Wer ist euer Lieblingskomponist?

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Hannok
Neuling
#1 erstellt: 23. Jul 2004, 13:11
Seit jetzt schon längerer Zeit höre ich fast ausschließlich Musik von Bach. Wenn ich mir Stücke von anderen Komponisten(zum Beispiel Beethoven)anhöre, erscheint mir die Musik als recht langweilig. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich die "falschen" Lieder höre. Auch viele Lieder von Bach sagen mir nicht zu. Es kann auch sein, dass ich mir die Stücke nicht oft genug anhöre, welche mir ungewohnt erscheinen.
Aber trotzdem verwundert es mich, dass Beethoven und Mozart auf die gleiche Stufe mit Bach gehoben werden.
Geht es euch auch so?

Hannok
Norbert2
Ist häufiger hier
#2 erstellt: 23. Jul 2004, 20:46


Aber trotzdem verwundert es mich, dass Beethoven und Mozart auf die gleiche Stufe mit Bach gehoben werden.
Geht es euch auch so?



Ja.

Mich verwundert es aus anderer Sicht: ich kann nämlich mit Bach nichts anfangen und empfinde ihn als langweilig.

Aber so ist das eben: Geschmäcker sind nun einmal verschieden und das ist auch gut so. (Schöne Plattitude, gell? )
Cliowa
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 24. Jul 2004, 08:01
@Hannok:
Mich verwundert es manchmal, dass Mozart oder gar Bach auf die gleiche Stufe mit Beethoven oder Schubert gehoben werden.
Was gefällt dir an Bach so sehr? Zum Spielen ist Bach (manchmal) vielleicht schon lustig, das läuft halt einfach so vor sich hin, wenn man zwei Inventionen verwechselt, merkt's keiner. Aber zum Hören? Da sind Beethoven, Schubert, Schumann, Brahms, Chopin, Rachmaninov, Prokofiev, Shostakovich,... viel abwechslungsreicher! (finde ich.)
Grüsse...Cliowa
Hannok
Neuling
#4 erstellt: 24. Jul 2004, 11:46
Ich denke auch, dass man doch eine ganze andere Beziehung zu Bach hat, wenn man seine Werke selber spielt oder singt.
Bach berührt mich einfach am meisten, obwohl ich nicht alle seine Werke bewundere. Aber ab und zu kommt bei ihm ein scheinbar einzigartig erhabener Einfall, der aber trotzdem vom Spielenden oder Hörenden als logisch und richtig angesehen wird.
Ich denke, dass Bach einfach sehr schöne Melodien erfunden hat und diese wunderbar weiterführen konnte.

aber am besten ist es, wenn man sich einfach den Mittelteil des Konzertes für zwei Geigen in d-moll (BWV 1043) anhört. Wenn Mozart, Beethoven, Schubert, Schumann, Brahms, Chopin, Rachmaninov, Prokofiev oder Shostakovich etwas schöneres geschrieben haben, lasst es mich wissen; ich wär sehr interessiert !
Susanna
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 24. Jul 2004, 12:36
Cliowa:
Zum Spielen ist Bach (manchmal) vielleicht schon lustig, das läuft halt einfach so vor sich hin, wenn man zwei Inventionen verwechselt, merkt's keiner. Aber zum Hören?


Hallo,

das finde ich für mich persönlich nicht. Ich spiele die Inventionen gern (auf Klavier, aber auch auf der Gitarre, für die es von einigen eine schöne Bearbeitung f. Gitarrenduo gibt), und ich höre sie auch gern von guten Pianisten. Auch beim Nurhören kann ich sie auseinanderhalten (das kann man vielleicht auch üben). Z. B. die Invention in C-Dur ist doch vom Charakter her anders als die d-moll oder meine liebste Invention, die in F-Dur wieder anders als die beiden genannten.

Hannok:
Ich denke, dass Bach einfach sehr schöne Melodien erfunden hat und diese wunderbar weiterführen konnte.

Meine ich auch! Wenn's für Dich nichts Schöneres gibt und Dich Bach am meisten berührt, ok. Trotzdem gibt es viele Komponisten, die auch schöne Melodien erfunden haben, nur eben andere und zu anderen Zeiten. Im übrigen schließe ich mich Norberts "Plattitüde" an, die ich allerdings gar nicht als solche empfinde,
Geschmäcker sind nun einmal verschieden und das ist auch gut so.
Ich wünsche mir, daß man dies toleriert.

Gruß,
Susanna
Cliowa
Ist häufiger hier
#6 erstellt: 24. Jul 2004, 13:03
Susanna:

Ich wünsche mir, daß man dies toleriert.

