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Die "besten" Sinfonien...oder damals im Audiomap ;)+A -A |
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Autor |
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AH.
Inventar |
#1 erstellt: 14. Sep 2022, 18:13 | |
Hallo, ich habe vor über 20 Jahren im Audiomap geschrieben, man könne nicht beweisen, was besser ist, Beethovens op. 131 oder irgendein Techno-Stück. Ich fand damals op. 131 musikhistorisch zum besten gehörig, Techno war das schwächste, was ich kannte. Damals gab es einen Streit um Musik, den ich so zum Erliegen bringen wollte Hier die Sinfonien, die ich am besten finde: Beginnen wir mit der Eroica, die kunstgeschichtlich besonders wichtig ist. Dem ehemaligen Bonner Hoforganist gelang die Überwindung des kurzen Notenwertes . Die live-Aufnahme mit Günter Wand halte ich für besonders erwähnenswert. Die Sinfonie stammt von der Opernouvertüre ab. Italienisch: langsam - schnell - langsam. Französisch: schnell - langsam - schnell. Gruß Andreas [Beitrag von AH. am 14. Sep 2022, 18:23 bearbeitet] |
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AH.
Inventar |
#2 erstellt: 15. Sep 2022, 14:24 | |
Hallo, Beethoven gelang es nach der Eroica ein zweites mal, musikhistorisch bedeutend zu werden. 1808 wurde die Pastorale uraufgeführt, die erste mir bekannte Programmsinfonie "mehr Ausdruck der Empfindung, als Lautmalerei". In der Gewitterszene wird Beethoven auch schon ziemlich dissonant. Auch hier ist die live-Aufnahme mit Günther Wand wunderbar, wie ich finde. Gruß Andreas |
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AH.
Inventar |
#3 erstellt: 17. Sep 2022, 14:31 | |
Hallo, Franz Schubert ging über Beethoven hinaus, wie ich meine. In seiner Neunten Sinfonie hat er im Adagio einen Schrei musikalisiert, der erschreckend ist. Einen Schrei, den Anton Bruckner wohl später im Adagio seiner neunten Sinfonie in einem Zwölftoncluster abstrahieren wird. Die beste mir bekannte Aufnahme ist mit Bruno Walter: Der Schrei erinnert an ein Gemälde von Edvard Munch aus dem Jahr 1893: Der Schrei, Edvard Munch Gruß Andreas |
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WolfgangZ
Inventar |
#4 erstellt: 17. Sep 2022, 15:34 | |
Besten Dank! Denn das muss ich jetzt mal nachhören, da es mir nicht explizit ein Begriff ist. Der Mahler-Schrei im langsamen Satz seiner Neunten - dem einzigen verbindlich überlieferten Satz - liegt quasi auf der weitgespannten Hand. In SEINER Neunten hat aber Beethoven auch schon geschrien und dann die Singstimme hereingebeten ... Wolfgang [Beitrag von WolfgangZ am 17. Sep 2022, 15:36 bearbeitet] |
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AH.
Inventar |
#5 erstellt: 19. Sep 2022, 14:15 | |
Hallo, Franz Schubert wollte bei Simon Sechter Unterricht nehmen, dem besten Musiktheoretiker seiner Zeit nach einem Buch. Anton Bruckner tat es. Daraus resultiert die fünfte Sinfonie, die er wohl "mein kontrapunktisches Meisterwerk" nannte. Mit dieser gedachte er seine Lehrbefähigung am Wiener Konservatorium zu beweisen. Er wollte sie für tausend Gulden nicht noch einmal schreiben. Er nannte sie auch seine "Phantastische", möglicherweise ein Hinweis auf den Stylus Phantasticus und nicht auf die Symphonie Phantastique. Kurt Eichhorn und das Sinfonieorchester des Bayrischen Rundfunks machen Bruckners Fünfte hier sehr belebt: Gruß Andreas [Beitrag von AH. am 19. Sep 2022, 14:20 bearbeitet] |
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AH.
Inventar |
#6 erstellt: 21. Sep 2022, 16:36 | |
Hallo, die Pathetique von Pjotr Ilyich Tschaikowsky wirkt sehr persönlich und schockierend. Dieses Stück hat bereits expressionistische Züge in sich. Er starb kurze Zeit später. Evgeny Mrawisky bringt in dieser Aufnahme die Leningrader Philharmoniker zur Höchstleistung. Gerade das Blech beeindruckt, die - ältere - Digitalmaschine war dem Blech wohl einmal nicht gewachsen. Gruß Andreas [Beitrag von AH. am 21. Sep 2022, 16:40 bearbeitet] |
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AH.
