Niccolo Paganini (1782 - 1840)

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Klassik_Fan
Stammgast
#1 erstellt: 28. Apr 2024, 15:09
Hallo zusammen,

zu diesem Komponisten gibt es noch keinen eigenen Thread, so dass ich mch entschlossen habe, einen zu eröffnen.

Grund dafür waren zwei Berichte/Reportagen, die ich im WDR 3 gehört habe. Beide haben bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Ich kann en Lesern hier im Forum sicher nichts Neues über die überragenden Qualitäten als Virtuosen berichten. Aber die Informationen aus den Rundfunkbeiträgen waren nicht nur neu für mich, sondern haben mich wirklich bewegt.
Dazu später mehr, kommen wir zunächst zur Musik von Paganini

Michael arnaoutchot hat diese, wirlich hervorragende, Box mit den wichtigsten Werken von Paganini empfohlen:

Paganini_Accardo

In diser Box mit CD's isnd die wichtigsten Werke Paganinis enthalten, so zum Beispiel alle 6 Violinkonzerte, aber auch die 24 Capricci und Variationen zu "God Save the King". Interpretiert von einem Paganini-Spezialisten, Salvatore Accardo, begleitet vom London Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Charles Dutoit


Empfehlenswert auch deise Einspielung von Viktoria Mullova mit der Academy of St. Martin in the Fields , dirigiert von Sir Neville Marriner

Paganini_Mullova

Dargeboten werden das Violinkonzert Nr, 1 & Nr. 5 sowie Variationen über "Nel cor piu non mi sento" für Violine solo


Für mich als eingefleischten Verehrer von Itzhak Perlman darf nicht fehlen die Einspielung der 24 Capricci, hochvirtuose und extrem schwierige Werke; nur wenige Violinisten beherrschen alle 24 Capricci. Ich schrieb schon an anderer Stelle über diese großartige Einspielung:


Der legendäre Geiger Jascha Heifetz hat drei Caprici eingspielt, Yehudi deren sechs und etst Ruggiero Ricci, ein lebenslanger Verfechter der Musik Paganinis, war der erste, der, weit mehr als 100 Jahre nach der Niederschrift der Noten, alle 24 Capricci eingespielt hat.

1972 spielte der damals 26 jährige Itzhak Perlmann diese 24 Capricci von Paganini ein, diese legendäer Aufnahme ist nunmehr seit 50 Jahren der Maßstab, an dem andere Einpielungen gemessen werden.


Es handelt sich um diese CD:

Paganini_Perlman



Last not least hat Hörstoff eine CD mit weiteren Werkes von Paganini empfohlen, dier ich (noch) nicht kenne

3 Duetti Concertanti für Violine und Cello, Jansa Duo, Ars. Es handelt sich diese CD:

Paganini_Chamber Music

Andreas Hörstoff schreibt dazu:


Eine brillante Interpretation aus 2010, sehr prononcierte Läufe. Extrem sauberes Spiel von Christine Vox. Mir gefällt auch das Wechselspiel Geige - Violoncello, Klaus-Dieter Brandt ist nach meiner Wahrnehmung kongenial. Der Klang ist Referenz, volle instrumentale Töne aus der Immanuelskirche Wuppertal. Empfehlung.



Sollte es noch weitere Empfehlungen geben, würd eich mich über Beiträge natürlich sehr freuen

PS: eine kurze Zusammenfassung der beiden Rundfunkneiträge fogen in einem zweiten Beitrag



Viele Grüße

Harry


[Beitrag von Klassik_Fan am 28. Apr 2024, 15:11 bearbeitet]
WolfgangZ
Inventar
#2 erstellt: 28. Apr 2024, 16:14
amazon.de

EDIT: Pardon für das "auch" im nächsten Satz, aber nicht für den zusätzlichen Link. Es ist ein schönes Cover, das ruhig größer sein darf.