Dein Wunsch sei mir Befehl.

Jetzt im Ernst, ich habe kein Problem damit, dass jemandem Bach so sehr gefällt, aber bei mir ist das nicht der Fall.
Klar sind die Inventionen schon ein bisschen verschieden , aber für mich haben sie keinen besonderen Reiz; rechts fängt's an, das Motiv kommt, dann kommt es von links. Dann machts ein bisschen tum, tum, tum, und dann kommt kurz was rechts, dann Pause rechts, links das Gleiche (evtl. umgekehrt), usw.
Mathematisch und strukturiell sind die Inventionen schon interessant. Eine Strukturanalyse kann recht lustig werden. Aber ich kann mit dem Zeug halt nichts anfangen.
Ich wünsche mir, das man das toleriert .
Grüsse...Cliowa
Susanna
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 24. Jul 2004, 13:57

Dein Wunsch sei mir Befehl.

Hallo Cliowa,

wir wissen natürlich beide, wie das gemeint ist!

Jetzt im Ernst, ich habe kein Problem damit, dass jemandem Bach so sehr gefällt, aber bei mir ist das nicht der Fall.

Kein Problem, warum auch!

rechts fängt's an, das Motiv kommt, dann kommt es von links. Dann machts ein bisschen tum, tum, tum, und dann kommt kurz was rechts, dann Pause rechts, links das Gleiche (evtl. umgekehrt), usw.

Du hast schon recht, was die Klaviertechnik dabei betrifft. Ich stelle mehr das Musikalische in den Mittelpunkt und da finde ich die Inventionen, genau wie die 3-stimmigen Sinfonien interessant, von der Stimmführung her gesehen. Vielleicht hat Bach sie aber tatsächlich nur als "Erfindungen", "Einfälle" (so die Übersetzung Invention) gedacht. Ich glaube, Bach hat sie als Lehrstücke, sozus. aus pädagogischen Gründen geschrieben,weil sie ja auch quer durch die Tonarten gehen.


Mathematisch und strukturiell sind die Inventionen schon interessant. Eine Strukturanalyse kann recht lustig werden.

Was Du lustig findest! Hast aber recht. Es sind ja so kleine Kontrapunkt-Stücke. Klingt fast so, als hättest Du schon eine Analyse davon gemacht. Kann ich mir durchaus als Musik-LK-Thema vorstellen.

Aber ich kann mit dem Zeug halt nichts anfangen.
Ich wünsche mir, das man das toleriert .

Wird gemacht!

Grüße,
Susanna
BigBerlinBear
Stammgast
#8 erstellt: 25. Jul 2004, 06:42
Also: weder Bach noch Beethoven haben besonders viele "Lieder" (oder was immer da auch gemeint gewesen sein mag)
geschrieben; in BEIDER Schaffen spielen diese eine eher untergeornete Rolle
Da wir aber gerade so schön am Vergleichen zwischen "Äpfeln und Birnen" sind, dann doch bitte so:
Der Vergleich zwischn Beethovens Sonate op. 111 und einem Menuett aus dem "Notenbüchlein der Anna Magdalena Bach" wird
sich wahrscheinlich eindeutig zu Beethovens Gunsten entscheiden ! Aber: wie ist es dann bei der h-moll-Messe und der "Missa Solemnis" ? Der "Johannes-Passion" und "Christus am Ölberge" ?? Hier wiederum scheint Bach über die "besseren" Karten zu verfügen und ich denke auch, daß nur wenige mir widersprechen werden wenn ich die "Goldberg-Variationen" für ein reicherers und interessanteres Werk halte, als "Die Wut über den verlorenen
Groschen" !!!! Fazit: ein wenig Fingerspitzengefühl dafür,
WAS man miteinander vergleichen darf/will, wäre hier durchaus angebracht. Ausserdem ist es immer günstig, einen
Terminus vorher zu definieren, anstatt ihn willkürlich und missverständlich (siehe "Lied") zu benutzen.
Susanna
Hat sich gelöscht
#9 erstellt: 25. Jul 2004, 10:41
Hallo BBB,

Also: weder Bach noch Beethoven haben besonders viele "Lieder" (oder was immer da auch gemeint gewesen sein mag)geschrieben; in BEIDER Schaffen spielen diese eine eher untergeornete Rolle


Das, was Du da schreibst, habe ich mir verkniffen. Weil ich aus anderen, meist von jugendlichen Anfängern benutzten Foren weiß, dass zunächst auch in der sog. klassischen Musik alles mit „Lied“ bezeichnet wird, weil die üblichen Begriffe noch nicht präsent sind. Trotzdem musste mal eine Aufklärung erfolgen!
Hannok wird sicher noch feststellen, dass es außer Bach, Beethoven, Chopin usw. noch viele große und großartige Musik anderer Komponisten gibt u. auch nicht nur „Lieder“. Wenn er kein Ignorant ist, wird er sich andere Werke anhören und nicht umhin kommen, sein Urteil zu überdenken.

