Shure KSE 1200 / SE846 Reviews (Rundreise)

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Allgemeiner68er
Inventar
#1 erstellt: 04. Mrz 2021, 16:45
Hier könnt ihr eure Reviews veröffentlichen. Ihr braucht auch nicht warten, bis die Rundreise vorbei ist. Das dauert zu lange.
Allgemeiner68er
Inventar
#2 erstellt: 07. Mrz 2021, 15:31
Moin, Moin in die Runde...

Ich wollte heute mal ein bischen was zum KSE1200 schreiben. Erstmal vielen Dank an Shure, die das möglich gemacht haben. Man bekommt nicht alle Tage die Möglichkeit so einen Hörer im Ohr zu haben. Zu den technischen Gegebenheiten ist eigentlich alles geschrieben worden, was wichtig ist. Da es im Falle des KSE1200 eine analoge Quelle sein muß, hab ich mehrfach zwischen meinem Mac-Mini (Kopfhörerausgang) und dem Cowon Plenue S hin und hergestöpselt und konnte keinen Unterschied feststellen. Deshalb bin ich beim Mac geblieben, weil's einfach bequemer ist zwischen den Alben zu switchen.
Schon beim ersten "Reinhören" fällt einem diese irre Auflösung auf, die nochmals über der des SE846 anzusiedeln ist. Und das ist hörbar. Ich hab schon mehrere BA-IEM mit dem SE verglichen und alle waren auf dem selben Niveau. Wenn da mal einer heraustach, war es der Abstimmung geschuldet, die dann durch helleres Sounding mehr Auflösung vorgaukelte. Doch ich wollte es genau wissen und nahm den EQ des foobar zu Hilfe um den KSE auf SE846-Niveau zu bringen, was die Abstimmung betrifft. Denn der KSE ist schon ne Ecke heller als der SE.
Also die oberen Mitten nen Tick runter, die Höhen etwas mehr runter und den Bass etwas rauf. Wobei das mit dem Bass am schwierigsten war. Letzendlich war es dann auch der gesamte Bassbereich. Einfach nur Tiefbass rauf reicht nicht.
Und siehe da, schon klang der SE nicht mehr ganz so abgeschlagen, was die Auflösung betrifft. Der KSE ist zwar immernoch hörbar drüber aber für mich liegen keine Welten dazwischen. Und Lautstärke kann der KSE auch. Das war meine größte Befürchtung, da ich doch in die Kategorie "Lauthörer" gehöre. Kein Problem, solange man es mit dem Bass per EQ nicht übertreibt. Der KSE ist in der Grundeinstellung auch nicht neutral. Ich kann mich zwar irren aber aus der Erinnerung heraus würde ich sagen, ein UERR hat weniger Bass. Und auch weniger Höhen.

Fazit Klang: Der KSE ist schon eine Granate, daß muß ich neidlos anerkennen. Diese Trockenheit beim Schlagzeug, die Sauberkeit in den Mitten und Höhen ist einzigartig und das Beste, was ich bisher hören durfte. Aber der SE846 ist nicht soweit weg, wie ich befürchtet habe.

Aaaaaber es gibt auch negatives zu vermelden. Das Kabel geht für mich gar nicht. Nicht genug, daß man den "großen" Verstärker ("Speiseteil" ) mitschleppen muß, nein man muß sich auch noch mit diesem relativ schweren und widerspenstigen unflexiblen Kabel rumärgern, daß immer mal wieder dafür sorgt, daß der federleichte KSE bei ner Kopfbewegung aus dem Ohr flutscht. Ich hab ja schon Probleme mit den Original-Kabeln des SE. Nur bei den MMCX-basierten Kabeln des SE gibt es genug Alternativen, die technisch genauso gut sind, wie die Shure-Kabel, nur deutlich leichter, dünner und flexibler.

So, das war's von meiner Seite zum KSE1200. Bin gespannt, was die anderen zu diesem Ausnahme-Hörer schreiben.
Bow_Wazoo_1
Inventar
#3 erstellt: 10. Mrz 2021, 09:14
Mein Eindruck.

Die tonale Abstimmung vom Werk aus, würde ich schon als gruselig bezeichnen.
Guckt euch mal dieses Loch bei 2-7khz an. Zudem der Peak bei 8khz.

Screenshot_20210309-075446_Gallery


Nach Oratorys EQ Werten eingestellt, ist von dem Spuk nichts mehr übrig.

Dieses Ding ist ein wahres auflösungs-Monster.
Was anderes war aber auch nicht, von einem hochwertigen Elektrostaten im Ohr zu erwarten.

Ich für meinen Teil, stehe auf den "im Kopf Sound" eines InEars.
Mit den großen Silikon-Tips, erziele ich ein optimalen Seal. So entsteht ein mächtiger druckvoller Elektrostaten Bass.
Doch leider stimmt die Tonalität im Hochtonbereich nicht.

Die Schaumstofftipps schaffen diesbezüglich Abhilfe.
(Auch wenn nicht zu 100%)
Dafür leidet der Seal.

An sich bin ich begeistert, jedoch bereitet mir der Hochtonbereich zunehmend Sorgen...
Hüb'
Moderator
#4 erstellt: 10. Mrz 2021, 11:40
Ich setze das Topic erst einmal auf moderiert, bis die Reviews "durch" sind.
Im Anschluss kann dann gerne diskutiert werden.

Viele Grüße
Frank
-Moderationsteam Hifi-Forum-


[Beitrag von Hüb' am 24. Mrz 2021, 07:35 bearbeitet]
comox
Stammgast
#5 erstellt: 24. Mrz 2021, 06:57
Zum KSE1200:

Um es gleich vorwegzunehmen: Das ist ganz großes Kino, was Shure mit diesem Elektrostaten bietet. Er klingt luftig, separiert die verschiedenen musikalischen Komponenten/Instrumente präzise und staffelt (insbesondere für einen In-Ear mehr als) überzeugend in der Breite und der Tiefe. Da kann keiner der In-Ears, die ich bisher gehört habe und/oder selber besitze, mithalten.
Der Bassbereich ist m.E. eines der Alleinstellungsmerkmale des KSE1200. Nicht die schiere Menge, viel mehr der Korpus, die Art und Weise, wie etwa Bassdrums wiedergegeben werden, fasziniert mich. Da spielt er ganz groß auf und steht meiner Meinung nach einem ohrumschließenden Kopfhörer in nicht viel nach. Überdies sorgen die trockene Präzision und kurze Abklingzeit, der angenehme, nicht übertriebene Punch und Druck im Mid- und Oberbass für einen Ohrenschmaus.
Der Mittenbereich klingt extrem klar und detailliert und Frauenstimmen können eine sirenenhafte Sogwirkung entfalten. Out of the Box ist er mir etwas zu hell, wobei durch die hervorragende Auflösung metallische Schärfe vermieden wird. Eine Sibilantenbetonung habe ich auch nicht gehört.

Es war ein Genuss und eine große Freude, dieses Kleinod hören zu dürfen. Vielen Dank, Firma Shure!

Die hier verlinkte Messung von Oratory entspricht übrigens nicht dem, was ich gehört habe. Daher verweise ich mal auf Crinacle, dessen Ergebnis (vor allem im Bassbereich) deutlich eher zu meinem Höreindruck passt:

KSE1200

Noch ein paar Worte zum SE846:

Ein bisschen unfair gegenüber dem SE846 ist, dass ich mich am KSE1200 kaum satthören konnte, sodass der SE846 nicht die gebührende Spielzeit bekam. Der SE846 klingt etwas druckvoller im Bass und weniger hell, bildet die Musik aber m.E.n. nicht so opulent und vergleichsweise weiträumig ab (ebenso wenig wie meine anderen In-Ears). Grundlegend ist es auch ein toller Hörer und mir gefällt die Abstimmung „ab Werk“ bereits ziemlich gut. Genutzt habe ich die blauen Filter. Übrigens finde ich auch die Verarbeitung, Materialwahl und das glänzende Finish des SE846 sehr gelungen – in dieser Hinsicht macht er deutlich mehr her als das schlichte Plastikgehäuse des KSE1200.
baalmeph
Inventar
#6 erstellt: 26. Mrz 2021, 12:48
So, nun dann will ich auch mal meine Eindrücke zum Besten geben, und das waren durchaus große Eindrücke.
Der erste In-Ear Elektrostat den ich hören durfte. Andere E-Staten habe ich tatsächlichen nur vor Jahren unter schlechten Bedingungen (Messe) hören können und war damals nicht überzeugt.
Nun der kleine Shure, unter optimalen Bedingungen in den eigenen 4 Wänden und jetzt war er zu hören, dieser musikalische Fluss, der den E-Staten immer nachgesagt wird.
Für diese Möglichkeit im Rahmen der Rundreise, vielen Dank an Shure und auch ein kleines sorry von mir.
Ich hatte zu wenig Zeit, mich dann auf den KSE konzentriert und ihn mit meiner Referenz, einem HD800 verglichen. Der SE846 ist, um dem in der kurzen Zeit gerecht zu werden, leider in der Packung verblieben.
Ich habe mich stattdessen darauf fokussiert, sowohl den Shure als auch den Senni per Orartory Settings, auf Harman zu EQn.

