Review - K's Earphone LBBS Earbud (vs. Chu/Timeless/Mest)

Obwohl ich nach dem Kauf des Mests zu 95% mit dem Thema IEMs durch bin, habe ich immer wieder darüber gelesen, wie Earbuds die geheimen Preis/Leistungs Champs sind. Irgendwann hat mich meine Neugierde überwältigt und ich habe den sehr gut gereviewten K's Earphone LBBS für rund 50 Euro aus China bestellt, um zu sehen was dran ist. Das soll hier ein kurzer Review werden, nachdem ich ihn mehrere Tage gehört habe und eben rund eine Stunde mit meinen anderen IEMs verglichen habe. Wie immer ist alles was ich sage subjektiv und deine Ohren hören anders.

Hier das Lineup:


Unboxing und Qualität
Die LBBS kommen in einer dem Preis angemessenen Box inkl. Zubehör, welches mehrere Foams in verschiedenen Formen und Farben, optionale Gummi Earhooks und einen Stoffbeutel zur Aufbewahrung umfasst. Die Pappe der Box erinnert stellenweise an dickes Papier, so dass man hier Vorsicht walten lassen muss, um nicht aus versehen etwas einzureißen, allerdings erinnert mich das auch gleichzeitig an die Verpackung des rund 10 mal teureren Moondrop Variations. Das Gehäuse der LBBS wirkt solide und das Kabel hochwertig. Flexibel, leicht und optisch dezent gehalten. Einzigstes Manko ist wohl, dass das Kabel fest verdrahtet ist, wobei ich nicht weiß wie andere Earbuds das regeln.

How-to Earbud
Mein Ersteindruck war sehr ernüchternd, was aber nicht am LBBS lag, sondern eher wie ich ihn eingesetzt habe. Ich habe sie so eingesetzt, dass das Kabel vom Ohr aus senkrecht nach unten fällt, was bewirkt hat, dass der Earbud die Musik eher in meine Ohrmuschel, statt meinen Gehörgang gefeuert hat. Wenn man jedoch den Earbud so einsetzt, dass das Kabel im 45 Grad Winkel nach vorne zeigt oder sogar horizontal nach vorne, fällt der Earbud in eine wesentlich vorteilhaftere Position in der Ohrmuschel, so dass sich mir die wahre Fähigkeit des LBBS offenbaren konnte. Ferner musste ich erst mit den Foams rumprobieren, bevor ich zu einem guten Ergebnis gekommen bin: Die Foams, die den Treiber komplett verdecken, lassen den Klang wesentlich wärmer werden, keine Foams klingen sehr analytisch, allerdings auch bassarm und die Donut Foams, geben zwar einen besseren Seal und geben einem damit guten Bass, ohne den Treiber komplett zu verdecken. Ich bin somit bei den letzteren geblieben.

Fit und Komfort
Einmal richtig eingesetzt (was einfach geht, wenn man weiß wie) finde ich die Earbuds sehr komfortabel. Das Gehäuse ist recht klein und leicht und stört auch nicht, wenn man sich damit auf ein Kissen legt. Was allerdings durchaus ein Problem für mich darstellt, ist dass sie halt sehr locker sitzen und bei Bewegung schnell verrücken. Es besteht zwar nie die Gefahr, dass sie rausfallen, allerdings wird dadurch schnell der Sound beeinflusst. Fazit: Wenn man still sitzt oder nichts in seine Ohren schieben will, dann sind Earbuds eine echte Alternative zu IEMs, allerdings bevorzuge ich trotzdem den sichereren Sitz der IEMs, auch wenn es etwas mehr drücken sollte.

Sound
Was mich wohl am meisten überrascht hat, ist wie gut der Bass von Earbuds sein kann. Wenn ich es richtig verstehe ist LBBS nicht einmal ein Basshead Earbud. Die Donut Foams erzeugen eine Art Semi-Seal, der nicht vergleichbar mit dem Seal von IEMs ist, aber was Bass angeht gibt mir der LBBS was ich mit Openback Headphones wie dem DT990Pro oder Hifiman XS Edition vermisst habe. Auch klingt der LBBS luftiger als viele IEMs die ich bisher gehört habe. Was Höhen und Luftigkeit angeht, schlägt er bspw. den Moondrop Blessing 2 ganz locker (was aber auch nicht schwer ist). Was mir nicht gut gefallen hat, ist allerdings die Wiedergabe von Stimmen, obwohl genau dieser Punkt von anderen Reviews oft gelobt wird. Für mich sind Stimmen zu sehr im Hintergrund und die oberen Mitten klingen mir generell zu warm. Technisch macht er auch einen guten Eindruck. Ich denke Single DD IEMs nehmen sich alle nicht viel, aber was Auflösung angeht sehe ich ihn eher mit dem Treiber des IE600 in einer Liga als mit dem des Chus (wobei ich a) keinen IE600 zum Vergleich hier habe und b) der IE600 durch die analytischere Abstimmung natürlich auflösender rüberkommt). Der Aspekt, wo sich der LBBS am meisten von seinen Kontrahenten absetzen kann ist in der Bühne. Auch wenn mir Bühne generell egal ist, sehe ich ihn hier in einer ganz eigenen Klasse. Fazit: Ich verstehe, warum manche sagen, dass Earbuds Geheimtips im Bereich Preisleistung sind. Technisch ist der LBBS absolut sein Geld wert und hat mit der großen Bühne ein Ass im Ärmel. Die Abstimmung gefällt mir persönlich allerdings nicht. Es reicht allerdings auch schon ein einzelner Peak EQ Filter, um das Problem zu lösen und dann gefällt mir der LBBS wirklich gut.