Berühmt geworden sind auch die 24 Capricen für Violine solo und es gibt etliche Einspielungen. Perlman ist ein Klassiker, den ich auch im Regal finde.

Ich gebe zu, dass ich eine davon in diversen populären Variations-Bearbeitungen weitaus häufiger höre als den originalen Kontext. Ich sage nur: Rachmaninoff, Brahms, Lutoslawski ... das dürften die bekanntesten Nummern sein.

Die Violinkonzerte besitze ich auch mit Accardo ... und anderem Cover. Wiederum wenig überraschend. Sie lohnen sich eigentlich alle, selbst wenn das erste mit riesigem und das zweite immer noch mit deutlichem Abstand am häufigsten gespielt werden und die Editionsgeschichte bei den anderen nicht immer so eindeutig ist. Aber da kann ich auswendig nicht wirklich etwas dazu sagen.

Wolfgang


[Beitrag von WolfgangZ am 28. Apr 2024, 16:17 bearbeitet]
arnaoutchot
Moderator
#3 erstellt: 28. Apr 2024, 16:25
Ja, man sollte Paganini nicht unterschätzen. Zu oft wird er als Teufelsgeiger abgestempelt, aber für die Violine war er ein stilbildender Musiker seiner Zeit. 👍

Hier noch ein paar Violinkonzerte No. 1, die ich zusätzlich zu Accardo habe. Den soliden Itzhak Perlman, den feinsinnigen Henryk Szeryng, die immer eine gute Figur machende Hilary Hahn und eine Mehrkanal-SACD mit Rudolf Koelman. Die haben alle ihre Meriten, aber ich muss zugeben, dass persönlich-geschmacklich noch keine den Salvatore Accardo bei mir übertroffen hat.

Bei den Capricci gestehe ich ein, dass das komplett für mich nur schwer erträglich ist und dass Perlman da sicherlich auf oder über dem Level von Accardo spielt.

Die o.g. Box von Accardo/Dutoit enthält zumindest für mich alles, was man von Paganini brauchen könnte. Nach der letzten kammermusikalischen Rarität muss ich hier kaum forschen.

IMG_6379
Klassik_Fan
Stammgast
#4 erstellt: 28. Apr 2024, 16:53
Hallo zusammen,

leider etwas verspätet, aber nun komme ich dazu: Kurzzusammenfassung der Inhalte der beiden Rundfunkbeiträge im WDR 3

Thema war hauptsächlich die Faszination, die Paganini auch heute noch ausübt. Selbst Menschen, die mit der klassischen Msik überhaupt keine Berührung haben, kennen den Namen Paganini. In dem WDR 3 -Beitrag wurden nicht irgendwelche Fans zitiert, die sich für gewöhnlich in Superlatioven ausdrücken, sondern es wurden berühmte Musiker, Komponisten und Interpreten zitiert, die damals die seltene Gelegenheit hatten, Paganini live zu hören. Unter anderem Liszt, selbst ein umjubelter Klaviervirtuose, Sie äußerren sich alle ähnlich: "Die Welt hat ein solches Geigenspiel noch nicht erlebt"

Das Paganin der Teufelsgeiger genannt wurde, ist sicher jedem bekannt. Der Grund war nicht nur sein unfassbar virtuoses Spiel "er muss mit dem Teufel im Bunde stehen", sondern auch seine große, hagere, immer schwarz gekleidete Gestalt, und die Tatsache dass er in einer schwarzen Kutsche mit sechs Schwarzen Pferden zu reisen pflegte.

Alles das war mir schon bekannt, was ich aber nicht wusste, war die Tatsache, dass Paganini nach seinem Tode nicht beerdigt werden konnte. Die katholische Kirche weigerte sich, ihn in geweihter Erde beizusetzen. Sein Sohn hat ihn in einem Fass mit Olivenöl konserviert und 36 Jahre !!!
lang gebraucht bevor er ihn auf einem Friedhof beisetzen konnte.

Ich wollte das kaum glauben!

