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* Warum erscheinen nicht mehr Public Domain-Aufnahmen auf dem CD Markt?+A -A |
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Autor |
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Martin2
Inventar |
#1 erstellt: 10. Jul 2008, 18:25 | |
Das ist eine Frage, die mich schon beschäftigt. Heute schreiben wir ja das Jahr 2008. Aufnahmen, die älter sind als 50 Jahre, sind Public Domain. Nun habe ich, speziell bei Wohlthat, schon einige alte Aufnahmen gekauft, zum Beispiel für billigstes Geld die Schnabel Klaviersonaten und die Furtwänglerbox, aller erschienen bei TIM. Komischerweise war das meiste, was ich sah, uralte Aufnahmen aus den 30ern und 40 ern oder sogar noch älter. Aber eigentlich müßten jüngere Aufnahmen doch auch erlaubt sein? Zum Beispiel erscheinen jetzt die Pucciniaufnahmen von Decca mit der Tebaldi auf dem Markt. Aber entstanden sind diese Aufnahmen meistens vor 1958, also eigentlich Public Domain. Nun glaube ich allerdings, daß es vermutlich nicht unbedingt erlaubt ist, ältere Aufnahmen einfach von den CDs, die andere veröffentlichen, abzukupfern. Aber von der LP dürfte es doch erlaubt sein. Ich habe zum Beispiel Aufnahmen von Frank Sinatra, wohl so aus den 50ern. Die waren ganz billig und sind deutlich hörbar von der LP abgekupfert. Mich hats nicht gestört. Radiomittschnitte aus den späten 50ern dürften heute auch Public Domain sein. Insgesamt wundert es mich demensprechend schon, daß nicht mehr Public Domain Aufnahmen und vor allem solche jüngeren Datums erscheinen. Es sind ja berühmte Interpreten darunter, die man dann für billigstes Geld der Öffentlichkeit publik machen könnte. Aber merkwürdigerweise sehe ich das nicht. Schon komisch. Gruß Martin |
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Kreisler_jun.
Inventar |
#2 erstellt: 10. Jul 2008, 19:23 | |
Mir scheint Du hast da was nicht mitgekriegt. Kein geringerer als Naxos veröffentlicht in Europa (in USA ist das Schutzrecht verlängert worden) "Klassiker" der 50er Jahre (Callas Tosca, etliche andere Opern, auch Glenn Gould) in Neuüberspielungen von Schallplatten. Von den "grauen" Labels hast Du schon einige genannt. Anderes erscheint bei "Andromeda", "The Fifties", Dutzende von Funk- und Live-Aufnahmen von Opern bei "Walhall", "Cantus", "Opera d'Oro". Das ist teils schon mehr als ein normaler Mensch überhaupt hören kann. Dafür, daß es hier unterschiedliche Rechtslagen in verschiedenen Ländern gibt und ja auch nicht ganz klar ist, ob man mit 10 CD für 12,99 goldene Berge scheffeln kann, auch wenn man keine Tantiemen sondern nur einen Überspieltechniker und Software usw. zahlen muß, gibt es m.E. sehr viele solcher Wiederveröffentlichungen. Bei den demnächst rechtefreien Sachen der späten 50er haben einige der Originallabel halbwegs intelligent reagiert: Entweder haben sie die Sachen selbst sehr preiswert wiederveröffentlicht wie die Callas und Karajan-Würfel von EMI u.ä. Oder sie versuchen einen "Mehrwert" gegenüber den Billigkopien zu schaffen, etwa durch SACD-Ausgaben der "Living Stereo" oder Mercury-Sachen (einige von denen sind natürlich auch noch nicht alt genug, aber in den nächsten 10 Jahren werden sie es alle sein) viele Grüße JK jr. |
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Martin2
Inventar |
#3 erstellt: 10. Jul 2008, 19:41 | |
Hallo Kreisler Junior, also ich war vor ein paar Wochen bei Wohlthat und fand gar nichts mehr von diesen Sachen. Daß Naxos so was veröffentlicht, habe ich auch am Rande mitbekommen, aber wirklich günstig sind diese Wiederveröffentlichungen vermutlich nicht. Mir machen halt Sachen, die so ein, zwei Euro kosten, Freude. Gruß Martin |
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Hüb'
Moderator |
#4 erstellt: 11. Jul 2008, 07:34 | |
Wem nicht - außer vielleicht den Produzenten -, wenn die Qualität stimmt? |
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Kreisler_jun.
