* Hörtestd diverser hochwertiger KH am MD-Walkman

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Kalani
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 18. Sep 2008, 18:18
Da ich auf der Suche nach einem guten KH für den mobilen Musikgenuß war, habe ich einige Teile am MD-Walkman (Sony MZ-NH600, ein Hi-MD-Walkman) durchprobiert.

Als Musik hatte ich drei MDs dabei. Einmal eine sehr hochwertige Aufnahme klassischer Musik, genauer die Klavierkonzerte Nr. 2, 7 und 8 von Johann Baptist Cramer, gespielt von den London Mozart Players. Das ist die hochwertigste und auch technisch herausragendste Aufnahme meines Musikarchivs. Dann hatte ich noch das absolute Gegenteil mitgenommen. Dynamikkomprimierte Musik diverser Interpreten. Die übelsten Aufnahmen, die bei mir zu finden sind. Viel Baß, kaum Mitten und zischende Höhen. So wie halt heutzutage viele Mainstream-CDs aufgenommen werden. Zum Davonlaufen. Das Graffel höre ich nur zum Sport, wenn ich meine Laufrunden drehe. Ein guter KH zerlegt das Zeug gnadenlos. Und dann noch sehr ruhige Musik von Harold Budd, sehr viel Klavier. Ich spiele selbst Klavier, darum kann ich den Klang mit solchen Aufnahmen gut beurteilen.

Die Lauscher habe ich am MD-Walkman mit abgeschaltetem EQ getestet.

DT880
Kam sehr gut, die Auflösung war super, feine Höhen, sehr gute Mitten. Entlarvt schlechte Aufnahmen gnadenlos. Aber im Baß war die Auflösung nicht so der Bringer. Feine Klangnuancen im Baß wurden schlicht verschluckt. Sehr gute Bühne. Bequem zu tragen, sehr saubere Verarbeitung, da fällt einem deutsche Wertarbeit ein. Leider kein besonderer Wirkungsgrad.

iGrado
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte Kurz: Kann man vergessen, klingt nach Beipackhörer. Ich fand das Ding unbequem zu tragen. Billiges Plastik, der Wirkungsgrad ist brauchbar.

Koss Porta Pro ab 2007
Der 2007er wurde überarbeitet. Bessere Mitten, etwas bessere Höhen, weniger Matsch im Baß. Für den Preis ok. Wenig Bühne, trotz offener Konstruktion. Guter Wirkungsgrad. Tragekomfort ok, aber nach längerer Zeit wird er unbequem. Die Verarbeitung ist besser, als es den Anschein hat. Ich habe einen älteren Porta Pro schon recht lange, verwende ihn beim Sport.

Denon D5000
Oha, nicht schlecht. Löst rundherum hervorragend auf, gute Bühne, man sieht das Orchester regelrecht. Bequemer und guter Sitz. Enttarnt schlechte Aufnahmen sofort. Sehr hoher Wirkungsgrad. Gefällt mir sehr gut. Aber der Preis... Das gibt Ärger mit meinem Finanzminister

Eine Schraube löste ich und eine Hörmuschel fiel ab. Es war der Sicherungslack einer Schraube weg, in einer Minute war alles wieder ok. Am Stecker des Kabels lugte durch die Stoffummantelung der weiße Draht durch. Verarbeitungsqualität?

Bose on-ear headphone
Auch wenn die Meinung über Boses Lauschmuscheln hier schlecht ist - das Ding war die Überraschung schlechthin. Ich wollte ihn zuerst nicht ausprobieren, aber Versuch macht bekanntlich kluch. Das Teil liefert silbrige Höhen, sehr fein aufgelöst und nicht aufdringlich oder nervend. Die Mitten sind etwas verhalten, trotzdem ist die Auflösung überraschend. Sogar die Klappen der Querflöte sind deutlich zu hören. Nicht schlecht, kommt an den Denon gut ran, erreicht ihn aber nicht. Der Baß ist gut konturiert, sattes Fundament. Tiefbaß bis zum Erdmittelpunkt. Klangnuancen im Baß werden sehr gut aufgelöst, sogar besser als beim D5000.

Diese Basis macht neugierig. Also EQ an. Die Mitten leicht angehoben, den Baß leicht gesenkt. Wow, das Ding setzt jetzt zu Höhenflügen an. Das soll ein geschlossener Hörer sein? Das gibt's nicht. Die Auflösung in den Mitten wird extrem analytisch, der Staub auf der Bühne regelrecht sichtbar. Der Baß kann die winzigsten Nuancen abbilden und man hört die allerkleinsten Nebengeräusche des Orchesters. Perfekte Darstellung des Klaviers. Die dynamikkomprimierten Aufnahmen werden regelrecht zerlegt und jedes miese Detail abgebildet. Das kann man sich ja nicht anhören Zum Laufen/Sport nehme ich sowieso einen anderen Hörer, was wohl auch besser ist... Der Wirkungsgrad ist sehr hoch.

Der Bose ist sehr bequem und isoliert ziemlich gut.

