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Darmstädter Ferienkurse 2008+A -A |
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Autor |
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Mellus
Stammgast |
#1 erstellt: 14. Jun 2008, 09:47 | |
In diesem Jahr finden wieder die Internationalen Ferienkurse für Neue Musik in Darmstadt statt. Neben allerlei Workshops für Komponisten und ausführende Musiker gibt es eine ganze Reihe Konzerte zu besuchen. Ich hätte Interesse daran, wenigsten eines davon zu Gehör zu bekommen. Mein Darmstadtdebüt hatte ich 2006, also bei den letzten Ferienkursen (sie werden in zweijährigem Turnus abgehalten). Zwar hat mir damals nur eines von drei Stücken auf Anhieb gefallen, allerdings gehörte das Konzert nicht nur zu meinen ersten Live-Erfahrungen mit Neuer Musik, sondern zu meinen ersten Begegnungen mit Neuer Musik überhaupt. Wart Ihr auch schon auf den Ferienkursen und habt dort Konzert- oder Workshoperlebnisse gesammelt? Fahrt Ihr dieses Jahr (wieder) hin? Welches Konzert würdet Ihr am liebsten besuchen (eine Liste gibt es unter obigem Link)? Meine Vorauswahl, chronologisch geordnet, ohne nenneswerte Kriterien zusammengestellt, steht unten. Könnt Ihr davon Konzerte nachdrücklich empfehlen? Davon abraten? Alternativen nennen? Beste Grüße, Mellus A: 5. Juli 2008, 20:00 Uhr, Sporthalle am Böllenfalltor Eröffnungskonzert mit dem hr-Sinfonieorchester: James Clarke: Klavierkonzert „Untitled No.2“ Nicolas Hodges, Klavier Robin Hoffmann: „Schorf“ (2007-2008) für Orchester Isabel Mundry: „Zeichnungen“ (2005/2006) für Streichquartett und Orchester – rev. Neufassung Arditti-Quartett Iannis Xenakis: „Jonchaies“ für Orchester Leitung: Lucas Vis ----------------------------------------------------------------------------- B: 8. Juli 2008, 20:30 Uhr, Orangerie Ensemble Recherche: Karlheinz Stockhausen: „Prozession“ (1967) für 6 Spieler Isabel Mundry: „Sandschleifen“ (2003/06) für Ensemble Wolfgang Rihm: "Über-Schrift" (1992/2003) für zwei Klaviere ----------------------------------------------------------------------------- C: 11. Juli 2008, 20:30 Uhr, Orangerie Marco Stroppa: „Hommage à György K.“ (2003-2004) für Klarinette, Viola und Klavier Ernesto Molinari (Klarinette), Barbara Maurer (Viola), Pi-Hsien Chen (Klavier) Marco Stroppa: „Spirali“ für Streichquartett und Elektronik (1987 – 1988) Arditti-Quartett ----------------------------------------------------------------------------- D: 19. Juli 2008, 20:30 Uhr, Sporthalle am Böllenfalltor Abschlusskonzert SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg: Misato Mochizuki: „Homeobox“ (rev. Fassung, 2003) für Violine, Klavier und Orchester Hae-Sun Kang (Violine), Christoph Grund (Klavier), Vykintas Baltakas: „Poussla“ (2002) für solistisches Ensemble und Orchester Wolfgang Rihm: „IN-SCHRIFT“ (1995) für Orchester Leitung: Johannes Kalitzke |
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AladdinWunderlampe
Stammgast |
#2 erstellt: 14. Jun 2008, 17:29 | |
Hallo Mellus, wie in den letzten Jahren werde ich es auch diesmal ärgerlicherweise nicht nach Darmstadt schaffen - ich stecke nämlich mitten im Umzug (inklusive Renovierung des neuen Domizils), weswegen ich auch in letzter Zeit im Forum nur sehr begrenzt aktiv sein kann. Um so gespannter bin ich auf Deinen Bericht über die diesjährigen Ferienkurse! Was Deine Konzerte betrifft, so weiß man natürlich am ehesten bei den "Klassikern" Xenakis, Stockhausen und Rihm, woran man ist - aber das Spannende an so einem Festival ist ja gerade, Neues kennenzulernen, das noch nicht in irgendwelche Schubladen des eigenen Kopfes gesteckt ist. Naturgemäß kenne ich viele Namen, die auf den Darmstädter Programmen erscheinen, entweder