Vergilbten Kunststoff bleichen

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Sunlion
Inventar
#1 erstellt: 03. Mai 2023, 11:40
Ich möchte die vergilbten Kunststoffteile meiner Onkyo-Geräte bleichen, sodass sie wieder wie neu aussehen. Welche Methoden es gibt, habe ich bereits recherchiert, ich suche aber nun einen handfesten Tipp, welches Mittel Ihr mir empfehlen könnt.
Ich bevorzuge eine cremeartige Paste, die ich über Nacht auf die Teile aufbringen und nach einigen Stunden leicht wieder entfernen kann, um mir das Auseinanderbauen der Geräte zu ersparen.
Hat jemand von Euch einen Tipp?

Auf dem Foto seht Ihr beim Gerät oben den normalen Zustand des Kunststoffes, und bei den zwei Geräten unten den vergilbten.

20230503_113428
Yamahonkyo
Inventar
#2 erstellt: 03. Mai 2023, 11:49
Playmobil habe ich früher über Nacht in Chlorbleiche eingelegt.
Ob es Pasten gibt, weiß ich leider nicht.
Du könntest versuchen ein mit Chlorbleiche getränktes Tuch draufzulegen.

Oder du lackierst die Stellen aller Geräte mit einem Farbgrund für Kunststoffe und einer passenden matten Farbe. Dann vergilbt es auch nicht mehr.

Gruß Roland


[Beitrag von Yamahonkyo am 03. Mai 2023, 11:55 bearbeitet]
CarlM.
Inventar
#3 erstellt: 03. Mai 2023, 12:15
Von Bleichmitteln würde ich absehen. Es handelt sich ja stets um Oxidationsmittel - also Chemikalien, die entweder Chlor oder Sauerstoff (häufig atomar = als Radikal) freisetzen. Im Endeffekt zerstört man damit auch den Werkstoff.


[Beitrag von CarlM. am 03. Mai 2023, 12:17 bearbeitet]
Sunlion
Inventar
#4 erstellt: 03. Mai 2023, 12:38

Yamahonkyo (Beitrag #2) schrieb:
Playmobil habe ich früher über Nacht in Chlorbleiche eingelegt. Du könntest versuchen ein mit Chlorbleiche getränktes Tuch draufzulegen.

Gute Idee mit dem Tuch. Wie stark ist denn der Bleicheffekt?


CarlM. (Beitrag #3) schrieb:
Im Endeffekt zerstört man damit auch den Werkstoff.

Was heißt das? Dass es er sich anschließend in Krümel auflöst? Diese Seitenteile sind ja keinem Druck oder Zug ausgesetzt. Wenn sie die nächsten dreißig Jahre durchhalten, würde mit das schon reichen, danach interessiert es mich nicht mehr, ob sie zerbröseln.


[Beitrag von Sunlion am 03. Mai 2023, 12:39 bearbeitet]
Rabia_sorda
Inventar
#5 erstellt: 03. Mai 2023, 12:57
Ich würde da keinen Chlor oder andere Chemikalien anwenden.
Es gibt Bleichmittel ohne Chlor, auf Sauerstoffbasis. Das wäre so das einzige Zeug, was ich testen würde.
Ansonsten einfach mit Felgensilber überlackieren ....
CarlM.
Inventar
#6 erstellt: 03. Mai 2023, 13:02

Sunlion (Beitrag #4) schrieb:


CarlM. (Beitrag #3) schrieb:
Im Endeffekt zerstört man damit auch den Werkstoff.

Was heißt das? Dass es er sich anschließend in Krümel auflöst? Diese Seitenteile sind ja keinem Druck oder Zug ausgesetzt. Wenn sie die nächsten dreißig Jahre durchhalten, würde mit das schon reichen, danach interessiert es mich nicht mehr, ob sie zerbröseln.


Das hängt vom Kunststoff ab. Es kann z.B. eine raue Oberfläche resultieren. Ich sehe aber noch benachbarte Alu-Teile und zudem darf nichts ins Gehäuse gelangen. Aber unabhängig davon, würde ich die Frontblende immer demontieren.