Hier geistern nun ja schon die Messungen von crinacle und orartory herum. Ich bin mir nicht sicher welche korrekt ist, denke aber das die Wahrheit Richtung crinacle ausschlägt.
Ohne EQ war mir der Shure aber jedenfalls zu schlapp. Bass fällt zu früh ab und der Oberbass dadurch etwas zu betont. Der Bereich Höhen und Mitten ist zu sehr Achterbahn und das hört man im direkten Vergleich mit dem HD800 deutlich. Die Abstimmung kann aber je nach Musik und Gusto durchaus gefällig sein.

Dann ging es aber los mit den oratory1990 EQ settings. Erst einmal den HD800 darauf getrimmt, er soll weiter die Referenz darstellen.
Da merkt man beim ersten Hören aber gleich, das der Treiber das nur bedingt mitmacht. Auflösung und Schnelligkeit gehen hörbar etwas verloren.

Im Vergleich dazu ist dem KSE1200 nichts anzumerken. Der löst, obwohl deutlich stärke EQ Eingriffe nötig sind, weiterhin so unglaublich gut auf und Bingo, tonal gibt’s nichts mehr zu meckern.
Habe die oratory Settings auf das Harmann Target zielend basiernd auf den oratory Messungen und den crinacle Messungen ausprobiert.
Die Unterschiede sind dann überschaubar aber marginal vorhanden. Nach oratory Messungen eqed wirkt mir der Subbass aber zu viel und die höhen etwas zu harsch.
Das kann an den verwendeten Tips oder meinem Gehörgang liegen oder darauf hindeuten das die Messungen von crinacle doch mehr der Realität entsprechen. Als Tips kamen bei mir alte Sony Hybrids zum Einsatz. Die haben gut abgedichtet und ließen sich für mich angenehm tragen.
Das der In-Ear relativ klein und leicht ist kommt dem Tragekomfort zu gute. Auch der dünne Schallkanal.

Im direkten Vergleich mit dem HD800 war der Shure deutlich höher auflösend und klar besser separierend.
Die Seperation findet dabei überaschenderweise, auf einem für so einen in ear, beeindruckend großen Raum statt.
Die Lokalisation ist bei mir sogar auch leicht außerhalb des Kopfes. Instrumente werden nicht nur in die Breite sondern auch nach vorne und etwas nach hinten gestaffelt.
Aber nur wenn es auf der Aufnahme drauf ist. Er vergrößert keine Räume unnatürlich und das fällt im Vergleich zum Sennheiser, wieder sehr stark auf.

Fazit:
Was bleibt zu dem Shure zu sagen. Mal abgesehen von der Tonalität, ist er so ziemlich in allen anderen Teilbereichen, das beste was ich gehört habe.
Diese Schwäche macht er aber als E-stat, mit seinem unglaublich guten Ansprechverhalten auf EQ, problemlos wieder wett. Vorausgesetzt man gehört nicht zu den Glaubenskriegern, welche meinen alles mit dem richtigen Kabel oder AMP, lösen zu müssen. Da komm ich nun doch auch noch auf einen kleinen Kritikpunkt, bedingt durch die Betriebsspannung braucht es diesen kleinen KHV. Der ist schick und hochwertig verarbeitet, aber halt dennoch ein extra Teil das man dabei haben muss.
Abschließend noch mein letzter Kritikpunkt. Der Preis. Obwohl der kleine Shure ein starkes Will-Haben-Gefühlt auslöst, werde ich es mir vermutlich doch verkneifen. Im Vergleich zu den Preisen der Over-Ear Schlachtschiffe so mancher Hersteller ist das Pricing aber vernünftig. Nur einfach über meiner Schmerzgrenze für einen In-Ear.


[Beitrag von baalmeph am 27. Mrz 2021, 10:45 bearbeitet]
hippie80
Stammgast
#7 erstellt: 06. Apr 2021, 10:57
Hallo liebe Leute,

zuerst einmal vielen Dank an die Organisatoren hier im Forum und auch an Shure, wieder eine klasse Aktion und die Möglichkeit interessante Sachen auszuprobieren.

Gehört habe ich beide Hörer mit den Comply P Series. Dichten sehr gut ab und machen den Klang in der Regel etwas „fülliger“ als mit Silikon-Tips.

KSE 1200

Der Star im Karton sollte eigentlich der KSE 1200 sein und wie ich aus den bisherigen Rezessionen entnehme, war das für meine Vortester auch so der Fall. Das war meine erste Berührung mit einem Elektrostaten und ich war mir gar nicht sicher was ich zu erwarten habe.

Der Klang hat eine schöne Fülle und die Comply-Tips helfen da mit Sicherheit etwas mit. Er klingt samtweich und dennoch präzise, so habe ich noch kein Kopfhörer wahrgenommen. Die Auflösung ist hervorragend ohne hart und hell zu klingen, der Bass ist definiert und dennoch sehr entspannt. Hat einen gewissen Flow, der erst fasziniert und mit der Zeit gehen die Gedanken spazieren.

Besonders gut hören sich für mich Violinen mit dem KSE an, ich habe ein Best-Of Album von Anne Sophie Mutter eingelegt und was mir dabei eher selten passiert, in einem Stück durchgehört. Normalerweise habe ich noch vor dem Ende schon genug, diesmal lief sogar noch der zweite Teil gleich hinterher. Die Musik fließt dahin und ich will nicht, dass es aufhört.

Der KSE wurde für entspannte Lautstärken entwickelt, Lauthörer haben da bestimmt ein Problem damit.

SE846

Wie am Anfang erwähnt, eigentlich sollte der KSE das Highlight sein. So wie ich das bisher gelesen habe, werden hier meine Mittester mir bestimmt entschieden widersprechen, für mich jedoch (und meinen Musikgeschmack) war es der SE846. Obwohl er in einige Disziplinen das Nachsehen hat, z.B. bei der Auflösung, Ortbarkeit und das erwähnte dahinfließen der Musik. Jedoch nicht, weil er darin schlecht ist, der KSE setzt da einfach noch mal einen dicken Brocken oben drauf. Es ist aber der 846er, den ich zum Schluss gar nicht mehr abnehmen möchte.

Was zuerst auffällt ist, die Art und Weise wie der Bass präsentiert wird. Schnell, trocken und mit einem gewissen Impact. Er geht auch schön tief runter, ist körperhafter als der KSE. Manchmal aber wünschte ich der Ober-/Kickbass wäre ein kleinwenig schlanker.

Stimmen haben einen schönen Korpus, ganz nach meinem Geschmack. In den Höhen ist er aber etwas rundgelutscht, das hat Vor- und Nachteile. Die Soundsignatur ermöglicht es einem, auch nicht ganz so tolle Aufnahmen entspannt zu lauschen und wenn die bevorzugte Musikrichtung unter dem Loudness-Wahn leidet, ist das schon viel wert.

Die Musiksammlung ist aber selten einseitig und der SE846 kann etwas verschleiert klingen. Ich habe nach einer Weile auf die weißen Röhrchen (weiß = heller, blau = neutral, schwarz = dunkler) gewechselt, kann aber abschließend nicht sagen, was mir besser gefällt. Die Zeit war doch recht kurz und ich würde sehr gerne etwas mehr Zeit mit dem Hörer verbringen. Die schwarzen Röhrchen habe ich nicht ausprobiert, da habe ich irgendwie kein Bedarf dafür verspürt.

Getestet habe ich auch gegen den Aonic 5. Der SE846 macht mir eindeutig mehr Spaß, ich würde mir aber gerne einen Mix aus den beiden wünschen:
Tiefbass und Midrange vom SE846, Kickbass vom Aonic 5 und im Hochton dürfen sie sich gerne in der Mitte treffen.


Fazit

Das waren wieder zwei interessante Ohrhörer mit denen ich gerne noch etwas mehr Zeit verbringen würde. Hatte leider keine Zeit mehr, um andere Tips auszuprobieren.