Ich habe nun den Bose gekauft. Das ist eine Hörlupe, die jedes Detail abbildet. Schlechte Aufnahmen werden sofort enttarnt. Das Ding ist also nichts für MP3s mit hoher Kompression oder irgendwelches dynamikkomprimiertes Geplärre. Noch nie habe ich mich so schnell an einen KH gewöhnt.

Das Teil hat auch sehr interessante Details. Das Kabel wird am Hörer über eine 3,5er Klinke angesteckt. Mitgeliefert werden zwei Kabel. Einmal 40 cm, wenn man den KH an eine Fernbedienung ansteckt und einmal 110 cm, wenn man etwa an Geräten ohne FB hört. Reicht das Kabel immer noch nicht, kann man die beiden Kabel zusammenstecken. Alles per Standard, also 3,5er Klinke. Der Stecker ist aber sehr klein und fuzzelig. Ich habe ein stoffummanteltes 3,5er Kabel hier, welches ich an den KH angesteckt habe. Es wird auch ein kleines und festes Köfferchen zum KH mitgeliefert, in welchem der Hörer zusammengefaltet mit den Kabeln und der Geräte-FB Platz hat.

Dieser Text handelt nicht die Quit-Comfort ab, sondern dieses Teil:



Grüße

Kalani
Kalani
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 21. Sep 2008, 12:09
Ich habe den Bose nun mit verschiedensten Aufnahmen ausprobiert. Darunter auch eine selbst erstelle Aufnahme mit Naturgeräuschen.

Diese Aufnahme machte ich vor etwa zwei Jahren. Dazu leihte ich mir ein enorm hochwertiges Mikrofon aus, stellte es auf einem Stativ im Wald auf, stöpselte meinen zweiten MD-Walkman dran (MZ-NH700, ein NH600 mit Mikrofonanschluß) und machte eine unkomprimierte Aufnahme.

Diese Aufnahme hörte ich mir nun mit dem Bose an. Um die Illusion komplett zu machen, fehlte bloß noch der Geruch des Waldes... Es war jedes noch so winzige Detail zu hören. Da flog ein Insekt vorbei, in der Ferne hörte man einen Specht, aus der anderen Richtung kam der Ruf eines Tieres, da raschelte es, hier knackte es, dort tropfte irgendwas, etc. Das komplette Klangspektrum, völlig natürlich und extrem räumlich wiedergegeben.

Der on-ear ist sehr schnell und die Verarbeitung ist sehr sauber. Er ist solide verarbeitet und alles ist verschraubt und nicht geklebt oder gar gesteckt. Nichts knirscht, wackelt oder macht sonstwie unangenehm auf sich aufmerksam.

Nun wollte ich wissen, wie es geht, daß ein geschlossener Hörer so eine Räumlichkeit darstellt. Zerlegen wollte ich den Hörer nicht, also habe ich mir das Ding ganz genau angesehen und rumprobiert.

Die Lautsprecher sind nicht zentral angeordnet, sondern unten in der Muschel montiert. Der Schall wird also nicht gradlinig in den Gehörgang abgegeben. Das ist anscheinend sowas wie das S-Logic-System von Ultrasone.

An jeder Hörmuschel gibt es zwei Öffnungen. Einmal ein ganz feines Gitter, auffällig an der Außenseite jeder Muschel. Hält man dieses Gitter mit den Fingern zu, ändert sich der Klang extrem. Die Räumlichkeit ist völlig weg, alles spielt sich zwischen den Ohren ab und wirkt wie ein in-ear. Der Baß wird "mumpfig", die Mitten völlig überzogen und die Höhen spitz. Der Bereich zwischen 200 und 600 Hz ist nahezu völlig weg.

An den Unterseiten der Muscheln befindet sich jeweils eine ganz winzige Öffnung, kleiner als ein Stecknadelkopf. Hält man diese Öffnung zu, ist der Baß fast weg und bloß noch sehr dünn zu hören.

Der on-ear ist ziemlich ausgefuchst konstruiert. In dieser Konstruktion (und wohl einen entsprechend angepaßten Lautsprecher) ist der Grund für die Auflösung und die enorme Räumlichkeit zu finden. Ich habe zwar noch keine Quit-Comfort gehört, aber am on-ear kann es nicht liegen, daß die Bose-Hörer hier so schlecht wegkommen. Entweder passen der MD-Walkman und der KH sehr gut zusammen oder der KH paßt zur Anatomie meiner Ohrmuscheln oder es paßt alles zusammen.

Ich denke, daß man beim Probehören objektiv rangehen muß. Ich habe grundsätzlich keinen KH ausgeschlossen, ging an keinen KH negativ (der muß ja scheiße klingen) oder positiv (der muß ja gut klingen) ran, obwohl ich den D5000 wegen des Preises nie gekauft hätte und den Bose ob den Kritiken hier auch erst mal garnicht probieren wollte, aber doch noch probiert habe. Und zur durchaus auch eigenen Überraschung hat der on-ear das Rennen gemacht.

Grüße

Kalani


[Beitrag von Kalani am 21. Sep 2008, 12:14 bearbeitet]
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