Mein erster Reinigungsversuch wäre die Behandlung mit unverdünntem Haushaltsreiniger (z.B. General). Bei zigarettengebräunten PC-Gehäusen und Monitoren (IBM-Beige) habe ich damit gute Erfolge erzielt.
Sunlion
Inventar
#7 erstellt: 03. Mai 2023, 13:03

Rabia_sorda (Beitrag #5) schrieb:
Es gibt Bleichmittel … auf Sauerstoffbasis.

Ist das genauso wirksam wie Chlor?
CarlM.
Inventar
#8 erstellt: 03. Mai 2023, 13:09

Sunlion (Beitrag #7) schrieb:

Rabia_sorda (Beitrag #5) schrieb:
Es gibt Bleichmittel … auf Sauerstoffbasis.

Ist das genauso wirksam wie Chlor?


Chlor reagiert in Wasser auch zu Sauerstoffradikalen: eine der möglichen Reaktionen (insbesondere unter Einfluss von UV):

Cl2 + H2O <-------> 2 HCl + <O> (Salzsäure + atomarer Sauerstoff)

Ein Teil der Bleichwirkung von Chlor basiert also auf der Wirkung von Sauerstoff.
Knulse
Stammgast
#9 erstellt: 03. Mai 2023, 13:11
Versuche es zuerst einmal mit einem gewöhnlichen Fettlöser für die Küche, z.B. von Sidol; die gibt es in jedem Supermarkt in der Sprühflasche.

Oft sind diese vermeintlichen 'Verfärbungen' nur Beläge, die sich im Laufe der Jahrzehnte niedergeschlagen haben, besonders wenn sie eine bräunliche Färbung haben (Raucherhaushalt).

Mit dem Zeug habe ich bisher jedes HiFi-Gehäuse - egal ob Kunststoff oder lackiertes Metall - wieder in einen optisch fast neuwertigen Zustand versetzt, selbst wenn die Geräte jahrzehntelang in den übelsten Räucherhöhlen standen.

Der von Domol ist auch gut, gibt's bei Rossmann:

domol


[Beitrag von Knulse am 03. Mai 2023, 13:25 bearbeitet]
Sunlion
Inventar
#10 erstellt: 03. Mai 2023, 13:12

CarlM. (Beitrag #8) schrieb:
Salzsäure

Aha, das erklärt, warum es für Kunststoff nicht so empfehlenswert ist.


Knulse (Beitrag #9) schrieb:
Versuche es zuerst einmal mit einem gewöhnlichen Fettlöser für die Küche …

Hab ich schon. Die Verfärbung reagiert jedoch nicht mal auf Politurpaste. Es scheint also nicht nur ein oberflächlicher Belag zu sein.


[Beitrag von Sunlion am 03. Mai 2023, 13:18 bearbeitet]
CarlM.
Inventar
#11 erstellt: 03. Mai 2023, 13:14
Ich frage mich, ob die Originalfarbe nicht hellgrau ist. Dann wären also noch Farbpigmente enthalten, die ggf. auch zerstört würden.
Bleichen = alles - insbesondere die labilen Farbstoffmoleküle - oxidieren/zerstören. Das Ergebnis kann also ein zu heller Fabton sein.
Sunlion
Inventar
#12 erstellt: 03. Mai 2023, 13:23

CarlM. (Beitrag #11) schrieb:
Das Ergebnis kann also ein zu heller Fabton sein.

Der Original-Grauton ist auf die mittlere Reflexion der silbernen Alu-Frontplatte abgestimmt. Was heißt, dass es ohnehin von der Umgebungshelligkeit abhängt, wie gut der Kunststoff zur Frontplatte passt. Insofern wäre ein hellerer Farbton nicht unbedingt problematisch, weil er eh nie perfekt passt.
scerms
Stammgast
#13 erstellt: 03. Mai 2023, 14:52

Sunlion (Beitrag #10) schrieb:
Die Verfärbung reagiert jedoch nicht mal auf Politurpaste. Es scheint also nicht nur ein oberflächlicher Belag zu sein.