Der Shure Haus-Sound gefällt mir einfach, ich benutze auch gerne deren Tonabnehmer (die leider eingestellt wurden).

Der KSE1200 ist ein langzeittauglicher Ohrhörer und es ist dieser samtige Flow der den Hörer mitreisen kann. Das war meine erste Erfahrung mit einem Elektrostaten und wenn diese Charakteristik typisch für alle Elektrostaten ist, dann kann ich die Begeisterung für den Elektrostaten-Prinzip durchaus verstehen.

Der SE846 passt viel besser zu meinem Musikgeschmack und macht Spaß. Mit einem tollen Tiefbass der den Klang nicht überlagert und Stimmen mit einem guten Volumen. Eine Sache noch, wenn schon mehrere Kabel beiliegen, dann darf zumindest einer davon auch gerne etwas geschmeidiger sein.

Würde ich mir einen dieser Ohrhörer zulegen?

Ich mag den KSE, der hat das besondere etwas. Aber das Will-Haben-Gefühl stellt sich bei mir nicht so richtig ein. Und der Preis erfordert doch auch etwas an Überwindung.

Und der SE846? Perfekt ist er nicht, dennoch würde ich ihn mir gerne zulegen. Aber um den Preis? Ich werde ihn wohl im Auge behalten und schauen, ob es ähnliche alternativen dazu gibt oder es tut sich noch ein bisschen was an dem Preis. Lange genug ist er ja schon auf dem Markt.
Pd-XIII
Inventar
#8 erstellt: 13. Apr 2021, 10:13
Ich schreib da jetzt nicht lange drum herum: DER KSE1200 ist ein HighEnd Hörer. Punkt.

Title1

Damit wäre alles gesagt und jeder, der das Geld übrig hat kann zweifelsohne zugreifen und sich sicher sein, dass er keinen Schrott kauft.

Aber betrachten wir das ganze doch lieber mal im Detail. Der blumige Part der Klangbeschreibung wird diesmal vermutlich kürzer ausfallen und ich werde mich um das Gerät selbst ausführlicher kümmern.
UVP für den Shure liegt bei 2.099 €, der Straßenpreis schon fast dreiste 20% darunter. Immer noch eine Menge Holz und ich denke mir wird kaum einer widersprechen wollen, dass alleine der Preis das Prädikat HighEnd legitimiert. Was bekomme ich also, wenn ich den ich mich dazu entschließe, mir diesen Hörer ins Haus zu holen?

Als aller erstes einen Unboxing-Porn der dem Wert des Inhalts auf jeden Fall schon einmal gerecht wird. Hier ist nichts von zweckmäßiger Verpackung zu spüren, wie man es bei Geräten für professionellen Einsatz oft erfährt. Das hier geht auch an ein anderes Klientel und dieses wiederum möchte schon beim Auspacken von der Richtigkeit ihrer Kaufentscheidung überzeugt werden. Das gelingt perfekt.

Auch das mitgelieferte Zubehör lässt wenig Wünsche offen. Neben dem eigentlichen IEM ist natürlich noch das Versorgungsteil dabei, ein Menge unterschiedlicher Tips, die notwendigen Lade- und Verbindungskabel sowie der obligatorische Klinkenadapter. Dazu gibt es noch ein schönes geräumiges Case, dass alles schützend in sich aufnehmen kann. Alles? Naja, fast alles, denn das Versorgungsmodul passt nicht hinein. Es ist eigentlich zu früh fürs Kriteln, aber was will man tun? Frage Nummer eins ist sofort da: Für welchen Einsatzzweck ist dieser Hörer gedacht? Nur damit ich von Anfang an in die richtige Richtung denke. Der Mobile Einsatz ist es sicherlich nicht, dafür ist der Aufbau zu sperrig mit dem Versorgungsteil. Und wenn doch, wie ist das vorgesehen? Soll ich den Hörer aus dem Versorgungsteil ausstöpseln und im Case verstauen während der Verstärker einfach so in einer (Hosen-) Tasche verschwinden soll? Also eher der statische Einsatz zu Hause.
Dafür spricht dann auch das 1m lange Klinkenkabel um den Verstärker mit einer Quelle zu verbinden. Und ja ich tue es schon wieder: Warum Klinke auf Klinke? An welcher Quelle soll der KSE denn betrieben werden. An einem HighREs Player, aber da wäre ein kürzeres Kabel doch sinnvoller. Dieses findet sich nach erneuter Inhaltskontrolle ebenfalls im Case. Ganz schön voreingenommen, wie ich die Sache so angehe.
Für jeden statischen Zuspieler würde sich ein RCA Kabel trotzdem wohl eher anbieten. Aber gut. Meine Überlegungen gehen scheinbar in eine andere Richtung als die der Entwickler. Komm, weg mit dem Zubehör, ich will das Teil mal ansehen.

Und ja, es ist ein Augen- und Handschmeichler, zumindest im Erstkontakt. Die Gehäuse sind in typischer Shure Form und Qualität. Daran anschließend folgt ein Kabel, welches im Ohrbereich den allseits bekannten Ohrbügeldraht beinhaltet und generell dicker ausfällt, als bei den üblichen SE Modellen. Ab dem Splitter geht die Kabelage geschützt durch einen schönen Textilschlauch weiter und mündet letzendlich in einem Lemo-Stecker. Ich liebe die Optik und Haptik dieser Idustrieverbindungen.
Dieser Stecker wird dann in das Versorgungsteil gesteckt, welches ebenfalls makellos gefertigt wurde. Vor ein paar Jahren wäre ich von dem massiven Gerät beeindruckt gewesen, aber seit ich das ein oder andere China-Gerätchen in Händen halten durfte, ist das für mich eigentlich Standard. Versteht mich nicht falsch, man könnte es auch kaum noch besser machen und ich habe mir nicht mehr erwartet. Eher im Gegenteil, jedes Mehr würde wahrscheinlich eine Verschlimmbesserung darstellen. Insofern, alles gut. Der Drehregler für Ein/Aus bzw. Lautstärkeregelung hat keinerlei Spiel, klackt sauber beim Einschalten und dreht sich, als würde die Achse direkt in einem Butterfass gelagert sein. Leicht und saftig, ohne irgendwelches Kratzen. Mir persönlich etwas zu leicht, ich hab es eher lieber, wenn man ein bisschen mehr Kraft aufbringen muss, besonders bei einem so großen Knopf. Geschmackssache.

KSE1200 Shell2Splitter

Und wieder kommt die Frage auf, wo der Einsatzzweck der Kombi angedacht wurde. Unterwegs ist für mich raus. Dafür sind die Einzelteile zu schön und gut verarbeitet, als dass ich einen Kratzer auf Reisen riskieren würde. Also lieber zuhause bleiben, das ist momentan ja eh irgendwie zeitgemäß.
Ich gehe grundsätzlich davon aus, dass ein Rauschfreier Audioausgang ein Muss ist, womit der Klinkenanschluss meines Laptops raus ist. Am Tablet wird mir der Aufbau mit dem Versorgungsteil zu klobig und ich würde eh einen Line Ausgang bevorzugen. Die Wahl meines Zuspielers war also schnell getroffen. Mein alter FiiO X1 hat ähnliche Dimensionen und ich hatte damals gleich diesen Rahmen mit dazu gekauft um beim Stacken kein Gummiband über die Front verlegen zu müssen. Die Kombination sieht eigentlich recht stimmig aus, ein schwarzer X1 wäre noch passender. Optik.