Hannok:
…aber am besten ist es, wenn man sich einfach den Mittelteil des Konzertes für zwei Geigen in d-moll (BWV 1043) anhört. Wenn Mozart, Beethoven, Schubert, Schumann, Brahms, Chopin, Rachmaninov, Prokofiev oder Shostakovich etwas schöneres geschrieben haben, lasst es mich wissen; ich wär sehr interessiert !
Dieser Satz ist natürlich auch sehr subjektiv und schießt sich an das an, was ich oben sagte.

Gruß,
Susanna

P.s. Sollte ich mich in dem Gesagten, was Hannok betrifft, täuschen, wird dieser uns bestimmt aufklären.
walter_f.
Hat sich gelöscht
#10 erstellt: 26. Jul 2004, 21:49

Das, was Du da schreibst, habe ich mir verkniffen. Weil ich aus anderen, meist von jugendlichen Anfängern benutzten Foren weiß, dass zunächst auch in der sog. klassischen Musik alles mit „Lied“ bezeichnet wird, weil die üblichen Begriffe noch nicht präsent sind.


Hallo Susanna,

auch wenn Du's Dir verkniffen hast mit "Lied" wird heute alles bezeichnet, was auf der CD zwischen zwei Markierungen ausser der Leerstelle hörbar ist. Das hat nichtmal etwas mit der Musikgattung und mit dem Alter der Konsumenten zu tun. Es bezeichnet nur dass da was ist, und nach dem "Lied" nix mehr.

Also sind einzelne Sätze "Lieder". Sie beziehen sich seltsamerweise auf rein instrumentale Geschehnisse, denn in Chorwerken tauchen diese "Lieder" seltsamerweise nie auf. Selbst bei rein elektronisch hergestellten Geräuschcollagen werden immer wieder "Lieder" herausgehört. Ich denke, das liegt ausschliesslich an der Marketingvorgehensweise. Je mehr "Lieder" Du auf immer weniger Speicherplatz bekommst, umso "Kingsizesiger" kannst Du dich fühlen.

Jetzt mal Spass beiseite - es ist ja nicht tragisch, dass jemand sein Musikverständnis auf ein "Lied" reduziert", aber dass es mittlerweile zum Diskussionsthema wird sagt letztendlich alles über den tatsächlichen Zustand unserer Umwelt aus. Da muss man nicht einmal "PISA" erneut strapazieren. Bei den nächsten MP3 Playern bekommst Du 500 "Lieder" auf einen "Memory-Stick" - das kann erst in anderthalb Monaten getoppt werden. Die "Techniker" werden's schon managen.

Liebe Grüsse
Walter
Susanna
Hat sich gelöscht
#11 erstellt: 27. Jul 2004, 10:33
Hallo Walter,


Jetzt mal Spass beiseite - es ist ja nicht tragisch, dass jemand sein Musikverständnis auf ein "Lied" reduziert", aber dass es mittlerweile zum Diskussionsthema wird sagt letztendlich alles über den tatsächlichen Zustand unserer Umwelt aus.


Stimme Dir zu. Es zeigt ja auch das Musikverständnis der "Techniker", die halt nur "Lieder" kennen. Aber daß diese Bezeichnung Usus ist, wußte ich nicht!

Liebe Grüße,
Susanna
walter_f.
Hat sich gelöscht
#12 erstellt: 27. Jul 2004, 12:55

Aber daß diese Bezeichnung Usus ist, wußte ich nicht!

Hallo Susanna,

ist sie - ich könnte mich immer kringeln bei der Frage: "Wieviele Lieder gehen denn da drauf"? Grosse oder kleine, dicke oder dünne oder Lieder mit Gesang?

Es zeigt ja auch das Musikverständnis der "Techniker", die halt nur "Lieder" kennen


Das kann ich Dir aus leidvoller Erfahrung bestätigen - ich habe in den letzten 25 Jahren allerdings schon zwei oder drei kennengelernt, die eine weitere Vorstellung von Musik haben.