Inventar |
#5 erstellt: 11. Jul 2008, 08:23 | |
Wie gesagt, es ist ja nicht so, daß eine vernünftige Überspielung gar keine Kosten verursachen würde. Man sieht das an den Preisen eines seriösen Anbieters, der allerdings hauptsächlich mit Downloads arbeitet wie www.pristineclassical.comwww.pristineclassical.com. Die haben teils selbst Softwaretools entwickelt bzw. modifiziert und somit erstaunliche Verbesserungen erzielt. Seriöse Transfer-Ingenieure wie Marston oder Obert-Thorn suchen auch nach den bestmöglichen Pressungen als Quellen (was besonders bei Schellacks eine ziemliche Mühe sein kann). Überleg einfach mal, was man einem solchen hochqualifizierten Spezialisten für einen Monat Arbeit oder so zahlen muß... Billiglabels haben natürlich entsprechend geringere Ansprüche und Kosten. Gib mal "Walhall" bei jpc in die Suche ein. etwa 3 EUR/CD wollen die aber auch haben, für ihre (größtenteils) Funkaufnahmen. Schließlich denke ich, daß einige auch vorsichtig sind (obwohl sich dieser "graue Markt" meist eher durch Dreistigkeit auszeichnet), wegen der unterschiedlichen Rechtslagen in verschiedenen Ländern. (Auch in D ist "public domain" nicht dasselbe wie "nicht mehr urheberrechtlich geschützt, auch wenn mir die Unterschiede nicht klar sind) Man kriegt jedenfalls inzwischen bei Walhall u.ä. fast sämtliche Bayreuther Aufnahmen der 50er Jahre, sofern ein Rundfunkband mitlief. Ob das außer fanatischen Opernsammlern viele interessiert, weiß ich allerdings nicht. viele Grüße JK jr. |
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Martin2
Inventar |
#6 erstellt: 11. Jul 2008, 18:53 | |
Ja ich denke, das Problem ist denke ich auch, daß der Markt weitestgehend schon versaut ist. Denke nur an diese "Premium Edition Mozart Box" für 10 Euro für 40 CDs und das sind viel neuere Aufnahmen und die finde ich durchaus nicht schlecht. Und ich finde es trotzdem seltsam, daß nicht ein paar Klassiker der Schallplattengeschichte, sagen wir mal Ravels Daphnis und Chloe mit Munch, nicht inzwischen irgendwie abgekupfert auf CD landen. Oder die Einspielungen, zumindestens die frühe Monoeinspielung der Beethoven Klaviersonaten mit Kempff. Ich würde da schon irgendwie mehr erwarten. Was mich eben auch erstaunt hat, war, daß noch vor ein paar Jahren bei Wohlthat etwa, irgendwelche Uraltaufnahmen landeten ( die Verdissimoboxen gibt es wohl immer noch, sogar bei Zweitausendeins), Aufnahmen jüngeren Datums, die auch lizensfrei sind, aber nicht. Das wundert mich eben. Gruß Martin |
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arnaoutchot
Moderator |
#7 erstellt: 15. Jul 2008, 13:08 | |
Es gibt die hervorragend remasterte CD/SACD von Munch für knapp 5 Euro im amazon-Marketplace, den legendären Monteux aus der gleichen Zeit als Spitzen-Decca-Remaster für ebenfalls 5 Euro. Wie billig soll es denn noch werden ? Mir ist eine sorgfältig remasterte und editierte Edition eines Original-Labels tausendmal lieber als namenlose & meist von aussen qualitativ schwer einschätzbare Billig-Reissues. Ich finde, daß die PD-Reissues mit ihren Dumping-Preisen mit Schuld sind an der Misere der Tonträgerindustrie, da die Leute nur noch nach Masse gieren und die Klasse auf der Strecke bleibt. Howgh !!! Grüße Michael |
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Martin2
Inventar |
#8 erstellt: 16. Jul 2008, 19:20 | |