Vergleich mit dem Chu:
Ich denke der LBBS ist dem Chu technisch überlegen, was allerdings kein großer Sieg sein sollte, wenn man bedenkt, dass der Chu nur die Hälfte kostet. Der LBBS schlägt den Chu in Sachen Bass und in der Auflösung in den Höhen. Die analytische Abstimmung des Chu und Wiedergabe von Stimmen gefällt mir viel besser als beim LBBS, kommt allerdings auch mit einem dünneren Sound einher. Stock würde ich den Chu soundtechnisch bevorzugen, allerdings kommt es hier zum einen aufs Genre an (Orchester Musik gefällt mit dem LBBS besser) und zum anderen reicht wie bereits gesagt ein einzelner Peak EQ Filter, um aus dem LBBS das insgesamt soundtechnisch bessere Gesamtpaket zu machen.

Vergleich mit dem Timeless
Im Wesentlichen verhält sich in meinen Ohren der Timeless wie ein besserer Chu und damit ist auch der Vergleich ähnlich. Lediglich was die Auflösung angeht ist der Timeless vorne und der Tradeoff ist halt: Ein ausgewogenerer, vollerer Sound und besserer Bass mit dem LBBS vs. der Auflösung und dem planartypischen Sound des Timeless. Ich denke für viele wäre auch hier wieder der LBBS das bessere Gesamtpaket, vor allem wenn man ohenhin nicht auf analytischen Sound und den Timeless steht, allerdings macht der Timeless die Dinge besser, die mir persönlich wichtig sind, weshalb ich vermutlich den Timeless den Vorzug geben würde.

Vergleich mit dem Mest Mk2
Der Mest klingt sehr anders als Chu und Timeless und somit fallen auch die Vorteile des LBBS flach im Vergleich. Bass? Der Mest hat den volleren Sound des LBBS gebündelt mit der Auflösung des Timeless (und noch einen Klecks ganz eigener Special Sauce). Stimmwiedergabe? Obwohl Mest in der Hinsicht nicht mein Favorit ist, weiß ich nicht ob ich den LBBS selbst mit EQ besser hinbekomme. Höhen, Luft und Auflösung? Auch hier kann der LBBS nicht mithalten. ABER! Was Bühne angeht, sehe ich den LBBS selbst gegen einen 30mal teuren IEM als Gewinner. Wobei ich dazu sagen muss, dass ich generell kein Bühnen Fetischist bin und das für mich alles andere als ein ausschlaggebender Punkt ist. Wenn ich Bühne will, mach ich Lautsprecher an.

Fazit und wer sollte einen Blick auf den LBBS werfen?
Ich bin generell kein großer Freund von EQ, aber der LBBS lässt sich so simpel durch einen einzelnen Filter aufwerten, dass ich hier das Fazit mit EQ ziehen muss. Und da muss ich sagen, dass mir der LBBS zum Preis von 50 Euro durchaus gut gefällt. Ist es der Preisleistungsbrecher? Für mich nicht, aber ich verstehe, warum er das vielleicht für Leute mit anderem Geschmack sein kann. Werde ich ihn in Zukunft benutzen? Schwer abzuschätzen. Auf der einen Seite gefällt mir zwar der Sound mit EQ tlws. besser als der Timeless, auf der anderen Seite benutze ich selbst den Timeless kaum seitdem der Mest in meinen Besitz übergegangen ist. Den Chu benutze ich dagegen sehr häufig unterwegs, wo allerdings der sicherere Sitz und die bessere Isolation den LBBS ausstechen, selbst wenn er mir soundtechnisch besser gefallen würde. Ich denke also nicht, dass ich den LBBS viel benutzen werde (bei Interesse also einfach eine PM an mich ). Für wen wäre der LBBS eher das richtige? Jemand der keine IEMs mag, jemand der auf einen warmen Sound steht, jemand der sich nicht viel bewegt während er hört, jemand dem Bühne wichtig ist und jemand der auf der Suche nach einem guten Sound ist ohne viel Geld auszugeben könnte seeehr zufrieden mit dem LBBS werden. Leider checke ich keine der 5 Boxen und trotzdem würde ich den LBBS nicht als Enttäuschung einstufen