gar nicht oder nur vom Hörensagen. Isabel Mundry habe ich vor einigen Monaten einmal kurz persönlich kennen lernen können, eine sehr kluge und sympathische Frau, Sandschleifen ist ein gutes Stück (ich habe eine Einspielung mit dem Ensemble Recherche auf einer Mundry-CD, auf der auch noch einige Dufay-Bearbeitungen sowie die Komposition Traces des Moments zu hören sind - Kairos 0012642KAI), auch wenn ich den rechten Zugang zu ihrer Musik noch nicht gefunden habe. Vielleicht schreibe ich dazu demnächst mal was im Neue-Musik-Thread (in dem ich freilich auch noch unendlich viel Anderes abzuarbeiten habe...) Mario Stroppa kenne ich nur dem Namen nach, obwohl seine Musik momentan anscheinend an allen Ecken gespielt wird. Erzähl doch nachher mal, wie die klingt! Ansonsten fände ich vom diesjährigen Programm noch die folgenden Konzerte reizvoll: 10. Juli 2008, 17:00 Uhr, Pauluskirche Orgelkonzert Angelika Luz, Sopran Klaus Lang, Orgel Hermann Markus Preßl: "P.S.V." aus "N.E.O." "A.P." aus "N.E.O." "M.K." aus "N.E.O." Klaus Lang:"das kaum wahrnehmbare lächeln dostojewskis." für Sopran und Orgel Morton Feldman: Principal sound (Gute Neue Orgelmusik ist leider sehr rar, und daher bin ich immer neugierig, ob endlich mal etwas Interessantes dabei ist. Feldmans Principal Sound ist aber ein sehr gutes Stück.) 12. Juli 2008, 17:00 Uhr und 20:30 Uhr, Orangerie Arditti-Quartett Gast: Claron McFadden (Sopran) Streichquartette 1-5 von Brian Ferneyhough (Alle fünf Streichquartette Ferneyhoughs live mit den Ardittis zu hören, ist sicherlich eine aufregende - wenn auch anstrengende - Angelegenheit, die ich mir nicht entgehen lassen würde, zumal ich das 1. und 5. Quartett überhaupt noch nie gehört habe.) 13. Juli 2008, 20:30 Uhr Orangerie Klavier-Recital Nicolas Hodges (Klavier) Elliott Carter: Intermittences (2005) Roger Redgate: Monk (2007) – DEA Misato Mochizuki: Moebius-Ring (2003) Brian Ferneyhough: Three Pieces (19966-67) - Dorothy Ker: Neues Werk (2008) – UA Wolfgang Rihm: Nachstudie (1992/94) (Interessante Zusammenstellungen von bekannten und unbekannten Namen, von älteren und jüngeren Generationen.) 14. Juli 2008, 17:00 Uhr, Sporthalle am Böllenfalltor Schlagzeug Konzert Christian Dierstein Emmanuel Séjourné Schlagzeugklasse der Ferienkurse Wolfgang Rihm: Tutuguri VI (Kreuze) Musik nach Antonin Artaud (1981) für 6 Schlagzeuger David Brynjar Franzon: A Spiral as seen from the view of a Drum (2005) für 6 Schlagzeuger Liza Lim: City of Falling Angels (2007) für 12 Schlagzeuger (Natürlich wäre ich neugierig auf das Stück von Liza Lim!) 18. Juli, 20.30 Uhr, Sporthalle am Böllenfalltor Ensemble Modern Corinna Harfouch, Sprecherin Manos Tsangaris, Sprecher Ltg. Franck Ollu Brian Ferneyhough: Chronos-Aion (2008) für Ensemble Wolfgang Rihm: Jagden und Formen für Ensemble (Zustand 2008) Manos Tsangaris: Haben Sie Zeit? (2000) für Sprecherin, Sprecher, Violine (Stimme), Oboe (Englischhorn), Horn in F, Harmonium und Schlagzeug, Text: Karl Valentin. (Neben den Klassikern Ferneyhough und Rihm wäre ich neugierig auf Manos Tsangaris - ein interessanter und witziger Typ, den ich vor einigen Monaten mal persönlich kennengelernt habe, von dessen Musik ich allerdings noch nicht all zu viel kenne.) Auf jeden Fall beneide ich Dich um einige interessante Konzerte! Herzliche Grüße Aladdin [Beitrag von AladdinWunderlampe am 14. Jun 2008, 21:19 bearbeitet] |
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Mellus
Stammgast |
#3 erstellt: 14. Jun 2008, 21:16 | |
Hallo Aladdin, vielen Dank für Deine Kommentare und Tipps! Wenn ich nun alles zusammenzähle, kommt fast das gesamte Darmstadt-Programm als Zu-Besuchen-Agenda heraus! Alles schaffe ich leider nicht (ich wohne dort nicht).