Da kommt "der Feind" von innen...
Ich kenne das von vergilbten Dreamcasts...Die gelbliche/bräunlicheVerfärbung entsteht da durch brandmindernde Inhaltsstoffe, die nach X-Jahren aus dem Kunststoff austreten.
Gut möglich, das es bei den Onkyos das gleiche Problem ist. Da hilft nur (regelmäßig) bleichen oder eben lackieren.

Gruß Sebi
Valenzband
Inventar
#14 erstellt: 03. Mai 2023, 16:03
In Sammlerkreisen für antike Spielkonsolen , "Brotdosen" usw. wird gerne mit Wasserstoffperoxid (Peroxid) und einer leichten Lauge (Backpulver geht auch, der pH-Wert muss nur erhöht werden um Sauerstoff freizusetzen) gearbeitet, wobei viele unterschiedliche Rezepturen und Anwendungsmethoden existieren, meistens wasserartig / flüssig in einer Wanne. Als Gel oder Paste kommt evtl. ein Bleichmittel für Haare in Betracht (Drogerie-Markt). Allerdings sollte man so oder so angrenzende Teile insbesondere Metalle wie Alu und alles Farbige / Lackierte davor gut schützen. Wie heißt es so oft bei Haushaltsmitteln, "zuerst an unauffälliger Stelle testen".
Augenschutzbrille und Schutzhandschuhe sind 100% Pflicht, da schon kleine Spritzer im Auge die Hornhaut verätzen können.
Auch peinlichst darauf achten, sich zwischendurch nicht unbewusst die Augen zu reiben, da man das Zeug schon mal verschleppt.


[Beitrag von Valenzband am 03. Mai 2023, 16:04 bearbeitet]
Sunlion
Inventar
#15 erstellt: 03. Mai 2023, 16:06
Gute Idee, ich frag mal in der Drogerie.
aairfccha
Stammgast
#16 erstellt: 05. Mai 2023, 14:27
Um die Suche nach Details zu vereinfachen: Das ganze läuft im Englischen unter Retrobrite/Retrobright und scheint auch mit einer Natriumpercarbonatlösung zu funktionieren.
shabbel
Inventar
#17 erstellt: 05. Mai 2023, 15:04
Chlorlauge, kaufbar als Danchlorix, ist schon das richtige bei solchen Verfärbungen. Nur eben nicht länger einwirken lassen, sondern einen feuchten Schwamm nehmen, etwas Chlorlauge drauftröpfeln und damit abwischen. Nach 2 Minuten mehrmals mit Klarwasser hinterher. Schutzhandschuhe!!! Wenn das nicht reicht, kann man immer noch andere Methoden probieren.
Sunlion
Inventar
#18 erstellt: 05. Mai 2023, 16:16
Jede Menge Ideen, ich danke Euch!
Morgen ist mein Einkaufstag, ich hab mir das Thema schon auf die Einkaufsliste gesetzt.
DB
Inventar
#19 erstellt: 08. Mai 2023, 20:04
Wenn die Plasteteile nicht geschrumpft, verzogen oder bröselig sind, könnte man sie auch vorsichtig etwas anschleifen und dann passend lackieren.
Sunlion
Inventar
#20 erstellt: 08. Mai 2023, 20:07
Samstag bin ich Blödmann mal wieder herumgelatscht, um mich anschließend daran zu erinnern, dass ich eigentlich nur noch online kaufen wollte, und zwar aus folgendem Grund:
Kaufland: Ham wa nich!
Drospa: Nur die große Flasche, ist aber für Kunststoff nicht geeignet, da zu schwach.
Obi: Ham wa nich.