Hallo Michael, also mir kann es nicht billig genug sein. Die "Misere der Tonträgerindustrie" ist mir herzlich egal. Für mich sind Unternehmen wie die Deutsche Grammophon oder Emi auch nicht Kulturunternehmen sondern Wirtschaftsunternehmen. Die haben über viele Jahrzehnte genug Geld, teilweise sehr viel Geld gescheffelt, verdienen mit alten Aufnahmen auch heute noch recht gut und könnten das, was sie verdient haben auch wieder in neue Aufnahmen reinvestieren. Nur daß sie das eben nicht tun, weil es eben Wirtschaftsunternehmen und keine Kulturunternehmen sind. Ich muß auf mein Geld jedenfalls schon achten, tut mir leid. "Masse statt Klasse"? Das mag wohl teilweise tatsächlich so sein. Die Leusinkeinspielungen der Bachkantaten auf Brilliant sollen ja wirklich in Rekordzeit eingespielt worden sein. Da wird die Klasse wohl ein wenig auf der Strecke geblieben sein. Mich würden andere Einspielungen schon auch interessieren, nur sind sie mir meistens zu teuer. Ich finde ein "hehres Kunstideal" reichlich billig, wenn doch viele Menschen von ihm ausgeschlossen bleiben. Ich finde es da gut, wenn in der Klassikindustrie, ja Industrie, ein unerbittlicher Preisdruck herrscht. Das macht vieles möglich. Ich finde es schön, von Leuten, die noch weniger Geld haben als ich zu hören: Ich habe mir die Mozart Gesamtausgabe auf Brilliant gekauft; ich habe mir so etwas immer gewünscht; und nun kann ich es mir doch leisten. Das ist doch toll! Natürlich muß ich auch sagen: Es gibt Dinge, die mich auch ankotzen. Also ich stand mal in Verbindung mit einem Chirurgen, der mir stolz erzählte, daß er alle Beethovensinfonien von Harnoncourt aus der Bücherei ausgeliehen hatte, um sie sich zu "brennen". Verdienen die Chirurgen so schlecht? ( Siamak wars übrigens nicht) Übrigens bin ich politisch gar nicht so besonders links; ich finde es gut, daß es Menschen gibt, die sich bestimmte Dinge auch leisten können. Das ist für die Tonträgerindustrie schon gut. Ich finde es aber auch gut, wenn Dinge auch billiger werden und sind. Das ist etwas, was viele Menschen erfreut. Gruß Martin [Beitrag von Martin2 am 16. Jul 2008, 19:20 bearbeitet] |
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arnaoutchot
Moderator |
#9 erstellt: 16. Jul 2008, 21:35 | |
Naja, ich will an dieser Stelle jetzt keine Generaldebatte über die Tonträgerindustrie vom Zaun brechen und es sind sicherlich auch andere Gründe als Billig-CDs mit Schuld, daß wir uns heute jährlich sinkenden Umsätzen im Klassik- und Jazz-Tonträgerbereich konfrontiert sehen. Aber ich kann Deiner Aussage nicht zustimmen, daß Gewinne nicht in auch unpopulärere Projekte reinvestiert worden sind. Gerade ein Label wie die Deutsche Grammophon hat neben seinen Zugpferden (Karajan, Abbado etc.) auch immer wieder durchaus in junge Künstler und weniger gängige Musikrichtungen (Barock, Neue Musik) investiert. Eigentlich immer, seit ich mich für Musik interessiere. Ich bin sicherlich kein Maßstab, da ich viel kaufe und sehr hohe Beträge für Musik ausgebe, in guten Jahren waren das schon mal an die 1.000 CDs für 10.000 Euro pro Jahr. Ich bin Sammler und audiophiler Freak und bin natürlich immer schönen (Original-) Ausgaben bzw. Mehrkanal-Aufnahmen etc. zugetan, jedwede Kopie ist für mich völlig indiskutabel. Ich glaube einfach nicht, daß die Schwemme an Billig-CDs wirklich jemanden, der Interesse an der Thematik hat, von der Musik ausschliesst. Jemand, der kein echtes Interesse hat, wird sich die Mozart-Sinfonien komplett auch nicht für 10 Euro kaufen. Im Gegenteil, ich finde, daß einen die Billig-Angebote dazu verlocken, sich mit namenlosem Müll zuzuschütten und die Perlen sieht man nicht mehr. Ich höre gerade die wunderbare Gustav Leonhardt-Edition, 15 CDs für EUR 21,99 !!! Du kannst mich jetzt für endlos versnobt halten (was ich nicht bin), aber ich finde das viel zu billig !!! Ich hasse diese deutsche "Geiz ist geil" Mentalität, die sich in immer mehr Bereichen breitmacht und logischerweise jegliche Qualität vernichtet. Bevor ich mich jetzt in Rage rede, geh ich lieber ins Bett ! Grüße Michael |