Ja, die Streichquartette sind mir auch ins Auge gefallen. Ich habe sie just aus dem dem von Dir genannten Grund -- anstrenden! -- nicht aufgenommen. Nur das 4. ist mir von CD bekannt, und auch das noch nicht einmal besonders gut. Und für einen Erstkontakt ist mir das echt zu schwierig. An meine Begleitung muss ich ja auch denken! Rihms Jagden und Formen werde ich bald eh in einem Konzert hören, ich weiß zwar nicht in welchem Zustand (Version). Das Klavier-Recital klingt aber sehr interessant. Auch nicht zu verachten ist, dass es in der Orangerie stattfindet, was wohl der deutlich attraktivste Spielort der IMD sein dürfte. Mal sehen, welches Konzert/welche Konzerte klappen. Ich werde dann berichten. Viele Grüße, Mellus |
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Mellus
Stammgast |
#4 erstellt: 20. Jul 2008, 14:08 | |
So, soeben aus Darmstadt zurück. Leider habe ich es nur zum gestrigen Abschlusskonzert geschafft. Die Werktagskonzerte zu besuchen war nicht möglich, und Verwandte und Freunde haben am Wochenende auch nichts besseres zu tun als Geburtstage zu haben und zu feiern! Es gab folgendes Programm: Vykintas Baltakas: Poussla (2002) für solistisches Ensemble und Orchester Misato Mochizuki: Homeobox (rev. Fassung, 2003) für Violine, Klavier und Orchester Hae-Sun Kang (Violine), Christoph Grund (Klavier), Wolfgang Rihm: IN-SCHRIFT (1995) für Orchester Poussla ist laut Komponisten-Eigenkommentar ein Wortspiel, dass sich auf Pusline bezieht, ein litauisches Streichinstrument. Pusline ist eine Verkleinerungsform, so dass Pusla (Poussla) eine große Pusline meint. Das Stück hatte etwas Wellenförmiges, wie Wellen rauschten die Orchesterschübe über das Publikum hinweg, nicht ohne gelegentlich in leisen, scharfen Stillständen zu verharren. Mit Knarzen (wie man es aus Lachenmanns Streichquartetten kennt) und zwei Pistolenschüssen (?), begann Homeobox (der Name ist eine Anspielung auf das menschliche Erbgut, DNA). Die japanische Komponisten entwickelte aus diesem fragmentarischen Beginn im Folgenden dann aber einen Klangrausch, der mich und meine Begeleitung wirklich hingerissen hat. Die einzelnen Orchesterteile formierten sich zu großen Gruppen, wurden wieder auseinandergezogen -- polyphon, polyrhytmisch, polysuper! Zwischendrin spielten sich die beiden Solisten, Piano und Violine, die Glissandi und Sonstiges zu. Der SWR hat mitgeschnitten, ich hoffe, dass das Stück auf der nächsten Darmstadt-CD zu finden ist. Ganz tolle Musik! Den Abschluss bildete IN-SCHRIFT, ein Stück, das für die Gewölbe des San Marco Domes in Venedig komponiert wurde. Es begann dann auch mit einem Glockenschlag dessen Nachhall erst die Flöten und dann die Streicher nachlauschten. Das führte zu einer sehr auratisch-gleißenden Streichpassage, die sogar Arvo Pärt verblassen ließe. Heftige Cellostreichzüge erdeten die Musik aber wieder. Vier oder fünf kleine Trommeln spielten ein rhythmisch einigermaßen interessantes, minutenlanges Solo; das hatte was archaisches und in der