Liebe Grüsse

Walter
PS. Melde mich heute Abend.
Susanna
Hat sich gelöscht
#13 erstellt: 27. Jul 2004, 14:09

ich könnte mich immer kringeln bei der Frage: "Wieviele Lieder gehen denn da drauf"? Grosse oder kleine, dicke oder dünne oder Lieder mit Gesang?

Hallo Walter,

das ist ja ähnlich wie bei dem Rätsel: Wieviele Erbsen "gehen" in einen Topf?


...das Musikverständnis der "Techniker",...


Das kann ich Dir aus leidvoller Erfahrung bestätigen - ich habe in den letzten 25 Jahren allerdings schon zwei oder drei kennengelernt, die eine weitere Vorstellung von Musik haben.


Die Zahl ist nicht gerade überwältigend! Ich finde, wenn sich einer beruflich mit Hifi-Technik o.ä. abgibt, sollte er schon auch ein wenig die klassische Musikrichtung kennen. Schließlich ist ja für den Musikgenuß eine ordentliche, dem Konzertsaal angenäherte Wiedergabe z. B. des orchestralen Klangs wichtig. Bei der geringen Prozentzahl der Klassikhörer scheint das aber für die betr. Leute nicht relevant zu sein und nicht zu interessieren.

Liebe Grüsse,
Susanna

Walter
PS. Melde mich heute Abend.

Ja, bin zuhause.
AH.
Inventar
#14 erstellt: 01. Dez 2018, 18:10
Liebe Leserinnen und Leser,

hier ein kleiner Überblick über das Tonschaffen Franz Schuberts (1797 - 1827), einer meiner Lieblingskomponisten. Er ist der beste mir bekannte Melodiker und einer der besten Harmoniker wie ich meine. Er schrieb in der Epoche der "Romantik":

Hier zunächst die sechs Messen von Franz Schubert, erschienen auf dem Label Brillant:

https://www.amazon.d...e+schubert+brilliant

Besonders bekannt ist Franz Schubert für die Gattung Kunstlied. Hier seine Liederzyklen "Schwanengesang" (von einem Herausgeber zusammengestellt) und Winterreise mit Hans Hotter:

https://www.amazon.d...ords=Schubert+hotter

Schubert schrieb viele Streichquartette, darunter die letzten drei: "Rosamunde", "der Tod und das Mädchen" sowie sein G-Dur Quartett. Hier eine Gesamtaufnahme mit dem Auryn-Quartett:

https://www.jpc.de/j...artette/hnum/1475496

Weiterhin hinterließ er uns zwei Klaviertrios und sein "Notturno" für diese Besetzung, hier das Trio Rafale:

https://www.jpc.de/j...iertrio/hnum/8276874

Alle seine 21 Klaviersonaten hat Paul Badura-Skoda an historischen Instrumenten (teilweise mit Janitscharenmusik - Percussion am Pianoforte) aufgenommen:

https://www.jpc.de/j...es-Aufn/hnum/3603524

Sehr wertvolle Werke sind die "Moments Musicaux" und "Impromtus":
https://www.jpc.de/j...899-935/hnum/7969456

Seine Sinfonien stelle ich hier mit dem Failoni-Orchester unter Leitung von Michael Halasz sowie der Camerata Academica des Mozarteums Salzburg unter Leitung von Sandor Vegh vor:

https://www.amazon.d...ords=Schubert+halasz
https://www.jpc.de/j...Gro%DFe/hnum/7202166
https://www.jpc.de/j...chubert/hnum/3283793
https://www.jpc.de/j...-Nr-5-6/hnum/7161948

viele Grüße

Andreas

Hier ein Gemälde aus Schuberts Zeit, Caspar David Friedrich, das Eismeer (gescheiterte Hoffnung). Sieht man genau hin, sieht man auf dem "gescheiterten" Schiff den Namen Hoffnung
eis


[Beitrag von AH. am 01. Dez 2018, 18:19 bearbeitet]
AH.
Inventar
#15 erstellt: 22. Dez 2018, 13:18
Liebe Leserinnen und Leser,

ein weiterer Lieblingskomponist von mir ist Julius Reubke. Er war ein m .E. sehr fähiger Avantgardist (Sohn eines Orgelbauers) und schuf schon ca. 1856 dissonante Musik im ersten Satz seiner Orgelsonate.

Claudius Tanski hat hier Reubkes Klaviersonate eingespielt, die sich auf die h-moll-Sonate seines Lehrers Ferenc Liszt bezieht, auf derselben Tonaufnahme spielt Martin Sander seine große Orgelsonate:

Reubke

Liebe Grüße

Andreas


[Beitrag von AH. am 22. Dez 2018, 13:29 bearbeitet]
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