Stack1

Direkt im nächsten Moment, also dem, in dem ich die Hörer in meine Ohren stecken möchte, fallen mir ein paar Dinge auf, welche ein Nachteil des ganzen HighEnd ChiChis darstellen. Die Zweckmäßigkeit leidet unter den rein Haptischen und Optischen Qualitätsmerkmalen. Der von mir bereits gelobte Lemo-Stecker macht den Anfang, denn er kann sich Bauartbedingt nicht verdrehen. Somit wird jede Torsion vom Kabel aufgefangen. Ist grundsätzlich nicht schlimm, aber hier lauert der Textilschlauch, welcher sich verdreht. Ich befürchte fast, dass nach intensivem mehrjährigem Einsatz diese Ummantelung deutliche Gebrauchsspuren offenbart, ähnlich wie es bei Grado Hörern auffindbar ist. Hinzu kommt, dass das Kabel durch den Aufbau nicht nur dick sondern auch steif ist. Ich bin immer ein Freund davon, wenn ich das Kabel bestenfalls gar nicht wahrnehme, hier gehört es eindeutig zu Erlebnis dazu. Ein Verlegen des Kabels unter der Kleidung ist gar nicht erst angedacht. Dieses Kabel will gesehen und seine Präsenz gespürt werden. Das zieht sich hoch bis zu den Ohrbügeln, welche einen Hauch zu steif sind um sich einfach und angenehm dem Ohr anzupassen. Und dann sind da noch diese Gehäuse. Auf den zweiten Blick und nach dem Blick auf die UVP schon eine kleine Enttäuschung. Sie heben sich Qualitativ nicht von ihren kleinen Brüdern ab. Würde man nur die Gehäuse des KSE und eines Aonic5 nebeneinander legen und betrachten, könnte man nicht erahnen, welches das preiswertere Gerät ist. Wahrscheinlich würde hier der Aonic5 sogar höher eingestuft werden, ob seiner austauschbaren Schallröhrchen. Und wenn der UVP dann im Faktor 4 differiert bin ich da schon etwas sprachlos. Mein persönlicher Eindruck hierzu: Alles, was man beim Hören sehen und anfassen kann, wurde hochwertig bis protzig gestaltet um den Wert fühlbar zu machen. Die Teile, die man dabei nicht zu Gesicht bekommt, haben auch nur das Standarddesign erhalten. Das finde ich nicht gerechtfertigt.

Versteht mich da nicht falsch, der Hörer macht einen durch und durch höchstwertigen Eindruck. Ich bin da eher Pragmatiker und lege mehr Wert auf durchdachte und für mich logisch nachvollziehbare, praxisorientierte Elemente. Und genau da enttäuscht mich der Shure, da er mehr auf Show und Shine, als praktisches Produktdesign legt.
OK genug des Bashings. Rein ins Ohr damit. Ich hatte ein paar Probleme damit, den richtigen Tip zu finden. Über Adapter konnte ich den Schallröhrchen Durchmesser auf eher übliche 4mm erweitern und somit auf deutlich mehr Tips zurückgreifen. Meine insgeheime Hoffnung, in der Kombination mit Spinfits eine Ultimative Hörerfahrung erleben zu dürfen musste ich leider aufgeben, da damit sogar mir der Bass zu zahm war. Gelandet bin ich letztendlich wieder bei Silikontips, die vermutlich beim CCA CA10 dabei waren.

KSE1200cl

Das was ich zuerst höre ist nichts Besonderes. Kein „Wow“, kein“Geil“. Einfach nur „gut“. Aber was heißt schon „nur“. Der KSE1200 macht aus dem Stand heraus vieles richtig für mich. Die eher kühle und analytische Abstimmung lässt mich sofort wieder an den SE425 denken. Wirk im ersten Moment recht distanziert, man gewöhnt sich aber daran und dem Ein oder Anderen wird es gefallen. Ich kann sehr gut nachvollziehen, wenn Viele der Meinung sind, dass er zu wenig Bass hat, denn quantitativ ist dieser wirklich ziemlich zurückgenommen. Durch die Verwendung der Silikon Tips konnte ich den Tiefton so weit anheben, dass er für mich „neutral“ ist. Also eine notwendige Anpassung ohne auf einen EQ zurückgreifen zu müssen. Im Grunde habe ich den Tiefton in etwa so weit angehoben, wie ich ihn beim Rapture abgesenkt habe. Dort waren mir die normalen Silikontips zu wuchtig und der Wechsel auf Spinfits hat den Bass entsprechend abgesenkt.
Zurück zum Klang des KSE1200. Er ist exakt das, was ich mir beim Aonic5 gewünscht hatte. Etwas mehr Bühne, viel weniger Sibilanten, eine höhere Auflösung und dieser herrlich differenzierende Bass, sodass auch Pauken gefühlt metergenau positioniert wahrgenommen werden können. Er macht alles richtig für mich. Aber dass er in irgendeiner Weise deutlich besser wäre als mein Rapture würde ich jetzt noch nicht behaupten. Ich werde jetzt einfach mal drei Tage ausschließlich Shure hören und danach hart auf den Rapture wechseln um die Unterschiede herausfinden zu können. Das Ergebnis findet sich dann weiter unten im Text. So lange wiege ich mich einfach im eilullenden Gefühl, dass es wohl schlicht nicht besser geht. Ausgeschlossen davon ist natürlich die Abstimmung. Gut und Besser sind hier sehr individuelle Geschichten und maßgeblich auch von den persönlichen Gewohnheiten und verwendeten Tips abhängig. Aber bei allem anderen wie Auflösung, Räumlichkeit, Separation, Dynamik und was es sonst noch so gibt, da ist der 1200 einfach das Beste, was ich bisher gehört hatte…wobei ich da sicher nicht der beste Benchmark bin.
Gestartet wird für mich ungewöhnlich mit Klassik, und für noch ungewöhnlicher NICHT mit Kunzel. Sondern mit Lorin Maazels Interpretation von Romeo & Julia, erschienen auf Telarc…also wenigstens dem bleibe ich vorerst treu. Die Darstellung entspricht voll und ganz meinen Erwartungen. Die Bühne wird realistisch aufgebaut, nicht allzu weit aber in einem schönen Halbkreis um meine vordere Kopfhälfte. Der Sennheiser IE300 war hier sicher weiter aufgestellt, aber das ist jetzt nicht wertend sondern wie so oft Geschmacksache. Es werden alle Instrumente klar positioniert und auch die Pauken leicht außermittig platziert. Egal welches Instrument, es wird alles gleich gut getroffen und weder Bläser noch Streicher bringen irgendwelche störenden Einflüsse mit ein. Wenn ich ein einzelnes Attribut des Shure besonders erwähnen müsste, dann wäre dies die Dynamik, die er im Stande ist zu liefern. Knall harte Sprünge in der Lautstärke werden mit einer Bravour gemeistert und entsprechend vorhandene Dynamik an den Hörer Transportiert.
Etwas intimer geht es bei Rebekka Bakken zu. Bei Black Shades zeigt der Elektrostat auch, dass er gut und straff rumpeln kann, während im Hintergrund relativ viel subtile Percussion am scheppern ist. Hier hätte mir dann doch etwas mehr Bühne gut gefallen. Auch sonst konnte ich mich durch die gesamte Musiksammlung hören ohne an unerwarteter Stelle abbrechen zu müssen. Je nach Aufnahme können Sibilanten ein Thema werden, aber nicht so, dass es problematisch wäre. Allgemein finde ich nicht, dass Nachlässigkeiten in der Produktion auf dem Silbertablett präsentiert werden sondern lediglich dargestellt werden. Also gewissermaßen: „Da ist was nicht 100% sauber, ich wollte es nur erwähnt haben.“
Laut Hören, empfinde ich trotz alledem als unangenehm. Die Höhen werden mir hier zu scharf. Aber leise bis leicht gehobene Lautstärke läuft perfekt.
Also vom Klang her absolut unspektakulär aber in der Tiefe der Darstellung kaum zu übertreffen. Grundsätzlich habe ich nichts auszusetzen.
Der Tragekomfort ist ebenfalls unauffällig im Sinne von sehr angenehm. Natürlich ist das nicht verwunderlich, wenn Shure etwas richtig gut kann, dann ist das, bequeme und kleine Gehäuse bauen die einfach fest im Ohr sitzen und einen von der gesamten Umwelt völlig isolieren. In der Hinsicht kann ich schon gut verstehen, dass man hier keine Experimente eingegangen ist, aber es passt eben nicht so zum Rest. Was gewissermaßen vielleicht auch von Vorteil ist. Denn alles unterhalb des Splitters nervt mich schon ziemlich. Ich sitze am Schreibtisch und das steife und dicke Kabel ist mir dauernd im Weg, da es ungewollte Wellen schlägt. Also packe ich mein Packet aus X1 und Verstärker in die Jackentasche und werde direkt daran erinnert, warum ich einen höheren Drehwiderstand am Lautstärkeregler bevorzuge: Der weich gelagerte Drehknopf in Kombination mit dem großen Durchmesser sorgt dafür, dass bei Bewegung in der Tasche die Lautstärke verstellt wird. Glücklicherweise ist die Abstimmung so sanft, dass einem nicht die Trommelfelle zerfetzt werden oder der Ton mit einem Mal weg ist. Ich bin einfach nicht die anvisierte Zielgruppe und meine Nutzungsumgebung nicht wirklich prädestiniert. Im Sessel sitzend mit einem guten Buch in der einen und einem feinen Getränk in der anderen Hand, während die Versorgungseinheit mit Quelle im Regal nebenan ruhen, das ist für mich der beste Anwendungsbereich für den KSE1200.
So verbleibe ich nun auch die Abende in der Zeit, die mir mit dem Shure bleibt. Tagsüber im Büro und mehrere Stunden am Tag eher mit Hintergrundmusik und abends dann die bewussten Hörsessions. Ich bin recht schnell auf den Hörer eingestellt und gewöhne mich entsprechend daran. Je länger ich höre, desto weniger kann ich die Kritik wegen zu wenig Bass nachvollziehen. Ich finde ihn in einem vollkommen angemessenen Rahmen. Aber die Auflösung ist schon echt extrem. Auf dem Debutalbum von Jungle finden sich versteckte Hintergrundgeräusche wie ein Basketballspiel oder knarzende Türen. Mit dem KSE1200 lassen sie diese sehr eindeutig identifizieren.
Dann kommt der Samstag und es wird Zeit für den direkten Vergleich zum Rapture. Bin schon tierisch gespannt, was dabei raus kommt. Und los:
Also nach drei Tagen, an denen ich ausschließlich mit dem KSE gehört habe nun direkt auf den FA Rapture. Beide in der für mich momentan bestmöglichen Tip Kombination. Als Vergleichstrack Nummer 1 muss mal wieder Tchaikovskis 1812 in der Kunzel Version herhalten. Nach den ersten 2:11 kommt der erste Paukenschlag. Und ab hier merke ich doch sehr deutlich, dass der Rapture mehr Bass hat und allgemein doch deutlich wärmer abgestimmt ist. Im Abschnitt bis ungefähr Minute 4 vermittelt der FA auf jeden Fall mehr Dramatik. Der Shure hingegen ist da viel zahmer, spielt dafür mit „mehr Luft“, was aber nicht mit einer weiteren Bühne einhergeht, eher im Gegenteil. Die Bühne ist marginal enger wirkt aber lockerer. So zieht sich das jetzt durch die volle viertel Stunde. Beide Hörer schenken sich nicht viel, sind aber eben tonal völlig unterschiedlich abgestimmt. Persönlich gefällt mir die Abstimmung des Fischer besser, da er eben nicht so völlig steril ist. Hinsichtlich Auflösung muss er sich nicht hinter der dem mehr als dreimal so teuren Konkurrenten unbedingt verstecken. Dafür kann er Becken und Triangeln besser darstellen. Diese werden beim Shure etwas zu zischelig dargestellt. Bei Klassik könnte ich jetzt nicht sagen, welcher der beiden Hörer besser ist, da sie zu unterschiedlich klingen.
Ich komme aber noch einmal auf Jungle zurück, speziell auf den Track Accelerate, der mit bereits erwähntem Basketballspiel im Hintergrund daher kommt. Und hier wird es ganz eindeutig: Während ich mit dem KSE dieses ganz mühelos wahrnehmen und verfolgen kann, wirkt es mit dem Rapture im direkten Vergleich wie ein mittelmäßig eingepflegtes Sample. Auflösung geht also mehr als klar an den Shure. Deutlicher als ich es mir vor 3 Minuten eingestanden hätte. Und je mehr verschiedene Genres ich vergleiche desto deutlicher werden die Unterschiede abseits des Frequenzganges. Hier wäre es wirklich einmal interessant, den KSE mittels EQ auf den gleichen Frequenzgang zu bringen (oder umgekehrt). Wobei ich keinen Grund dafür sehe, dass sich der Shure in irgendeiner Disziplin dem FA unterordnen würde. Meine Hoffnung, mit dem Rapture im Endgame angekommen zu sein ist also dahin, wurde geradezu vernichtet. Ohne Direktvergleich, wäre mir dies allerdings nicht unbedingt aufgefallen und bei dem Preisunterschied nehme ich das auch gerne hin. Trotzdem bin ich ehrlich überrascht, wie viel „mehr“ doch noch geht. Wenn ich nur daran denke, dass ich vor 6 Monaten noch der Meinung war, dass es über 200€ eigentlich nicht mehr besser sondern nur noch anders geht, bin ich jetzt tatsächlich baff.