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Mellus
Stammgast |
#10 erstellt: 17. Jul 2008, 06:30 | |
Sind die Umsätze zumindest im Klassikbereich im letzten Jahr nicht gestiegen? Ich habe so etwas irgendwo gelesen. Und ich schätze, dass die Forumsteilnehmer hier nicht ganz unschuldig daran sind! Gruß, Mellus |
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Hüb'
Moderator |
#11 erstellt: 17. Jul 2008, 06:39 | |
Ja, leichte Anstiege waren im letzten Jahr zu verzeichnen. |
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Martin2
Inventar |
#12 erstellt: 20. Jul 2008, 21:40 | |
Hallo Michael, ich sehe das ein bißchen anders als Du. Die Leonhardt Edition mag ja wunderbar sein, bietet aber auch viel Repertoire, das mich doch nicht so sehr interessiert. Ich habe die Bachschen Cembalokonzerte mit Leonhardt, wirklich sehr gut, aber ich finde diese Box doch nicht so wahnsinnig interessant. Orgelmusik von Bach habe ich, vieles andere ist sehr entlegen. Interessiert mich nicht. Auch nicht für Euro 21,99. Was ist der Hintergrund solcher billiger Boxen? Ich denke die Sachlage ist wohl die, daß zweitklassige Musik zu erwerben immer noch viel teurer ist als erstklassige. Einspielungen der Beethovensinfonien gibt es sehr viele, aber von Ries weniger und es gibt noch viel abgefahreneres Repertoire als den Ries. Also abgefahrene Sachen sind teuer, gängige Sachen billiger. Diese Leonhardtbox ist wohl billig, aber den gemeinen Klassikhörer interessiert sie vermutlich nicht sonderlich. Dann kommt aber der Preis ins Spiel und zu dem sagt der gemeine Klassikhörer, den an sich sowieso nur die Brandenburgischen Konzerte und solche Dinge interessieren: Na ja, zu dem Preis kann man ja mal einen Versuch machen. Bei mir wars ja dasselbe: Es gab diese spottgünstige 10 CD Box von Cappricio mit Musik von CPE Bach und da mir derselbe so angepriesen wurde, dachte ich: Mach mal einen Versuch. Wäre sie teurer gewesen, hätte ich sie mir nicht gekauft. Es gibt im Grunde wenig Grund, Dinge teuer zu erwerben. Bei gängigen Sachen gibt es immer eine gute und preisgünstige Alternativen. Den Sinn dahinter, für zweitklassige Musik teures Geld auszugeben, sehe ich auch nicht recht ein. Und der gemeine Klassikkunde denkt genauso, zumal er in vielen Fällen gewisse Sachen auch schon in guten Einspielungen hat. Also versucht man es immer wieder, mit einem billigen Preis Leute zu ködern, die sich an sich für die Sache gar nicht interessiert hätten. Hätte ich mich für die Sinfonien von Rimski Korsakov interessiert, wenns die nicht billig bei Brilliant gegeben hätte? Oder für den CPE Bach? Und wie Du siehst, steigt trotz der günstigen Preise der Umsatz der Klassikindustrie trotzdem, weil es an sich schon ein kluges Konzept ist, die Leute über den billigen Preis für Dinge zu interessieren, für die viel Geld auszugeben sie im Traum nicht gedacht hätten. Und ich bin wirklich nur bereit für etwas alternativlos hervorragendes, sowohl von der Musik her als von der Interpretation, etwas, aber auch wirklich nur etwas mehr Geld auszugeben. Gruß Martin |
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