Valenzband
Inventar
#21 erstellt: 08. Mai 2023, 23:00
Wenn du H2O2 gesucht hattest kann die Mangel-Lage daher kommen, dass seit ca 2015 der freie Verkauf von "harten" Sachen gesetztlich stark eingeschränkt wurde, nachdem irgendwelche Spackos damit immer wieder dumme Sachen anstellen wollten. Das aktuelle Angebot scheint nur noch bis knapp 12% zu gehen, darüber nur noch gewerblicher Nutzen mit Nachweis, Registrierung und großem Trallalla.
Selbst dann kann es angeblich vorkommen, dass eines Tages ein SEK-ähnliches Kommando vor, bzw. in, der Tür steht, weil du evtl. völlig ahnungslos noch ein paar andere "geeignete" Sachen in dem Zeitraum bestellt hattest.
12% sind aber eh schon genug fürs Bleichen von vergilbtem Plastik. 35% aus dem 5-Liter Kanister, wie in alten Zeiten, wollte ich heute nicht mehr handhaben, selbst mit Schutzbrille, Schirmmaske, Overall und Handschuhen.
aairfccha
Stammgast
#22 erstellt: 10. Mai 2023, 14:43
Mir ist gerade wieder eingefallen dass Chlor tendenziell sehr korrosionsfördernd ist, vielleicht doch erstmal mit etwas sauerstoffbasiertem anfangen.

Laut diesem Heise-Artikel hat Retrobrite allerdings die Nebenwirkung dass der Kunststoff schneller wieder vergilbt.


[Beitrag von aairfccha am 10. Mai 2023, 14:45 bearbeitet]
Sunlion
Inventar
#23 erstellt: 10. Mai 2023, 14:54

Valenzband (Beitrag #21) schrieb:
Selbst dann kann es angeblich vorkommen, dass eines Tages ein SEK-ähnliches Kommando vor, bzw. in, der Tür steht, weil du evtl. völlig ahnungslos noch ein paar andere "geeignete" Sachen in dem Zeitraum bestellt hattest.

Ohmeingott, danke für die Warnung! Für so was bin ich wohl der ideale Kandidat, im Chemieunterricht hatte ich nämlich den Nulldurchblick, wie Terence Hill in einem seiner Filme so blumig bemerkte. Ich hab da gar nichts geschnallt, insofern würde es auch nicht wundern, wenn ich während des Bleichens genüssliche eine Zigarre qualme und diese dann im Verdünnernäpfchen ausdrücke, während ich vom Bleichedunst umwabert werde und die Szene mit einem großen Knall vollständig entmaterialisiert wird.
flexiJazzfan
Inventar
#24 erstellt: 10. Mai 2023, 16:13
Noch mal von Anfang an.
Solche Kunststoffverblendungen sind in der Regel durchgefärbt, d.h. durch und durch mit einem Pigment bzw. Füllstoff versehen und beinhalten zusätzlich einen UV Stabilisator und Oxidationshemmer. Im Laufe der Zeit passieren mehrere Vorgänge.
1. Es lagern sich Stoffe wie Fette und Nikotin ab und ziehen z.T. in den Kunststoff ein. Da helfen Speiseöl und Glas/Kunststoffreiniger aus dem Haushalt.
2. Der UV Stabilisator wird durch Lichteinwirkung verbraucht an der Oberfläche und der Kunststoff wird oxidiert. Dabei bilden sich braune Verfärbungen und Mikrorisse in der Oberfläche – worauf diese noch stärker verschmutzt. Dagegen hilft ein handelsübliches Scheuermittel, mit dem die ersten paar Mikrometer weggescheuert werden – nicht poliert! Zurück bleibt der Kunststoff in Ursprungsfarbe sogar wieder mit UV Schutz. Jetzt kann bei Bedarf mit Kunststoffpolitur (gibt es für Scheinwerfer im Autozubehör) glatt poliert werden.
3. Der Kunststoff enthält Stoffe, die oxidationsempfindlich sind und kein UV Schutz, dann erfolgt bei sehr dünnen Teilen eine komplette Vergilbung. Dies kann man prüfen, indem man die Teile abmontiert und die Rückseite kontrolliert . Für den seltenen Fall einer durchgängigen Vergilbung gibt es kein „Bleichmittel“, da hilft nur Lackierung.

Gruß
Rainer
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