Kommen wir zur endgültigen Beurteilung:
Der KSE1200 ist HighEnd wie aus dem Bilderbuch: Alles, hinsichtlich der reinen Wiedergabe, ist perfekt. Die tonale Abstimmung ist sicher Geschmacksache und muss ggf. mittels Tips oder EQ angepasst werden. Aber was die Auflösung, Separation und räumliche Darstellung angeht, leistet er sich keinen Makel und legt die Latte mächtig hoch.
Ob dafür nun wirklich dieser eigentlich völlig übertriebene technische Aufwand notwendig ist um dieses für den Großteil der Verbraucher bisschen mehr an rationellem Mehrwert für das Musik Hören an sich zu bieten, kann ich nicht beurteilen. Dafür fehlen mir einfach noch ein paar Referenzen aus dem HighEnd-Bereich.
Das Ganze für einen Preis, der als obere Fahnenstange zu bezeichnen ist und nicht jedem gegenüber mit Vorteilen hinsichtlich der Reproduktion von Klangkonserven zu argumentieren sein dürfte. Eher mit Prestige und der speziellen Technik. Und dahingehend enttäuscht er auch nicht. Sicher, im Versorgungsteil hätte man noch locker einen DAC, vielleicht sogar mit EQ unterbringen können…ach ne das wäre ja dann der KSE1500, der im Übrigen noch mal 1.100€ UVP mehr verlangt.
Ich habe es die ganze Zeit versucht zu umschiffen aber ich muss das mal los werden:
Für UVP 3.159€ bekommt man dann einen superguten IEM, den notwendigen KHV mit einem integrierten USB-DAC und einem 4 Band PEQ, der für einige bei dem Hörer unverzichtbar sein dürfte. Man könnte jetzt vortrefflich diskutieren, ob es noch zeitgemäß ist, lediglich 4 Bänder anzubieten, im Jahr 2021 kein USB-C zu verbauen und auf eine Anbindung via Bluetooth (und sei es nur für die Programmierung des EQ) zu verzichten. Das würde für mich aber kaum Sinn ergeben, da ich eben nicht die Zielgruppe bin und einen anderen Anspruch mit anderen Schwerpunkten habe. Auch wenn es sich vielleicht so liest, ich verurteile den Hörer nicht und maße mir nicht an zu beurteilen ob er überteuert ist. Mir geht nur durch den Kopf, dass ich für den aufgerufenen Preis durchaus einen sehr guten Custom IEM bekomme…und einen RME ADI2 DAC. Ob das dann auf das gleiche Level kommt weiß ich nicht, aber für mich wäre diese Kombination zumindest im Moment die attraktivere.


Bonus SE846:

Compare

Ich hatte den KSE1200 so lange im Ohr, dass ich mit dem größten SE eigentlich zu wenig Zeit verbracht habe. Darum halte ich mich hier so kurz wie nötig und so lang wie möglich. Von der physischen Aufmachung gefällt mir das pragmatische Auftreten des 846 mehr an. Das Kabel ist mir zwar auch bei diesem einen Hauch zu starr, aber nicht unverträglich. Die Gehäuse machen auf mich einen hochwertigeren Eindruck als beim KSE, wofür auch die Farbe verantwortlich gemacht werden kann. Aber auch von der Haptik fühlt sich der SE einfach „wertiger“ an. Hinzu kommt, dass man wie beim Aonic5 auch beim SE846 die Schallröhrchen austauschen kann um den Hochton leicht anzupassen. Ich habe dies nicht ausprobiert, gehe aber davon aus, dass es sich ähnlich auswirkt, wie beim Aonic5.
Die Grundabstimmung ist dem des KSE nicht unähnlich, zumindest was die Mitten angeht. Die Höhen fand ich gar nicht so zurückgenommen, kann aber sein, dass ich die „hellen“ Schallröhrchen drauf hatte. Der Bass ist aber das Hauptaugenmerk des SE. Dieser ist stärker betont als beim Rapture, aber genauso punktgenau. Für mich ist der aktuelle 8er die konsequente Erweiterung seines kleinen Bruders aus der Aonic Reihe, weckt bei mir allerdings keine Kaufgelüste aus.
Weder Bühne, noch Auflösung oder Separation konnten mich jetzt überzeugen. Das ist aber freilich kaum möglich, nachdem ich jetzt 4 Tage den KSE gehört habe und es wäre sehr verwunderlich, wenn ich hier jetzt zu begeistern gewesen wäre. Dafür fehlen mir einfach ein paar Tage Abstand.

