstellt: 30. Nov 2021, 09:31 | |
Guten Morgen, hier das Update nach einer gestrigen Lötaktion, weil aus dem Braun-Forum der Tipp kam, das Flachbandkabel der Frontplatine zu überarbeiten. Der Kleber macht wohl regelmäßig Probleme und greift die Adern an. Die gute Nachricht: Das Flachbandkabel ist nun kleberfrei neu verlötet und wird mir so schnell keine Sorgen mehr machen. Die schlechte Nachricht: Leider ist der Fehler geblieben. Deshalb habe ich die Front des R4/1 mal an meinen R4/2 angeschlossen. Dort funktioniert sie einwandfrei. Der Defekt muss also in der Prozessorbox bei der Tastensignalverarbeitung entstehen. Es wird immer vehement auf einen pauschalen Elkowechsel hingewiesen. Da allerdings im IR-Betrieb keine Fehler auftreten, müsste es ja dann ein defekter Elko sein, der mit den Signalen der Tastatur zu tun hat. Wenn jemand im Schaltplan so einen Potentaten identifiziert, möge er ihn bitte outen, ich erkenne da nix. Ansonsten drängt sich mir die Schlussfolgerung auf, dass der IC511 selbst das Problem ist, da die Bahnen der Tastatursignale laut Schaltplan alle direkt in den IC511 münden. Hat noch jemand eine Idee? |
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olimuc
Inventar |
#12 erstellt: 15. Dez 2021, 10:08 | |
Sooo, mit Hilfe aus dem Braun-Forum ist das Problem gelöst: Die Diode D531 war defekt und sperrte nicht mehr. Dadurch verlor Pin 48 des IC511 die notwendige Spannung für die Tastenbefehlerkennung. Nach dem Einbau der neuen 1N4148 Diode (vor Einbau Durchlass- und Sperrrichtung auf Funktion getestet) funktioniert nun die Front- und Tobleronetastatur komplett einwandfrei. Insgesamt hatte ich natürlich nicht das Glück eines naheliegenden Elkofehlers, sondern gleich drei (!) kapitale voneinander unabhängige Defekte in einem Gerät: 1. Leiterbahn- und Lötkontaktbruch an einer Masseverbindung zum Prozessorboxgehäuse: Das Gerät zeigte zwar den Standbypunkt, ließ sich aber nicht mehr einschalten. 2. kleberzerfressene Stromversorgung des Vorverstärkers, was zum Ausfall der Vorstufe führte (nochmal vielen Dank an Carl für die Hilfe bei der Fehlerdiagnose ) 3. Ausfall der Gerätetastatur (Front und Toblerone) aufgrund defekter D531 Jetzt werde ich das Gerät mal im Testbetrieb laufen lassen und mir vor allem einen Eindruck von der Temperaturentwicklung machen. Dann würde ggf. noch der Ruhestromumbau anstehen - und ggf. weitere Reparaturen Halleluja, was für Bastelkisten |
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CarlM.
Inventar |
#13 erstellt: 15. Dez 2021, 10:49 | |
Das könnte der Spruch des Tages werden. Passt ja zudem zur Adventszeit. Aber zurück zur Ernsthaftigkeit. Da hast Du wirklich so einige Klippen überwinden müssen. Da zeigt sich dann doch, dass es ohne eine strukturierte Vorgehensweise und Hartnäckigkeit nicht geht. |
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