Braun R4/2: Vorstufe funktioniert erst nach einigen Minuten

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olimuc
Inventar
#1 erstellt: 08. Mai 2022, 21:33
Hallo zusammen,

diesmal macht mein Braun R4/2 Zicken:

Um T309 der Endstufe zu wechseln habe ich die Siebelkos mit einer 60W Glühbirne entladen.

Seitdem - aber evtl. auch schon davor, da das Gerät ein paar Tage außer Betrieb war - funktioniert die Vorstufe nicht mehr auf Anhieb. Der Ton kommt erst nach ca. 10 Minuten durch, und das Gerät muss nochmals aus- und eingeschaltet werden.

Wenn die Vorstufe dann funktioniert, dann open end. Wenn sie dann ausgeschaltet und nach kürzerer Zeit wieder eingeschaltet wird, funktioniert sie auch problemlos. Erst nach ca. 4stündiger stromloser Zeit benötigt sie wieder diese "Aufwärmphase".

Die Endstufe funktioniert hingegen stets auf Anhieb problemlos.

Wie sollte ich vorgehen? Spannungsmessungen müsste ich möglichst gezielt machen, da sich ja nach ca. 10 Minuten die Vorstufe wieder regeneriert hat und dann die Messwerte wahrscheinlich im Soll sind?

Liebe Grüße

Oli


[Beitrag von olimuc am 08. Mai 2022, 21:34 bearbeitet]
CarlM.
Inventar
#2 erstellt: 08. Mai 2022, 21:43
Hallo Oli,

ich vermute, Du hast Deine Siebelkos geschrottet. Eine 60W-Glühlampe hat im kalten Zustand zunächst keinen nennenswerten Widerstand.
Zum Zweck des Entladens sollte man auf geringere Werte (z.B. 15W) zurückgreifen. Ich nutze weiterhin 500 Ohm-Lastwiderstände.

HG
Carl
olimuc
Inventar
#3 erstellt: 08. Mai 2022, 21:58
Hallo Carl,

hmm, das war ein Tipp aus dem Braun-Forum

Aber grundsätzlich bin ich auch auf der Siebelko-Fährte, da die Regenerationszeit ja auf einen Ladeprozess hindeutet.

Bei C734 und C735 hat die Glühbirne kurz aufgeglüht, bei C703 und C704 war aber nix zu sehen. Vielleicht sind die beiden hinüber

LG Oli
olimuc
Inventar
#4 erstellt: 09. Mai 2022, 07:10
Habe mir mal die fraglichen Elkos angesehen: Es sind Nichicon 10000 uF "35 WV GK (M)" 105 Grad. Welche Spannungsfestigkeit haben die? Steht leider nicht drauf und im SM ist keine Teileliste enthalten

Das Rastermaß müsste ich dann noch messen.
Knulse
Stammgast
#5 erstellt: 09. Mai 2022, 07:28

olimuc (Beitrag #4) schrieb:
...Welche Spannungsfestigkeit haben die?...

Nichicon 10000 uF "35 WV GK (M)" 105 Grad

Wenn möglich (Maße), nimm eine höhere Spannungsfestigkeit (50 oder 63 Volt).
olimuc
Inventar
#6 erstellt: 09. Mai 2022, 07:47
Ok, danke dir!

Auf den anderen Nichicons steht die Spannungsfestigkeit mit einem logischen "V", und die 35V erscheinen mir auch etwas knapp, deshalb meine Frage.

Ich habe in einem Braun A1 noch 10000er mit 56V, mal sehen ob die reinpassen.
Knulse
Stammgast
#7 erstellt: 09. Mai 2022, 07:53
Vielleicht muß der Kasten auch noch auf 240V Netzspannung umgestellt werden?
ehemals_Mwf
Inventar
#8 erstellt: 09. Mai 2022, 09:53
Hi,

WV = Working Voltage (Betriebs-, Arbeits-Spannung),
im Unterschied zu Spitzen-, Prüf- oder Formier-Spannung, die alle etwas höher liegen.

Gruss ,
Michael
olimuc
Inventar
#9 erstellt: 09. Mai 2022, 10:41
Aha!

Bin allerdings etwas von den Siebelkos als Ursache für den Defekt abgekommen, da die Endstufe ja jederzeit problemlos funktioniert und im Standby die Vorstufe problemlos anspringt.