Der zweite Beitrag ist fast noch spannender. Er handelt davon dass die Totenruhe Paganinis gestört wurde.
Mir ist es gelungen diesen Beitrag verschriftet zu bekommen, u dich zitiere daraus:


Es ist ein schöner Frühlingsmorgen. Warmes Sonnenlicht fällt auf die Marmorbüste, die der Gruppe schwarz gekleideter Menschen aus leeren Augen entgegenblickt. Es sind die ersten Friedhofsbesucher. Vor dem weißen Marmorbau mit der mächtigen Kuppel bleiben sie stehen. "Nicolo Paganini" prangt in goldenen Lettern auf dem Gewölbe.

Paganinis Grabruhe wird gestört

Knirschend langsam bewegt sich die Grabplatte beiseite. Die Männer müssen kräftig zupacken, um Paganinis Sarg herauszuheben. Dann spricht der Priester ein Gebet. Wieder wird Paganinis Grabesruhe gestört. Als wäre die Odyssee des Toten nicht schon lange genug gewesen. 36 Jahre lang hatte Paganinis Sohn Achille darum kämpfen müssen, bis sein Vater, der "Teufelsgeiger", ein christliches Begräbnis bekam. Warum also die Graböffnung an diesem Frühlingsmorgen?

Ehrfürchtige Begegnung

Der Geiger Frantisek Ondricek | Vor wenigen Tagen hat Achille Paganini den tschechischen Geiger Frantisek Ondricek im Konzert erlebt. Sein atemberaubendes Spiel hat ihn so sehr an das seines Vaters erinnert, dass er dem Geiger anbot, Paganinis Mumie sehen zu dürfen. Ehrfürchtig tritt Ondricek an den Sarg heran. Diesen Anblick wird er nie vergessen: "Ich zitterte vor Aufregung und kann den erschütternden Eindruck dieses Augenblicks nicht beschreiben, der sich aber in tiefen Schmerz wandelte, als ich längere Zeit das fast versteinerte Antlitz des Künstlers anschaute, der vormals die ganze Welt mit seinem zauberhaften Bogen in Erstaunen versetzte."


Schwarze Haarlocken umrahmen das aschfahle Gesicht des Toten. Mit ihren eingefallenen Wangen und dem zahnlosen Mund bietet die Mumie zwar keinen schönen Anblick, aber von dem angeblich so dämonischen Aussehen des "Teufelsgeiger" ist nicht viel zu sehen. Zahlreiche Orden blinken auf Paganinis Frack. Ondricek erinnert sich: "Ich sah den Toten lange an, dieses traurige Ende jedes irdischen Ruhmes, dann trat ich still zurück."

Eine Reliquie aus Metall

Als die Arbeiter Paganinis Sarg zurücktragen, löst sich eine Schraube aus dem morschen Holz. Attila Paganini, der Enkel des großen Geigers, drückt sie dem verdutzten Ondricek in die Hand – "als Erinnerung an diesen heiligen Augenblick". Wie eine kostbare Reliquie verwahrt Ondricek das Metallstück in seinem Geigenkasten - drei Jahrzehnte lang. Nach Ondriceks Tod wird es – er hat diesen Wunsch auf seinem Sterbebett verfügt – seiner Urne beigelegt.


Welch eine Bewunderung und Verehrung muß Frantisek Ondricek, selbst ein Virtuose und bei seinen Konzerten umjubelter Geiger, seinem großen Vorbild entgegengebracht haben? Was muss es ihm bedeutet haben, dass ihm ob seines Geigenspiels die Ehre zu Teil wurde, den konservierten Leichnam von Paganini zu sehen? Man kann dadurch einen Eindruck gewinnen, wie Paganini gespielt haben muss, um selbst bei anerkannte Virtuosen solche Gefühle hervorzurufen.



Viele Grüße

Harry


[Beitrag von Klassik_Fan am 29. Apr 2024, 07:37 bearbeitet]
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