Compare2

Es war mir ein Fest, wieder einmal durch solch eine Rundreise in den Genuss kommen zu dürfen, Kopfhörer aus einer Preisklasse zu erleben die wohl noch ein paar Jahre nicht in meiner Reichweite liegen. Darum bedanke ich mich sehr für die Organisation und auch das Vertrauen, dass Shure dem Forum hier entgegenbringt, wir reden hier immerhin von einem UVP Warenwert von über 3k€, die hier durch ein paar Hände geschickt werden, während sich deren Namen und Adressen für Shure hinter anonymen Avataren verbergen. Danke für diesen Vertrauensvorschuss.
RunWithOne
Inventar
#9 erstellt: 19. Apr 2021, 18:00
Zuerst möchte ich mich bei den beiden Organisatoren der Rundreise für ihr Engagement bedanken. Gerade ein System wie das KSE bekommt man nicht jeden Tag zum Hören.
Kurz zur mir und meinen musikalischen Vorlieben, um das Nachfolgende besser einordnen zu können. Ich bin nicht mehr ganz jung, kaufe mir aber (frei nach Udo Lindenberg) für meine Rente noch keine schönen Medikamente. Da ich noch einige Jährchen arbeiten muss. Über die Jahrzehnte hat sich viel Musik angesammelt, in der Regel Rock bis Metal vieler Stilrichtungen. Ich gehöre nicht zu den analytischen Hörern, welche vergleichen ob das Glöckchen im Song X der Band Y an der Stelle 1:53min besser klingt oder weiter links im Raum steht. Eine stressfreie, nicht nervende Tonalität ist mir wichtiger als eine sehr guten Bühne. Trotzdem habe ich nichts gegen eine sehr gute Bühne oder ein starkes Imaging einzuwenden.

KSE1200 und SE846

Lieferumfang (5/5)
Prinzipiell möchte ich hier nichts wiederholen, was bereits oben zu lesen ist. Dem Lieferumfang halte ich für absolut vorbildlich. Ebenso die Art der Umverpackung, welche ich bei den Aonic Modelle noch bemängelt hatte.

KSE 1200

Handling/Haptik (4/5)
Sowohl mit den Silikontipps wie auch mit dem Foams kann ich einen sehr guten Seal erreichen. Die Gehäuse verschwinden fast vollständig in den Ohrmuscheln. Leider sie drücken bei längeren Hörsitzungen doch unangenehm in den Ohren. Hierfür einen Punkt Abzug. Das Kabel lässt sich sehr gut über die Ohren führen. Ich habe nichts anderes erwartet. Beide Gehäuse sind durch farbige Punkte für links und rechts codiert und erleichtern die Erkennung. Leider kann man beim KSE die Abstimmung nicht durch verschiedene Schallröhren anpassen. Möglicherweise ist dies der Sicherheit auf Grund der technischen Ausführung geschuldet.
Höreindruck (4/5)
Der wichtigste Teil für jeden Musikfreund ist natürlich der Klang. Zuerst habe ich über meine DAPs gehört. Mein Smartphone besitzt leider keinen Audioausgang mehr. Die Grundabstimmung des Systems entspricht wirklich nicht meinen Präferenzen. Die beiden enormen Peaks sind nichts für meine Ohren bzw. die von mir bevorzugte Musik. Trotzdem erkenne ich die sehr gute Leistung des Systems an. Musik wird sehr sauber und völlig verzerrungsfrei wiedergegeben. Die Instrumente sind klar umrissen. Alles kommt trocken und trotz der Peaks nicht nervig. Das ist wirklich hervorragendes Audio. Auch die Höhen haben sich keinesfalls in meine Ohren gebohrt, was ich anfangs befürchtet hatte. Aber nachdem der Wow-Effekt vorüber ist, setzt doch recht schnell die Ernüchterung ein. Es klingt für mich dann doch zu dünn und wenig mitreißend bzw. emotional. Am 2. Abend habe ich am PC (massiv) über EQ APO eingegriffen und meinen SMSL2 M200 als Quelle verwendet. Das war dann absolute Klasse und wirklicher Musikgenuss. Aber mit einem mobilen Gerät ist der EQ Eingriff so kaum zu realisieren. Zu den EQ-Einstellungen wurde oben schon ausreichend geschrieben. Ich habe nichts Neues hinzuzufügen und möchte niemanden mit Wiederholungen langweilen.
Offensichtlich gewöhnt sich das Gehirn doch recht schnell an den „neuen“ Sound. Selbst am DAP klang es dann mit EQ recht annehmbar. Erst als ich auf einen meiner Stammkopfhörer zurückgegangen bin, bemerkte ich wie groß der Unterschied in der Grundtonalität doch ist. Vergleichsweise habe ich unter anderem der IMR Opus Mia (Elektrostat-Hybrid) gehört, da er technisch in eine ähnliche Richtung geht. Der OM bringt den Vorteil vieler variabler Abstimmungsmöglichkeiten mit, da hier Düsen (Bass) und Filter (Höhen) getauscht werden können. Am Ende sehe ich für mich den OM vorn, auch wegen dem problemlosen Handling (kein Speiseteil nötig). Er spielt mitreißend und trotzdem sehr sauber, ohne das Niveau des KSE1200 komplett zu erreichen. Auf Grund der für mich persönlich problematischen Grundabstimmung, ziehe ich einen Punkt ab.


SE846

Handling/Haptik (4/5)
Grundsätzlich gilt hier das zum KSE1200 geschriebene (wiederum 1 Punkt Abzug). Sowohl mit den Silikontipps wie auch mit dem Foams kann ich einen sehr guten Seal erreichen. Die Gehäuse sind etwas voluminöser als beim KSE System. Sie passen aber noch sehr gut in meine Ohrenmuscheln, um auch mal gemütlich auf der Seite zu liegen. Zusätzlich liegen 2 weitere Schallröhrchen bei. Ich habe mich letztlich für die wärmere blaue Option (-2,5 dB in den Höhen) entschieden.

Höreindruck (5/5)

Der 846 spielt ebenfalls sehr präzise und Detailtreu ohne das Niveau des KSE1200 zu erreichen. Die Abstimmung ist deutlich linearer. Für mich ist sie spektakulär unspektakulär. Ich habe 2 Abende damit Entspannung Musik gehört und erst geendet als der Akku meines DAP leer gesaugt war. Es gibt keine nervigen Überbetonungen oder große Frequenzlöcher. Er ist kein emotionaler Hörer, sondern sehr ehrlich. Mit dem EQ habe ich ein wenig nachgeholfen (Bass und Wärme), das war es dann aber auch schon. Wenn er im Bass etwas mehr zulangen würde. Wäre er wirklich ein Kandidat für mich.

Bluetooth Kabel (1/5)
Das BT-Kabel empfinde ich leider als schlecht. Einerseits im das Kabel fürs Handling zu lang und schlabbert umher, andererseits verschlechtert sich das Gehörte (Klarheit/Details) enorm. Es klingt verwaschen. Ich habe damit nicht lange gehört.
liesbeth
Inventar
#10 erstellt: 29. Apr 2021, 10:45
Vorab vielen Dank an Shure und die Organisatoren der Rundreise. Ich werde mich in meinem Review auf den KSE 1200 beschränken, nach meinem Verständnis war der 846 eher als Zusatz zu sehen und ich vermute auch mal, dass er bald ein Refresh bekommt. Leider sind alle meine gemachten Bilder abhanden gekommen, was schade ist, weil ich gerne einige Punkte bildlich verdeutlicht hätte.

Lieferumfang und Verarbeitung
Beim KSE 1200 handelt es sich um ein System bestehend aus einem Speiseteil und eigentlichen Inear. In der wirklich schönen Verpackung befindet sich zu dem noch umfangreiches Zubehör, inkl diversen Tipps und den üblichen Aufbewahrungsboxen und Reinigungswerkzeug.
Das Speiseteil ist tadellos aus Metall verarbeitet und macht durch sein recht beachtliches Gewicht einen sehr wertigen Eindruck. Die Größe entspricht etwa einer Schachtel Zigaretten, wobei natürlich erfreulicherweise keiner mehr raucht und daher niemand weiß wie groß eine Schachtel Zigaretten ist, also sagen wir mal so etwa 2/3 einer Packung Taschentücher, nur breiter… also es ist durchaus mobil…
Der gute Eindruck der Verarbeitung des Speiseteils setzt sich bei den Inears nur bedingt weiter fort. Zuerst fällt das recht dicke und wenig flexible Kabel auf. Ich fand es noch ok, ich kenne aber einige, de das Kabel massiv stören würde. Der eigentliche Inear besteht aus einer „Treiberkapsel“ die von einem durchsichtigen Kunststoff umgeben ist. Das wirkt leider nicht sonderlich hochwertig. Wenn man die Gehäuse der Konkurrenz anschaut, machen da auch wesentlich günstigere Hörer einen wesentlich hochwertigeren Eindruck. Die Shure sind aber angenehm zu tragen und wirken jetzt auch nicht empfindlich.