Beim Blick ins SM ist zum Netzteil zu lesen, dass im Standby der Trafo 702 die Prozessorbox über D722-725 versorgt. Dort müssten an IC 706 an Pin 1 die 14,2 V und an Pin 3 die 6,2 V anliegen.

Und über D711 müssten an den ICs 703 und 704 jeweils (-) 24 V und (-) 15 V anliegen. Auch an IC 702 (ausgelagert am Gehäuse) müssten 15 V und 24 V anliegen.

Ich denke, hier werde ich mal als erstes messen, ob nach längerer stromloser Standzeit hier die Spannungsversorgung sofort da ist.
Ingor
Inventar
#10 erstellt: 09. Mai 2022, 13:33
Mir ist es noch nie gelungen Elkos durch einmaliges Kurzschließen zu beschädigen. Ich will das nicht ausschließen, halte das aber für unwahrscheinlich. EIne Spannungsmessung gibt da auch in 5 Sekunden Auskunft. Steigt die Spannung am Elko auf Sollwert, ist da kein Grund für den Fehler zu suchen.
Ich würde grundsätzlich eher in der Spannungsregelung suchen, so, wie du es ja schon angefangen hast.
olimuc
Inventar
#11 erstellt: 09. Mai 2022, 18:17
Das wird wieder eine harte Nuss:

Ich habe nach mehrstündigem stromlosem Zustand direkt nach Netzanschluss im Standby gemessen, hier die Ergebnisse:

Die Prozessorbox hat an L503 gemessen sofort 5,6 V als Versorgungsspannung und liegt damit im Soll.

Auch die ICs 702, 703 und 704 haben an den Ausgängen sofort jeweils (-) 15 V und damit ihr Soll.

Wie sollte ich nun weiter vorgehen bzw. wo weitermessen?
Ingor
Inventar
#12 erstellt: 09. Mai 2022, 18:44
Gibt es eine Muting Schaltung?
hf500
Moderator
#13 erstellt: 09. Mai 2022, 19:41
Moin,
Das Geraet ist eine etwas ueberforderte Konstruktion. Zuviel Geraet in zuwenig Gehaeuse und das auch noch relativ schlecht belueftet. Da drin wird es also reichlich warm und das laesst die Elkos austrocknen.
Weniger die Grossen, als vielmehr das Kleinzeig in der Prozessorbox und dem Teil des Endverstaerkers darunter. Mit dazu gehoeren auch kalte Loetstellen.
Wenn man Elkos ersetzt, 105°C TYpen verwenden. Hier scheinen sie wirklich notwendig ;-)
Vor ueber 10 Jahren gab es im Netz auch Tips, wie man die Waermeentwicklung in den Endverstaerkern verringert, ebenso die der Prozessorbox. Ob es die immer noch gibt, weiss ich jetzt nicht.

Die Ladeelkos im Verstaerkernetzteil kann man mit einer 60W-Lampe nicht beschaedigen. Die Kondensatoren sind eigentlich alle "schaltfest", sie ertragen also auch grosse Lade-/Entladestroeme. Nur direkte Kurzschluesse sollte man vermeiden. Eine 60W-Lampe ist immer noch hochohmig genug, schaedliche Stroeme zu verhindern.

73
Peter
olimuc
Inventar
#14 erstellt: 09. Mai 2022, 20:03
Hallo Peter,

ich schraube und löte schon seit einiger Zeit an den R4ern, eigentlich schreckliche Kisten

Das mit den Elkos beruhigt mich, da keine geistige Mattscheibe produziert zu haben.

Bezüglich der Elkos bin ich auch im Bilde, leider ist die Prozessorbox durchkontaktiert und deshalb das fieseste was ich jemals gelötet habe

@Ingor: Ja, das ist das Relais 201. Im Moment funktioniert die Vorstufe und die Messwerte sind wie erwartet plausibel. Ich messe nochmal in ein paar Stunden, wenn der Vorverstärker wieder streikt. Allerdings glaube ich hier nicht an einen Defekt, da die R4 als Eigenheit beim Lautstärke verstellen auf den Kanälen leise "quieken" (wenn sie nicht auf stumm sind), und das ist auch jetzt bei gestörter Vorstufe der Fall.