Live-Lautstärke sehr beeindruckendes. Das Orchester, das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg, war nicht nur sehr jung sondern auch sehr gut. Sie wurden souverän von Johannes Kalitzke durch den leider nicht sehr langen Konzertabend dirigiert (im Anschluss gab es aber noch die Verleihung des Kranichsteiner Musikpreises, die wir aber nicht mehr verfolgt haben). Also merkt Euch Misato Mochizuki! Es gibt, das habe ich bereits nachgesehen, eine KAIROS-CD von ihr. Dort ist leider Homeobox nicht drauf. Die CD werde ich mir trotzdem bei nächster Gelegenheit anschaffen. Vielleicht hat sie aber schon jemand von Euch "da draußen" und kann davon berichten? Viele Grüße, der sehr zufriedene Darmstadt-Musik-Besucher Mellus |
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AladdinWunderlampe
Stammgast |
#5 erstellt: 25. Jul 2008, 18:31 | |
Hallo Mellus, schön, dass Dein Darmstadt-Besuch so erfolgreich war. Man lernt doch nicht aus: Von der Komponistin Misato Mochizuki habe ich bislang noch nie gehört. Vielleicht berichtest Du uns demnächst ja mal von den Höreindrücken der Kairos-CD? Herzliche Grüße Aladdin |
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Mellus
Stammgast |
#6 erstellt: 25. Jul 2008, 20:33 | |
Hallo Aladdin, die Kairos-CD ist unterwegs, zusammen übrigens mit der Ludwig Brömmer-CD, die Du vor Kurzem an anderer Stelle empfohlen hast und den Schumann-Sinfonien von Sawallisch. Auf alles drei bin ich schon sehr gespannt! Beste Grüße, Mellus |
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AladdinWunderlampe
Stammgast |
#7 erstellt: 25. Jul 2008, 22:29 | |
"Ludwig Brömmer" - das klingt cool! Das macht den guten Ludger Brümmer gleich zu einem gesetzten Klassiker à la Ludwig Van. Und ein bißchen Till Brönner schwingt sogar auch noch mit. Sozusagen granularsynthetisierter Crossover zwischen Wiener Klassik und Mainstream Jazz... Beschwipste Grüße Aladdin |
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Mellus
Stammgast |
#8 erstellt: 28. Jul 2008, 16:06 | |
Die Namenspeinlichkeit hat aber auch ihr Gutes: Den Namen Ludwig Brümmer werde ich bestimmt nicht mehr vergessen! Viele Grüße, Mellus |
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Mellus
Stammgast |
#9 erstellt: 04. Aug 2008, 13:13 | |
Tja, so kann man das Abschlusskonzert natürlich auch sehen:
Zitiert aus Arno Lückers NMZ-Blog. Ich gebe den Ausschnitt hier wieder, da ich ihn für einen unterhaltsam geschrieben Text halte, der durchaus einen Kern Wahrheit enthält. Zudem ist Lücker auch Komponist und Musikwissenschaftler und damit ein qualifizierterer Musikbeschreiber als ich (wenn auch kein besserer -- Mochizuki ist prima! ). Ich kann mir aber auch gut vorstellen, dass er ein wenig Darmstädter Wohl- und Selbstgefälligkeit aufrütteln wollte. Viele Grüße, Mellus PS: Das Stück von Misato Mochizuki heißt tatsächlich Homeobox, mit einem "o" mehr als im Lückers-Text. Mit "Zuhause" hatte das auch nichts zu tun. |
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