Inventar |
#7 erstellt: 23. Sep 2022, 17:15 | |
Hallo, hier die kunsthistorisch wichtigste Komposition, die mir bekannt ist. Anton Bruckner gelang in seiner neunten Sinfonie die Überwindung der spätromantischen Alterationsharmonik. Das Stück ist fast nur dissonant und verwendet Tontrauben (Cluster). Das Adagio "Mein Abschied vom Leben" verwendet auf dem Höhepunkt einen Zwölftoncluster mit einer Sekunde in den ersten und zweiten Trompeten. Der Kompositionslehrer am Wiener Konservatorium und Lektor für Harmonielehre und Kontrapunktik an der Wiener Universität bereitete hier der modernen Kunstmusik wohl den Weg. Das Finale war wohl leider zerstreut, ein Vorstadium der Partitur existierte aber. Der italienische Professor Nicola Samale und andere (Guiseppe Mazucca, John Philips, Benjamin Gunnar Cohrs) bemühten sich um eine Rekonstruktion, die nach meinem Gehör geglückt wirkt. Jedoch scheinen Stimmen zu fehlen. Kurt Eichhorn hat diese mit dem Bruckner Orchester Linz aufgenommen. Lobenswert ist, das er das Fortississimo (fff) auch etwa umsetzt. Gruß Andreas [Beitrag von AH. am 23. Sep 2022, 17:32 bearbeitet] |
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AH.
Inventar |
#8 erstellt: 25. Sep 2022, 18:40 | |
Hallo, Mahler war Bruckners Schüler, in seiner neunten Sinfonie überwindet er den Kontrapunkt zugunsten der Hetereophonie. Das Adagio-Thema beginnt nach meinem Hörvermögen mit einer Septime und verweist auf die None in Bruckners Sinfonie an derselben Stelle. Auch Mahler verwendet eine Tontraube auf dem Höhepunkt des Adagios. "Almschi, für Dich leben, für Dich sterben" steht angeblich im Autograph. Auffällig ist, daß das Rondo-Burleske den vorletzten Satz bildet und das Adagio den letzten. Mahler hat die Sätze möglicherweise umgestellt. Die beste mir bekannte Aufnahme ist die mit Vaclav Neumann. Die Tontechnik (etwas nichtlinear verzerrt) und Neumann machen die Hetereophonie sehr durchhörbar. Jede Stimme spricht für sich. Gruß Andreas [Beitrag von AH. am 25. Sep 2022, 18:41 bearbeitet] |
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AH.
Inventar |
#9 erstellt: 26. Sep 2022, 19:11 | |
Hallo, Mahler behielt in seiner zehnten Sinfonie den - geglückten - Stil der neunten Sinfonie bei. Er hat sie leider wohl nicht vollenden können. Angeblich liegen zwei Sätze vor, der Kopfsatz und der zweite Satz "Purgatorio" (Fegefeuer). Im Finale wollte er wohl eine Gran Cassa verwenden, es bezieht sich auf das Leichenbegängnis eines New Yorker Berufsfeuerwehrmannes. Während Prof. Nicola Samale nach meinem Hörvermögen gut bei Bruckners Neunter gearbeitet hat, meine ich, daß dies Deryk Cooke bei Mahlers zehnter nicht geglückt ist. Er verfällt in den Wunderhorn-Stil. Daher hier nur der Kopfsatz der zehnten mit Claudio Abbado: Gruß Andreas [Beitrag von AH. am 26. Sep 2022, 19:14 bearbeitet] |
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AH.
Inventar |
#10 erstellt: 16. Okt 2022, 15:26 | |
Hallo, hier die vierte Sinfonie von Franz Schmidt, er schrieb sie, weil seine Tochter verstarb Die Sätze gehen attaca ineinander über und das Werk ist zentrosymmetrisch aufgebaut, es ist eigentlich ein einziger großer Satz. Das Cello-Solo spielt hier Elisabeth Bauer, eine Verwandte von Franz Schmidt. Gruß Andreas |
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AH.
Inventar |
#11 erstellt: 02. Nov 2022, 14:46 | |
Hallo, mit seiner 14. Sinfonie gelang es Dimitry Shostakovich, den sozialistischen Realismus zu meiden. Er verwendet m.E. nur erstklassige Dichtungen, wie diesen Rilke von 1906: Der Tod des Dichters Er lag. Sein aufgestelltes Antlitz war bleich und verweigernd in den steilen Kissen, seitdem die Welt und dieses von ihr Wissen, von seinen Sinnen abgerissen, zurückfiel an das teilnahmslose Jahr. Die, so ihn leben sahen, wussten nicht, wie sehr er eines war mit allem diesen, denn dieses: diese Tiefen, diese Wiesen und diese Wasser waren sein Gesicht. O sein Gesicht war diese ganze Weite, die jetzt noch zu ihm will und um ihn wirbt; und seine Maske, die nun bang verstirbt, ist zart und offen wie die Innenseite von einer Frucht, die an der Luft verdirbt. Gruß Andreas [Beitrag von AH. am 02. Nov 2022, 14:47 bearbeitet] |
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