[Beitrag von olimuc am 09. Mai 2022, 20:03 bearbeitet]
olimuc
Inventar
#15 erstellt: 11. Mai 2022, 18:28
Aktueller Stand:

Endstufe funktioniert weiterhin auf Anhieb, Vorstufe nun auch nichtmal mehr nach einigen Stunden im Standby.

Mein gebastelter Signalverfolger war hilfreich:

Je nach Anschluss an den unterschiedlichen Quellen sind an den entsprechenden Eingangspins des IC211 die Signale zu hören.

Aber schon an den Ausgängen nach der ersten Volumeregelung (Pin 11 und 32) ist kein Signal mehr vorhanden, dann natürlich auch nicht an den ICs 207, 208 (jeweils Pin 7) und 209, 210 (jeweils Pin 1).

IC 211 wird korrekt an den entsprechenden Pins auf Anhieb nach dem Einschalten mit (-) 15V gespeist, an seiner Spannungsversorgung liegt es also nicht.

Ist also IC211 defekt? Oder wird er nur falsch angesteuert?


[Beitrag von olimuc am 11. Mai 2022, 18:29 bearbeitet]
olimuc
Inventar
#16 erstellt: 12. Mai 2022, 20:29
Update:

Ich habe die Spannungsversorgung der ICs 501, 211 und 212 geprüft, alle lagen im Soll mit (-) 15V und - 10,2V.

Auch die Durchgangsprüfung von IC511 (Hauptprozessor in der Prozessorbox) via IC504 via Steckverbindung 5 via IC501 zu IC211 und 212 war ohne Auffälligkeiten.

Dann habe ich die Prozessorbox wieder befestigt und zum Schuss mir gedacht, einen Test ohne angesteckter Fronttastatur zu machen: Und der Vorverstärker lief auf Anhieb ... Trotz mehrmaligem Aus- und Einschalten lief der Vorverstärker problemlos.

Aha, dachte ich, die Fronttastatur ist das Problem. Deshalb habe ich die Tastatur probeweise wieder angesteckt: Trotzdem lief der Vorverstärker problemlos, auch nach mehrmaligem Ein- und Ausschalten, auch mit Pausen dazwischen.

Jetzt bin ich verwirrt, da ich nichts nachgelötet oder getauscht habe. Verstehe das, wer will ...

Eins weiss ich jedenfalls: Ich habe bei dieser "Störung" das Gerät wieder um Lichtjahre besser kennengelernt - und kann voll verstehen, warum kommerzielle Reparateure diese Horrorkisten nicht (mehr) annehmen
Rabia_sorda
Inventar
#17 erstellt: 12. Mai 2022, 20:33
Hi Oli,

Jetzt, wo ich das so lese ...


ann habe ich die Prozessorbox wieder befestigt und zum Schuss mir gedacht, einen Test ohne angesteckter Fronttastatur zu machen: Und der Vorverstärker lief auf Anhieb ... Trotz mehrmaligem Aus- und Einschalten lief der Vorverstärker problemlos.

Aha, dachte ich, die Fronttastatur ist das Problem. Deshalb habe ich die Tastatur probeweise wieder angesteckt: Trotzdem lief der Vorverstärker problemlos, auch nach mehrmaligem Ein- und Ausschalten, auch mit Pausen dazwischen.


.... hatte ich vor längerer Zeit mal über so ein Fehlverhalten eines Braun-Gerätes gelesen, wo ein Elko (Philips?) auf der Front-Platine (Tastatur) der Auslöser war. Ich kann mich nur gerade nicht an das Gerät erinnern, aber evtl trifft es auch bei dir zu ....
olimuc
Inventar
#18 erstellt: 12. Mai 2022, 20:57
Hallo Karsten,

ich werde die Tastatur im Auge behalten. Sollte die Störung wieder auftreten, dann stecke ich die Tastatur wieder ab und schaue, was das bewirkt.

Eigentlich sind bezüglich der Tastatur nur Dioden, Widerstände und Folienkabel verbaut. Elkos sind in der IR-Steuerung, die habe ich schon überarbeitet.

Eins steht fest: Wer nicht selber Löten kann und will, für den sind R4er untragbar
olimuc
Inventar
#19 erstellt: 12. Mai 2022, 21:14
... übrigens leistete mir der Signalverfolger sehr gute Dienste, da ich damit messen konnte, dass das Signal ab Eingang in IC211 verhungert(e)
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