Klang
Der Shure ist schon eine Weile auf dem Markt, daher konnte ich auch nicht ganz unvoreingenommen an den Hörer heran gehen. Ich hatte schon gelesen, dass die gewählte Abstimmung nicht so ganz Mainstream sei. Dies bestätigt sich auch recht schnell und der Shure klingt beim ersten reinhören anders als ich es von meinen anderen Inears gewöhnt bin. Die Senke in den oberen Mitten bis in die unteren Höhen lässt sich ganz gut heraushören. Der KSE spricht sehr gut auf einen EQ an, so dass man sich den Klang auch noch gut anpassen kann. Der Treiber ist so gut, dass er fast alles mitmacht. Ich finde die Werksabstimmung aber gar nicht mal uninteressant sorgt sie doch für eine sehr hohe Detailwiedergabe und zugleich dennoch ein eher relaxtes Klangbild.
Dazu kommt das Prunkstück des Hörers, die Bühne. Die Bühnendarstellung hat für meine Ohren so gut wie bei keinem anderen Inear funktioniert. Die einzelnen Instrumente werden klar separiert im Raum gestaffelt und klingen wunderbar klar und durchhörbar. Gerade bei Livemusik macht mir der Shure richtig viel Spaß.
Ob einem das alles der doch ganz erhebliche Preis wert ist, muss dann wie immer jeder für sich selbst entscheiden. Nach dem testen kann ich auf jeden Fall nachvollziehen, dass der KSE Fans hat.
Luximage
Stammgast
#11 erstellt: 24. Mai 2021, 22:12
Meine Gedanken zum Shure SE846 und zum KSE 1200.


Vielleicht muss ich etwas ausholen, denn mit einem durch Messkurven und Frequenztabellen unterstützten Bericht kann ich euch leider nicht dienen.
Bin einfach eher ein Vollblut Amateur, der auch im Physikunterricht damals in der Schule leider wohl nicht immer richtig aufgepasst hatte.
Ich lese die Diagramme hier allerdings auch gerne aber so ganz meine Welt ist das wohl eher nicht.
Die begründet sich eher im entspannten und sehr intensiven Musikhören. Fast jeden Abend über meine Over Ear Kopfhörer, die ich über einen IFI Zen Dac von meinem IPad Pro mit Qobuz Hires Files bespiele. Dann läuft viel Jazz, Elektro, Klassik aber auch manchmal einfach feine laute Spaßmusik.

Als letztes, bevor ich einsteige. Ich hab noch nie einen In Ear aus einer derartigen Preisklasse wie den KSE 1200 gehört. Oriveti OH 500 und Stagediver waren meine bisherigen Highlights, als mich vor zwei Jahren ein blöder Tinnitus erwischt hatte. Aus lauter Frust hab ich damals fast alle meine Lieblinge verkauft, bis mir ein Ohrenarzt nach einem für mich sehr positiven Hörtest dringend empfahl, doch bitte wieder Musik zu hören. Mit guten Kopfhörern.
Seitdem bin ich wieder dabei und versuche jeden Abend dem blöden Pfeifen im Ohr ein Schnippchen zu schlagen, was auch meist sehr gut funktioniert.
Musik höre ich aber heute mit Over Ears von Focal und Denon. Das passt. Mobil reichen mir meine AirPods Pro. Für draußen ist mir das gut genug.

Jetzt aber zu den Shures, auf die ich mit großer Spannung gewartet habe.
Ganz kurz, weil ich ihn auch gleich wieder eingepackt hatte, fällt meine Kritik zum “kleinen” SE846 ziemlich knapp aus.
Irgendwie hatte ich mit ihm auch keinen richtig passenden Seal hinbekommen. Erst mit aufgesetzten Foams von Inairs passte es bei mir dann wirklich gut. Aber auch damit fand ich den 846 eher etwas unspektakulär und nicht wirklich emotional, was nicht heißen soll, dass er mir klanglich nicht gefällt.
Der 1200er hatte mich dann aber doch so gereizt, dass ich den 846 nach zwei Stunden wieder eingepackt habe. Insgesamt ein toller In Ear, den ich allerdings auch bezogen auf den Kaufpreis nicht wirklich über meinem alten Oriveti OH-500 oder einem Campfire Audio Vega sehe.


Dann der KSE 1200:
Der hat mir vom ersten Moment an richtig gut gefallen. Super klar und mitten drin im Geschehen. Dabei wirklich auch extrem detailreich. “Blackened Cities” von Melanie De Biasio ist eine absolute Referenzaufnahme für den KSE 1200. Aber auch historische Aufnahmen wissen damit zu begeistern. So ist zum Beispiel jede einzelne Klappe von Coltranes Tenorsax zu spüren. Wow. Selbst die leider nur über YouTube zu hörende Aufnahme von Max Bruchs ersten Violinkonzert mit dem Frankfurter Rundfunkorchester und Hilary Hahn an der Violine hat mich absolut begeistert. Aber auch Stimmen wie die von Sophie Hunger kommen so rüber, dass man sehr wohl spürt, wenn dem Toningenieur eine tolle Aufnahme gelungen ist.
Für mich der einzige Wermuts Tropfen ist allerdings der dann doch eher schnell abfallende Bass. Das kickt nicht so trocken und tief wie ich es mir gerade auch bei dem aufgerufenen Preis wünschen würde. Bei einer meiner Lieblingsstücke vom Esbjörn Svensson Trio fehlt mir einfach etwas der Punch und letztendlich auch ein wenig der Spaß. Aber als Spaß IEM wird der KSE 1200 ja schließlich auch nicht angepriesen.

Trotzdem. Für mich als begeisterten Over Ear Liebhaber war es ein wirkliches Erlebnis, den Elektrostaten von Shure hören zu dürfen. Gerade bei Klassik und Vocals hat er mich sehr überzeugen können. Vielen Dank noch mal an dieser Stelle bei Shure und den Organisatoren der Rundreise.
Wäre der KSE 1200 denn etwas für mich?

Diese Frage kann ich ziemlich sicher mit nein beantworten.

Daheim auf dem Sofa mag ich am Ende dann doch lieber mit meinen Focal Clear hören und für unterwegs ist mir der Umstand mit den ganzen Kabeln und dem zusätzlich benötigten Verstärker dann doch einfach zu viel des Guten bei all den Umgebungsgeräuschen. Da reichen mir die AirPods Pro dann doch fast noch aus.( Bitte jetzt nicht kreuzigen, ich weiß, dass dieser Vergleich absolut hinkt)

Alles in allem aber wieder einmal eine tolle Rundreise, die mir bestimmt in sehr guter Erinnerung bleiben wird.

PS.
Ich hab so eine Art Musik Referenzliste, wenn ich neue Kopfhörer zum Vergleich höre.
10 Songs sind über die Jahre zu “meinen” Referenzstücken geworden. Auch bei den Shures.
Für diejenigen, die es interessiert:

Björk mit Black Lake
Melody Gardot mit Baby I’m a Fool
HVOB mit Torrid Soul
Sophie Hunger mit My oh My
Esbjörn Svensson Trio mit Eighthundred Streets by Feet
Bugge Wesseltoft mit Wy
Max Richter mit On the Nature of Daylight
Melanie De Biasio mit Blackened Cities
John Coltrane mit My Favorite Things
Hilary Hahn mit Mozarts Sonate für Klavier and Violine in E Minor
user712
Stammgast
#12 erstellt: 25. Mai 2021, 22:02
Ich bin erstaunt über die negativen Aussagen zum Bass (kam jetzt schon mehrfach bei dieser Rundreise). Ich besitze den Kse 1200 schon mehr als 2 Jahre. Gerade der Bass ist absolut trocken und tief, körperlicher als beim SE846 (den ich auch besitze). Ich kann nur vermuten, dass hier in der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit nicht die optimal passenden Aufsätze gefunden wurden. Ich fühle den Bass regelrecht körperlich bei bestimmten Aufnahmen im Rücken. Das schafft kein Overear. Ich bin auch dankbar, dass das Thema Frequenzgangloch bei der Rundreise thematisiert wurde. Dadurch bin ich auf diese Problematik aufmerksam geworden und habe auch den PEQ aktiviert womit jetzt noch ein entspannteres Hören ermöglicht wird. Den Bass verändere ich aber nicht. Schade, dass der Kse 1200 nicht mehr Zuspruch gefunden hat.
Allgemeiner68er
Inventar
#13 erstellt: 01. Jun 2021, 19:17

baalmeph (Beitrag #6) schrieb:
Dann ging es aber los mit den oratory1990 EQ settings. Erst einmal den HD800 darauf getrimmt, er soll weiter die Referenz darstellen.
Da merkt man beim ersten Hören aber gleich, das der Treiber das nur bedingt mitmacht. Auflösung und Schnelligkeit gehen hörbar etwas verloren.
Im Vergleich dazu ist dem KSE1200 nichts anzumerken. Der löst, obwohl deutlich stärke EQ Eingriffe nötig sind, weiterhin so unglaublich gut auf und Bingo, tonal gibt’s nichts mehr zu meckern.

Nachdem ich dein Review gelesen hatte, hab ich auch mal mit den Harman / Oratory Settings rumgespielt. Allerdings nur mit dem SE846. Wollte einfach mal hören, was es damit auf sich hat. Also gesagt getan...Parallels Desktop installiert (wollte ich schon seit Monaten machen seit dem Update auf Big Sur), Windows 10, ApoEQ und foobar2000 installiert und los gehts...
Mein erster Gedanke ist, was ist das? Das gesamte Klangbild war dumpf, matschig, wenig auflösend. ich denk, das kann doch nicht sein. Alle Einstellungen nochmal überprüft! Ne, alles richtig.
Und dann hab ich mir mal die Oratory Settings im einzelnen mal angeschaut.

Oratory Settings SE846

Also, den gesamten Bassbereich ab 185Hz abwärts um 2,5db anzuheben, ist schon ziemlich heftig. Der SE ist ja schon ab Werk (blaue Filter) alles andere als neutral und dann noch...
...ne, die Bassanhebung rausgenommen, dann wurde es schon besser. Aber der Mittelton war immernoch verwaschen und wenig auflösend. Wieder auf Original umgeschaltet und schon war er wieder da, der geniale Mittelton, den ich so liebe. Hab dann nochmal die Harman Settings ausprobiert.

Harman Settings SE846

Doch auch hier hörte sich alles sehr merkwürdig an. Diese Einstellungen sind schon etwas anders als die Oratory. Obwohl beide für die blauen Filter gelten sollen. Die Bassanhebung unterhalb 60Hz ist auch hörbar, besonders mit Spinfit oder anderen Silikon-Tips. Alles wirkt etwas aufgedickt. Der Mittelton ist genauso matschig, wie bei den Oratory Settings. Der leichte Höhenpeak bei 8kHz, den der SE im original hat, ist auch weg. Den braucht man aber als Gegenpart zum Bass. Sonst ist alles dumpf.

Diese ganze Rumspielerei hab ich ca. 3 Wochen durgehalten und immer wieder rumprobiert. Danach hatte ich die Schnauze voll und bin wieder zum Original zurückgegangen.
Fazit für mich: Das ist nix für mich!
baalmeph
Inventar
#14 erstellt: 07. Jun 2021, 08:01
Habe deinen Beitrag jetzt gerade erst gesehen, finde deine Erfahrungen ganz interessant, vermute aber das du da einem bekannten Problem begegnet bist.
Soweit ich mich erinnere, hieß es früher mal, das Multi-BA Inears mit Frequenzweichen, ganz schlecht auf EQ ansprechen und daher nicht für große und breitbandige Anpassungen geeignet sind. Evtl trügt mich die Erinnerung und evtl trifft das auf aktuelle Modelle auch gar nicht mehr zu. Der SE846 ist aber doch eher ein alter Recke.
Ich selbst habe mit EQ bei Multi-BAs aber noch keinerlei Erfahrungen gemacht und hatte das Thema In-Ear seit Jahren für mich ad acta gelegt.
Dank dem Test hier war ich aber wieder angefixt, weshalb hier nun ein Monarch zugegen ist. Da habe ich aber noch keine EQ-Versuche gefahren.

Die oratory Settings habe ich bisher, tatsächlich nur damals und erstmalig für den Test, auf meinem HD800 und dem KSE1200 angewendet. Das war bei der Grundabstimmung des KSE1200 für eine Bewertung einfach sinnvoll.
Beim HD800 habe ich ja auch schon geschrieben, dass der das EQing nicht so gut hinnimmt. Das sind in Summe einfach einfach zu starke Eingriffe.
Ich höre meinen HD800 komplett ohne EQ. Der hat aber einen French-Mod und ist daher mehr oder weniger ein HD800S. Vor dem French-Mod hatte ich mir da aber einen Höhenpunkt mit EQ dezimiert. Das sollte auch bei einem Multi-BA noch ganz gut funktionieren.

Der KSE1200 hat die oratory Settings damals aber wunderbar angenommen. Da meine ich zwar auch etwas Auflösungsverlust in den Mitten bemerkt zu haben. Aber das war bei der enormen Auflösung die das Teil hat, kaum relevant.

Ich würde die oratory Settings an deiner Stelle noch nicht abschreiben. Mit dem richtigen Hörer kann das durchaus richtig Spaß bringen.
Und wenn man ehrlich ist, ist das für die meisten KH eh nicht mehr als spaßige Spielerei. Die heftigen breitbandigen EQ Eingriffe, machen bei den wenigsten Gerätschaften Sinn. Wenn aber technische Basis und Frequenzgang eh schon fast passen, kann man damit schon etwas rausholen.


[Beitrag von baalmeph am 07. Jun 2021, 08:03 bearbeitet]
Allgemeiner68er
Inventar
#15 erstellt: 07. Jun 2021, 15:19

Die heftigen breitbandigen EQ Eingriffe, machen bei den wenigsten Gerätschaften Sinn. Wenn aber technische Basis und Frequenzgang eh schon fast passen, kann man damit schon etwas rausholen.

Da geb ich dir recht.
Im Falle des SE sind es aber die relativ schmalbandigen Eingriffe bei 2450 kHz (-7,7db) und gleich daneben bei 3080 kHz wieder 10,3 db rauf. Vielleicht können die Techniker hier mal was dazu schreiben. Treten da keine Phasendrehungen oder sowas auf Ich glaub nich, daß das gesund ist
Pd-XIII
Inventar
#16 erstellt: 08. Jun 2021, 05:53
Weiß nicht, ob das unbedingt was mit dem SE zu tun hat. In dem Bereich ist ja untere Eigenresonanz des Gehörganges zu finden (2-3kHz; zweite bei 6-8kHz). Zumindest der Eingriff bei 2450Hz könnte darauf zurückzuführen sein. Da sind 10 db auch schnell mal notwendig. Mit welchem Q greifst du denn ein?
Allgemeiner68er
Inventar
#17 erstellt: 08. Jun 2021, 07:48
0,8
baalmeph
Inventar
#18 erstellt: 08. Jun 2021, 10:23
Ich meine, gestern habe ich mit Spekulation zurück gehalten, das es problematisch wird wenn du mit dem EQ in einem Bereich ansetzt wo die Frequenzweiche auf verschiedene BAs trennt. Aber technisch verstehe ich davon zu wenig und meine Erinnerung kann mich täuschen.
Bow_Wazoo_1
Inventar
#19 erstellt: 28. Jun 2021, 07:33

Bow_Wazoo_1 (Beitrag #3) schrieb:
Mein Eindruck.

Die tonale Abstimmung vom Werk aus, würde ich schon als gruselig bezeichnen.
Guckt euch mal dieses Loch bei 2-7khz an. Zudem der Peak bei 8khz.

Screenshot_20210309-075446_Gallery


Nach Oratorys EQ Werten eingestellt, ist von dem Spuk nichts mehr übrig.

An sich bin ich begeistert, jedoch bereitet mir der Hochtonbereich zunehmend Sorgen...


Ich muss meinen Beitrag unbedingt ergänzen.
Denn vor wenigen Tagen ist mir bewusst geworden, das Oratorys, bei In-Ears, gerne mal daneben liegt.
Während Crinacle Volltreffer landet.

Ich bin überzeugt, dass es sinnvoll ist Crinacles EQ-Settings zu testen

https://github.com/j...19v2/Shure%20KSE1200

So würde ich dem KSE 1200 gerne nochmal eine Chance geben, und an der Rundreise teilnehmen.
Ich hoffe dass der Threadersteller der richtige Ansprechpartner ist.
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